Zitat von railmops im Beitrag #128
die Pünktlichkeitsstatistik, wohl eher Unpünktlichkeitsstatistik, gibt ja leider nur ein noch beschönigtes Bild des ganzen Dilemmas wieder. Ausgefallene oder nicht am Ziel angekommen Züge werden erst gar nicht mitgezählt. Alle Züge werden gleich bewertet. Gerade in der Hauptverkehrszeit sind die meisten Verspätungen zu verzeichnen und die meisten Fahrgäste betroffen. Dieses fällt komplett unter den Tisch. Wenn dieses alles mit eingerechnet würde, wäre die Pünktlichkeit noch weit unter 50%.
Für den Nahverkehr gesprochen: Hier wird nichts beschönigt, die Statistiken werden erstellt auf der Basis der Daten die für die Abrechnung zwischen Betreibern und den Aufgabenträgern.
Dazu ein wenig Hintergrund: Die Pünktlichkeit wird in Sekunden an Zählpunkten, zumeist Bahnhöfe entlang der Strecke gemessen, für das EVU kommt es hier wirklich auf jede Sekunde an, denn anhand einer durchschnittlichen Verspätung wird dann die Pönale berechnet. Die Parameter bspw. monatliche/ jährliche Durchschnittsverspätung und ab wann die Pönale wie greift unterscheiden sich dabei je Verkehrsvertrag (VV). Ausfälle, und dazu (abhängig vom VV) gehören auch hohe Verspätungen, werden hingegen in Zug-km gemessen und entsprechend Pönalisiert. Denn ein Zug kann auch einen Teil der Strecke fahren und dann den Rest ausfallen.
Warum ein ausgefallener Zug damit nicht als Verspätet gilt, hängt auch mit dem Grundsatz zusammen, dass eine Leistung nicht doppelt pönalisiert werden kann.
Wenn du die betroffenen Pendler miteinbeziehen willst in deine Verspätungsrechnung, dann wird das Ergebnis wirklich schlechter sein, denn während der HVZ fahren mehr Züge, höhere Kapa-Klassen und mehr Passagiere und dementsprechend rein statistisch mehr Verspätungen.
Zitat von railmops im Beitrag #128
Im Moment hat es den Anschein, das die Deutsche Bahn mit aller Gewalt zeigen will, das sie nichts, aber auch gar nichts mehr auf die Reihe bekommt.
In der Eisenbahn in Deutschland gibt es viele spannende Jobs - die Kollegen von der DB und suchern wie allen anderen auch. Würde mich freuen, wenn du dich bewirbst.
Zitat von railmops im Beitrag #128
[...]Rahmenverträge für diesen Fall mit Reaktionszeiten gibt es keine.
Es gibt durchaus Rahmenverträge, doch auf Reaktionszeiten (die dann pönalisiert werden würden) würde sich kein Busunternehmer wirklich einlassen. Die Busunternehmer haben selber kaum Personal und sind froh wenn sie ihre Leistungen im ÖPNV fahren können. Da hilft es nicht mal der DB, dass sie große Busflotten selbst im Konzern hat. Ich möchte auch nicht mit den Kollegen in der Leitstelle tauschen, die immer alles versuchen um einen SEV hinzubekommen. Die können auch keine Busse herzaubern.
Zitat von railmops im Beitrag #128
Aber es wird ja jetzt am "Hochleistungsnetz" gearbeitet, was dann irgendwann ab 2030 fertiggestellt soll. Aber nur dann, wenn alles pünktlich fertig wird.
Das wird nichts, denn Deutschland gründet doch lieber Bürger-Initiativen dagegen. Bestes Beispiel für eine NIMBY-Einstellung der Bundesvorsitzende der SPD (eine Partei die in der Regierung die Verkehrswende propagiert), Lars Klingbeil aber zu Hause gegen Schienen demonstriert. Den Rest erledigen komplexe Verfahren und Regelungen, so dass man lieber den Bestandsschutz zieht und bspw. nicht ausbaut.
Zitat von BR180 im Beitrag #129
Im Nah-und Fernverkehr fallen 1000 bis 1300 Fahrten aus. [...]
Jeder Ausfall ist ärgerlich. Klar. Das schöne an solchen Zahlen ist die Relation: Bei ca. 40.000 Zügentäglich sind das gerade mal 2,5-3,3% - ist nicht ganz so reißerisch, dass es sich lohnt rot und groß Täglich dahinter zu schreiben. Interessant wird dazu noch wieviel % der Zug-km waren es und wie wurde die Zahl ermittelt, was ist davon geplanter Ausfall (bspw. Sperrung durch Baustelle).
Früher waren das mit Sicherheit weniger, aber Früher wurde auch sehr viel weniger gefahren.
Bspw. Zahlen des
RMV:
Zugkilometer Regionalzüge:
1993/94: 21,9 Millionen
2019: 29,5 Millionen
Zugkilometer S-Bahnen:
1993/94: 8 Millionen
2019: 15,5 Millionen
Wir reden hier von Zuwachsraten von 34% bis 94%. Auf einem Netz das nicht im gleichen Maß seit 1993 gewachsen ist.
Zitat von BR180 im Beitrag #135
[...]Warum ist die Verspätung eines Zuges in Japan die Hauptmeldung der Abendnachrichten.[...]
Du weiß schon: In Japan sind Nahverkehr, Güterverkehr und Fernverkehr systemisch getrennt. Das hilft ungemein bei der Netzstabilität.
Wäre schön, wenn wir das in Deutschland auch schaffen könnten, denn dann müsste der Nahverkehr nicht für die Verspätungen des Fernverkehrs zahlen (im wahrsten Sinne des Wortes, wie ich oben erklärt habe), weil der Fernverkehr einfach Vorrang bekommt.