Hallo liebe Forengemeinde,
nachdem ich als Forumsneuling gesehen habe, dass der Selbstbau von Loks hier im Forum durchaus ein Thema ist, möchte ich hier auch einen kleinen Beitrag liefern mit einem kleinen Baubericht zu meiner "ELOISE" (ELOk Im SElbstbau). Die Lok ist zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht ganz fertig, doch schon fahrbereit, und so will ich schon einmal beginnen und dann je nach Fortschritt weiter berichten.
Zunächst einmal etwas Historisches, das erklärt, weshalb es überhaupt zu dem Selbstbau kam.
Noch als Jugendlicher (auch damals schon H0-Modellbahner) fand ich Anfang der 70er Jahre auf dem Sperrmüll einen Karton mit alten Spur 0-Blechschienen; sogar ein paar Weichen waren mit dabei, jedoch leider keine Lok. Da ich damals schon Funktionsmodellbau betrieb, entschloss ich mich, dann halt selbst eine zu bauen. Es sollte eine kleine, kastenförmige, zweiachsige E-Lok mit Stangenantrieb werden, da ich seinerzeit die alten E-Loks schon interessant fand.
Als Material standen mir Räder und Achsen von einem Märklin-Metallbaukasten, ein Streifen verzinkter Bandstahl (für Fundamenterder), Weißblech von Blechkanistern sowie ein alter Scheibenwischermotor (6V) zur Verfügung. Damit baute ich in meiner Freizeit meine Lok, bis sie fahrbereit war. Speisen musste ich sie allerdings aus einem Akku, da es Schiene für eine Uhrwerkbahn waren (d.h. ohne Stromschiene in der Mitte) und überhaupt der Motor mit rund 2A Stromaufnahme meinen alten Märklin-Trafo überforderte (Der Scheibenwischermotor hatte eine Feldwicklung statt Permanentmagneten und war damit wechselstromtauglich).
Wegen anderer laufender Modellbauprojekte geriet die Lok ins Hintertreffen und so blieb sie unvollendet und fristete in den folgenden Jahrzehnten, irgendwo verkramt, ein Schattendasein...
Mit dem Bau einer fest verlegten Gartenbahnstrecke kam auch die Idee, einen kurzen, steilen Abzweig auf einen kleinen Hügel als Bereicherung des Anlagenthemas zu realisieren. Dieser setzte allerdings wegen der enormen Steigung Zahnradbetrieb voraus. Da ich noch keine Zahnradlok hatte, entsann ich mich der alten Selbstbaulok und plante, sie zu einer Spur G-Zahnradlok umzuändern und auch mit heutigen und besseren Mitteln endlich fertig zu bauen, und dann gleich mit RC-Betrieb.
Dabei stellte sich natürlich die Frage, inwieweit ein solcher Umbau anstatt eines kompletten Neubaus überhaupt sinnvoll wäre, zumal die Lok kein reales Vorbild hat und nur eigenen Vorstellungen entspricht. Orthodoxe Modellbahner würden solch einen Umbau vermutlich als reine Zeitverschwendung beurteilen. Da für mich jedoch an der alten Lok eine Menge Erinnerungen hängen und ich sonst keine Verwendung für sie hätte, entschloss ich mich für den Umbau, wobei allerdings die Fahrwerkstechnik komplett neu aufgebaut werden sollte. Die baulichen Unzulänglichkeiten des Lokgehäuses wollte ich als historisch gegeben akzeptieren.
Soviel zur Vorgeschichte.
Bevor ich mit dem Umbau begann, machte ich noch ein paar Bilder der Lok in ihrem ursprünglichen Zustand. Wie auf den Bildern zu sehen ist, fehlten an ihrem Äußeren noch viele Details. Auch die Technik war recht primitiv, was hauptsächlich meinem jugendlichen Alter (damals 15) und den damals begrenzten Werkstattmöglichkeiten geschuldet war.
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Für den Umbau stellte ich die folgenden Überlegungen an:
Grundsätzlich: Bau ausschließlich aus korrosionsbeständigem Metall (mit Ausnahme von Isoliermaterial für Radnaben, Kurbellagern und Pantograph)
Fahrwerksrahmen: Seitenwangen aus 3mm Edelstahlblech mit Abstandshalter-Endstücken aus Aluminium. Voll demontierbare Schraubkonstruktion ohne Kleben, Löten oder Schweißen.
Räder: Räder aus Edelstahl mit extra breiter Lauffläche (Erklärung dafür später) und mit zur Achse hin isolierter Nabe, um keinerlei Einflüsse auf Fremdanlagen mit Schienenstrom zu verursachen.
Zahnrad: Selbstgefertigtes Zahnrad, passend zum Durchmesser der Fahrwerksräder, mit federndem Torsionsspiel auf der hinteren Fahrwerksachse gelagert.
Achsen: Edelstahl, 5mm Durchmesser
Achslagerung: Breite, geriebene Gleitlagerbuchsen aus Messing, vertikal verschieb- und verschränkbar federnd im Rahmen gelagert.
Antrieb: Schrägstangenantrieb auf Blindwelle und mittig geteilte Kuppelstangen für Antriebsachsen. Kunststoffbuchsen zur Isolation der Kurbellager.
Motor: Weiterverwendung des alten Scheibenwischermotors, aber mit neu gewickelter Feldspule für Rechts- und Linkslauf.
Getriebe: Verwendung des integrierten Scheibenwischermotorgetriebes und zusätzlich Stirnradgetriebe auf Kurbelwelle für die Schrägstangen.
Lokgehäuse: Weiterverwendung des alten Gehäuses, jedoch mit Anpassmaßnahmen an das neue Chassis.
Stromabnehmer: Weiterverwendung des alten Pantographen mit kleine Verbesserungen sowie mit Servoantrieb zum Ein- und Ausfahren.
Stromversorgung: Unabhängig von Schienenstromsystem mittels eines in der Lok eingesetzten NiMH-Akkus, 7,2V, 3Ah
Steuerung: Handelsübliche Funkfernsteuerung 2,45GHz (Marke Flysky), Steuerung über 3 Kanäle (Fahrmotor, Pantograph, Entkupplung), Motorsteuerung über selbstentwickelten Drehzahlsteller.
Ich will noch schnell den Grund für die extrabreiten Laufflächen der Räder erklären. Wir wohnen nicht sehr weit entfernt von der Museumseisenbahn in Bruchhausen-Vilsen. Dort gibt es mittlerweile auch eine Strecke, auf der 7" und 5" Mitfahrbahnen betrieben werden können, wozu zwischen der 7" Spur noch eine dritte Schiene für die 5" Spurweite eingelegt ist.
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Beim Besuch dort (vor Corona-Zeiten) kam ich auf den Gedanken, ob der Schienenabstand zwischen den großen Spurweiten nicht auch für eine Spur G-lk ausreichte... Ein Live-Steam Modellbahner dort sagte mir, dass der Abstand um wenige Millimeter zu groß sei und eine Spur G-Lok gerade eben noch durchfiele. Daraufhin sollten meine Laufflächen gerade etwas breiter werden, damit dies nicht passieren könne (und mittlerweile bei Probefahrten dort auch nicht passiert ist, wie man auf dem folgenden bild sehen kann).
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Fortsetzung folgt
Viele Grüße
Klaus-Dieter