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Es würde ja nützen, erstmal die Grundlagen eines digitalen Systems zu verstehen. Sound ist für mich ein aufgesetztes Zusatzprodukt, über das sich kräftig ereifert wird, was aber auf einer langen Liste "was ist digital?" ganz hinten kommt.
Gut, es gibt hauptsächlich zwei Systeme, die prinzipiell nicht vom verwendeten Stromsystem oder einer Marke abhängig sind, die digitale Welt bleibt wohl aber doch zweigeteilt: Märklin und der Rest der Welt.
Die ganzen Decoderdiskussionen, derer es quasi unendlich viele hier im Forum gibt, stürzen mich in totale Abneigung. Offensichtlich gehört es zum üblichen Brauchtum, die Decoder schnell gegen "bessere" zu tauschen, was für mich als Anfänger völlig verwirrt. Wenn jeder das tut, wozu sind überhaupt Decoder drin und warum sind die alle schlecht? Als Anfänger möchte ich fertige Lokmodelle und einen Kasten, den ich ans Gleis anschließen kann, fertig. Alles andere wächst mit der Zeit. Ich habe in meinen unbekannten 3D-Programmen auch erst mit geometrischen Formen angefangen und die animierten Saurier kamen erst Jahre später...
PS: ich habe mich von Digital verabschiedet, weil es sich für die restliche Zeit nicht mehr lohnt, zu teuer ist und mir keinen Nutzen bei meinen Vorstellungen bringt. Dennoch lese ich immer mit, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Hallo Jochen,
ich komme noch mal darauf zurück.
Erst einmal: "digital" geht auf zwei Schienen (öh...): das eine ist das Fahren, das andere das Schalten. Beides kann interessant sein; digitales Schalten ist meiner Ansicht nach aber nur dann wirklich vorteilhaft, wenn man es mit automatischen oder halbautomatischen Abläufen verbindet. Ein Drucktastenstellwerk ist mit digital gestellten Weichen deutlich einfacher zu erstellen als in herkömmlicher Verdrahtung, und das Stellwerk, das Franz-Peter im "Eisberg" hergestellt hat, ebenfalls. Wenn der Betreiber aber seine Weichen eine nach der anderen von Hand stellt, ohne vorgefertigte Fahrstraßen, dann tut es auch die herkömmliche Technik.
Also geht es mir hier ums digitale Fahren.
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Sound ist für mich ein aufgesetztes Zusatzprodukt, über das sich kräftig ereifert wird, was aber auf einer langen Liste "was ist digital?" ganz hinten kommt.
Das sehe ich für mich ähnlich. Wenn überhaupt, interessiert mich am Sounddecoder das, was im Signalbuch steht: die Pfeife und ggfs. die Glocke. Ich kann an dem Hype um ach so tolle Soundprojekte auch nicht so besonders viel finden, denn für mich "mangeln sie allzumal des Ruhms". Geht ja gar nicht anders mit den winzigen Lautsprechern.
Aber einige Kollegen sehen das anders, und das ist natürlich ihr gutes Recht. Solange sie nicht die Deutungshoheit beanspruchen.
Lassen wir den Sound also mal beiseite.
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Offensichtlich gehört es zum üblichen Brauchtum, die Decoder schnell gegen "bessere" zu tauschen
Nur scheinbar. Decoder tauschen - das tun ein paar Spezialisten. Auch wenn es im Forum anders aussehen mag, weil die "ich bin grundsätzlich nur mit meiner Marke zufrieden"-Fraktion und die Hifi-Perfektionisten eine Menge Beiträge verzapfen: die meisten Leute sind mit den eingebauten Decodern einigermaßen zufrieden. Schließlich ist es ja auch eine Kostenfrage, selbst ein stummer Decoder kostet zwischen fünfzehn und vierzig Euro. Ich habe beispielsweise noch keinen Decoder ausgetauscht; selbst die einfachen Delta-Decoder sind alle noch an Ort und Stelle. Ist ja besser als nix.
Und auch wenn das hier im Forum gaaanz anders aussieht: auch Uhlenbrock-Decoder haben ihre Freunde. Manche Leute sind ganz scharf auf 60760-Decoder, weil die so schön einfach sind und mit dem HLA einigermaßen harmonieren. Oder auf tams LD-W, weil der Umbau so schön einfach ist. Selbst delta-Decoder haben ihre Fans! Wenn man eh manuell fährt, kann man über fehlende Lastregelung hinwegsehen; wenn ein Computer die Fuhre punktgenau anhalten soll, geht das nur mit Lastregelung. Da gilt wirklich: nicht bange machen lassen vom Forengetöse.
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Als Anfänger möchte ich fertige Lokmodelle und einen Kasten, den ich ans Gleis anschließen kann, fertig.
Und so funktioniert das auch erst mal. Wobei es eine Edelvariante gibt: du stellst die neue Lok aufs Gleis und schaltest den Strom ein; sie tauscht Visitenkarten mit der Zentrale aus, und nach einigen Sekunden hast du alle die Lok betreffenden Informationen in der Zentrale gespeichert, hast zu jeder Funktionstaste das passende Symbol und den Namen der Lok auf dem Bildschirm. Um Adressen und solche niederen Dinge brauchst du dich nicht zu scheren. Dieses edle Plug'n'Play-System heißt mfx.
Die andere Variante ist: die Lok wird aufs Programmiergleis gestellt, die gewünschte Adresse wird einprogrammiert, und dann wird eine Lokdatei in der Zentrale angelegt mit Namen, Adresse und den verschiedenen Funktionen. Außerdem wird im Decoder eingestellt (und in der Lokdatei gespeichert), ob die Lok mit 14 oder 28 oder 128 Fahrstufen gefahren werden soll. So funktioniert DCC. Auch "fx" (programmierbare Decoder für Märklin-Motorola-2-Format) werden so behandelt.
Manche Einfachzentralen haben gar keine Lokdateien, da musst du selbst die Informationen im Kopf haben; eine Lok wird da nach alter Väter Sitte einfach mit der Decoderadresse aufgerufen. Kannst du aber meiner Ansicht nach vergessen; außer in billigen Startpackungen und auf dem Gebrauchtmarkt sind solche Zentralen nicht mehr verbreitet und werden in absehbarer Zeit ganz vom Markt verschwinden.
Öfter findet man in älteren Märklin-Loks noch Decoder, die nicht über die Zentrale eingestellt werden, sondern mit Schaltern und Drehknöpfen auf dem Decoder. Dafür gibt es aber auch die entsprechenden Anleitungen; die Lokdatei in der Zentrale wird auf die gleiche Weise wie für die anderen Decoder hergestellt.
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ich habe mich von Digital verabschiedet, weil es sich für die restliche Zeit nicht mehr lohnt, zu teuer ist und mir keinen Nutzen bei meinen Vorstellungen bringt.
Nun weiß ich nicht, wieviel für dich "die restliche Zeit" ist und was genau deine Vorstellungen sind. Ich weiß nur, dass mein Vater, nachdem er eine Startpackung mit MS1 gekauft hatte, davon absolut begeistert war. Einerseits wegen der Effekte, andererseits aber auch, weil alle Loks auf demselben Stromkreis fahren können und man sich keine Gedanken darüber machen muss, ob eventuell beim Wechsel der Fahrtrichtung eine andere Lok mit reagieren könnte (analog gibt das einen Riesen-Bocksprung, wie du weißt), ob die geparkte Lok jetzt auch stromlos geschaltet ist und welcher Regler von den vielen jetzt zu welchem Stromkreis und damit welcher Lok gehört. Und damit hat er ein paar Jahre Freude gehabt. Die analogen Loks wollte er noch mal umrüsten lassen, aber dazu ist es nicht mehr gekommen.
Geld kostet es freilich; ich habe für jede Lok mit Allstrommotor etwa 60€ für HLA und MLD/3 veranschlagt, aber es geht günstiger: wenn dir der tams-Decoder LD-W32.2 reicht, kommst du mit einem Drittel meines Budgets aus.
Und ich habe angefangen mit ein paar Loks, die ohnehin einen Delta-Decoder im Bauch hatten, und einem auf der Börse für zwanzig Mark erstandenen Delta-Modul. 32VA-Trafos waren vorhanden.
Eine MS2 ist für etwa 100€ neu zu haben.
Computersteuerung und das ganze Brimborium ist ja nicht der einzige Grund, die Loks digital zu fahren - ich würde sogar sagen, es ist der kleinere Grund. Das, was mich wirklich überzeugt hat, ist die Freizügigkeit. Du kannst mit einer Lok an die andere heranfahren, kannst Doppeltraktionen bauen oder mit der Rangierlok den Zug von der Lok abziehen (dazu braucht die Zuglok nur Telex, oder einen Entkuppler an der richtigen Stelle). Die Telexkupplung ist digital viel schöner einsetzbar, weil die Lok nicht beim Umschalten weghüpfen kann. Einfach Lok anhalten, Telex einschalten, Lok wieder anfahren und Telex ausschalten. Und das Licht brennt konstant und kann ausgeschaltet werden.
Natürlich bleibt es deine Entscheidung. Ebenso wie meine Nostalgie-Anlage selbstverständlich weiterhin rein analog betrieben wird. Das hat was an sich, was ich nicht beschreiben kann. Aber digital macht auch Spaß, und ich wollte es nicht mehr missen.