Hallo Stephan-Alexander,
wir werden uns wohl nicht einigen können, denn in diesem Bereich gibt es beinahe ebensoviele Meinungen wie man sinnvollerweise Loks in einen Zug einstellen kann.
Viele amerikanische Modellbahner (in den USA ist die Mehrfachtraktion die weitaus überwiegende Traktionsform, die Einzellok zieht vor allem "locals" oder ist am Rangieren, wenn sie keinen "slug"* oder kein "calf"** zugeordnet bekommen hat) stellen, wenn schon, die *Führungslok* ein bisschen *schneller* ein.
Ich nehme an, das kommt von der Beobachtung der im Zug wirkenden Kräfte, deren Veranschaulichung mit den Kadee-Kupplungen besonders offensichtlich wird: Sind die Klauenkupplungen ineinander geschoben oder gar die Kupplungsschäfte aus der Mittellage ausgelenkt, wirken Schubkräfte, sind nur die "puller faces" in physischem Kontakt, wirken Zugkräfte.
Natürlich wird unter diesen Umständen ein Amerikaner - oder auch sonst jemand, der Kadees einsetzt - ziemlich schnell auf den Gedanken kommen, dass auch zwischen Führungslok ("lead unit") und der/den dahinter laufenden Lok(s) ("trailing unit(s)") ja kein "slack" (slack: schlaff, kein Zug) auf den Kupplungen sein sollte, denn die US-Modellbahnloks haben keine Haftreifen.
Kommt hinzu, dass die Amerikaner gegenüber der Lastregelung anfänglich sehr voreingenommen waren - sie kennen das von ihren 1:1-Automobilen als "cruise control".
Damit, d.h. ohne oder mit weitgehend zurückgenommener Lastregelung hat man weitgehend den Ausgleich der Kräfte zwischen den Loks - insbesondere, wenn sie gleich schnell sind.
Was z.B. der Decoder-Hersteller Digitrax als Massnahme gegen das "pushy-pusher syndrome" unternahm, habe ich weiter oben schon angeführt.
Zur sinnenfälligen Beobachtung der Kräfte zwischen den Loks oder innerhalb des Zuges bei teils gezogenem, teils geschobenem Verband unter europäischen Bedinungen eignen sich besonders Kupplungen mit einigem Längsspiel, z.B. die altehrwürdigen Bügelkupplungen ("Relex" bei Märklin), bedingt aber auch die Universalkupplung von Roco.
Dabei wird man einerseits feststellen können, dass selbst grössere Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen Loks, sofern nur das Zuggewicht hoch genug und Zukraft sowie Motorleistung der Loks relativ bescheiden sind, ohne Lastregelung bei Sandwich-Zügen automatisch zu einer variablen Lastaufteilung führen, andererseits direkt hintereinander laufende typengleiche Loks, wenn sie gleich schnell eingestellt sind, bei gestreckten Kupplungen und zurückgenommener Lastregelung die gleiche Geräuschkulisse abgeben und somit den Schluss nahelegen, dass sie sich die Last des Zuges einträchtig und einigermassen gleichmässig teilen.
* slug = Eine "Rumpflok", ihres Diesels beraubt, die Elektro-Traktionsmotoren in den Drehgestellen werden von der Dieselmotor-Generatoreinheit der beigestellten vollwertigen Lok versorgt. Wird vor allem im schweren Rangierdienst verwendet, wo es vorrangig um Zugkraft, nicht um Geschwindigekit geht.
https://www.google.ch/search?q=slug+loco...0&bih=643&dpr=1
** calf = eigentlich die B-unit einer Rangierlokomotive, also vollwertige Rangierlok ohne Führerstand. Sie wirkt relaliv klein, da die "cow" sie mit dem Führerhaus überragt.
Auch ein slug wird oft als calf bezeichnet...
http://www.gbdb.info/details.php?image_i...dc72f&l=deutsch
Gruss,
Manfred