Hallo,
nachdem ich eine Gützold V180 mit defektem Getriebe ersteigert hatte fand ich hier und in anderen Foren heraus, dass Gützold um die Jahrtausendwende ein Problem mit geplatzten Getriebezahnrädern hatte, allerdings fand ich keine Reparaturanleitung im Netz, daher schreibe ich hier mal eine.
Bei mir ging es um diesen Patienten in der AC-Version:
Zunächst habe ich die Lok zerlegt und die Drehgestelle ausgebaut:
Dies geht sehr einfach. Man muss oben diesen weissen Pin etwas mit einer Pinzette zusammendrücken und dann das Drehgestell nach unten herausziehen. Vorher lötet man die entsprechenden Anschlüsse auf der Steuerplatine ab (Anschlüsse merken oder mit einem Folienschreiber markieren).
Anschliessend klickt man unten die Getriebeplatte mit den Bremsattrappen aus. Vorsicht: Das Material ist etwas bruchempfindlich!
Im nächsten Schritt zieht man die Radscheiben einseitig ab:
Dann lässt sich nach Lösen zweier Schrauben der Getriebeblock auseinandernehmen. Hier wurde das Desaster sichtbar. Ein Zahnrad hatte mehrere Zähne verloren, die das Getriebe blockierten, ein Zahnrad auf der Achse war gebrochen und sass nicht mehr fest drauf:
Als Ersatzteil liefert die neue Gützold den Reparatursatz 01133 für 2 x 3-achsige Getriebe. Dieses Set enthält 4 Getriebzahnräder und vier Achszahnräder (hier nur je 2 abgebildet, die anderen hatte ich zum Fotozeitpunkt schon verbaut). Bei AC-Modellen braucht man nur je 3 Zahnräder, da diese Modelle nur 3 angetriebene Achsen haben.
Die schwarzen langen Spritzreste trennt man mit einem scharfen Messer ab. Anschliessend setzt man das Getriebe wieder zusammen, natürlich nach vorheriger ausgiebiger Reinigung und neuem Abschmieren. Ein Foto nach Einsetzen der schwarzen Zahnräder habe ich leider nicht gemacht. Die Achszahnräder lassen sich ohne Probleme händisch auf die Antriebsachsen schieben. Es reicht, diese ungefähr mittig aufzuschieben. Nach Aufsetzen der zweiten Getriebegehäuseseite kann man auch die vorher abgezogenen Radscheiben wieder aufsetzen. Dies habe ich händisch gemacht und den Radabstand mit einer digitalen Schieblehre kontrolliert.
Anschliessend ging es genauso auch an das Schleiferdrehgestell. Das sah genauso übel aus:
Beim Zerlegen fiel mir auf, dass der Gützold Schleifer die gleiche Länge hat wie der Clipsflüsterschleifer, den Märklin heute unter vielen Loks verwendet (E138079). Ich habe eine weitere Gützold V180 bei der der Schleifer ziemlich laut ist und daher bot sich ein Versuch an. Ich habe von einem solchen Schleifer den Kunststoffclips durch Aufbiegen der Kupferlaschen entfernt und dann sehen die beiden Schleifer schon sehr ähnlich:
Jetzt müssen die vier Kupferlaschen neu gebogen werden und an den Getriebeblock angepasst werden, das ging nach ein paar Versuchen ganz gut.
Anschliessend habe ich nach Reinigung auch diese Getriebe wiederzusammengesetzt. Hier sieht man es mit dem Flüsterschleifer. Der Anschluss an der Lötfahne muss nach unten zeigen, so wie auf dem Bild gezeigt stösst es an das Gehäuse und das Drehgestell kann nicht einschwenken.
Anschliessend habe ich die Drehgestelle wieder eingesetzt und verkabelt. Die Lok läuft mit dem Flüsterschleifer und den neuen Getriebezahnrädern jetzt wieder einwandfrei.
Bei der Gelegenheit des Umbaus habe ich auch die gelben LEDs der Lok gegen warmweisse LEDs getauscht. Hierzu müssen Vorwiderstände eingesetzt werden, da die vorherigen gelben LEDs direkt an der Gleisspannung betrieben wurde.
Ich hoffe, dass diese Anleitung anderen Betroffenen mal helfen kann. Insgesamt war die Instandsetzung relativ einfach.
Schönen Gruss
Jörg