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ich wollte an dieser Stelle gerne einmal (ganz unaufgeregt) rückfragen, wie solche Aussagen wie "Modellbahnräder verdrecken schneller, wenn man sie mit feinem Schleifpapier behandelt hat", begründet werden.
Ich meine, durch ganz konkrete Praxiserfahrungen (so und soviel Loks und Waggons auf der Anlage, davon x beschliffen / y unbeschliffen, wöchentlicher Fahrbetrieb bzw. Anzahl Zugfahrten, Reinigungsintervalle, ...).
Eine gute Frage, die ich mir auch schon oft gestellt habe!
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Das sind doch technisch bekannte Tatsachen!
Wenn eine vermeintliche Tatsache damit begründet wird, dass es sich doch um eine bekannte Tatsache handele, dann ist das geradezu eine Einladung dazu, diese einmal kritisch zu hinterfragen. Noch schlimmer ist übrigens der Verweis auf den gesunden Menschenverstand. Für was der nicht in der Geschichte des Menschenvestandes schon alles herhalten musste ist geradezu atemberaubend
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Und was würde das Ergebnis aussagen: nichts.
Dann ist die Messmethode entweder ungeeignet oder der Unterschied ist tatsächlich nicht signifikant.
Also, wie könnte man die These "aufgeraute Radlaufflächen verschmutzen schneller" experimentell überprüfen. klein.uhu hat in seinem Beitrag schon etwas wichtiges angesprochen:
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Nicht überall ist die Luft gleich schmutzig, nicht überall gleicher Staub in gleicher Menge. Dazu kommt eventuell noch die Luftfeuchtigkeit während der Messzeit.
Mit anderen Worten, die Messung muss das Kriterium der Validität erfüllen: Will heißen, es soll tatsächlich das messen, was ich messen möchte, und eben nicht die Luftfeuchtigkeit, die Messzeit oder die Reinlichkeit des Anlagenbesitzers.
Ein möglicher Versuchsaufbau, der diese ungewünschten Einflussfaktoren eleminiert, könnte recht einfach aussehen: Ein zweiachsiger Wagen wird mit zwei fabrikneuen Achsen bestückt (gleiches Material und Hersteller, denn wir wollen ja auch die Material und Herstellerabhängigkeit aus unserer Messung eleminieren). Eine Achse wird nun z.B. mit feinem Schleifpapier behandelt. Anschließend wird dieser Wagen in einen Zug eingereiht und darf sich eine Zeit lang am normalen Anlagenbetrieb beteiligen. Damit ist sichergestellt, dass die beiden Versuchsträger zu jedem Zeitpunkt den gleichen Umgebungsbedingungen ausgesetzt sind. Ein alternatives Setup wäre, unbehandelte Achsen verschiedener Hersteller oder gedrehte mit nicht-gedrehte Achsen zu vergleichen.
Ein weiteres Gütekriterium für statistische Messunge ist die Reliabliltät: Führt die Methode bei wiederholten Messungen reproduzierbar zu den gleichen Ergebnissen. Das lässt sich erreichen dadurch,
- dass man mehrere Wagen derart präpariert,
- dass man die Messung nacheinander mehrfach durchführt, und
- dass verschieden Leute die Messung auf verschiedenen Anlagen durchführen.
Wichtig ist dabei, dass immer nur die Achsen miteinander verglichen werden, die gleichzeitig im gleichen Wagen gelaufen sind.
Als drittes Gütekriterium hätten wir dann noch die
Objektivität: Objektiv ist die Messung dann, wenn das Ergebnis unabhängig davon ist, wer sie durchführt bzw. wenn mehrere Durchführende zum gleichen Ergebnis kommen. Jetzt wird es das erste Mal etwas schwierig, denn es geht in die Bewertung. Wie bewertet man objektiv die Verschmutzung von Radlaufflächen? (Dabei handelt es sich streng genommen eigentlich auch noch um ein Validitäts-Problem.) Bei starker Verschmutzung geht das vielleicht noch optisch, bei geringerer Verschmutzung könnte man einen standardisierten Wischtest machen. Ob die Ergebnisse objektiv sind in dem Sinne, dass mehrere Leute zum gleichen Ergebnis kommen, findet man letztlich aber nur heraus, in dem tatsächlich mehrere Leute den Versuch durchführen!
Ich glaube ich werde das wirklich mal ausprobieren...