Hallo zusammen,
meine Gedanken gehen bei dem Thema und den Einträgen in 3. Richtungen:
1. Wieso haben wir den Status Quo heute? Was führte dahin?
Ich vermute einfach mal, dass niemand sich im MOROP oder auf gemeinschaftlicher Ebene in den 80ern Gedanken machen wollte, wie können wir unserer Klientel das Thema Modellbahn anwerderfreundlicher und mit mehr Funktionalität bieten. Am Besten im Verbund, damit beide Punkte erfüllt werden.
Ausgang war doch, dass die allgemeine Technologieentwicklung es den Herstellern ermöglicht hat, sich zu differenzieren. Das heißt auf gut deutsch, sie wollten bewusst einen eigenen Weg gehen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.
Was ist nun meiner Meinung nach der plausible Unterschied zwischen dem Stand damals und dem Ergebnis heute:
Die Hersteller hatten in den 80ern den Boom der Modellbahn gerade voll vor Augen. Die Qualität der Modelle nahm bei allen zu, die Abnehmer waren "jung" und solvent. Die Indikatoren wie Wirtschaftswachstum waren alle positiv. Also war die Devise: wie bekomm ich mehr vom wachsenden Markt.
Stand heute: Das Thema ist doch !überspitzt!: Das Klientel von damals ist mehr oder weniger dasselbe, nur deutlich Älter, somit mit der Technik nicht mehr ganz so firm. Der Markt ist mittlerweile geschrumpft es gibt für die Freizeitaktivitäten mannigfaltige Angebote mit und ohne Technik. Wenn mit Technik, dann als Referenz die Benutzerfreundlichkeit eines IPhone oder dergleichen.
2. Warum ist es nicht anders? Was sind die treibenden Faktoren dahinter?
Nun ja, die Hersteller werden schlichtweg nicht den Mut, das Geld oder auch die Möglichkeit gehabt haben, die Uhren zurückzudrehen. Wieso hat Märklin immer noch relativ unschöne Achsen und Gleissysteme? Weil sie garantieren dass auch die Älteste Lok über eine heute produzierte Weiche und vice versa läuft. Jeder Hersteller hat seinen Kundenkreis und möchte diesen nicht enttäuschen. Daher optimiert er lieber sein Ding anstatt eine Vernünftige gemeinsame Lösung anzugehen. Wäre ja auch blöd, jeder Modellbahner ist ja auch irgendwie Sammler... das sind 2 Themen die zusammengehören.
(als Ergänzung: im Grunde gibt es in der Lok heute gar keinen Unterschied mehr zwischen AC und DC. Die Stromaufnahme ist unterschiedlich und die Gleise).
Warum aber ist es so schwierig? Umrüstung des bisherigen Materials auf Digital? Ja, das ist tricky. Die Hürde wird umsohöher, je länger man wartet. Eine Lok aus 2010 umrüsten ist einfach. Deckel auf, Decoder-Stecker rein und fertig. Eine Lok aus 1980 macht da mehr Probleme. Ist der Motor Masse-getrennt vom Rest oder wo ist der Platz für den Decoder usw. Aber sind die Themen wirklich anders? Ich erinner mich an meinen Vater, der fluchend vor selbstgelöteten Schattenbahnhofsbausteinen nach einem Artikel in der MiBa saß. Das war lange vor Digital.... Also auch damals war moderne Modellbahn nicht mehr das, womit man angefangen hat. Die Entwicklung bietet einfach Möglichkeiten, an die man sich anpassen kann und sich dann einfach einarbeiten sollte. Wenn man möchte und kann. (auch preislich...) Ich hoffe nicht, dass jemand den Anspruch hat, dass alles neue für ungefähr "lau" und recht einfach zu haben sei. Das wäre zu kurz Gedacht.
Die Gedanken sind bisher nur beim Thema Hardware. Das Thema Software ist eigentlich nicht aussen vor. Wenn man die verschiedenen Produkte sich mal ansieht, lässt sich doch aber ähnliches erkennen. Die Entwicklung geht dazu hin, immer mehr an Funktionalität anzubieten. Für den Anwender im Komplexen Hobby Modellbahn, aber auch über die ganze Hardware hinweg. (Schaut doch einfach mal in die Foren der Hersteller. Ich ware lange in RocRail und bin nun nach einigen Tests anderer Software bei ITrain gelandet.)
3. Ist es wirklich so schlecht?
Ne! Meiner Meinung nach nicht. Es haben sich in dem Segment wunderbare Lösungen für die gesamte Breite der Anwender entwickelt. Keiner muss ja einen Licht/Sound usw Decoder in eine 40 Jahre alte Lok einlöten. Aber es geht, wenn man möchte. Digitaltechnik gibt es im Startset für kleines Geld. Oder zum "Selbermachen" z.B. von Fichtelbahn (OpenDCC). Analog geht auch immer noch. Mit den mir bekannten Decodern, es sei denn, man verbastelt was. Dazu kommt ausserdem, dass es für mich, ein weiteres, reichhaltigeres Thema geworden ist. Hobby im Hobby wurde vorher geschrieben. Ja, das stimmt so. Die Qualität überragt für mich den Aufwand.
Wenn aber nun jemand neu zum Thema Digital kommt, erschlägt es einen. So in etwa, wie vor 4 Jahren, als ich meinem Dad seinen neuen Fernseher angeschlossen habe. Aber auch sonst, der Satz stimmt schon "Stillstand ist Rückschritt". Themen entwickeln sich und wachsen. Hardware und Software. Jeder kann entscheiden, geh ich mit oder nicht. Nur, er entscheidet es für sich, sich danach zu beklagen, dass der Fortschritt weiterging geht nicht. So ein Enticklungsbaum geht nach oben hin einfach auf und wird komplexer. Anders geht es einfach nicht.
Zuletzt bleibt mir ein Verweis auf unser Stummiforum hier. Das ist für mich das Bindeglied zwischen Allem. Daneben auch noch Vereine oder lose Freundschaften mit anderen Infizierten. Hier werden die Themen ausgetauscht, damit man dieser Vielfalt und dem Wust an unverständlichem Herr wird. Der Eine freut sich über einen Austausch zur Konfiguration seiner Telex an einer PikoLok, der andere freut sich, wenn Ihm gezeigt wird, wie er Felsen graniert. Philosophisch sozusagen die Antwort auf die ganze ausdiffernzierte und komplexe Umwelt der Modellbahn. Ich hoffe nur, dass das Thema Modellbahn wieder fahrt aufnimmt und in viele weitere Generationen wächst.
Viele Grüße aus dem Süden
Michael