RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#1 von muellers-bruchbuden , 07.06.2012 16:15

Hallo,
Angeregt durch einen Beitrag hier im Forum, möchte ich hier meinen Senf zum Thema Fachwerkhäuser abgeben. Schon öfters ist mir aufgefallen, dass die Fachwerkhäuschen der verschiedenen Hersteller die oft überhaupt nicht zueinander passen (was wegen der Vielfalt des Themas auch ok ist), gedankenlos nebeneinander gestellt werden. Auf den Unterschied im Baustil der sich oft nur in Nuancen unterscheidet möchte ich nicht weiter eingehen, es wird wohl kaum einer ein typisch norddeutsches Fachwerkhaus mit ausgemauerten Gefachen und Reeddach neben ein badisch-fränkisches mit verputzten Gefachen stellen (hoffe ich doch). Man sieht jedoch ab und zu in einer ansonsten gut gestalteten ländlichen Szene neben den Bauernhöfen ein typisches Stadthaus, das so in Wirklichkeit kaum in einem Dorf zu finden ist. Zuerst eine Erklärung wo ich auf das Vorbild bezogen den Unterschied zwischen Dorf und Stadt sehe (ohne den Anspruch wissenschaftlicher Korrektheit ). Ich beziehe mich hierbei auf die Zeit vor 1900, weil die meisten FWH in dieser Zeit entstanden sein dürften. Ein Dorf ist eine landwirtschaftlich geprägte offene Siedlung, die Wohnhäuser stehen relativ weit auseinander und sind mit Wirtschaftsgebäuden (Ställe, Scheunen etc.) umgeben. Wegen dem Fehlen einer Ummauerung ist reichlich Platz vorhanden, deshalb wurde bevorzugt in die Breite gebaut, mehr als ein Obergeschoss ist selten und wenn dann meist nur bei repräsentativen Häusern reicher Bewohner. Das erste Bild unten zeig ein typisches Dorf-Haus, die anderen zeigen Stadthäuser.





Ganz anders in der Stadt (und hier schließe ich alle ummauerten Ortschaften ohne Stadtrecht mit ein). Die früher vorhandene Stadtmauer schränkte das Platzangebot stark ein. Die Häuser stehen deshalb sehr nahe beieinander. Wollte ein Hausherr ein größeres Haus, blieb ihm oft nur die Wahl nach oben zu vergrößern, d.H. mehr Stockwerke als beim alten Haus. Um den Platz optimal auszunutzen wurden die Stockwerke nach oben hin oft immer breiter. Natürlich gibt es je nach Region auch auf dem Land vorkragende Obergeschosse, dann aber meist nur nach vorne zur Straße hin und weniger aus Platz- als aus optischen Gründen. Die meisten Modellhäuschen mit vorkragenden Obergeschossen haben aber Stadthäuser zum Vorbild, oft auch noch sehr bekannte wie Z. B. der Marktplatz Miltenberg (Kibri) der Römerberg in Frankfurt (Faller) oder das Dürer Haus in Nürnberg (auch Faller, hier aber wegen dem besonderen mittelalterlichen Baurecht in Nürnberg nicht vorkragend). Steht so ein Haus dann auf einer Modellbahn neben dem Faller Dreiseithof, sieht das meiner Meinung nach nicht gerade vorbildgetreu aus.
Ihr könnt mich jetzt vielleicht zu Recht einen Klugscheißer und Nieten(bzw. Balkenzähler) nennen, aber man ehrlich: woher soll man es wissen wenn es einem nicht erklärt wird. Ich hab früher auch alles aufgestellt was schön “romantisch” aussieht, bis mich dann jemand drauf aufmerksam gemacht hat. Seit dem beschäftige ich mich mehr mit dem Vorbild.
Bevor jetzt alle auf mich eindreschen: Ja, es gibt auch Ausnahmen (vielleicht sogar auch ganze Regionen wo das nicht zutrifft). Den Süddeutschen Raum betreffend (die meisten Bausatzfachwerkhäuschen sind ja aus der Gegend), ist oben gesagtes aber die Regel.
Prost rost:
Martin
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RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#2 von Kurt , 07.06.2012 19:45

So ganz richtig ist das nicht, denn in der Stadt waren die Häuser teilweise Grenze an Grenze gebaut. Da ist ein ausweiten auf der Seite gar nicht möglich. Da gehts nur in Richtung Straße. Ein typisches Beispiel aus Dibenga (Tübingen). Die Besonderheit dabei ist, dass das Rathaus nach vorne und links auskragt. Nach rechts dagegen nicht, weil sich da eben das Nachbarhaus befindet. Rückseite weiß ich jetzt nicht. ops: War schon lange nicht mehr dort.
Oder hier mal ein typisches Stadthaus auf dem uneingemauerten Dorf. Noch etwas Dorfidylle um 1960.


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RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#3 von muellers-bruchbuden , 07.06.2012 22:01

Hallo Kurt,
ich kann anhand der (sehr interessanten) Fotos von Dir und dem was Du Inhaltlich völlig korrekt geschrieben hast, keinen Widerspruch zu meinem Beitrag finden. Habe ich etwas anderes behauptet?
Ist aber auch eigentlich unwichtig, mir ging es gar nicht darum zu schreiben "SO muß eine Stadt aussehen, und nicht anders". Ich wollte lediglich dazu anregen, nicht alles was irgend wie "schön" aussieht gedankenlos auf die Platte zu pappen, egal ob es Sinn macht oder nicht. Wenn sich jeder so viele Gedanken machen würde wie Du, würden viele Anlagen sicher realistischer aussehn.
Grüße
Martin


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RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#4 von Kurt , 08.06.2012 01:33

Hallo Martin, ich ging von dem Satz "Um den Platz optimal auszunutzen wurden die Stockwerke nach oben hin oft immer breiter. Natürlich gibt es je nach Region auch auf dem Land vorkragende Obergeschosse, dann aber meist nur nach vorne zur Straße hin und weniger aus Platz- als aus optischen Gründen." aus. Wobei in der Stadt auch nicht alle Häuser zusammengebaut waren sondern eng aufeinander standen. Hier mal ein Foto zur besseren Erklärung. Man sieht zwischen den beiden Häusern einen "Gang". Und das linke höhere ist auch in diesen "Gang" ausgekragt.


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RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#5 von BW-Fan , 09.06.2012 18:39

Hallo,

das mit den auskragenden Stockwerken nach oben hat einen finanziellen Aspekt,wie ich mir neulich von einem Besitzer eines ebensolchen Fachwerkhauses bei mir im Dorf habe erklären lassen.

Früher wurde die Grundsteuer eines Hauses nach der ebenerdigen Fläche des Hauses bemessen.Deshalb wurden die Grundflächen recht klein gehalten und die oberen Stockwerke dann immer breiter gebaut


mit fachwerklichen Grüssen.....


Gruß,Heiko
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RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#6 von Kurt , 18.08.2012 00:19

Dass das eine finanziellen Aspekt hatte glaube ich nicht. Oder worin siehst du "Steuerentlastung" bei einem Rathaus? Beispiel siehe oben.

Aber mal was ganz neues oder doch altes? In Württemberg gab es im späten 15. Jahrhundert eine Verordnung, nach dem das Erdgeschoß gemauert sein musste damit die Balken nicht zuviel Feuchtigkeit aufnehmen konnten. Quelle siehe hier. Demnach gibts bei uns noch mind. 2 Häuser die vor der Verordnung gebaut worden sind.
Ist eigentlich schon jemand aufgefallen, dass bei Fachwerkhäusern die Balken mit römischen Ziffern durchnummeriert (eingeschlagen) sind?


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RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#7 von Greppos ( gelöscht ) , 06.04.2022 11:44

ok


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RE: Fachwerkhäuser auf der Modellbahn (Unterschied Stadt/Dorf)

#8 von HenryB , 06.04.2022 12:16

Zitat von Kurt im Beitrag #6
Ist eigentlich schon jemand aufgefallen, dass bei Fachwerkhäusern die Balken mit römischen Ziffern durchnummeriert (eingeschlagen) sind

Thema ist zwar schon 10 Jahre uralt, aber da hervorgeholt:

Die Nummern geben die Reihenfolge an; zwar nicht die der Balken, die sind waagerecht, sondern die der Stützen / Stiele.

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