Guten Morgen,
also zunächst muss ich sagen, dass ich persönlich hier nur mit Halbwissen glänzen kann, da ich mir über einen solch vorbildorientierten Modellbau bislang keine Gedanken gemacht habe.
Grundsätzlich gilt aber einmal festzuhalten, dass dieses Thema nicht mit einem einfachen Ja oder Nein abzuhandeln ist. Wichtig wäre in einem ersten Schritt, dass Du einmal Deine Epoche und die dargestellte Bahnverwaltung angibst. Auch wirst Du über eigene Recherche mittels Internet und Literatur nicht hinwegkommen (nix anderes mache ich nämlich auch gerade...). Ein Heft reicht da sicherlich nicht aus.
Jetzt zu meinem Halbwissen.
Wenn wir heute von einem vereinfachten Gleisoberbau sprechen, so sind dessen Ursprünge ja zumeist in der Länderbahnzeit zu suchen. Doch hier fangen die ersten Probleme an, denn wie gesagt: was willst Du bauen? Die Länderbahnzeit brachte eine Vielzahl unterschiedlichster Gleisbauvarianten hervor (teilweise sogar mit Unterschieden innerhalb der eigenen Bahngesellschaft), die durch die 1920 gegründete Reichsbahn zunächst weiter betreut wurden bis es allmählich und nur Schrittweise zu einer Vereinheitlichung kam.
Wie auch heute, wurde aber gerade in den Anfängen nur das gebaut, was sowohl absolut notwendig als auch billig war. Rentabilität stand an erster Stelle. Willst Du also ein Gleis mit veränderten Normalien darstellen (größerer Schwellenabstand), so kann die Begründung nur eine geringer zu erwartende Achslast sein. Es wurde in manchen Gesellschaften fast schon pedantisch darauf geachtet, ob es sich bei der geplanten Strecke um eine Haupt-, Neben-, Kleinbahnstrecke oder nur einen Werkanschluß handelt. Ein einfaches Mittel für eine solche Unterscheidung war in der Folge die Festlegung des Schwellenabstands. Doch auch andere Faktoren spielten eine Rolle, wie beispielsweise die Materialwahl und Anordnung der Schwellen und nicht zuletzt der Gleisunterbau, welcher mitnichten immer aus groben und stabilen Schotter bestand, sondern vielerorts aus Sand und Kies. Dabei war nicht selten (und sicherlich auch abhängig der Region) zu beobachten, dass Weichenfelder trotzdem aus Sicherheitsgründen geschottert waren, aber das hast Du ja sicherlich auch in der genannten Zeitschrift gelesen.
Du siehst, so einfach kann man dein Anliegen nicht beantworten. DEN einen Schwellenabstand gibt es einfach nicht – wenigstens nicht in den frühen Epochen.
Die gute Nachricht aber ist, dass diese Vielzahl an Möglichkeiten gerade dem Modellbauer in die Tasche spiele. Denn wo es so uneinheitlich ist, kann auch eine kleine Abweichung nicht wirklich auffallen, oder? Soll heißen: Wenn es nicht unbedingt DER 1:1-Nachbau eines bestimmten Szenarios sein soll, würde ich mir da einfach keinen so immens großen Kopf machen.
Ein weiterer Aspekt aber ist das von Dir favorisierte Modellgleis. Alles, was ich bislang in dieser Richtung gesehen habe (seriös und ernsthaft), war mindestens auf Tillig Elite-Niveau, zumeist aber kompletter Selbstbau. Das wird dann natürlich richtig fein und edel und ist sicherlich eine andere Modellbauliga. Ich habe vor solchen Leuten großen Respekt, weil da vor dem eigentlichen Modellbau tiefe und umfassende Recherchen betrieben wurden.
Dir also viel Glück mit Deinem Vorhaben. Halte uns mal auf dem Laufenden.
Beste Sonntagsgrüße,
Christian