Hallo Forum,
schon vor vielen Jahren hat mir das Modell der Henschel-Dampfschneeschleuder, das man damals in Bausatzform von der Firma Günther in Reutlingen beziehen konnte, sehr gut gefallen. Damals hat einerseits mein Geld für den Bausatz nicht gereicht und andererseits hatte ich noch keine Airbrusheinrichtung. (Um bei so einem Modell ein ordentliches Ergebnis einer Bausatzmontage zu erzielen ist meines Erachtens eine Airbrush unerlässlich.)
So habe ich die Schneeschleuder im Laufe der Jahre aus dem Auge verloren. Als dann das Märklin Insidermodell erschien war mein Interesse wieder geweckt. Gemessen an dem Günther Modell, von dem ich Fotos in einer älteren MIBA habe, fehlten dem Märklin-Modell allerdings einige Details, die man aber relativ einfach nachrüsten kann. Das Insider-Modell habe ich damals nicht erhalten können, weil ich eben kein Insider bin. Die diesjährige Wiederauflage / Beschriftungsvariante der Schneeschleuder lies aber den Entschluß reifen: Jetzt muß eine Schneeschleuder her!
Die im Set enthaltene BR 55 hat mich nicht interessiert, sodaß ich hier im Forum einen Partner gesucht habe, der mir die Lok abnimmt. Das hat nicht geklappt. Aber ein anderer Forumianer hat mir ein einzelnes Modell der Schneeschleuder aus einem älteren Set angeboten und wir sind handelseinig geworden.
Wie gesagt - einige Details haben mir gefehlt, sodaß ich mich an die Arbeit gemacht habe.
Angefangen habe ich mit dem Tender. Hier haben mich die angespritzten Laternenimitationen an der Tenderrückwand gestört. Auf keinem mir zur Verfügung stehenden Foto eines Schneeschleuder-Tenders waren an diesem Lampen angebracht. Märklin hat da etwas gespart, indem man das Gehäuse des 50er-Tenders in diesem Punkt unverändert übernommen hat. Die Laternen habe ich entfernt und die entstandenen Öffnungen an der Tenderrückwand verschlossen. Die Blechleitern wurden durch Messingteile ersetzt. Die bei manchen 2`2`T 26- Tendern hinten auf dem Wasserkasten angebrachten Griffstangen und ein Laternenhalter an der Rückwand wurden auch noch angesetzt. Dann wurde das Tendergehäuse neu gespritzt und die obligatorischen Hochspannungs-Warnpfeile angebracht.
An der Pufferbohle des Tenders wurden auf Messingguß-Pufferplatten (von Weinert) Federpuffer (ebenfalls von Weinert) angebracht, weil deren Pufferteller den vorbildgetreuen Durchmesser aufweisen, der bei den angebrachten Puffern deutlich zu klein ausgefallen ist. Außerdem waren ursprünglich beide Puffer mit flachen Puffertellern ausgestattet, was auch nicht vorbildgerecht ist. Die üblichen Kleinigkeiten wie Original-Kupplungsschacht mit Haken und Stummel-Bremsschläuche haben sich angeboten, weil die Pufferbohle wegen der neuen Puffer sowieso neu zu lackieren war und diese zusätzlich angebrachten Teile einfach besser wirken, als die angegossenen Fragmente.
Das gesamte Tenderfahrwerk erhielt eine rote Lackierung.
Im nächsten Schritt wurde die Kupplung zwischen Schleuder und Tender so abgeändert, daß sich in der Geraden ein vorbildgetreues lückenloses Bild ergibt und trotzdem das Befahren von Radien bis herunter zu 424,6 mm möglich ist.
Auf dem Dach der Schleuder wurde der Knubbel, der die Pfeife darstellen soll, durch ein Messingteil ersetzt. Der Bereich um den Schornstein wurde mit der Airbrush leicht „verrußt“.
Die meiste Arbeit hat das Ende mit dem Schleuderrad gemacht. Obwohl das Schleuderrad beweglich ist, wird wohl kaum ein Modelleisenbahner auf die Idee kommen, damit tatsächlich Schnee zu räumen. Eine Fahrt im Sommer mit laufendem Schleuderrad kommt wohl genausowenig infrage. Winterzeit ist außerdem auf den wenigsten Modellbahnanlagen dargestellt, sodaß man die Schneeschleuder eigentlich nur auf einem Abstellgleis deponieren kann.
Dann fiel mir ein, daß in so einer Schneeschleuder ja auch ein Dampfkessel und eine Dampfmaschine untergebracht sind. Diese Teile und auch das gesamte Fahrzeug mit Bremsanlage usw. müssen zu regelmäßigen Untersuchungen das AW aufsuchen. Und die entsprechenden Termine dürften aus naheliegenden Gründen nicht im Winter liegen. Also kommt als Einsatzgrund auf der Modellbahnanlage sehr wohl eine Überführungsfahrt im Sommer zum/vom AW infrage. Dem Märklin-Modell fehlt aber ein Teil, das bei normalen Strecken- und Überführungsfahrten obligatorisch war, wenn nicht gerade Winterszeit herrschte : – die abnehmbare Pufferbohle vor dem Schleuderrad.
Die habe ich aus verschiedenen Teilen zusammengebaut und in zwei Öffnungen eingesteckt, die am Märklin-Modell an genau der richtigen Stelle vorhanden sind. Diese Öffnungen lassen eigentlich nur den Schluß zu, daß man bei Märklin während der Konstruktion des Modelles auch über diese Pufferbohle nachgedacht hat. Ist wohl dem Rotstift zum Opfer gefallen.
Am Schleuderrad selbst wurden noch zwei kleine Imitationen der sogenannten „Vorschneidpropeller“ angebracht.
Auf vielen Originalfotos kann man Verbindungs-/Versteifungsstangen erkennen, die bei Überführungsfahrten zwischen den beiden beweglichen seitlichen Räumschilden angebracht sind. Auch diese habe ich nachgebildet.
Als letztes Teil wurde die obere Laterne über dem Arbeitsscheinwerfer ergänzt, die die Schneeschleuder in den Epochen 3 und 4 getragen hat.
So hab ich mal wieder mit verhältnismäßig wenig Aufwand ein Großserienmodell in Details verbessert, die mir wichtig sind.
Viele Grüße
Wilhelm