Hallo,
hier möchte ich meinen Weg zur verhältnismäßig günstigen Moba vorstellen und hoffe so vielleicht anderen, die sich die normal teuren Standardlösungen sich nicht leisten können oder wollen, eine digitalen Moba zu ermöglichen. Ich fahre auf Märklin Gleisen M und K. Das System ist aber auf andere Gleise übertragbar. Wer dem hier beschriebenen Weg folgen möchte, sollte mit dem Lötkolben einigermaßen umgehen können und sich etwas mit PCs auskennen, also so für den Hobbybereich, Profi muss man nicht sein. Außerdem braucht es eine Portion Gelassenheit, besonders wenn mal was nicht auf Anhieb funktioniert. Es gibt viele andere Projekte und Lösungen, die alle ihre Berechtigung haben, hier aber nicht erwähnt werden.
Vor meinem Wiedereinstieg kannte ich nur analoge Moba. Ich habe viel gelesen und dabei hat mich die Menge an möglichen Lösungen und die aufgerufenen Preise völlig überfordert. Gleich mal eben 800,- € für eine Zentrale oder 300,- € für eine einzige Lok waren einfach nicht möglich. Ich hatte noch einige Restbestände von früher, M-Gleise und ein wenig Rollmaterial.
Relativ verunsichert machte ich meine erste (Fehl?)-Investition, eine neue MS2 mit ein paar C-Gleisen für 100,- €. Die Gleise blieben in der Verpackung. Mit meinen M-Gleisen baute ich einen Testkreis und schloss die MS2 mit beiliegender Gleisbox an. Dann wollte ich die erste Lok digitalisieren, eine alte V200 von Märklin. Das hat gedauert bis ich mal kapiert habe welche Lokdecoder unter welchen Voraussetzungen möglich sind. Die einfachste Lösung war ein Tams LD-W-42 für ca. 20,- €. Kein Motorumbau nötig, dafür aber auch nur einfachste Fahreigenschaften ohne Lastregelung.
Da ich früher schon kleine Platinen (Conrad Bausätze) gelötet hatte, ging das anlöten der Kabel an Decoder und Lok relativ einfach. Die größte Gefahr für den Decoder besteht erst beim testen, vorerst ohne Lokgehäuse. Trotz aller Vorsicht ist es mir nicht nur einmal passiert, dass der Decoder oder eine LED(*) Kontakt zum Fahrgestell bekam. Das hat dann meistens einen Funktionsausgang zerstört. Ein Decoder hat sogar Rauchzeichen gegeben, funktionierte danach aber bis auf AUX1 und AUX2 immer noch. Bei einem anderen Decoder habe ich den Ausgang für das Licht gekillt, konnte aber über die AUX Ausgänge trotzdem Licht anschließen. Später fand ich heraus wie ich in dem Fall das Licht dennoch über F0 schalten kann.
(*LED) Die Auswahl ist auch hier riesig, da hilft nur lesen, lesen, lesen. Zum Glück sind LEDs sehr güstig und lassen sich bei Fehlkäufen an anderer Stelle auf der Moba weiter verwenden. Aus Kostengründen würde ich immer 10 oder mehr bestellen, über Ebay oder Ali am güstigsten, Reichelt und andere haben aber auch gute Preise.
Der erste Schritt war getan, es fuhren mehrere Loks mit der MS2 auf meinem Testkreis.
Dann war wieder lesen angesagt, besonders im Stummiforum. Ich entdeckte einige alternative Lösungen zu den üblichen Zentralen der namhaften Hersteller. Mit der MS2 war das "Ende der Fahnenstange" absehbar. Mein Gedanke war, dass eine Zentrale ja nichts anderes als ein Computer ist und einen (nein, mehrere ) Computer habe ich doch. Zwangsläufig stieß ich auf das Projekt "Gleisbox als Zentrale". Eine wirklich großartige Leistung, was da entwickelt wurde! Für mich aber zu kompliziert, zu viele Komponenten und letztlich auch zu teuer in seiner Gesammtheit.
Dann fand ich das "Simple DCC Projekt", welches wie der Name schon sagt, mich auf das DCC Protokoll festlegen würde. Weil ich schon von Problemen bei Verwendung mehrerer Protokolle gelesen hatte und weil DCC wohl das gebräuchlichste Protokoll ist, hatte ich kein Problem damit. Ich musste nur bei einer gebraucht gekauften V100 den Delta Decoder gegen einen Tams tauschen.
Also began ich den Bau der Simple DCC Zentrale. Dabei habe ich sehr viel Unterstützung vom Entwickler erhalten. Die war nötig, weil ich eigentlich keine Ahnung von der Materie habe und viel Grundwissen erfragen musste. Wer dieses Grundwissen hat, kommt sicher ohne Hilfe klar. Beim ersten Versuch machte ich den Fehler den Arduino Nano (eine kleine fertige Platine mit Bauteilen) falsch herum auf die Hauptplatine aufzustecken. Ob das zur Zerstörung eines anderen Bauteils führte oder ob das Bauteil vorher schon defekt war, konnte nicht geklärt werden. Das hat mich 7,- € mehr gekostet, bis ich zur fertigen Zentrale kam. Zur Zentrale gibt es ein Programm, die "MoBa Verwaltung" mit der kann man erste Tests machen und auch Einstellungen vornehmen. Für den Betrieb auf der Moba nutzt man dann aber das kostenlose Programm Rocrail auf dem PC.
Ich war stolz wie Oskar, als die selbst gebaute Zentrale an meinem Testkreis funktionierte. Das Projekt umfasst weitere Komponenten wie Weichendecoder, Signaldecoder und verschiedene Rückmelder. Der Entwickler macht das alles als Hobby ohne finanzielle Interessen. Dafür hat er meine größte Hochachtung und Bewunderung! Auf der Homepage zum Projekt werden auch Preise genannt, was die Bauteile, die man natürlich selbst bestellen muss, ungefähr kosten. Man kann so ca. mit 20,- € bis 40,- € pro Decoder, Zentrale. Rückmelder oder Handregler rechnen, kommt natürlich darauf an wo man kauft und wie gerade der Dollar steht.
Inzwischen habe ich Weichendecoder, Kontaktrückmelder, Rückmelder als Stromfühler und einen WiFi Handregler nachgebaut, nie ohne dem Entwickler mit Fragen zu nerven. Ich bin nach wie vor begeistert, zu welch geringen Preisen sich dies alles verwirklichen ließ. Als nächstes kommen Signaldecoder und Beleuchtungsdecoder dran.
Zwischendurch richtet sich die Aufmerksamkeit immer wieder auf das rollende Material. Ich habe mir mal überlegt, was ich unbedingt haben möchte, was auch noch nett aber nicht notwendig ist, und was ich eigentlich gar nicht brauchen kann. Letzteres waren bei mir Dampfloks und Loks die nach 2000 gebaut wurden. Bei den anderen Modellen mache ich mir über die einschlägigen Plattformen ein Bild, was mein Wunschmodell in für mich akzeptablen Zustand normalerweise kostet. Ich kaufe nach Möglichkeit analoge Modelle. Mit etwas Geduld kann man auch weit unterhalb üblicher Preise gute Schnäppchen machen. Meistens habe ich zwischen 25,- € und 50,- € plus Versand für eine Lok bezahlt, darunter 151,141,260,V100 von Märklin und 140 von Roco. Zustand jeweils gut bis sehr gut.
Bei gebrauchten Güterwagen wird es schwieriger. Einfache 2-Achser sind oft schon für 3 – 6 € zu bekommen, besonders im Konvolut. Bei größeren oder schöneren Wagen wird es aber ganz schnell wesentlich teurer. Da muss man halt entscheiden was man sich leisten möchte. Aber auch hier hilft intensives beobachten der Angebote und mit viel Glück kann man richtig klasse Wagen für ganz kleines Geld abstauben. Interessant auch hier besonders die Konvolute.
Ganz ähnlich sieht es bei Personenwagen aus, obwohl man hier oft die alten 24cm Wagen doch sehr günstig bekommen kann. Selbst ein paar 26,5cm sind mir für unter 10,- € ins Netz gegangen.
Kürzlich erwarb ich noch eine alte Märklin Drehscheibe mit Lokschuppen für 6 Loks für 30,- €. Natürlich hat man einiges an Arbeit bei solchen Käufen, hab an den Lokschuppen alles neu geklebt und muss ein paar Teile kreativ ergänzen und die Drehscheibe läuft auch noch nicht ganz perfekt. Aber das ist für mich der Spaß und dabei und ich kann wunderbar entspannen. Die MS2 werde ich vorerst noch behalten, sozusagen zur Sicherheit in Reserve.Rocrail läuft inzwischen auf einem kleinen RaspberryPi4, kann aber immer noch über jeden Windows PC und Rocview arbeiten/spielen, wenn ich möchte.
So der Stand bisher. Die große Anlage kann ich voraussichtlich erst in ein bis zwei Jahren anfangen zu bauen. Bis dahin versuche ich so viel wie möglich zu lernen und das Material zusammen zu bekommen.
Würde mich freuen, wenn ich mit dem Thread dem ein oder anderem helfen kann einen günstigen und interessanten Weg zur Moba zu finden.
Gruß Knacki