Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#1 von Willy , 06.12.2022 10:12

Hi,

klingt zunächst komisch, ist aber ernst gemeint. Über die Suchfunktion habe ich nichts gefunden, darum frage ich hier.

Ich habe eine Anlage mit überwiegend alten Blechschienen und in den Weichen kommt es, je nach Lok, manchmal zu kurzen Unterbrechungen. Die alten Lok zucken kurz aber fahren weiter, "modernere" halten dort komplett an und fahren dann langsam wieder los, was natürlich etwas unschön ist.
Gibt es eine Möglichkeit die Lok so umzurüsten dass sie nicht vollständig anhalten um dann neu anzufahren?

Wäre nett wenn jemand mir dazu etwas sagen könnte.

Gruß
Willy


 
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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#2 von Dölerich Hirnfiedler , 06.12.2022 10:18

Hallo Willy,

Fährst Du digital oder analog?

mfg

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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#3 von dimitiger , 06.12.2022 10:19

Zitat von Willy im Beitrag #1
Hi,

klingt zunächst komisch, ist aber ernst gemeint. Über die Suchfunktion habe ich nichts gefunden, darum frage ich hier.

Ich habe eine Anlage mit überwiegend alten Blechschienen und in den Weichen kommt es, je nach Lok, manchmal zu kurzen Unterbrechungen. Die alten Lok zucken kurz aber fahren weiter, "modernere" halten dort komplett an und fahren dann langsam wieder los, was natürlich etwas unschön ist.
Gibt es eine Möglichkeit die Lok so umzurüsten dass sie nicht vollständig anhalten um dann neu anzufahren?

Wäre nett wenn jemand mir dazu etwas sagen könnte.

Gruß
Willy



Hi Willy,

ja, das nennt man "Puffer-Kondensator". Ich gehe davon aus, dass du H0 fährst, dann wäre in so einer Lok genug Platz für so einen Puffer-Kondensator. Du kannst entweder einen fertigen kaufen, als z.B. ESU-Power-Pak (allerdings recht teuer), oder du suchst hier im Forum nach Puffer-Kondensator und wirst auch eine Anleitung dazu finden, wie du das selbst herstellen kannst.

Denk bitte aber daran, dass bei analogen Loks so ein Puffer-Kondensator dann dazu führt, dass eine Lok noch einige cm weiter fährt, wenn du auf "Stopp" stellst.


Gruß MoBa-Macher

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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#4 von Stahlblauberlin , 06.12.2022 10:42

Neuere Loks von Märklin haben ab Werk Decoder anstelle des klassischen Umschaltrelais, nach einer Stromunterbrechung booten diese Mini-Computer neu, das dauert. Abhilfe kann hier ein Pufferkondensator schaffen der bei kurzen Unterbrechungen den Decoder weiterversorgt. Ob und wie man ihn einbauen kann hängt aber sehr von der Lok (Platz...) und dem Decoder ab. Ansonsten gilt auch für Märklin: Einfach mal Räder und Gleise reinigen..


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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#5 von alexus , 06.12.2022 11:04

Hallo Willy

Vorweg, ich fahre auf dem Boden mit altem M-Gleis, daher kenne ich die Probleme recht gut.
Es wäre gut zu wissen wie (analog oder Digital) und auf welchem Gleis du fährst.

Zuallererst solltest du die komplette Stromübertragung vom Gleis in die Lok überprüfen und gegebenenfalls reinigen, verbessern (Räder, Achslager, Schleifer, Übertragungkontakte).
Die Gleise (falls vorhanden, der Mittelleiter) sollten natürlich auch sauber sein.
Nach meiner Meinung bitte keine groben, schleifenden Reinigungsmaterialien verwenden, gibt nur Riefen wo dann noch mehr Schmutz hängen bleibt.
Dann sollten die Motoren möglichst leicht laufen (möglichst geringe Stromaufnahme) damit noch ein bischen Auslauf gegeben ist (ideal sind natürlich Glockenanker mit großer Schwungmasse).
Wenn das alles einwandfrei ist kann man im digitalen Betrieb über einen Pufferspeicher nachdenken. Im analogen Betrieb haben die, m. M. n., im niedrigen Spannungsbereich keine oder nur eine sehr geringe Wirkung.

Bei den Stromspeichern muß man unterscheiden zwischen Pufferspeichern mit hoher Kapazität (aufwendige Elektronik, relativ teuer) und einer einfachen Schaltung mit Elektrolytkondensatoren.
Die Pufferspeicher haben so viel Leistung das eine Lok damit problemlos 40-50cm stromlos weiterfährt (unkontrolliert), mit der einfachen Elektrolytkondensatorschaltung (Elko, Ladewiderstand, Überbrückungsdiode) reicht es, je nach Motor, für 1-2cm.

Ich setze haupsächlich auf eine Kombination aus einfachem Elko-Puffer und Glockenanker mit Schwungmasse, gerade in kleinen Loks.
Oft hilft es auch das entsprechende Lokfahrgestell etwas zu überarbeiten, mehr Achsen zur Stromabnahme verwenden, Pendelachse, besserer Mittelschleifer.

Bei kleinen, 2-achsigen Loks, ist es aber insgesamt schwieriger.


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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#6 von mobaz , 06.12.2022 11:55

Moin, die alten Loks mit Feldspule und Umschalter haben keine magnetische/elektronische Hemmung, die rollen einfach über solche Stellen hinweg und haben danach gleich wieder volle Spannung am Motor anliegen. Bei allen anderen Loks kommt es durch die Bauweise zu mehr oder weniger Störungen, die man teilweise im analogen Betrieb, den du wahrscheinlich hast, überbrücken kann. Eine Möglichkeit ist Sauberkeit auf der Anlage, die andere Möglichkeit sind Kondensatoren, die man dort je nach Lokausführung in unterschiedlichen Weisen einbauen kann.
Suche hier im Forum nach "Pufferkondensator einbauen", da findest du viele Lösungen für die verschiedenen Anforderungen.
Schönen Gruß
maik


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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#7 von Willy , 06.12.2022 12:07

Hi,

ich fahre analog und habe auch nur wenige halbwegs moderne Lokomotiven.

Natürlich sind die Stellen an denen eine Lok zuckt, extra sorgfältig, (natürlich nicht mit Feile oder Drahtbürste) gereinigt. In den Weichen fehlen auf ca. 3cm die Pukos, manche Schleifer haben nur eine Kontaktfläche von ca. 4cm. Ein gewisser Verschleiß bei teilweise sechzig Jahre alten Weichen mag hinzu kommen.

Ich hatte gehofft dass es eine Einstellung in der Lokelektronik gibt, die den Vollstopp nach einer winzigen Unterbrechung verhindert. Ein Pufferkondensator könnte die Lösung sein, allerdings wäre es sehr unvorteilhaft wenn er mehr als ein oder zwei Zentimeter puffert. Mehr funktioniert nicht weil meine geschalteten Abschnitte vor Signalen auf den Auslauf der alten Modelle ausgerichtet sind.

Gruß
Willy


 
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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#8 von Stahlblauberlin , 06.12.2022 12:15

Ein Pufferkondensator mit kleiner Kapazität (100-470µF/35V) erzeugt keinen nennenswerten Auslauf (< 0,5 cm), beruhigt die Elektronik aber schon wirksam. Da Märklin Analogbetrieb darf dieser Kondensator aber gerne Spannungsfester als 35V sein, die sind da unteres Ende. Jetzt heißt es nur die Anschlusspunkte am Decoder zu finden. Da hilft die jeweilige Anleitung weiter.


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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#9 von DeMorpheus , 06.12.2022 12:18

Moin,

wenn eine digitale Lok im Analogbetrieb nach Stromunterbrechung langsam wieder beschleunigt ist das normalerweise die Anfahrverzögerung des Decoders, die auch im Analogbetrieb greift. In dem Fall lässt sich das Problem reduzieren, indem diese Anfahrverzögerung ausgeschaltet wird.
Trotzdem wird eine digitale Lok in der Regel empfindlicher auf Kontaktunterbrechungen reagieren als ihr analoges Pendant. Einen (teuren) Pufferkondensator kann man dann immer noch nachrüsten.


Viele Grüße,
Moritz

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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#10 von Dölerich Hirnfiedler , 06.12.2022 12:19

Hallo Willy,

Jetzt wäre es vorteilhaft zu wissen um welche Modelle es exakt geht. Bei manchen Decodern kann man da tatsächlich über die Programmierung das Verhalten beeinflussen, zum Beispiel in dem man die Anfahr- und Bremsverzögerung deaktiviert. Das geht aber nicht bei jedem Dekoder. Und die Einstellungen haben auch nicht bei jedem Dekoder Einfluss auf das Verhalten im Analogbetrieb.

mfg

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#11 von Stahlblauberlin , 06.12.2022 12:32

Zitat von Dölerich Hirnfiedler im Beitrag #10
Und die Einstellungen haben auch nicht bei jedem Dekoder Einfluss auf das Verhalten im Analogbetrieb.

In diesen Fälle offensichtlich schon..Wie bei den allermeisten mir bekannten Decodern der letzten 20 Jahre. Außer natürlich man schaltet es ab.
Zitat von DeMorpheus im Beitrag #9
Einen (teuren) Pufferkondensator kann man dann immer noch nachrüsten.

Elko 220µF/50V bei Segor über den Tisch 30ct... und das ist schon teuer.
Zitat von Dölerich Hirnfiedler im Beitrag #10
zum Beispiel in dem man die Anfahr- und Bremsverzögerung deaktiviert. Das geht aber nicht bei jedem Dekoder.

Für einen reinen Analogbahner nicht so ohne weiteres umsetzbar.


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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#12 von volkerS , 06.12.2022 12:42

Hallo Willy,
man kann Märklin-Loks in folgende Kategorien, bei analogem Betrieb, einteilen:
1. Feldspulen-Motor und mechanischer FRU. Dreht wegen fehlender Hemmung bei Spannungsverlust weiter (Schwungmassenprinzip)
2. Feldspulen-Motor und elektronischer FRU. Dreht wegen fehlender Hemmung bei Spannungsverlust weiter (Schwungmassenprinzip)
3. Feldspulenmotor und Decoder. Bei einem kurzen Spannungsausfall dreht der Motor weiter, die Zeit reicht meist für den Neustart des Decoders. Anfahrbeschleunigung lies sich meist über Poti abschalten.
4. Feldspulenmotor umgebaut auf Hamo-Magnet/HLA und Decoder. Hier wirkt die Hemmung des Motors und die Neustartzeit + Wert der Anfahrbeschleunigung des Decoders. Also Puffer einbauen.
5. Mittelmotor mit Decoder. Wie 4 zusätzlich hat man auch noch eine Hemmung durch den Schneckenantrieb.
Volker


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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#13 von Willy , 06.12.2022 13:35

Besten Dank bis hierher, ich werde die Lok mal einzeln prüfen und dann kund tun welche es sind.
Im Augenblick macht mich eine heftige Erkältung ziemlich lustlos und hält mich von der Anlage fern. Sitze in der Nähe unseres warmen Ofens und prüfe alte Schalter, bzw. behebe Kontaktprobleme.

Gruß
Willy


 
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RE: Lok elektrisch "altern" damit sie Unterbrechungen ignoriert?

#14 von Railwolf , 07.12.2022 17:13

Hallo Volker,

Zitat von volkerS im Beitrag #12
3. Feldspulenmotor und Decoder. Bei einem kurzen Spannungsausfall dreht der Motor weiter, die Zeit reicht meist für den Neustart des Decoders. Anfahrbeschleunigung lies sich meist über Poti abschalten.

Welcher Märklin-Decoder (oder auch von anderen Herstellern) für Feldspulen weist Potentiometer auf? Die kenne ich nur von der c90-Familie, aber diese Decoder sind ausnahmslos für Gleichstrommotore gemacht, also prinzipiell HLA (oder, 60905, für Glockenanker). Der einzige geregelte Decoder für Feldspulenmotoren, der mir bekannt ist, kommt von Uhlenbrock - auf den trifft die genannte Charakteristik prinzipiell zu, aber er hat keine Potis, sondern wird digital eingestellt, und ich weiß nicht, ob die Anfahrbeschleunigung im Analogbetrieb abgeschaltet werden kann.


Mit vielen Grüßen

Wolf 🐺


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