Ich mußte gestern mal wieder eine Kleine Lackkorrektur vornehmen, da an meiner E110 unter einem Seitenfenster ein recht tiefer Kratzer zwischen DB-Logo und Fenster war.
Das Problem bestand nun natürlich darin, den neuen Lack nachher bestmöglich in den alten zu integrieren.
Ich habe mir dann erst mal einen kleinen Pinsel genommen, habe diesen noch mit einer Nagelhautschere stark verdünnt und angespitzt, den Lack aus Blau mit einem Tick Schwarz zusammengerührt, und dann vorsichichtig einen kleinen Wulst (ca.2mm x 0,5mm) aufgetragen, nachdem ich vorher die schadhagte Stelle ganz kurz mit einem Hauch Waschbenzin gesäubert habe.
Vorsicht! Nur ganz kurz und ohne Druck tupfen, da sonst der Lack gelöst wird! Waschbenzin gleich wegpusten!
Nun sieht ein solcher Wulst natürlich gerade in der Schrägansicht nicht so RICHTIG schön aus.
Ich habe diesen Mini-Wulst ca. 1-2 Minuten antrocknen lassen, habe dann einen Q-Tipp mit Kriechöl eingesprüht (löst anscheinend leicht Lack!) und mit diesem Q-Tipp ganz vorsichtig auf den Wulst getupft, und dadurch die obere Schicht abgetragen. Das Kriechöl hat auch den Vorteil, dass der Q-TIPP nicht Fusselt und der Lack keine Fäden zieht.
Nun sah die Sache schon besser aus.
Das endgültige Finish habe ich aber erst dadurch erzielt, dass ich meinen Finger leicht (!) mit Kriechöl eingeschmiert habe, und dann mit diesem eingeschmierten Finger 1x (!) vorsichtig die über den Kratzer hinausgehenden Lackreste abgewischt habe. Das Ergebnis ist fast perfekt geworden! Der Kratzer ist weg, die nicht 100%ig stimmende Färbtönung fällt auf Grund des minimalen Auftrages (nur noch IM Kratzer) nicht auf, und die Oberfläche hat das seidig matt-rauhe Finish der Originallackierung, weil das Kriechöl beim Abwischen wie Spüli wirkt, und so glatte Übergänge schafft.
Für große Flächen würde ich Kriechöl vielleicht nicht unbedingt verwenden (!), aber bei kleinen Retouche-Arbeiten klappt das prima!
Gegebenenfalls kann man den Lack, bzw eventuelle Kanten, nach 10-15 Minuten Härtung auch noch mit einem mit Kriechöl angefeuchteten Q-TIPP vorsichtig polieren. Damit habe ich sogar einen Lackschaden an der oberen Ecke des Führerstandes wegbekommen!
Ich denke, wenn man einem Lackierer erzählt, man hätte frischen Lack mit KRIECHÖL bearbeitet, der würde einem vermutlich nur einen Vogel zeigen. Aber ungewöhnliche Probleme erfordern ungewöhnliche Methoden
Das war die einzige Lok von mir, die irgendwelche Lackschäden hatte. Das hat mich so genervt, dass ich das Risiko eingegangen bin - man gut