Zitat von Atlanta im Beitrag #4
Die "Enthornung" junger Kälber wird in der Massentierhaltung moderner, landwirtschaftlicher Großbetriebe vorgenommen, damit sich die Kühe nicht gegenseitig verletzen, wenn sie "Rangkämpfe" untereinander austragen.
In landwirtschaftlichen Betrieben kleinerer Größe bis etwa 30 Kühe hatte man früher auf die "Enthornung" verzichtet, weil zum Einen zu teuer und zum Anderen eine unsagbare "Tierquälerei" wenn sich Landwirte den Veterinär = Tierarzt sparen wollten.
In landwirtschaftlichen Kleinbetrieben verzichtete man früher darauf, den Tieren unnötig Streß zuzufügen oder die Tierarztkosten einzusparen.
In Nebenerwerbsbetrieben mit ein bis zehn Kühen waren die Landwirte oft sehr "knauserig" und "geizig".
Die Enthornung war früher ein wesentlicher Kostenfaktor, der vielerorts aus wirtschaftlicher Sichtweise gestrichen worde.
Selbst das Einkürzen des "Geweihs" stattlicher Kuhhörner war vielen Landwirten zu teuer, nur wenn Kuhhörner drohten ins Auge der Kuh zu wachsen, wurden Tierarztkosten widerwillig bezahlt.
Deshalb sind Kühe ohne Hörner für landwirtschaftliche Betriebe eher ungeeignet, um sie in früheren Epochen (vor Epoche V) einzusetzen.
Ab Ende der 1990er Jahre setzte sich die Enthornung auch bei Kleinbetrieben durch aber es war ein sehr langer Weg zu dieser Erkenntnis.
Ich arbeitete in den 1990er Jahren bei einem Landmaschinenhändler, wir führten auch Zubehör für Stalleinrichtungen und hatten auch Enhornungsgeräte im Programm.
Diese Geräte wurden früher vornehmlich nur von Großbetrieben gekauft (ab 150 Kühe und aufwärts).
Hallo,
das sieht nach
dieser Arbeit aber anders aus. Demnach wurde schon vor 1900 über Sinn und Unsinn des Enthornens in der Fachliteratur diskutiert. Fernerhin galt vor 1986, daß jeder Landwirt seine Kälber ohne Betäubung enthornen durfte - dazu brauchte er nur die entsprechende Säure. Die Säure gab's früher im Kanister zu kaufen. Allerdings nicht mehr in den Neunzigern. Denn mit Wirkung in 1986 wurde das Tierschutzgesetz ver-ent-stumpft. Dennoch blieb eine breite Scharte im Tierschutz zugunsten der Massentierhaltung. Heute ist, soweit ich weiß, die Säurebehandlung verboten, und müssen Hitzegeräte verwendet werden, die tatsächlich ihren Preis haben. Auch muß das Tier sediert sein, und darf nicht älter sein als 42 Tage. Die Heilungszeit beträgt übrigens oberflächlich mehrere Wochen; die so mißhandelte Stirnzone bleibt monatelang schmerzhaft.
Dabei konnten Forscher nachweisen, daß Rindviecher mit Hörnern intelligenter sind als Rindviecher ohne Hörner. Weniger hitzköpfig sind sie auch, weil die Hörner der Wärmeabfuhr dienen und so den Decoder - äh, das Hirn vor Kurzschlüssen schützen. Das wirkt sich auf die Hitzköpfigkeit im übertragenen Sinn aus. (Aufgesetzte Hörner helfen übrigens nicht.)
Tatsache ist auch, daß die landwirtschaftlichen Misch- und Kleinbetriebe schon in den Sechziger Jahren von der Bildfläche verschwanden: die, die nur eine Handvoll Rindviecher im Stall hatten (am Tisch ist's eine andere Sache *duck*), gibt es schon sehr lange nicht mehr. Wenn ich mit den Alten im Dorf hier rede, das ist die Generation, die im oder vor dem Krieg zur Welt kam, dann kennen sie diese Art Landwirtschaft noch aus ihrer Kindheit, mit aller Armut, die daran hing. Noch in ihrer Jugend kam aber der Umbruch, die Landwirtschaft wurde mechanisiert und Mischwirtschaft mit kleinen Mengen vieler verschiedener Produkte endgültig unwirtschaftlich. Was dabei herauskam, war gewissermaßen nicht mal mehr zum Sterben zuviel - und zuwenig zum Leben sowieso.
Langer Rede kurzer Sinn: enthornte Rindviecher gab es schon zu Kaisers Zeiten zuhauf, und sind seit über 50 Jahren die allgemeine Regel in Westdeutschland, bei größeren Herden auch schon vor dem ersten Weltkrieg. Die hier gezeigten Rinder - die ja wohl auch älterer Formenproduktion entspringen - passen also zu den üblichen Modellbahnepochen sehr gut.
Zitat von BR180 im Beitrag #6
Was es alles furchtbares gibt, Vegetarier werde ich deswegen nicht, aber es gibt mir schon zu denken
Hast recht. Weniger Fleisch essen, dafür von guter Qualität und wo man die Viecher vorher auf der Weide hat sehen können - mit Hörnern - ist da ein brauchbarer Kompromiß, finde ich.