Hallo,
die Frage, ob in Autoreisezügen Speisewagen mitliefen oder nicht, lässt sich nicht eindeutig mit „ja“ oder „nein“ beantworten, weil es sowohl Autozüge mit wie auch ohne Speisewagen gab. Es kommt folglich auf den Einzelfall an. Der „Christoforus“ z.B. führte, als er planmäßig mit der S-Bahn 111 bespannt war, einen Speisewagen mit.
Eindeutiger kann die Frage nach dem Speisewagentyp beantwortet werden. Die letzten Altbauspeisewagen WRügh 152 wurden Anfang der 80er ausgemustert, nahezu gleichzeitig mit den ersten Nachkriegsbauarten und den moderneren Halbspeisewagen ARmz 211, ARmh 217 und ARmz 218. („Kakadu“). Im Bestand blieben die Speisewagen der Typen WRmh 132 und WRmz 135, außerdem die bis 1977 beschafften Wagen des Typs WRbumz 139. Letztere wurden anfangs im IC-Verkehr verwendet, später wegen des (im Vergleich zu „echten“ Speisewagen) geringeren Komfortniveaus hauptsächlich in die FD-Züge eingestellt.
Ab Anfang der 80er wurden – in Ermangelung von Alternativen - für TEE, IC sowie (später) EC-Züge ausschließlich die Speisewagen-Typen WRmh 132 und WRmz 135 verwendet. Gleiches gilt für die Autoreisezüge sowie für die wenigen D-Züge, die überhaupt noch Speisewagen führten - mit der Einschränkung, dass aus der ersten Hälfte der 80er auch vereinzelte Einsätze der WRbumz 139 in D-Zügen (z.B. D 790 Lindau-Wilhelmshaven) dokumentiert sind.
In Autoreisezügen dürften dagegen nur WRmh 132 und WRmz 135 gelaufen sein, seit Anfang der 80er Jahre nach erfolgter Umlackierung aller in rot ausgelieferten Fahrzeuge ausschließlich in rot-beiger Lackierung.
Zu der Frage bzgl. der vorhandenen Waggon-Kapazitäten: Es ist korrekt, dass es stets dann zu Engpässen im IC-Wagenpool (Wagenklasse wird hier nicht näher spezifiziert) gekommen ist, wenn Angebotsveränderungen realisiert wurden (1971, 1979, 1985). Allerdings führte die Einführung des Konzepts „IC 85“ entgegen entsprechender Befürchtungen nicht zu einem signifikant erhöhten Bedarf an IC-Wagen der 1.Klasse, weil sich zwar die Zahl der Züge erhöhte, die Laufwege aber verkürzt wurden – was zu einem effizienteren Einsatz des vorhandenen Wagenmaterials führte. Zudem standen nach dem Wegfall nahezu aller TEE-Züge bis Mitte der 80er Jahre auch diese Wagenkapazitäten für den IC-Verkehr zur Verfügung. Trotzdem wurde die erwähnte „Notbeschaffung“ erforderlich – weil 1.Klasse-Großraumwagen fehlten. In die Autoreisezüge wurden allerdings nur Abteilwagen eingestellt.
Zuletzt ist zu berücksichtigen, dass die vergleichsweise geringe Anzahl der Autoreisezüge keine großen Waggonkapazitäten vereinnahmte. Weil die meisten IC-Züge im 1.Klasse-Teil Überkapazitäten aufwiesen (was von der DB mit Rücksicht auf das zahlungskräftige Klientel auch so gewollt war), konnten hier vereinzelt Waggons eingespart werden, die dann temporär in den Autoreiseverkehr abwanderten.
Definitiv steht fest, dass nach Wegfall der Klasseneinteilung in Autoreisezügen dort ausschließlich klimatisierte 1.Klasse-Abteilwagen eingesetzt wurden, was von der DB als besonderes Komfortmerkmal auch gesondert hervorgehoben wurde. Nach Lage der Dinge – die DB hatte seinerzeit mit Ausnahme des IC/TEE-Fuhrparks keinerlei klimatisierten Abteilwagen der 1. Klasse – können diese nur aus dem entsprechenden Wagen-Pool stammen.
Wie angekündigt, werde ich den fraglichen Blickpunkt-Artikel heranziehen. Dann kann ich genau sagen, ab wann in Autoreisezügen nur noch klimatisierte Waggons der 1. Klasse liefen.
Ich hoffe, zur Aufklärung beigetragen zu haben, auch wenn dieser Beitrag etwas lang geraten ist.
Gruß nach Dänemark,
Martin