Ich bin ja so der klassische Wiedereinsteiger, der als Teenager in seinem Jugendzimmer saß, die MIBA las und sich bei den Leserbriefen der Wiedereinsteiger gefragt hat: „Wie konnte denn das passieren, dass man dieses Hobby pausiert?”. Die Antwort kenne ich mittlerweile. Ich habe mich in den letzten Jahren dann auf jagen, sammeln und zurüsten spezialisiert.

Beim Einrichten des Bastelraums sind mir da so ein paar Sachen in die Hände gefallen, die ich „für später“ gekauft habe. Unter anderem ein elektrostatisches Begrasungsgerät. Als ich vor über 20 Jahren in die Pause abgebogen bin waren wir zwar schon über die Sägemehlphase raus, aber Begrasungsgeräte waren ebenso unbekannt wie Styrodur zum Anlagenbau - also mir zumindest. Und wie es der Zufall so will habe ich auch ein paar Styrodurplatten schon mal „auf Vorrat“ gekauft. Und manche Dinge doppelt. Etwa das Büro von Holzmann Modellismo.



Für eine große Anlage ist derzeit eh kein Platz da. Aber um mit neuen Materialien und Techniken vertraut zu werden kam mir die Idee, was kleines zum Üben zu bauen. Dabei könnten dann auch die doppelt und dreifach gekauften Sachen zum Einsatz kommen und ich muss mich nicht ärgern, wenn ich was verhunze.

Die Idee ist mittlerweile 240x40 cm klein (oder auch groß, alles eine Frage der Perspektive), besteht aus zwei Segmenten mit jeweils 120 cm Länge und hört auf den Namen COIL. Und es geht nicht um Stahl. Generell sind die Gebäude so ausgelegt, wie ich mir das vorstellen könnte, ohne Anspruch darauf, dass das auch in Wirklichkeit so sinnvoll oder erlaubt ist.



Bei der COIL handelt es sich um die Canola Oil International, eine Ölmühle, die stark auf die Bahn setzt. Wie der Name vermuten lässt verarbeitet man primär Raps. Dieser kommt in Schüttgutwagen beispielsweise vom Typ Tagnpps und wird an Position 3 in den Boden entladen und dann in die Silos befördert. Das Heizöl, um den Energiebedarf zu decken, kommt ebenfalls per Bahn und wird in Form von Tankwagen beispielsweise vom Typ Zans an Position 6 entladen. Eine kleine Betriebstankstelle (4) gibt es auch, diese wird ebenfalls via Tankwagen versorgt. Ob er da gerade Diesel oder Heizöl tankt ist Rankowski vom Einkauf übrigens völlig egal, so lange es billig ist und er in keine Kontrolle kommt. Position 5 ist gedanklich eine Werkhalle, die aus Baukastensystem von Joswood bestehen soll. Was sich darin abspielt, keine Ahnung, ich bin kein Experte für Ölmühlen. Theoretisch könnte man sich dort eine Verladung für Rapsschrot, beispielsweise auch in Tagnpps-Wagen, vorstellen, aber das wäre ne ganz schöne Rangiererei, weil jedes Mal die Tankwagen aus dem Weg müssten.

Während dieses Gebäude noch aus Backstein gebaut ist und schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat wurde an Position 2 und 1 vor einigen Jahren groß investiert. An Position 2 wurde eine nagelneue Lagerhalle errichtet, über die sowohl bahn- als auch straßenseitig das Endprodukt in Form von Stückgut abtransportiert werden kann. An der Bahnseite halten primär Wagen mit dem Gattungszeichen H. Für die LKWs stehen diverse Rampen zur Verfügung.

Genug zu tun also für die lokale Bahngesellschaft, die hier gehörig Wagentetris spielen kann. Im Gleisplan verbirgt sich nämlich ziemlich offensichtlich ein cooles Ingelnook-Layout. Und somit könnte COIL auch für „Cool, Obvious Ingelnook Layout“ stehen. Das man den Namen auch so auflösen kann ist mir aber erst später klar geworden, da stand er schon fest.

Die Straße kaschiert den Übergang zwischen den beiden Segmenten. Auf den Freiflächen werden noch Felder entstehen. Die Arbeit mit freien Formen ist bei RailModeller Pro aber extrem anstrengend und deshalb ist da alles grün. Wasser will ich auf jeden Fall mal ausprobieren. Damit habe ich noch keinerlei Erfahrung. Und den Fluß wird eine kleine Blechträgerbrücke von Hack überspannen. Die habe ich aber tatsächlich noch nicht auf Vorrat gekauft.

Derzeit bin ich an Gebäude 1 dran, dem Büro. In Kürze mehr.



Gruß

Matt

Erste Arbeiten am Bürogebäude sind erfolgt. Aber der Reihe nach: In der Packung befinden sich diverse MDF-Teile, ebenfalls lasergeschnittene Plastikteile für die Fenster und eine Bauanleitung.



In die Bauteile sind die Teilenummern eingraviert. Und in die Teile, mit denen sie verbunden werden müssen, klein die Nummern des zu verbindenden Teils, hier A3.



Ich hab das ganze dann erstmal fliegend ohne Plastikteile zusammengesetzt, um eine Idee des Gesamtgebäudes zu bekommen.



Anschließend den Boden mit dunkelgrauer Acrylfarbe mit Pinsel gestrichen. Pinsel deshalb, um eine teppichartige Struktur zu erzielen.




Aufgrund der Bilder auf der Packung war klar, dass das Gebäude mit Inneneinrichtung und Beleuchtung versehen sein muss. Ich hatte noch LED-Streifen in neutralweiß übrig, diese kommen für die Beleuchtung zum Einsatz. Da ich weder die Streifen einfach aufkleben noch die Kabel sichtbar über die Decke verlegen wollte kam hier die Oberfräse zum Einsatz. Mangels breitem Einsatz für die Fräse musste ich die Aussparung für den LED-Streifen doppelt fräsen, kleinere Ungenauigkeiten habe ich mit der Feile nachbearbeitet.




Dann ging es an die LED-Streifen. Diese sind 5cm lang und haben drei neutralweiße LEDs. Kabel anlöten, einpassen und verkleben (was dank selbstklebender Rückseite kein Problem ist) und nach erfolgreichem Test die Kabel im „Kabelschacht“ wegführen.






Vom Umbau ist noch Rotband übrig, den habe ich verwendet, um die gefrästen Vertiefungen wieder aufzufüllen. Der muss jetzt erstmal trocknen, dann wird er verschliffen und die Decke gestrichen.




Gruß

Matt

Hallo Matt,
eine coole Planung zeigst Du hier für Deinen Wiedereinstieg! Ein simples Layout, was aber ordentlich Rangiermöglichkeiten mit unterschiedlichen Wagenarten bereithält, durch die "grüne Hälfte" nicht überfrachtet erscheint und insgesamt sehr realitätsnah wirkt.
Thematisch gefällt mir der gut ausgearbeitete Industrie-Background auch sehr gut. So hat später jede Wagenbewegung einen Sinn und wirkt authentisch.
Weißt Du schon, welche Rangierloks später zum Einsatz kommen werden?

Ich beobachte Deine Umsetzung auf jeden Fall weiter und bin gespannt, wie es weiter geht.

Hallo Fabian,

ich hab mir tatsächlich noch keine Gedanken zu den Lokomotiven gemacht. Ich bin seit zwei Wochen am Bürogebäude basteln und hab da schon laufend neue Ideen, das wird also eh noch etwas dauern, bis da ein Zug rollt

Gruß

Matt

Hallo Matt,

erstmal herzlichen Glückwunsch zum Wiedereinstieg ins MoBa-Hobby. 👍 Und dann noch so ein schönes Projekt in moderner Epoche, gefällt mir. Was mich sehr interessiert wo hast du den Bausatz für das Bürogebäude her bzw welcher Hersteller ist das? Im Netz habe ich dazu keine Informationen gefunden. Kannst du das Geheimnis lüften?

Viele Grüße

Uwe

Hi MAtt,
sogar die "tollen" Cubicles im Büro nachgebildet. Schön

Das ist das Herstellerfoto An meinem arbeite ich noch…

Gruß

Matt

Hallo Matt,

Ich bin ein großer Fan solcher Rangieranlagen,
wenn man die Wagen mit entsprechenden Kupplungen ( Kadee ) ausrüstet kann man sich stundenlang mit Rangiermanövern aufhalten.
Ich hätte da jedoch noch einen Vorschlag zu machen, die Stumpfgleise erscheinen mir ein wenig zu kurz für die geplanten
Güterwagen Typ Zans und Tagnpps, das sind ja mal reichlich große Wagen.
Da solltest Du die Gleise an den Gebäuden vielleicht doch noch ein wenig verlängern.
Zum Schluss noch ein Link eines meiner Lieblingsvideos zu dem Thema, als Anregung für Deine Anlage.

https://www.youtube.com/watch?v=Oxx3HFgugUE

Ich lass mal nen Abo da, interessiert mich schon wie es hier weiter geht.
Meickel

Danke für den Link Meickel, wirklich eine sehr schöne Anlage. Ja, bei mir ist das vielleicht etwas knapp. Ich werde das auf jeden Fall erstmal testweise aufbauen und dann evtl. noch etwas verlängern.

Weiter geht's, aber es geht langsamer voran als gedacht. Das liegt an zwei Dingen: Laufend neue Ideen. Und schlechte Farbe. Aber der Reihe nach.

Nachdem der Rotband getrocknet war habe ich die Decken mit Sanding Sticks verschliffen.


Anschließend habe ich die Decken grau gestrichen und zwar mit Tamiya XF55. Tamiya behauptet allerdings, das wäre eigentlich Hellbraun. Des weiteren schreiben sie auf Ihrer Homepage, die Farbe wäre „hervorragend für die Pinsellackierung“ geeignet und sie „deckt gut ab“.


Ganz ehrlich: Die deckt gar nicht. Im feuchten Zustand sah das sogar noch ok aus.


Aber nachdem der getrocknet war glich er einem Fleckenteppich, mittlerweile habe ich glaube ich vier Anstriche drauf und so langsam dann so wenigstens einigermaßen mit dem Ergebnis zufrieden.


Dann kam mir die Idee, dass auf die untere Wand eigentlich so ein richtig schickes Logo müsste.


Ich hatte noch 4mm Plexiglas da. Das wollte ich mit dem Wondercutter schneiden.


Aber ein Testschnitt zeigte mir schon, dass das nichts wird. Durch die Arbeitsweise des Wondercutter wird die Klinge warm und schmilzt das Material, was zu einer unsauberen Kante führt. Nix mit „Plastik kann leichtgängig bis 5 Millimeter geschnitten werden“.


Daher habe ich mir das bei Formulor lasercutten lassen. Leider ist 18x18cm die kleinste Grundgröße, die man bekommt, deshalb habe ich ein paar mehr Buchstaben produzieren lassen als ich eigentlich brauche.


Sieht doch gleich besser aus.


Der Öltropfen musste natürlich noch orange werden. Das Bild zeigt aber nur den Erstanstrich.


Jetzt geht es an die Inneneinrichtung und an die Wände.

Gruß

Matt