Liebe Leute,
vielen, vielen Dank für Eure ausführlichen Kommentare. Ich hatte noch gar keine Zeit sie alle zu lesen. So viel versammeltes Wissen.
Wie ich sehe, macht auch hier das Internet (dessen Anfänge ich in der Astronomie mitgestaltet hatte) einen Riesenunterschied gegenüber früher (insbesondere natürlich meiner Jugendzeit), wo man auf sich gestellt war.
Mittlerweile ist die G 8.1 eingetroffen. Es handelt sich, wie vom Ebay-Verkäufer korrekt angegeben, in der Tat um eine Lok mit der Märklin Artikel-Nr. 34551. Es ist ein olivgrün-schwarzes KPEV-Modell mit entsprechender Beschriftung.
Zu meiner Verwirrung, ob es sich bei der bestellten G 8.1 nun um ein KPEV- oder ein DRG-Modell handelt, hatte u.a. auch Märklin selber beigetragen, denn die Firma beschreibt das Modell als „Reihe G 8.1 DRG | Spur H0 – Art.Nr. 34551, Güterzuglokomotive mit Schlepptender“ (s. https://www.maerklin.de/de/produkte/details/article/34551), und nicht als „Reihe G 8.1 KPEV“, was m.E. korrekt wäre.
Das G 8.1 Modell ist unglaublich filigran. Ich bin ja nicht lange wieder dabei, aber ich würde mich außerordentlich wundern, wenn die (Märklin-) Modelle von vor 50 Jahren diesen Detaillierungsgrad gehabt hätten. Aus meiner Jugend besitze ich an Dampfloks nur diese Allerweltsmodelle BR 81 und BR 89, und das sind einfach robuste Spielzeuge, die man getrost Kindern überlassen konnte und kann. (Ich denke da an meine heranwachsenden Enkel.)
Jetzt kommen zwei Probleme: das erste betrifft das Exemplar, das gestern angekommen ist. Ohne es auszupacken habe ich mir durch die transparente Plastikverpackung das filigrane Fahrwerk angeschaut. Ein Wunderwerk! Leider ist aber einer der Sander aus Kunststoff verbogen. Möglicherweise könnte man ihn zurechtbiegen, aber das mache ich natürlich nicht. Ich packe das Modell nicht mal weiter aus. Ich denke, ich werde es wieder zurückschicken. Ich habe keine Ahnung, ob so was einfach vorkommt, wenn man eine Lok nicht bloß in der Vitrine stehen lässt, sondern auch fahren lässt. Wie seht Ihr das?
Für das zweite Problem bin ich weitgehend selber verantwortlich. Wie oben beschrieben, hatte ich gelesen, dass die G 8 1906 im ehemals großen Bahnbetriebswerk Betzdorf, meiner kleinen Heimatstadt, eine besondere Rolle gespielt hatte. Ein Modell der G 8 hatte ich auf Anhieb nicht gefunden, aber eben obiges G 8.1 Modell von Märklin.
In meiner Euphorie habe ich es, ohne weiter nachzudenken, sofort bestellt. Dann habe ich hier im Forum nachgefragt, welche Wagen ich die G 8.1 beigesellen könnte. Und die Anzahl der fachkundigen Beiträge finde ich einfach überwältigend.
Mittlerweile ist mir aber folgendes klar geworden: man kann in vieler Hinsicht Vorbildtreue anstreben. Als Teppichbahner kann man aber mehr oder weniger nur dafür sorgen, dass
(1) jede Lok vorbildgerecht zum Rangieren oder auf der Strecke eingesetzt wird,
(2) jede Lok die zu ihr passenden Personen- oder Güterwagen zieht (Thema „Zugbildung“), und
(3) alle Loks und Wagen zu einem zuvor gewählten Zeitpunkt passen.
Alle Loks und Wagen, die zu dem Zeitpunkt noch nicht existierten, gehören m.E. nicht auf’s Gleis. Alle, die bereits „ausrangiert“ waren, gehören höchstens auf’s Abstellgleis. (OK, dann gibt's noch die Museumszüge, aber das sind immer Dampfloks mit älteren Personenwagen.)
Zur Auswahl des rollenden Materials kommt natürlich weiter noch die Auswahl der Signale und die Frage der Oberleitung (ja oder nein).
An jedem Tag kann man sich einen anderen Zeitpunkt aussuchen, und die Loks und Wagen, die man in den Spielbetrieb einbringt, anders zusammenstellen. Ob man die Signale austauscht, oder gar die Oberleitung auf- oder abbaut, ist eine Frage des Aufwandes, und sowas macht man als Teppichbahner wahrscheinlich erst beim nächsten Aufbau einer Anlage.
Wenn es nicht nur die Wagen sind, die zur gegebenen Lok (hier der G 8.1) passen müssen/sollten, sondern der Rest des Fuhrparks auch, der gerade auf den Gleisen steht, dann muss man sich die Frage stellen: was habe ich für einen Fuhrpark?
Ich habe mal eine Aufstellung gemacht, und dabei ist herausgekommen, dass ich für den Zeitpunkt 1960 so fast alle Loks (BR 81, BR 89, BR 64, BR 03, BR 50, V 60, V 100 (212), V 200, 216, 120) und Wagen einsetzen kann, die ich momentan besitze. Dazu kommt noch der unverwüstliche Schienenbus (Märklin-Artikelnr. 3016). Die 120 ist da eine Ausnahme, weil ich die Mitte der 90er Jahre für meine Kinder angeschafft hatte. Damals hatte ich weder etwas gelesen noch mich sonst mit den obigen Themen beschäftigt.
Die Krux ist, dass die G 8.1 so völlig aus dem Rahmen fällt. Sie passt weder als KPEV-Lok (G 8.1) noch als DRG-Lok (BR 55) zu meinem Lok-Bestand, der sich nicht zufällig zeitlich an meiner Jugend orientiert. Alle meine anderen Loks sind ja DB-Loks.
Die G 8.1 fuhr m.W. sowohl zu DRG-Zeiten wie zu DB-Zeiten, aber eben als umlackierte BR 55. Oder sehe ich das falsch?
Insofern habe ich jetzt zwei Gründe, die Lok zurückzuschicken, und vorerst auch kein anderes Exemplar zu bestellen.
Ich melde mich voraussichtlich wieder, wenn ich Eure vielen Kommentare verarbeitet habe.
Euer Segler Hans-Martin