RE: Fehlender Nachwuchs

#51 von BernhardI ( gelöscht ) , 17.06.2018 18:03

Hallo Stefan,

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
aber die viel Einzelhändler, die früher ihre Schaufenster um Weihnachten mit Eisenbahnen dekorierten, zusammen mit den damals noch vielen Modellbahnläden, hatten schon Potential das "Auch-Haben-Wollen" zu wecken.


Früher. Damals gab es nicht viel anderes zu sehen. Bestenfalls noch ein Fernseher im Wohnzimmer.

Das ist nicht vergleichbar mit der heutigen Unterhaltungsindustrie, Computer und Internet. Das Haben-Wollen findet schon lange nicht mehr über Schaufenster und Läden statt.

Grüße,
Bernhard


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#52 von Analogbahner , 17.06.2018 19:49

Das Interesse wurde nicht dadurch geringer, dass das Angebot geschrumpft ist. Sondern das Angebot wurde geringer, weil die Nachfrage geschrumpft ist. Wenn etwas gerade modern ist, wird es auch gewünscht. Als Videotheken der letzte Schrei waren, gab es an jeder Staßenecke zwei. Sie mussten schließen, weil niemand mehr Videos (oder DVDs natürlich) ausgeliehen hat. Es gab in jedem Kaufhaus eine - mehr oder weniger umfangreiche - Modellbahnabteilung. Das Interesse erlahmte jedoch, also wurden die Modellbahnabteilungen abgeschafft. Inzwischen sind sogar vielerorts die Elektronikabteilung verschwunden. Kaufhäuser haben nur noch Klamotten, Klamotten, Klamotten... Da Modellbahn nicht mehr "cool" ist, verschwanden auch die zahlreichen Anbieter, forciert durch das Gebraucht- und Internetgeschäft.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#53 von B VI , 17.06.2018 21:41

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Würde Modellbahn als Geheimtip auf dem Schulhof umlaufen, wäre es auch egal, wenn man diese Produkte nur im Internet bekäme ...


Das ist die Lösung - erinnert an die Geschichte von Tom Sawyer, als er den Gartenzaun streichen sollte.
"Hey, ich mach da jetzt was - ist 'ne ganz heisse Sache, aber das kann nicht jeder. Da musst Du wirklich was drauf haben ..."

So in der Art ...

Gruss
Chris


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RE: Fehlender Nachwuchs

#54 von Analogbahner , 17.06.2018 22:31

Herausforderungsmodus...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#55 von Stummilein , 18.06.2018 20:55

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Ich würde es so vermuten: WENN eine Moba-Affinität vorhanden ist, dann wirken sich die real benutzten und kennengelernten Vorbilder schon auf die eigene Moba aus. So habe ich in anderen Beiträgen bereits vermutet, dass später gerne die Epoche aus der Kindheit und Jugend gefahren wird. Weshalb bei der jüngeren Generation eben Epoche V und VI angesagt ist. Bei mir ist es eindeutig Epoche IV und auch das Thema Großstadtbahnhof wurde so geprägt (habe als Kleinkind auf Bahnhof mit Dampfloks geschaut, aber natürlich nicht bewusst wahrgenommen). Ich nehme an, dass Erinnerungen oder Urlaub also maßgeblichen Einfluss haben.
Woher die Moba-Affinität nun kommt, hat sicher andere Gründe. Auch dann, wenn Vater oder Großvater Modellbahner waren, muss das nicht zwangsläufig abfärben. Kinder sind oft gegensätzlich gepolt. Aber das ist wie in einem Musikerhaushalt: das Vor"leben" nutzt auf jeden Fall. Kinder komplett ohne Modellbahnvorerlebnisse haben es da echt schwerer.



Hallo,

ich habe als Kind nicht wirklich darauf geachtet, was für ein Material auf den Gleisen fuhr, oder womit ich selbst gefahren bin.
Mich interessiert bei der MoBa einfach die filigrane Technik gepaart mit der Möglichkeit, dieses in Kombination mit der aktuell
digitalen Möglichkeiten zu verbinden.

Eine Dampdlok oder eine ältere E-Lok z.B. E18/19 fasziniert mich mehr, als ein ICE oder eine S-Bahn.


Beste Grüße Ralf


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#56 von Analogbahner , 18.06.2018 22:12

Naja, auffällig ist aber schon, dass Epoche III so verbreitet und beliebt ist- und eben besonders bei den Ü50. Die Jüngeren interessieren sich hauptsächlich für die späteren Epochen. Jeder empfindet das am prägendsten, was in der effektivsten Lern- und Erlebniszeit aufkam, nämlich in den Jugendjahren. Ich will das auch nicht dogmatisieren und ich finde es auch nicht schlimm. Als Kind mag ich ebenfalls nicht besonders darauf geachtet haben, aber in der "Wiederbelebungsphase" der Modellbahn entschied ich mich für das, was mir von Eisenbahn von früher in Erinnerung geblieben ist. Als das Eisenbahnfahren noch ein Abenteuer war - mit Gepäckaufgabe, Bahnsteigkarten, Raucherabteilen, Fenster, die man öffnen konnte, Klos, die nach unten eine Klappe hatten, durch die man die Gleise sehen konnte... und als eine Reise durch Deutschland mit dem D-Zug acht Stunden dauerte. Heute benutze ich die Bahn tatsächlich als "normales" Verkehrsmittel, aber tatsächlich ist die heutige Bahn für mich "langweilig" und "abgeschliffen", sozusagen wie ein Smartphone gegenüber einem Monochromedisplay-Tastenhandy...


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#57 von Family-MoBahner , 19.06.2018 08:59

Ich denke immer noch, dass der MoBa-Virus, der einen ansteckt (oder eben auch nicht) völlig unterschiedliche Übertragungswege hat und sich bei jeder/m auch völlig anders auswirkt: Vom Sammlen über den Landschaftsbau bis zum Nietenzählen oder Teppichbahnen.
Bei den konkreten Auswirkungen (also z.B. die Epoche) scheint mir ein psychologisches Moment aber bisher außer Acht geblieben zu sein: Bei den wenigsten MoBahnern (obwohl es die ganz sicher auch gibt), scheint´s um das klassische "Kinderspielen" zu gehen, verstanden als "Imitation der Erwachsenenwelt im Kleinen, um diese Welt spielerisch zu erfahren, begreifen und hineinzuwachsen". Und das war m.E. auch in früheren Jahrzehnten so. Der Sprössling hätte seine Bahn schon gern so genutzt (in Zeiten in denen Lokführer noch ein Traumberuf war), aber Papi war dagegen, weil das Zeug so teuer war. Von wegen Loks demontieren (schauen, wie das funktioniert) oder eine Schanze einbauen usw.
Und ich denke auch, dass z.B. Ralf eher zu den selteneren Exemplaren der MoBahner gehört mit seiner Begeisterung für die "reale" Technik von Fahrzeugen und den modellbauerischen (Filigranität) und digitalen Möglichkeiten.

Bei ganz Vielen MoBahnern (und das ist überhaupt nicht abwertend gemeint, ich bin ja auch selbt betroffen), die ich im Forum und darüber hinaus wahrnehme, geht es viel mehr darum, eine ganz eigene Welt zu erschaffen und zu kontrollieren, eine Idealwelt, völlig egal ob da dann auf engstem Raum 20 Züge im Kreis fahren oder ob die möglichst "vorbildgerecht" fährt. Das geht ja gar nicht, weil das Vorbild so vielschichtig ist und sich so schnell verändert - denkt nur an die Preiserlein-Szenen. Die können niemals eine reale Situation vorbildgerecht abbilden, da die sich millisekündlich ändert. Die können eine Situation bestenfalls - wie ein Photo - "einfrieren". Aber diese Situation muss ihr Erschaffer kreieren oder auswählen).
Dazu kommt die Beobachtung, dass sich in zunehmenden Alter, Idealwelt und Kinder- und Jugendzeit in Köpfen immer mehr anzunähern scheinen, manchmal auch aufgrund der Überforderung einer, sich immer schneller verändernden, komplizierteren, "unkontrollierbareren" Welt. Der Anker- und Ruhepunkt, den man sich dann in der Idealwelt sucht, ist dann gern die überschaubarere, frühere, damals scheinbar kontrollierbare Welt (ich träum z.B. im realen Leben von einem Youngtimer, bei dem es noch auf den Fahrer und nicht Chips und Assistenzsysteme ankommt). Wenn nun die MoBa-Community einen Altersdurchschnitt von Ü50 hat, ist es doch gar kein Wunder, dass Epoche III überwiegt, viel weniger, weil die in der Realität tatsächlich so viel bunter und vielfältiger war.
Vielleicht hilft das ein wenig, die Epochen-Diskussion zu erhellen, die m.E. nur extrem wenig damit zu tun hat, warum und ob der Nachwuchs einsteigt oder nicht, ein Nachwuchs, der seine "Idealwelt" doch auch am Bildschirm "kontrollieren" und "bauen" kann (MineCraft und Co), und das nicht nur einmal und in einem Szenario, sondern jeden Tag ganz neue Welten. Da wird sich die MoBa auch weiterhin schwer tun, aber ich bin zuversichtlich, dass das Virus sich nicht ganz unterkriegen lässt (selbst wenn die Menge der Infizierten schrumpft), weil das haptische Erlebnis (ich hab da selber was Reales gebaut und hinbekommen, steuere da selbst was, was ich erdacht habe) bisher von den digitalen Medien nicht annähernd befriedigt werden kann.


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

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RE: Fehlender Nachwuchs

#58 von Genua , 19.06.2018 10:41

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Die Jüngeren interessieren sich hauptsächlich für die späteren Epochen.



Veto...wer sind denn "die Jüngeren"? Bei uns darf während gemeinsamer Bastel- und Fahrstunden nur die Dampffraktion auf die Gleise...am besten mit passendem Sound. Die Dieselfraktion ist dann eher in meiner Hand.

Schöne Grüße
Henning


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RE: Fehlender Nachwuchs

#59 von Analogbahner , 19.06.2018 14:33

Veto. Es gibt IMMER Ausnahmen für alles. Euer Fahrspaß ist dann eher die Ausnahme.
Die Jüngeren werden generationenabhängig gezählt. Die Babyboomer aus den geburtsreichen 1960er Jahrgängen haben jetzt selbst Kinder, die wiederum bereits auf eigenen Füßen stehen können. Die Enkel haben außer Sonderfahrten und im Film nie eine Dampflok gesehen, außer vielleicht im Ausland oder auf Privatbahnen. Aber die dampfbespannte DB kennen sie nicht, ja sogar die klassischen E- und Dieselloks werden weniger. Dafür gehört ein ICE zum täglichen Brot.
Wenn eure Anlage sozusagen die Prämisse hat, dass nur Dampfloks fahren, dann ist das eben so. Aber man braucht sich nur die Legobausätze oder die Verkehrsschilder anschauen, um zu merken, dass Dampfloks nicht mehr vorkommen. Das würde auch für Propeller-Verkehrsflugzeuge oder Stückgut-Kümos gelten: andere Generation, andere Vorbilder.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#60 von Genua , 19.06.2018 14:49

Live gesehen hat meine Tochter auch noch nie eine Dampflok, gerade deswegen sind die auf der Modellbahn umso interessanter.
Du hast mich falsch verstanden, glaube ich. Nicht die Anlage hat die Prämisse, dass nur Dampfloks fahren dürfen - die Vorgabe kommt von der jungen Fahrdienstleiterin

Zum Thema "andere Generation, andere Vorbilder" fällt mir nur ein "andere Generation, andere zielgruppenorientierte Neuerscheinungen, die nach 10 Minuten Spiel auf dem Abstellgleis bleiben".
Ich dachte es tut vielleicht hier mal ganz gut, das Thema mit persönlichen Eindrücken über den Nachwuchs zu bereichern. Aber was rede ich, wir sind ja nur die Ausnahme

Schöne Grüße
Henning


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RE: Fehlender Nachwuchs

#61 von Analogbahner , 19.06.2018 14:55

Und trifft das auf andere Kinder, die mitspielen, auch zu?


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#62 von Erich Müller , 19.06.2018 15:32

Auf unsere jüngste Generation trifft es jedenfalls zu. Eine Fahrt zum Bahnhof ist immer ein Erlebnis, weil man da Züge sehen kann (aber immer nur Triebzüge) - gefordert werden zuhause aber die Dampfloks. So olle Triebwagen, nee danke.
Und das große Erlebnis, von dem immer wieder geredet wird, ist nicht die Fahrt mit der S-Bahn (immerhin im "heiligen ET!"), sondern die Fahrt mit der Dampfeisenbahn.
Nun ist die junge Dame etwas überdurchschnittlich intelligent und deshalb möglicherweise auch in Sachen Eisenbahn nicht als Maßstab anzusehen - aber ich meine doch, statt immer drüber zu schwadronieren, was "die jungen Leute" nach Ansicht von uns Alten gern wollen, wollen sollten oder wie auch immer, wäre es weitaus besser, sich mit ihnen darüber auszutauschen. Immerhin sagt die Teenie-Fraktion im Stummiforum uns ja auch regelmäßig, dass unsere geschwurbelten Ideen, was junge Leute angeblich denken und meinen, ziemlich daneben sind. Was nebenbei die allgemeine Erfahrung ist, egal in welchem Verein und welcher Sparte.


Freundliche Grüße
Erich

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RE: Fehlender Nachwuchs

#63 von Analogbahner , 19.06.2018 15:46

Meine Neffen wohnen auf dem Land und ihr Traum sind eigene Erntemaschinen. Ich wusste nicht mal, dass es so viele verschiedene gibt. Aber sie sind wirklich kompliziert und haben eine tolle Mechanik. Vielleicht durchmischt sich tatsächlich der Wunsch nach interessanten Herausforderungen mit den Vorbildern der Eltern. Aber festzuhalten bleibt, dass natürlich das Vorbild einer Dampflok im Weltbild des Kindes auftauchen muss, damit es erstrebt wird. Das können eben Sonderfahrten oder die Modellbahn sein. Das ist offenbar ein mehrstufiger Prozess: zuerst muss die Affinität zum Modell überhaupt angelegt sein und anschließend wird sich die Struktur überlegt, also Epoche, Spielspaß, Thema. Bei Erwachsenen ist es genauso.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#64 von Viet Bui ( gelöscht ) , 19.06.2018 16:24

Guten Tag zusammen,

ich habe erhebliche Zweifel, ob man eine Dampflokomotive gesehen haben muss, um die Wahrscheinlichkeit, sich dem Hobby Modelleisenbahn zuzuwenden, zu erhöhen. Vermutlich ist das nur eine vage Hoffnung derjenigen, die hauptsächlich Modelle von Dampflokomotiven auf ihren Anlagen stehen haben. Ich persönlich halte die Bedeutung von Dampflokomotiven für deutlich überhöht.

Vor einigen Tagen haben wir nämlich die Frage erörtert, ob die große Eisenbahn überhaupt einen Einfluss auf diese Entscheidung hat. Ich vertrat den Standpunkt, dass die moderne Eisenbahn bei den Menschen viel präsenter ist als die Eisenbahn der Deutschen Bundesbahn (die Bundesbahn hat die Eisenbahn in der Fläche Stück für Stück ausgedünnt), so dass ich keine Korrelation erkennen kann.

Wenn man sich die Fäden der jüngeren Modelleisenbahner im Forum ansieht, und genau diese Modelleisenbahner bildeten vor wenigen Jahren den potentiellen Nachwuchs, dann sieht man, dass sich diese jungen Modelleisenbahner eher eine Siemens Vectron als eine Dampflok der Baureihe 85 kaufen würden.

Ich selbst habe erst mit 18 Jahren mit der Modelleisenbahn angefangen. Dabei spielten und spielen Dampflokomotiven überhaupt keine Rolle, als Kind fand ich die rote Lokomotive mit Zugzielanzeige (das muss die Baureihe 146.0 gewesen sein) schon immer am interessantesten. Und so kam es, dass die Baureihe 146.2 das dominierende Modell bei mir ist, was auch unschwer an meinem Profilbild zu erkennen ist.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#65 von Analogbahner , 19.06.2018 16:52

Viet: Was ich auch vermute.
Außerdem ist die Beschäftigung mit alter Eisenbahn mit aktiver Recherche verbunden, mit moderner Bahn "nur" mit Beobachtung. Das Nachmachen spielt eine große Rolle, und es ist logischer, etwas nachzumachen, was existiert. So eifern Kinder dem Vorbild ihrer Eltern nach und nicht dem, was sie sein könnten. Erst in reiferen Jahren kommt der Forschungsdrang nach Unbekanntem hinzu.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#66 von Bk Distelrasen , 19.06.2018 17:14

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Als das Eisenbahnfahren noch ein Abenteuer war - mit Gepäckaufgabe, Bahnsteigkarten, Raucherabteilen, Fenster, die man öffnen konnte, Klos, die nach unten eine Klappe hatten, durch die man die Gleise sehen konnte...


Sehr schön geschrieben!

Auch ich eifere der Epoche III nach (obwohl in der Epoche IV groß geworden) weil es rückblickend die Blütezeit der DB und ich schon immer ganz gefesselt von den Fotos der "Altmeister" sowie der Technik der Dampflok war.


Gruß
Alex



Eisenbahndreieck Distelrasen: viewtopic.php?f=15&t=155552


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#67 von Viet Bui ( gelöscht ) , 19.06.2018 18:16

[quote="Bk Distelrasen" post_id=1844576 time=1529421265 user_id=30598]

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Als das Eisenbahnfahren noch ein Abenteuer war - mit Gepäckaufgabe, Bahnsteigkarten, Raucherabteilen, Fenster, die man öffnen konnte, Klos, die nach unten eine Klappe hatten, durch die man die Gleise sehen konnte...


Sehr schön geschrieben!

Auch ich eifere der Epoche III nach weil es rückblickend die Blütezeit der DB und ich schon immer ganz gefesselt von den Fotos der "Altmeister" sowie der Technik der Dampflok war.
[/quote]
Guten Tag zusammen,

grundsätzlich würde ich die Epoche 3 nicht als Blütezeit der deutschen Eisenbahn sehen. Bereits in den 60er-Jahren nahm die Bedeutung der Eisenbahn ab, die Bundesbahn wusste sich nicht zu helfen und reagierte mit Streckenstillegungen und Fahrplanausdünnungen. Nicht umsonst präsentierte der ehemalige Bundesverkehrsminister den nach ihm benannten Leber-Plan. Erst in jüngerer Vergangenheit versucht man, die Fehler der Bundesbahn zu beseitigen.

Außerdem soll die Eisenbahn kein Abenteuer sein, sondern ein Massenverkehrsmittel, das im Wettbewerb gegen andere Verkehrsmittel (LKW, Fernbus, Auto und Flugzeug) erfolgreich bestehen soll.
Wenn ich das Abenteuer bei der Eisenbahn suche, dann fliege ich in das Land meiner Eltern und fahre mit dem Wiedervereinigungsexpress von Hà Nội nach Sài Gòn. So lernt man übrigens sehr gut Land und Leute kennen. Aber ich ließ mir von Freunden sagen, dass auch die ungarische Staatsbahn bereits ein Abenteuer sein soll.

Grüße aus dem Feinstaubkessel
Viet

Wenn ich den modernen ET 430 mit dem ET 420 vergleiche, dann ist mir, gerade im Sommer, die langweilige und abgeschliffene Eisenbahn von heute lieber.


Viet Bui

RE: Fehlender Nachwuchs

#68 von Analogbahner , 19.06.2018 18:56

Das "Abenteuer" ist aus der Sicht der Kinder, die das später in einer Modellbahn nachbilden. Ob eine Bahn wettbewerbsfähig, überaltert oder dreiwettertauglich ist, interessiert Kinder nicht. Deshalb ist der Vorzug von Epoche III auch kein Hinweis auf die tatsächliche Qualität der damaligen Bahn, sondern rein subjektiv. Wenn Kinder kein Abenteuer finden, wenden sie sich ab und interessanteren Dingen zu. Im späteren Mobaleben generiert man das neu, was als Abenteuer empfunden wurde. Es ist auch richtig, dass Kinder sich bei Beginn nicht für eine Epoche oder Typen interessieren, das können sie noch gar nicht differenzieren. Die Kindereisenbahn ist in sich interessant, und da darf fahren, was spannend ist. Jedes Erlebnis außerhalb des eintönigen Alltags mag dann das Interesse besonders anstoßen, so wie Urlaubsreisen oder Sonderfahrten es eben tun. Daraus entwickelt aber nur derjenige Nachwuchs eine Vorliebe, der bereits sowieso für die Moba sensibel ist.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#69 von Frank 72 , 19.06.2018 21:31

[quote="Viet Bui" post_id=1844587 time=1529424989 user_id=28555]
grundsätzlich würde ich die Epoche 3 nicht als Blütezeit der deutschen Eisenbahn sehen.
[/quote]

Das ist zwar richtig (zumindest auf dem Gebiet der ehem. BRD). Aber Bk Distelrasen schrieb ja "Blütezeit der DB". Und für die damals junge Bundesbahn war es ja quasi die Blütezeit. Also insofern auch richtig.


Gruß Frank


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#70 von Erich Müller , 19.06.2018 23:00

Nur am Rande bemerkt:

[quote="Viet Bui" post_id=1844587 time=1529424989 user_id=28555]
Bereits in den 60er-Jahren nahm die Bedeutung der Eisenbahn ab, die Bundesbahn wusste sich nicht zu helfen und reagierte mit Streckenstillegungen und Fahrplanausdünnungen. Nicht umsonst präsentierte der ehemalige Bundesverkehrsminister den nach ihm benannten Leber-Plan. Erst in jüngerer Vergangenheit versucht man, die Fehler der Bundesbahn zu beseitigen.
[/quote]

Die Bundesbahn war ebensowenig ein Axiom wie die Reichsbahn oder die Bahn AG. Die Entscheidungen wurden und werden von Politikern getroffen - von der Lizenzvergabe beim Streckenbau bis zur Stilllegung oder Wiederbelebung. Wo Züge fahren und wo nicht und wie oft, entscheidet die Politik. Daran hat sich in den letzten 100 Jahren nichts geändert.
Darum sind es nicht die Fehler der Bundesbahn, sondern die Fehler der einseitig auf den Straßenverkehr setzenden Politik.
Wie du schon sagst:
[quote="Viet Bui" post_id=1844587 time=1529424989 user_id=28555]
Bundesverkehrsminister
[/quote]
Nicht Bundesbahngeneraldirektor.

Aber mit der Nachwuchsfrage bei den Modellbahner hat das nichts zu tun.

Die Argumentation "mich interessieren Dampfloks nicht, also interessieren sie junge Modellbahner generell nicht" muss ich wohl nicht kommentieren...

Mir scheint, die Verbindung vom Vorbild zum Modell wird weithin überbewertet. Modelleisenbahn ist ein Spielzeug, mit dem man sich eine eigene Welt erschaffen kann. Dabei kann das Vorbild einen Einfluss haben, das ist aber absolut nicht notwendig. Die Playmobil-Serie "Raumfahrt" aus den 80ern hatte ja auch kein Vorbild, sondern nahm eher einige Dinge vorweg... Und Cowboys hat wohl niemand von uns in echt gesehen, aber Cowboy gespielt haben wir trotzdem, ebenso wie Räuber und Gendarm, obwohl es in Deutschland seit Generationen schon keine Schandaamen mehr gibt...
Wie gesagt, ein Zusammenhang kann im Einzelfall bestehen, eine generelle Regel kann man davon nicht ableiten.
Im Einzelfall führt auch die Frage "Was bildet meine Modellbahn eigentlich ab?" dazu, sich mit dem Vorbild zu befassen.

Fazit: Ich weiß, dass ich nichts weiß - und weiter kommen wir hier eh nicht. Ist eine typische Somnerlochdiskussion.


Freundliche Grüße
Erich

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RE: Fehlender Nachwuchs

#71 von E-Lok-Muffel , 20.06.2018 12:04

[quote="Erich Müller" post_id=1844687 time=1529442048 user_id=26147]
Mir scheint, die Verbindung vom Vorbild zum Modell wird weithin überbewertet. Modelleisenbahn ist ein Spielzeug, mit dem man sich eine eigene Welt erschaffen kann. Dabei kann das Vorbild einen Einfluss haben, das ist aber absolut nicht notwendig. Die Playmobil-Serie "Raumfahrt" aus den 80ern hatte ja auch kein Vorbild, sondern nahm eher einige Dinge vorweg... Und Cowboys hat wohl niemand von uns in echt gesehen, aber Cowboy gespielt haben wir trotzdem, ebenso wie Räuber und Gendarm, obwohl es in Deutschland seit Generationen schon keine Schandaamen mehr gibt...
Fazit: Ich weiß, dass ich nichts weiß - und weiter kommen wir hier eh nicht. Ist eine typische Somnerlochdiskussion.
[/quote]

Dem kann ich so nicht zustimmen.
Wobei wir übereinstimmen ist, dass die aktuelle Bahn wenig als Vorbild für die Modellbahn taugt, weil für die Jugend wenig interessant, das war mal ganz anders...
Interesse bei der Jugend zu wecken geht heute, wie in den Achziger Jahren auch, hauptsächlich über die Medien und das tatsächlich Erlebte (eigene ErFAHRungen), bei Deinen Beispielen, fällt das Erlebte selbstverständlich weg, bleiben die Medien (man darf aber auch die "Durchdringung" der Gesellschaft nicht ausser acht lassen; was buchstäblich in aller Munde ist, findet auch den Weg auf den Schulhof): die Achziger waren nach den Sechzigern das Raumfahrt-Jahrzehnt: Space-shuttle (die Anfänge), Space-Lab und Science-fiction-Filme en masse in Kino und Fernsehen, natürlich ist da auch die Spielzeug-Industrie aufgesprungen... Karl-May und Hollywood-Western halten das Cowboy-Thema bis heute lebendig, Krimis (Gut vs. Böse) interessieren Kinder immer (wer hat seinen Kindern / Enkeln nicht den Räuber Hotzenplotz vorgelesen... "Emil und die Detektive" entstammt streng genommen der Ep II )

...und die Bahn...???
...die kommt heute in den Medien eigentlich nur noch in der Rubrik "Pleiten, Pech und Pannen" vor: Verspätungen, kaputte Klimaanlagen, Lärm, teure Bahnhöfe (Stuttgart 21), Unfälle, Streckensperrungen etc. ...
Und sie hat sich von den Menschen buchstäblich entfernt: Die Neubaustrecken führen entweder durch menschenleere Gebiete, durch Tunnel oder sind mit Lärmschutzwänden abgeschirmt...
Bleibt die persönliche ErFAHRung: die Hochgeschwindigkeit (vielleicht das Einzige, mit dem die Bahn heute punkten kann) ist kaum bemerkbar, Landschaft ist kaum wahrnehmbar (s.o.). Der Komfort-Gewinn der Bahn ist gleichzeitig Abenteuer-Verlust für Kinder (kein Rattern, kein Schlingern, kein Dröhnen, kein zu öffnendes Fenster mehr, was ich als Kind am Eisenbahnfahren geliebt - und später gehasst habe). Das "Fliegen auf Höhe Null" strahlt eben keine Faszination aus wie die echten Flugzeuge... trotzdem hängen, glaube ich, heute viel weniger Flugzeuge in deutschen Kinderzimmern als vor 30 Jahren, ich kann mich noch an das Donnern der Phantom-Jagdflugzeuge erinnern, die in den Achzigern jede Woche über unser Haus flogen und Tiefflug-Übungen im Odenwald abhielten, dementsprechend hatte ich auch einige Revell-Bausätze daheim...

Die von mir oben erwähnte gesellschaftliche Durchdringung spielt eine wesentliche Rolle, denke ich: Die Bahn ist eine Selbstverständlichkeit geworden, ein Verkehrsmittel, so beliebig wie der Stadtbus. Es ist kein Reise-Medium mehr, die Bahnfahrt somit kein Ereignis mehr sondern nur Mittel zum Zweck (Transport von A nach B) und ohne Faszination.
In den Achzigern bin ich mit meiner Familie oft mit dem Zug verreist, z.B. in den Ski-Urlaub nach Zell am See oder nach Sölden (bis Ötztal-Bahnhof und dann mit dem Postbus) oder im Liegewagen über Nacht nach Italien, das waren Ereignisse. Heutzutage besitzen die ICE's nicht einmal mehr Gepäck-Fächer, die es im ICE 1 noch bei den Großraum-Wagen gab, mittlerweile beim Umbau entfallen sind...

Aber auch direkt bei der MoBa gab es eine stärkere "gesellschaftliche Durchdringung", weil eben mehr Menschen "infiziert" waren, bei uns in der Schule kursierten noch Modellbahn-Kataloge, hauptsächlich allerdings die von Faller/Vollmer/Kibri, die konnten nämlich alle gebrauchen, ansonsten gab es ja schon damals zwei Lager: die Fleischmann-Bahner waren stark vertreten an unserer Schule...

Als am Ende der Ep-III-Geborener habe ich die Dampflok-Zeit nicht mehr bewußt mitbekommen. Im Rhein-Main-Gebiet war damals schon alles elektrifiziert, an Dampfbetrieb auf der Odenwaldbahn kann ich mich nicht erinnern. Infiziert wurde ich dennoch durch den Besuch des Museums-BW DA-Kranichstein und des Verkehrsmuseums Nürnberg sowie des Dt. Museums in München mit meinem Vater...Dort wurde Technik und Kraft - wie hier schon beschrieben - tatsächlich erleb- und auch erFAHRbar...

Wenn wir uns also aktiv um Nachwuchs für unser Hobby kümmern wollen, müssen wir die Bahn wieder zum "Event" machen: PlanDampf, Dampflok-Festivals, Schauanlagen (Das MiWuLa ist in meinen Augen bessere Werbung für die Modellbahn als die DB-Ag, insofern gebe ich Dir doch noch recht Erich ), Museums-Züge, Zug- bzw. Lok-Museen gilt es zu unterstützen und und unsere Kinder, Enkel, Nichten/Neffen, Nachbars-Kinder, Schul-Kameraden zu begeistern...


Gruß
uLi


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RE: Fehlender Nachwuchs

#72 von JoachimW , 20.06.2018 14:15

Hmm, meine erste Berührung mit der Modellbahn war eine Märklin Startpackung, die ich zum 5. Geburtstag bekommen habe.
Aufgebaut, drei Runden gedreht und für langweilig befunden. Alles wieder eingeräumt und nie wieder aufgebaut. Was für eine Enttäuschung! Thema erledigt!

Ich bastele gerne, also habe ich es mit 13 oder 14 nochmals probiert. In Spur N.
Auch vier Parallelkreise und mehrere Abstellmöglichkeiten brachten mir die Modellbahn nicht näher. Also alles wie beim ersten Mal wieder ad acta gelegt.

Mit Anfang 20 habe ich dann die MIBA in einer Bahnhofsbuchhandlung entdeckt und einfach mal reingeschnuppert. In der Ausgabe wurde auch der FREMO irgendwie vorgestellt.
Interessantes Konzept, fand ich, aber es hat noch ca. 3 Jahre gedauert, bis ich den Mumm aufbrachte dort mal reinzuschnuppern. Der Rest ist Geschichte.

Ich habe bis dato weder eine Dampflok live gesehen oder erlebt, noch bin ich groß mit der Bahn gefahren. (Wir sind immer mit dem Auto in den Urlaub gefahren oder geflogen.)
Ich habe bis dato nichts von Messen gewusst und das Internet gab es auch noch nicht.
An Werbung für Modellbahnen in Fernseh oder Radio kann ich mich nicht erinnern und auch das Miniatur-Wunderland existierte noch nicht.

Es gab mehr Vereine (auf die Fläche gesehen), aber die waren schon damals hoffnungslos überaltet und fuhren dazu noch im Kreis, was mich schon seit dem 5. Lebensjahr nicht vom Hocker hauen konnte.

Also alles in allem sehr viel ungünstigere Voraussetzungen als heute, um sich überhaupt jemals mit der Modellbahn zu beschäftigen.

Ich glaube also nicht, dass es noch mehr Werbung oder sonstigen Input geben muss, um Nachwuchs an die Modellbahn heranzuführen.

Die Zeiten ändern sich einfach. Man hat heute auch mehr virtuelle als reale Freunde. Früher haben Kinder mit Holzstöckchen gespielt. Das macht heute auch keiner mehr. Das Spielzeug wird technisch immer anspurchsvoller und somit auch interessanter.
Es gibt aber auch immer wieder Nachwuchs, der auch Freude an alter Technik hat. ...nur ist es eben nicht mehr die Masse.

Die Modellbahn wird sicher irgendwann gänzlich verschwinden und dann nur noch von ganz wenigen weiter betrieben bzw. in Erinnerung behalten. Es ist nur eine Frage der Zeit.


Gruß
Joachim

P.S. ...und ich glaube gar nicht, dass es so viel weniger Nachwuchs gibt! Es gibt mehr Hersteller denn je und es gibt eine größere Auswahl denn je. Das Zeug muss ja auch jemand kaufen!


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RE: Fehlender Nachwuchs

#73 von BernhardI ( gelöscht ) , 21.06.2018 10:34

Jetzt haben wir fast alles durch, früher war alles besser und die traumhafte Bundesbahn von 1960 ist durch Verschwörung böser Mächte zerstört worden... zu letzterem habe ich in einem sehr guten Kompendium der deutschen Eisenbahngeschichte die recht einleuchtende Bemerkung gelesen, daß man im Wirtschaftswunder froh war, mit dem eigenen Auto endlich dem eisenbahnromantischen Ellenbogen des Nachbarns in den Rippen zu entgehen (abgesehen vom weit größeren Gebrauchsnutzen des Individualverkehrs).

Nun lassen sich die Schrecken der modernen Zeit (klimatisierte Züge mit WiFi, der Nachwuchs hat Smartphones, Internet) kaum mehr loswerden. Man kann das nicht alles ablehnen und erwarten, daß der Nachwuchs das gleiche interessant zu finden hat wie man selbst in der eigenen Kindheit. Das war eben eine andere Zeit, mit viel weniger Möglichkeiten.


BernhardI

RE: Fehlender Nachwuchs

#74 von Y-Weiche , 21.06.2018 12:14

Zitat von Gast im Beitrag Fehlender Nachwuchs

zu letzterem habe ich in einem sehr guten Kompendium der deutschen Eisenbahngeschichte die recht einleuchtende Bemerkung gelesen, daß man im Wirtschaftswunder froh war, mit dem eigenen Auto endlich dem eisenbahnromantischen Ellenbogen des Nachbarns in den Rippen zu entgehen



Tach zusammen,

ich kann es mir nicht verkneifen, an dieser Stelle ein Zeitdokument aus den 1960ern einzubinden.

[youtu-be]https://youtu.be/7bSLg3bnaoM[/youtu-be]

Ist ein Sammelsurium aus verschiedenen Filmen. Ich meine die ersten 5 Minuten mit dem Präsidenten der Bundesbahndirektion Stuttgart sowie wackeren Reisenden im Nahverkehr. Und als unsichtbarer Geist über dem Ganzen schwebend stets der damalige Bundesverkehrsminister Schorsch Leber...

Nur mal so und mit augenzwinkernden Grüßen
Andreas


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#75 von Viet Bui ( gelöscht ) , 21.06.2018 13:13

Guten Tag zusammen,

Zitat von Gast im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Jetzt haben wir fast alles durch, früher war alles besser und die traumhafte Bundesbahn von 1960 ist durch Verschwörung böser Mächte zerstört worden...

Die Geißbockbahn (Bodensee-Oberschwaben-Bahn) feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Anlässlich dessen hat die Schwäbische auch online darüber berichtet. Ich zitiere:

Zitat

Die „neue“ Geschichte beginnt Mitte der 1980er-Jahre. Die Deutsche Bundesbahn (DB) setzt im Nahverkehr auf „Straße statt Schiene, Bus statt Zug“. 1988 schließt sie Haltepunkte zwischen Ravensburg und Friedrichshafen, streicht den letzten Nahverkehrszug. Viele steigen aufs Auto um.


Ich glaube, dass sehr viele das Bild der Deutschen Bundesbahn verklären. Die Tatsache, dass die Deutsche Bundesbahn die Eisenbahn in der Fläche komplett einstellen wollte, wird sehr großzügig ignoriert. Wie hätte denn der Nachwuchs die Eisenbahn erleben sollen, wenn überhaupt kein Zug fuhr? Auch Dampflokomotiven halten als Begründung nicht her, da die Deutsche Bundesbahn 1977 ein Dampflok-Verbot verfügte.

Insofern liegt Erich Müller falsch, denn die Deutsche Bundesbahn legte zahlreiche Strecken gegen den entschiedenen Widerstand der Kommunal- und Landespolitik still. Oder sie nimmt einen parallelen Busbetrieb auf, während sie gleichzeitig das Angebot auf der Schiene so unattraktiv wie möglich zu gestaltet, um einen Vorwand zur Stilllegung zu haben (z.B. die Enztalbahn). Nur durch das Engagement der Kommunen und des Landes konten viele Strecken vor der Bundesbahn gerettet werden, wie z.B. die Schönbuchbahn oder die Strecken der AVG. Andere Strecken, die der Bundesbahn zum Opfer gefallen sind, müssen heute aufwändig reaktiviert werden (z.B. Hermann-Hesse-Bahn).

Durch das kommunale Engagement wurde dann die Bodensee-Oberschwaben-Bahn gegründet. Heute fahren werktäglich über 5.000 Fahrgäste mit, außerdem erfolgt der Betrieb eigenwirtschaftlich und wirft sogar Gewinn ab. Die Bundesbahn hatte einfach kein Interesse daran, dieses Potential auszuschöpfen. Die Deutsche Bundesbahn ist exakt 0 Zugkilometer gefahren, während die Geißbockbahn auf 42 Streckenkilometern zwischen Aulendorf und Friedrichshafen jährlich 525.693 Zugkilometer fährt.

Ich behaupte daher:

    Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Erlebnis Eisenbahn und der Entscheidung, Modelleisenbahn als Hobby zu wählen.

    Die Deutsche Bundesbahn hat das Hobby Modelleisenbahn nicht stärker begünstigt als die moderne Eisenbahn.

Obwohl die Deutsche Bundesbahn die Eisenbahn in Deutschland schrittweise abschaffte, wendeten sich viele Kinder der Modelleisenbahn zu. Ich glaube daher, dass die Gründe für den fehlenden Nachwuchs woanders zu suchen sind.

Ich kann es nicht mehr hören, wenn behauptet wird, dass die heutige Eisenbahn für den fehlenden Nachwuchs verantwortlich sei.

Grüße vom Stuttgarter Kopfbahnhof
Viet


Viet Bui

   

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