RE: Test- und Umbaubericht Märklin 110.1 (3740) mit MLD/3

#1 von Bunte-Bahn , 10.02.2016 20:16

Hallo liebe Forengemeinde!

heute soll es von mir einen kleinen Test- und Umbaubericht zur Märklin Kasten-110 als Digitalvariante, bekannt unter der Art. Nr 3740 geben.
Hier erst einmal die Eckdaten der Lok:

Baureihe: 110-155-9
Bezeichnung: Elektrolokomotive in Einheitsbauform
Hersteller: Märklin
Artikelnummer: 3740
Spurweite: H0
Herstellungsjahr: 1995
Sondermodell: nein
AC oder DC: AC, digital
Epoche: IV
Bahnverwaltung: Deutsche Bundesbahn
Heimat-Bw: Köln
Bahndirektion: Köln
Revisionsdatum: 10.07.1992
Länge: 18,3 cm
Gehäuse: Metall, Zinkdruckguss
Fahrwerk/Rahmen: Stahlblech, brüniert
Decoder (alt): Märklin c90
Decoder (neu): Märklin MLD/3, Art. 60972
Motor: HLA
Flüsterschleifer: nein

Digitalfunktionen: Decoder MLD/3
F0: Licht, mit Fahrtrichtung wechselnd

Die Lokomotive habe ich gebraucht erworben, vom Händler für 110 €. Der Zustand ist neuwertig.

Erste Inbetriebnahme

Bei der Erstinbetriebnahme stellte ich fest, dass die Lok doch sehr reichlich geölt wurde: Der Kollektor war derart verölt, dass gleich zu Beginn der Probefahrt Rauchzeichen aus der Lok aufstiegen.
Der komplette Motor wurde danach zerlegt, gereinigt (mit Isopropanol), das Getriebe und die Lagerung des Ankers neu abgeschmiert und anschließend wurde Alles wieder montiert. Auf eine Wälzlagerung des Ankers habe ich bewusst verzichtet. Vorangegangene Umbauten haben nach meinen Beobachtungen keine offensichtlichen Verbesserungen in der Laufkultur des Antriebes mit sich gebracht.

Probefahrt

Fahreigenschaften: Die Lok fährt sauber an, jedoch brummt sie hörbar vor sich hin, und ein leichtes zittern des Lokaufbaus ist bei unteren Fahrstufen zu beobachten. Die Regelung des Decoders ist recht laut. Die Minimalgeschwindigkeit ist unbefriedigend: Die Lok ist bei niedrigster Fahrstufe deutlich zu schnell! Wie schnell genau habe ich nicht ermittelt.
Entschluss: Decoderumbau!

Umbau

Bevor der neue Decoder eingebaut wurde, habe ich das Gehäuse noch etwas "aufgebohrt", Heißt: Zwei neue, historisch korrekte, Dachstromabnehmer wurden installiert (Sommerfeldt Art. 741). Diese passen ganz wunderbar auf das Dach der Lok. Die mitgelieferten Isolatoratrappen passen nicht ganz exakt in die ursprünglichen Aussparungen auf dem Dach, das fällt jedoch nur bei einem kritischen Blick aus nächster Nähe auf und ist für mich nicht weiter schlimm.
Hier einmal zwei Bilder der Lok mit den neuen Stromabnehmern





Nun zum neuen Decoder, dem neuen "Gehirn" der Maschine:

Der Entschluss zum Decoderumbau beruhte nicht ausschließlich auf den etwas unbefriedigenden Fahreigenschaften des ursprünglichen C90-Decoders. Folgendes störte mich noch:
1. Lampen zu dunkel und "pulsierendes" Licht (gegen Schienenmasse angeschlossen)
2. Anfahr/Bremsverzögerung nicht abschaltbar
3. Generell kaum Eingriffsmöglichkeiten in die Lastregelung
4. Nur 14 Fahrstufen
5. Ich wollte etwas zu Basteln haben

Nun denn: Die Entscheidung fiel auch aufgrund positiver Berichte hier aus dem Forum auf den neuen Märklin MLD/3 Decoder. Auch die Tatsache, dass Decoder und Schnittstellenplatine (MTC-21) trennbar sind und alles nötige Kleinzeug mitgeliefert wird waren durchaus Kaufargumente für die neue Leistungselektronik.
Zu erst einmal habe ich dann den alten Decoder vorsichtig aus der Lok operiert. Der kommt in meine Kiste mit antiker Elektronik und hat dort Gesellschaft von einem noch älteren C80-Decoder aus einer der ersten Decodergenerationen (auch hier ist es sehr interessant zu sehen, wie sehr sich die Platinen nach 10 Jahren Entwicklungszeit bereits voneinander unterschieden).
Die Schnittstellenplatine fand dann sogleich ihren neuen Platz. Der alte Kunststoffhalter wurde durch den mitgelieferten Neuen ersetzt. Der alte Halter passt nicht ohne Nacharbeiten (Kabel).
Jetzt hieß es erst einmal löten: Spannungsversorgung, Motor, Licht. Zur sicheren Masseverbindung wurde die Massezuleitung der Schnittstellenplatine direkt an das antriebslose Drehgestell gelötet. Hierzu sollte die Brünierung des blechernen Drehgestells mit einem Schlitzschraubendreher oder Schleifpapier metallisch blank gemacht werden. Etwas Löthonig kommt der sicheren Verbindung von Massekabel und Drehgestell entgegen. Achtet darauf, dass das Kabel lang genug ist und das Drehgestell frei beweglich ist.
Um sicher zu gehen, habe ich eine weitere Masseverbindung im inneren der Lok hergestellt: Anschlusspunkt ist der Lampenträger...Achtung! nicht an eine der Lampen selbst anschließen! Sind diese bereits über den "gemeinsamen Rückleiter aller Funktionen" (Märklin=orange) angeschlossen, war es das mit dem Decoder!

Nachdem alles verlötet war wurde es spannend: Decoder in die Schnittstelle gedrückt....aufgegleist....nochmal scharf nachgedacht...alles richtig angeschlossen...ja...Spannung auf`s Gleis....keine Reaktion, kein Rauch...fein

Als nächstes an der IB die Adresse -3- gewählt (default für DCC) und dieser Adresse das DCC Protokoll mit 28 Fahrstufen zugewiesen. IB-reset durchgeführt, nochmal Adresse 3 gewählt...F0....Ha! ...es leuchtet!! gewonnen!
Dann kurz den Fahrtrichtungswechsel betätigt: Geht auch. Dann der spannenste Moment: Wie fährt sich die Lok?...ein paar Fahrstufen gegeben und: Bewegt sich, und sieht gar nicht mal so übel aus!

Jetzt wollte ich aber auch mal wissen wie das mit dem automatischen Einmessen so ist. Erst einmal die Stecke freigemacht...die Lok braucht Auslauf dafür! Hier meine Erlebnisse:
Zu erst mal geschaut: Wie aktiviere ich die Funktion? Ahja: CV7, Wert 77 eingeben (Bei der DCC-programmierung mit der IB geht das alles auf dem Hauptgleis). Also denn, die Lok aufs freie Gleis gestellt (Es sollte ein großzügiges Oval sein, sonst fliegt die Lok von der Anlage oder macht Kleinholz aus allem was im Weg ist). Schnell den Programmiermodus aufgerufen - CV-Programmierung - Hauptgleisprogrammierung - Adresse 3 - CV7 - Wert 77.....ENTER...und dann...? ...Die Lokbeleuchtung blinkt...Sie rollt langsam los...und dann...kennt Ihr den Star-Trek Vorspann an der Stelle wo die Enteprise auf Warp beschleunigt und in den Weiten des Weltraumes verschwindet?...genau das passiert : Die Lok rast mit Höchstgeschwindigkeit los und fährt ein paar Meter. Dann stoppt sie, fährt langsam vor, stoppt fährt weiter. Dann fährt sie auch mal ein Stück zurück. Faszinierend zu beobachten! Dann ist sie fertig und bleibt stehen. Ende der Vorstellung!

Dann der spannende Moment: Hat es was gebracht? Es hat! die Lok fährt sehr schön und gleichmäßig. Kein Vergleich zum alten Decoder. Einzig was noch stört: bei den unteren Fahrstufen sind noch Mikroruckler zu sehen, die Lok rappelt also noch ein klein bisschen. Folgendes hat bei mir geholfen: Motorart in CV52 auf Wert -5- (DC-weich) setzten. Damit läuft die Lok zumindest bei mir nun ganz hervorragend! Bei niedrigster Fahrstufe schleicht die Lok ruhig und schön Konstant über die Gleise. Bei höheren Geschwindigkeiten ist der Motor selbst kaum vernehmbar, ich finde sie fährt fast eben so gut wie meine 39413 mit dem soft drive sinus.
Hier mal die DCC-CV mit den entsprechenden Werten, so wie ich sie ermittelt habe:

CV2= 2 (Anfahrspannung)
CV3= 10 (Anfahrverzögerung)
CV4= 10 (Bremsverzögerung)
CV5= 80 (Höchstgeschwindigkeit, ganz sicher zu langsam aber mehr kann ich nicht ausfahren).
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CV52= 5 (Motorart: DC-weich)
CV53= 40 (Regelreferenz)
CV54= 80 (Regelanteil K)
CV55= 10 (Regelanteil I)
CV56= 255 (Regeleinfluss)
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CV112= 8 (Licht vorn Blenden)
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CV114= 5 (Periode, hier: Länge der Blendfunktion)
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CV116=8 (Licht hinten Blenden)
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CV118=5 (Periode, hier: Länge der Blendfunktion)

Zu den Lichtfunktionen (CV112-11 kann ich noch sagen, dass es mir persönlich gut gefällt, wenn das Licht nicht so hart an und aus geht. Im Original dauert es ja auch kurz bis der Glühfaden in der Lampe wieder abgekühlt ist.

Fazit:
Ich finde, dass sich der Umbau sehr lohnt und denke, dass man für die 36 €, welche ich für das Decoderset gezahlt habe, einen vernünftigen Gegen- und Mehrwert erhält. Toll ist auch die schöne Parametrierbarkeit des Decoders. Da hat man viel neuen Raum zum Spielen .
Die Fahreigenschaften der Lok sind jedenfalls im Gegensatz zur Ausgangssituation hervorragend!

Zum Abschluss noch ein Bild vom Innenleben der Lok. Die Kabel für die noch nicht benötigten Funktionen habe ich vorerst nach hinten Zurückgebunden. Aufpassen!..die Kabelenden isolieren, damit sie keinen Kontakt zum Lokgehäuse haben!



Eins noch: Das ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, keine Anleitung zum Umbau. Fehler meinerseits sind nicht ausgeschlossen, ich bin auch nur Laie. Wenn ihr an euren Loks lötet macht ihr das auf euer Risiko . ich hoffe aber, dass euch mein Bericht gefällt, und Ihr ggf. Anregungen findet für eure eigenen Umbauten.


Viele Grüße,
Daniel

P.S. Wenn die Hobbykasse gut gefüllt ist: In der Kiste ist noch genügend Platz für einen Lautsprecher .


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RE: Test- und Umbaubericht Märklin 110.1 (3740) mit MLD/3

#2 von Der Krümel , 11.02.2016 10:05

Ein guter Bericht über einen sauber ausgeführten Umbau.
Danke fürs Zeigen!


Viele Grüße
Hendrik


 
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RE: Test- und Umbaubericht Märklin 110.1 (3740) mit MLD/3

#3 von TEE2008 , 11.02.2016 15:01

Ein sehr guter Umbaubericht!
Allerdings muss CV 52 beim HLA den Wert 3 haben, also auf C90 eingestellt werden.
Beim mLD 60942 war alles bereits perfekt für den HLA voreingestellt, auch die Anlogfahreigenschaften.Die automatische Einmessung funktioniert sehr gut.
Ab Werk sind die mLD/3 nicht mehr für den Märklin HLA 60941 voreingestellt.Man muss jetzt CV 52 auf 3 (Motortyp C90) stellen.
Für den Analogbetrieb sind die Werte für die Analog AC Anfahrspannung und der Analog AC Höchstgeschwindigkeit nicht optimal eingestellt (anfahren ist erst bei hoher Trafostellung möglich gewesen und somit war kein langsam fahren ohne stottern möglich)..Beim mLD 60942 waren diese ab Werk perfekt eingestellt.
Mit meiner MS II habe ich im MM 2 Format die CV Werte für die Analog AC Anfahrspannung (CV 7 und der Analog AC Höchstgeschwindigkeit (CV 79) wie folgt eingestellt.
Für die Analog AC Anfahrspannung (CV 7 habe ich den Wert von 15 auf 5 verringert, also CV 78 = 5 und bei der Analog AC Höchstgeschwindigkeit (CV 79) den Wert von 49 auf 255 erhöht, also CV 79 = 255.Mit diesen Werten fahren die beiden Loks auch im Analogbetrieb perfekt, wie mit dem guten mLD 60942.
Eine Einstellung erfolgt auf eigenes Risiko!


Gruß

Tobias

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