Zitat von steve1964
Zitat von Klaus3
Es gibt doch gar kein Vorbild mehr. Jedenfalls will ich mir ein solches Vorbild nicht nehmen, das ist doch eher Feindbild! Fahrscheinlotterie, Chaos-Tarife, kaum noch Züge, die überhaupt am Ziel ankommen, von Verspätungen redet man ja gar nicht mehr. Umsteigen geht nicht mehr, keine Anschlüsse, keine Nachtzüge, keine Schlafwagen, keine Autozüge. Nicht mal mehr Gepäck kann man mitnehmen, geschweige denn aufgeben. Und Güterverkehr... wann konnte man das letzte mal einen Güterwagen an einen Bahnhof bestellen???
DB AG. Dabei steht AG für Abwicklungs-Gesellschaft.
Gruß
Klaus
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wenn ich mich dem mal anschließen darf ...
die Zeiten, zu denen Eisenbahn noch Ästhetik war,
sind für mich mit dem Aussterben der 110 endgültig in der Vergangenheit
anzusiedeln .
Ästhetik nicht nur auf Fahrzeuge - deren Design und Farben bezogen -
sondern auch das gesamte Ambiente, Brücken, DGR-Masten, Bahnhofsgebäude,
Schüttbahnsteige, Fenster zum öffnen, alte gußeiserne Lampen, alte
gußeiserne Geländer an Unterführungen, hölzerne Bänke,
die Harmonie zwischen Technik und Natur war eine andere,
als man ohne Lärmschutzwände reisen und die Landschaft sehen konnte.
Man fahre mal nach Hof Hbf und sehe sich das herrliche alte
EG von innen an. Trotz Imbißbuden noch ein Hauch von echter
alter, bürgerlich - hocheleganter Eisenbahn !
Eisenbahn war für mich bis in die 90er Jahre
immer ein ästhetisches Gesamtkunstwerk,
ein Ausdruck menschlichen Gestaltungsvermögens,
das einem - seit ca. der Wende - ins Extrem getriebenen Pragmatismus
weichen mußte.
Die moderne Zeit ist in vielen Lebensbereichen grell, nüchtern und steril,
für meine Geschmack gibt es schon noch elegante Triebfahrzeuge,
evtl. noch den ICE der letzten Generation
( die vorherigen waren Ausdruck germanischer Grobschlächtigkeit+Unbeholfenheit )
sonst eher im Ausland ( TGV, freccia rossa etc. )
Insofern sind unsere Modelle schon schöner als die meisten Fahrzeuge
der Gegenwart ...
VG
Steve
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Wenn du auch in vielem Recht hast beziehungsweise ich deine Argumente dazu verstehe: Es bleibt am Ende doch immernoch Sache des Kunden, ob Privatmann oder Firma.
Welche Züge wo fahren ist doch in den meisten Fällen wirtschaftlich geprägt. Lohnt sich eine Linie nicht mehr, wird sie seitens der Bahn eingestellt. Das ist betriebswirtschaftlich logisch und begründbar. Wenn die Bahn weiter jede Milchkanne mit eigenem Haltepunkt versehen würde, dann wäre sie pleite, oder müsste noch massiver mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Gleiches gilt für Gleisanschlüsse. Im DSO hat jüngst jemand davon berichtet, dass Firmen aus NRW vom Zug auf den LKW umgesattelt haben. Dabei geht es um das transportieren von Spanplatten in Ganzzügen nach Dänemark.Es ist äußerst bedauerlich, dass man für 20 oder 30 LKW weniger bezahlt, als für eine Zugfahrt. Die Hintergründe dazu liegen aber eben nicht ausschließlich bei der Bahn, sondern auch an Politik, Energiekosten und Gesellschaft.
Auch sollte man berücksichtigen, wie viel am Ende doch noch los ist, falls eine Strecke noch befahren wird. Selbst auf kleinen Bahnen hat man im Regelfall deutlich mehr Zugpaare, als in der guten alten Zeit, als die Schienen noch aus Gold gefertigt waren.
Ästhetik: Design allgemein unterliegt einem Wandel und es ist kein reines Phänomen der Bahn, dass es heute schlichter und sachlicher gehalten ist, als noch vor einigen Jahren. Dies ist eben zum Teil der Zeitgeist. Viel größeren Einfluss hat dabei natürlich noch die Gesetzgebung mit Vollkasko Mentalität.
Man DARF Gebäude und Fahrzeuge heute nicht mehr so bauen, wie vor 100 Jahren. Dann würde man nämlich durch Auflagen wie Brandschutz, Unfallschutz, Barrierefreiheit, Anliegerschutz usw ausgebremst. Eine Lok von 1960 ist heute nicht mehr Zulassungsfähig, genauso wie ein PKW von vor 10 Jahren heute nicht mehr abgenommen würde. Ob man dieser Vollkaskomentalität anhängt oder nicht, ist eine persönliche Sache, ich persönlich denke, dass sie in vielen Punkten übertrieben wird. Dennoch ist es nunmal der Gesetzliche Rahmen, an den sich auch die Bahn halten muss.
Dazu gehört dann eben auch, dass schöne Gusseiserne Geländer ersetzt oder entstellt werden, weil irgendwer meint, dass sie für Radfahrer zu niedrig und damit gefährlich sind.
Bezüglich der zu öffnenden Fenster und der Schallschutzwände entlang der Strecken: Das Groß der Kunden verzichtet vermutlich gerne auf die Klappfenster, zugunsten einer funktionierenden Klimaanlage. Die Klappfenster sind doch im wesentlichen toll, um mal den Kopf rauszuhalten, den Zug zu fotographieren etc. Aus Sicht des Eisenbahnfans sicher einer wichtige Sache. Alle anderen freuen sich, wenn der Wagen ohne Windböen kühl bleibt und die Sicherheitsbeauftragten freuen sich, wenn keiner in Versuchung kommt, das Lichtraumprofil mit seinem Arm zu testen.
Die Schallschutzwände sind hässlich und für den Bahnfahrenden furchtbar. Die meisten Anwohner freuen sich hingegen darüber, wenn sie etwas entlastet sind. Auch hier ist es wieder eine "Sicherheitssache" die in den Vordergrund gerückt wird. Nun ist natürlich das Rheintal ein extremes Beispiel und man kann da auch wieder verschiedene Meinungen teilen. Allerdings ist es dabei auch wie in allen anderen Bereichen: Wenn man in der Nähe einer gewerblichen Nutzung siedelt, muss man mit Lärm und Belästigungen rechnen (alteingesessene sind an der Stelle natürlich weitgehend unschuldig) Es gab aber auch schon Fälle, bei denen Leute bewusst neben die Strecken gezogen sind, weil die Häuser so schön billig waren, sich anschließend aber darüber gewundert haben, dass eine stark befahrene Strecke lärm verursacht. Gleiches gilt für Flughäfen u.ä. Auch für die Anwohner der noch nicht überflogenen Gebiete rund um den Flughafen Frankfurt a.M. war über Jahrzehnte das Wachstum abzusehen. Da konnte man vorher schon ahnen, dass der irgendwann mal ausgebaut wird. Hinterher wird trotzdem gejammert, über Gesundheitsschäden, Wertverlust des Eigentums und so weiter.
Um aber selber die Frage zu beantworten: Ich persönlich finde das Vorbild faszinierend, bin aber zufrieden, wenn ich es nur von außen betrachten muss. Selber darauf angewiesen bin und werde ich hoffentlich nie sein. Im kleinen Maßstab bleibe ich aber auch in der aktuellen Zeit, allerdings mit der künstlerischen Freiheit, dass nicht Alles mit Vollkaskopaket für Alle stattfinden muss und dementsprechend auch alte Dinge bleiben dürfen, die heute keine Erlaubnis mehr hätten, so sie mir denn gefallen