Es geht weiter. Ich komme meiner Trümmerbahn näher.
Zur Erinnerung: der Plan ist, Joachims (Feldbahn-Freak) kleine Dampflok auf Busch-Fahrwerkbasis auf das 6,5-mm-Gleis zu bekommen, aber mit Maxon-Motor und Digital-Decoder. Hier liegen die Teile:
Dabei ist das erste zu lösende Problem, den Decoder so unauffällig wie möglich unterzubringen. Als ich den Bausatz vor mir liegen hatte, fiel mir gleich auf, dass der Platz da ist: das Führerhaus sitzt auf einer Plattform, und darunter ist eine Aushöhlung, die fast so groß wie der Decoder ist. Ich will den Lenz silver mini+ einbauen.
Meine erste Idee war, den notwendigen Platz aus zu fräsen. Die Geometrie würde ausreichen, aber hält das Material das aus? Ich habe keine Erfahrung mit Shapeways-Kunststoffen. Vorsichtshalber frage ich bei Joachim nach – und der hat eine noch bessere Idee. Nach seiner Erfahrung ist das Material so spröde, dass die Gefahr besteht, dass es beim Fräsen brechen könnte. Er stellt einen neuen Rahmen (Fahrwerks-Unterteil) für die Lok zur Verfügung, die den Lok-Rahmen mit der hinteren Pufferbohle verbindet. Außerdem baut er gleich noch die Öffnung für den Durchlass der Decoderkabel mit ein. Im folgenden Bild ist im Vergleich mit dem ursprünglichen Rahmen die Änderung deutlich zu erkennen:
Ok, dann kann es ja los gehen. Die Busch-Antriebseinheit ist bereits vorbereitet. Das heißt, ich habe sie nach der Anleitung von Joachim in die beiden Teile Radsätze und Getriebe (den unteren Teil) und Motor mit Oberteil getrennt. Joachims Anleitung sieht noch vor, einen Teil des Oberteils reduziert beizubehalten. Und zwar den mit dem Kugellager, das den Original-Motor in das richtige Verhältnis zum Getriebe setzt. Der Maxon-Motor kann mit dem Kugellager nichts abfangen, so dass ich mich dazu entscheide, das Oberteil der Busch-Antriebseinheit vollständig weg zu lassen.
(Die Original-Bauanleitung mit Umbau der Antriebseinheit ist im Bericht von Joachim hier nachzulesen:
viewtopic.php?f=50&t=128133
Den Bausatz kann man bei Shapeways hier beziehen: http://shpws.me/KgN2
Eine aktualisierte und verbesserte Version gibt es direkt bei Joachim ( info@feinmechanikmodell.de ). Dazu auch schöne Zurüstteile, von denen ich einige verwenden werde.)
Dieses Vorgehen habe ich mit dem ursprünglichen Lok-Rahmen von Joachim durchgespielt. Es funktionierte, aber wenn jemand leicht auf die vordere Spitze des Rahmens drückte, konnte der etwas zu tief gedrückt werden, weil das Durchdrücken der verbliebenen Antriebseinheit keinen Widerstand mehr hatte. Dem konnte ich durch ein Stück Plastik von 1x1x9mm abhelfen, das in die für den Kugellagerträger vorgesehene Aussparung passte, ohne das quer stehende Zahnrad zu beeinträchtigen. Dieses Stück Plastik habe ich aus einer CD-Hülle gesägt, die genau 1mm dick ist. Das Schöne ist, dass ich die Hülle weiter verwenden kann – die Aussäge-Stelle sieht man gar nicht, so klein ist sie.
Nicht so schön ist aber, dass der Teil des Rahmens, der für den Widerstand dieses Plastikteils sorgt, beim neuen Decoder-kompatiblen Lok-Rahmen fehlt Es handelt sich um die beiden in Joachims Anleitung rot markierten Rahmenstücke, die man ursprünglich anpassen sollte. Die sind nun weg. Egal, dann eben ohne Widerstand – soll eben keiner der Lok auf die Nase drücken.
So, jetzt steckt der Decoder unter der Führerhaus-Plattform (von unten nicht so sauber geschliffen – da können sich aber aller höchstens die Preiserlein beschweren – und dann auch nur, wenn sie unter die Räder gekommen sind):
Die Kabel sind vorsichtig im rechten Winkel nach oben gebogen worden. Sie werden durch den dafür vorgesehenen Schlitz nach oben geführt und kommen in der Feuerbüchse heraus. Weiter befestigt werden muss der Decoder nicht, er ist gerade so groß, dass er mit Hilfe der Rest-Spannung in den Biegungen der Kabeln einerseits und der leicht rauen, unbehandelten Bohlen-Innenseite andererseits sicher stecken bleibt. Er braucht nicht geklebt zu werden.
Nun liegen die übrig gebliebenen Teile des Fahrwerks – die Radsätze mit Getriebe, das neue Oberteil von Joachims Bausatz mit eingeklebtem Stromaufnehmer, der Motor und das Lok-Gerippe mit Decoder vor mir. (Für dieses Bild ist der Führerhaus-Kasten locker aufgesetzt, um schon mal ein Eisenbahn-Feeling her zu stellen):
Dann schauen wir uns den Lok-Rahmen mit Decoder und Fahrwerk ohne Motor mal von oben an:
Und das Ganze noch mal von unten:
Wer das letzte Bild etwas genauer beobachtet hat, sieht schon das Führerhaus und nur noch drei Kabel. Des Rätsels Lösung: die Stromaufnehmer sind schon mit dem Decoder verbunden und dieser auch schon mit dem Motor. Die übrig gebliebenen Kabel sind für kommende „Sonderfunktionen“.
An dieser Stelle möchte ich ein Problem nicht verschweigen. Der geringe Platz lässt für Kabelmeter nicht sehr viel Spiel, so dass der Motor mit der Stromaufnahme einerseits und dem Decoder andererseits insgesamt sehr „kurz angebunden“ ist. Das heißt, er lässt sich zwar mit der Antriebseinheit für Wartungszwecke durchaus ohne zu Löten herausnehmen, aber nur gerade so eben. Deshalb hatte ich eigentlich geplant, alle Kabel durch Kupfer-Lack-Draht zu ersetzen, um mit Hilfe des geringeren Umfangs mehr Spiel in der Länge zu haben. Da ich mir aber nicht sicher über den notwendigen Querschnitt für die Motorleistung und gleichzeitig zu faul (und zu ungeduldig) zum Messen und Rechnen war, habe ich es zunächst bei den Originalkabeln belassen. Wirklich dick sind die ja auch nicht, auch wenn das auf dem Foto so über kommt.
Der Motor wird vom Busch-Magneten stark angezogen. Aus diesem Grund habe ich zunächst darauf verzichtet, ihn auf den Getriebekasten zu kleben. Stattdessen habe ich mir aus 0,2mm Kupferlackdraht eine Art Bühne gebogen (und leider vergessen, ein Foto zu machen), die zwei Zwecke erfüllen soll: zum Einen soll der Motor sicher in der Mitte des Getriebekastens gehalten werden, und zum Anderen soll zwischen Getriebe und dem Motor-Ritzel ein wenig Spiel bleiben. Mit den 0,2mm Lackdraht zwischen Motorgehäuse und dem Busch-Radsatz- und Getriebekasten bleibt gerade so viel davon, dass unter der Lupe noch „Luft“ zwischen den Zahnrädern erkennbar ist.
Hier ist ein Foto der Rückseite, man sieht zwei Kabel aus der Feuerbüchse ragen. Diese ist noch nicht geklebt. Es ist erst einmal eine „Stellprobe“. Das blaue Kabel ist die Masse für das weiße und gelbe. In die Feuerbüchse habe ich 0,5mm-Löcher gebohrt, um für die „Sonderfunktionen“ Kabel herausführen zu können. Letztere werde ich dann doch durch 0,2mm Kupfer-Lack-Draht ersetzen, den ich die vordere Wand des Führerhauses entlang nach oben und dann unterhalb des Daches nach hinten führen werde. Die wird man später ebenso wenig sehen, wie die schlecht geglättete vordere Innenwand Die Rückwand werde ich ohnehin vollständig schließen. Der noch zu findende Lokführer hat jedenfalls trotz Decoder etc. noch genug Platz für den Henkelmann und die Aktentasche.
Obwohl – in meiner Primärliteratur für die Trümmerbahn steht, dass die Loks in meiner Referenzumgebung überwiegend von Frauen gefahren wurden. Ich werde mich also nach einer Lokführerin umsehen. Bitte um Vorschläge!
(Leider ist mein Exemplar offenbar nicht so fein detailliert wie das von Artur. Das Feuerloch und die Armaturen sind kaum zu erkennen. Weggeschliffen habe ich die nicht.)
Den Bausatz für meine zweite Lok habe ich hier bereits liegen. Da werden alle Erfahrungen mit der ersten einfließen und deshalb wird die bestimmt besser. Das heißt aber nicht, dass ich meine „Erstgeborene“ nicht genau so lieb habe
Und da ist sie. Noch nackt und nur das Gerippe, aber sie fährt mit Multimaus und 12-Volt-Laptop-Netzteil schon so schön entspannt, dass es eine Freude ist.
Nach den ersten Fahrversuchen stellt sich heraus, dass die kleine Lok zwar schön weich fährt, aber gelegentlich (Staub auf den Schienen?) schon mal stockt. Das kann auf einem Testgleis durch Reinigung und Überprüfen der Schienenverbinder vollständig behoben werden. Aber im Real Life auf der MoBa-Strecke reicht das nicht. Deshalb werde ich doch noch ein paar SMD-Kondensatoren einlöten. Hat jemand einen Tipp für die Kapazität bei maximal 11V eff?
Damit Ihr seht, dass sie tatsächlich fährt:
https://vimeo.com/148931674
Das war's für heute. Demnächst wird weiter gebaut.
Alles Gute für Euer Hobby,
Reiner