Hallo allerseits,
ich baue seit einiger Zeit an einer Weinert BR86. Erst nachdem ich das Teil bei Ebay ersteigert habe, habe ich herausgefunden, dass dieses Modell als einziger Weinert-Bausatz keinen vorgekanteten Rahmen hat. Bei diesem Modell muss der Rahmen aus geäzten Bronze-Blechen zusammengelötet werden.
Bronze lässt sich prima löten, allerdings finde ich, dass die gegossenen Messingteile, die den Rahmen ergänzen, die Pest sind. Sie lassen sich ohne Vorbehandlung nicht löten. Deshalb habe ich hier mal meine Erfahrungen zusammengestellt. Vielleicht ermutigt es den einen oder anderen, sich auch mal an so ein Lokomotivchen heranzuwagen
Hier ist das Werkzeug, mit dem ich arbeite:
- Eine Keramikplatte als Unterlage. Das MAterial ist absolut hitzebeständig. Die Löcher dienen mit Hilfe von Zahnstochern zur Fixierung der Teile.
- Eine unempfindliche Unterlage
- Pinzette. Man fasst 300°C heisse Teile nur einmal ohne an ...
- Schlüsselfeilen. Vallorbe Feilen kann man bei Ebay günstig ersteigern. Sie sind teuer, aber ihr Geld wert.
- Glasfaserradierer. Nicht nur zum vorbereiten von oxidierten Oberflächen geeignet, sondern auch, um überschüssiges flüssiges Zinn abzukehren.
- Haarklammern zu fixierung
- Wattepads zur Kühlung.
- SMD-Lotpaste und Löthonig.
nicht zu sehen:
- Mein Heissluftgebläse. Ich löte hier nicht mit Lötkolben oder Gasflamme.
- Eine Pipette und Waaser zur Kühlung.
- Phospohoräure ca 20prozentig
Es gibt sicher viele Möglichkeiten, die Wärme ans Metall zu bringen, ich habe mich für ein einfaches temperaturgeregeltes Heißluftgebläse entschieden.
- Meine 60Watt Lötstation bringt nicht genug Power, um größere Teile aufzuwärmen. Schon gleich zweimal nicht, wenn wenige Millimeter neben der Lötstelle ein patschnasses Wattepad liegt und eine alte Lötstelle kühlt. Noch größere Lötkolben haben oft keine Temperaturregelung, so dass das Zinn verbrennt und sie werden auch zu unhandlich.
- Mit der Gasflamme kann ich nicht sauber löten. Die Temperatur der Flamme erreicht 1400°C, damit verbrennt das Lötzinn und das Flussmittel zu schnell.
Diese feine Teilchen gibt es bei Ebay für unter 40€. Man kann die Gebläsestärke regulieren und es hat eine Temperaturregelung. Auch wenn man es kaum glauben kann, die Temperatur lässt sich auf 5K genau einstellen. Ich löte Messing und Bronze bei einer Heißluft-Temperatur von 400°C. Man kann damit sogar Weissmetall löten. Dann muss die Temperatur auf 150°C gestellt werden. Man kann dort natürlich nur sehr niedrig schmelzende Lote verwenden.
Hier ist meine Lötpaste. Ich mische sie selbst an aus ca. 3/5 SMD-Lotpaste und ca. 2/5 Löthonig. Die Lotpaste ist der Billigkram aus China, den es auch bei Ebay gibt. Sie ist eigentlich völlig unbrauchbar in der Form, in der sie verkauft wird. Die Paste ist sehr hart und krümlig, eine gute Lotpaste muss sehr geschmeidig sein. Durch die Mischung mit Löthonig wird daraus eine sehr schöne Paste.
In dieser Mischung fließt die Paste wie Honig. Im Bild kann man den Faden sehen, wenn sie vom Zahnstocher zurückfließt.
Soviel zum Werkzeug, jetzt zeige ich mal, was passiert, wenn man versucht, Messinggußteile ohne entsprechende Vorbereitung zu löten.
Links im Bild eine Fäche, die mit Phosphorsäure eingepinselt wurde, rechts ohne Phosporsäure. Auf beiden Flächen habe ich ein kleines Tröpfchen Zinn gegeben.
Nach dem Erwärmen des Teils sieht das ganze dann so aus :
Das war wohl nix. Mit oder ohne Phosphorsäure perlt das flüssige Zinn zu einer Kugel zusammen anstatt das Messing zu benetzten. Der Grund liegt darin, dass das Flußmittel nicht die Oxidschicht auf der Messingoberfläche durchdringen konnte. Ich nehme an, daß sich auf der Oberfläche auch noch Trennmittel von Guss befindet. Leider kann ich das nicht mit gängigen Lösemitteln entfernen, nicht mal Aceton hilft hier.
Aber wie kann man es dann erreichen, dass das Messingteil lötbar wird?
Hier habe ich die Messingfläche mit der Schlüsselfeile bearbeitet. Die Oberfläche glänzt jetzt sehr schön.
Ich habe leider kein neues Bild mit dem Lötzinntropfen gemacht. Links habe ich wieder Phosphorsäure aufgebracht, rechts ist das Tröpfchen auf die blanke Messingoberfläche aufgebracht worden.
Hier ist das Ergebnis:
Man kann sehen, daß das Lot jetzt gut fließt und die Messingoberfläche benetzt. Man kann auch sehen, dass sich auf der Seite mit der Phospohorsäure eine unregelmässige Oberfläche gebildet hat. Ich nehme an, dass Löthonig und Phospohorsäure nicht sehr gut harmonieren.
Man kann die Oberfläche jetzt entweder nach dem Abkühlen abfeilen, so dass noch ein hauch von Lot übrig bleibt, oder man kann mit dem Glasfaserradierer das überschüssige, noch flüssige Lot abkehren. Das ergibt eine sehr dünne und gleichmäßige Verzinnung. Allerdings muss das Teil vorher gut durchgewärmt sein, sonst kann es passieren, dass das Zinn beim abkehren erstarrt. Dann muss man einfach nochmal aufwärmen und der Rest abkehren. Diese fein verzinnte Oberfläche ist eine Voraussetzung, um die Gußteile an den Bronzerahmen zu löten.
Hier sieht man das hintere Ende des Bronzerahmens. An den beiden Hörnchen rechts sind schon kleine Zinntropfen vorbereitetet. Links kann man die Schutzbleche sehen, die stumpf auf den Rahmen gelötet wurden. Diese Teile werden mit nassen Wattepads gekühlt. Der Abstand zwischen der Lötstelle, die nicht mehr heiß werden darf und dem Zinntröpfchen liegt vielleicht bei 4mm.
Während des Verzinnens muss man das Pad laufend mit Wasser aus einer Pipette tränken. Ich schätze, dass während dieses Vorgangs ca 5ml Wasser verdampft werden. Man braucht also VIEL Hitze und VIEL Kühlung zur gleichen Zeit. Wenn die Watte sauber an den Teilen anliegt, geht das überraschend gut.
Hier sind alle Teile vorbereitet und in Position gebracht. Die Zahnstocher drücken die Pufferbohle gegen den Rahmenschuh. Man kann auch den kleinen Klecks Zinn auf der Innenseite des Rahmens erkennen. Beim Löten zieht das Zinn durch die Kapillarwirkung in die Spalten zwischen den Teilen, versäubern ist fast nicht mehr nötig. Durch die Fixierung habe ich zwei Hände zum Löten frei. In der rechten Hand halte ich das Gebläse, mit der linken Hand wird Wasser auf die Watte geträufelt.
So sieht der fertige Rahmen im Moment aus!
Ich hoffe, dass mein Bericht für den einen oder anderen nützlich ist.
Ich würde mich über Kommentare und Ergänzungen freuen. Auch Bericht über alternative Methoden sind sehr willkommen.
Michael