Hallo,
die Angabe einer Leistung für eine Dampflok geschah für eine größere Zahl von Dampfloks erst, als der Zenit der Dampflok schon längst überschritten war (so ab den '20er Jahren).
Meiner Kenntnis nach haben Bahngesellschaften nie (höchstens selten) explizit eine Leistung für eine neu einzuführende Dampflokomotive "gefordert"; sei die Dampflokomotive eingekauft oder eigengefertigt. Natürlich wird über die angehängte Zugmasse, aus der sich rechnerisch abhängig von der Geschwindigkeit empirisch eine effektive Zugkraft am Zughaken ableiten lässt, und der dazu geforderten Geschwindigkeit implizit eine Zughakenleistung gefordert (Leistung = Kraft * Geschwindigkeit).
Die Leistung sagt auch nicht immer etwas über die Leistungsfähigkeit einer Maschine aus. So haben einer Sage gemäß die Ingeneure von Lima und der Chesapeake & Ohio mit Tränen in den Augen Anfang der 40er Jahre den Leistungsprüfstand verlassen, als kurz zuvor die H-8 Allegheny der Achsfolge (1'C)'C3' eine Leistung von ca. 7.900 PSi erreicht hatte, allerdings war z.B. die leistungsschwächere Mallet Y6b der Norfolk & Western der Achsfolge (1'D)'D1' zumindest auf den vorherrschenden Rampen der Alleghenies in der Zugkraft überlegen, und damit je nach Einsatz überlegen oder gleichwertig.
Für die Leistungsfähigkeit einer Dampflokomotive sind verschiedene Faktoren maßgebend.
Der Kessel muss genügend (dauerhaft) Dampf machen. Das kann mit guter Näherung über die Kenngrößen Heizfläche und Rostfläche abgeschätzt werden. Aber hier spielt auch z.B. das Blasrohr eine Rolle mit seinen (kaum veröffentlichten und schlecht abschätzbaren Einfluss der) Abmessungen ebenso wie die Zuführung der Verbrennungsluft zum Rost. Welche Wasserpumpen gibt es mit welcher Förderleistung, und wie zuverlässig arbeiten diese.
Der Zylinder kann über Kolbenfläche, Dampfdruck und Hebelverhältnisse (Kolbenhub zu Raddurchmesser) eine gewisse maximale Zugkraft ausüben; das lässt sich rechnerisch ermitteln. Die Zugkraft lässt sich aber nur bei genügendem Reibungsgewicht wirklich ausnützen.
Bei höherer Geschwindigkeit wird die Füllung verkleinert, und damit die Expansion (und wirtschaftlische Ausnutzung) des Dampfes vergrößert. Allerdings müssen die Steuerorgane und Leitungen auch bei höherer Geschwindigkeit die Dampfverteilung in die Zylinder mit möglichst wenig Drosselverlusten ermöglichen, um eine "hohe" Leistung zu erreichen. Das ist auf dem Papier auch nicht leicht ersichtlich. Beispielsweise hat die sächsische XX HV (Baureihe 19.0) ihr Potential nie erreicht, weil durch Drosselverluste die Leistung bei höheren Geschwindigkeiten begrenzt war.
Dann gibt es auch menschliche Faktoren. Falsche Fahrweise der Lokführer oder falsche Feuerbeschickung durch den Heizer (vor allem bei neuen oder ungewohnten Lokomotiven).
Wasserüberreißen lässt sich aus den Zahlenangaben in Schriften auch nicht ableiten.
Nach oben abschätzen lässt sich die Leistungsfähigkeit der T8 wohl durch die konstruktiv ähnlich und zeitlich nahe T13.1 (Baureihe 92.4), eine D h2.
Also ein Radsatz mehr mit etwas höherer Radsatzlast, ähnlicher Dampfdruck von 10 - 12 atü, Heißdampf, beides Zweizylinder, ähnliche Konstruktion und Raddurchmesser; allerdings ist die Steuerung bei der T13.1 abweichend eine Lentzventilsteuerung (bei den üblichen Geschwindigkeiten dürften sich die Vorteile einer Ventilsteuerung in Grenzen halten).
Rostfläche 1,51 zu 1,73 m2. Heizfläche 68,50 zu 92,51 m2. Überhitzer 17,90 zu 49,30 m2 (hier ist die T13.1 doch moderner im Verhältnis Überhitzerfläche zu Heizfläche).
Beim Dampfdruck sagt der Obermayer 10 atü für die T8, Wiki sagt 12 atü (einheitlich 12 atü für die T13.1).
Beim Kolbenhub sind T8 und T13.1 mit 600 mm identisch.
Die T8 hat eine Raddurchmesser von 1.350 mm, die T13.1 von 1.250 mm.
Die T8 hat einen Kolbendurchmesser von 500 mm. Für die T13.1 sagt Obermayer 530 mm, Wiki 500 mm. Also hat die T13.1 eine höhere Zugkraft duch höheren Dampfdruck, größere Kolbenfläche und kleinerem Raddurchmesser kombiniert (Obermayer), oder nur durch kleineren Raddurchmesser (Wiki).
Schlussendlich: die T13.1 hat laut Obermayer ca. 600 PSi (die Nassdampf T13 Dn2 hatte ca. 500 PSi).
Insofern erscheinen die 690 PSi für die T8 sehr optimistisch; 400 PSi sind wohl eine bessere Abschätzung.
Grüße
Manfred