Zitat von moppe
...Wenn ich ihren Beitrag lesen, lesen ich das du kein Erfahrung hab mit "moderne Technik". Stirnradantrieb braucht viel Wartung, Güte mittelmotorantrieb braucht fast keiner Wartung...
Hallo Klaus,
Du hast Recht, ohne es nachgezählt zu haben, tummeln sich derzeit bei mir unter den über 70 TFZs noch mehr stirnradgetriebene als schneckengetriebene mit Mittelmotor und die stirnradgetriebenen Fahrzeuge reichen mehr als 20 Jahre weiter in die Vergangenheit als die anderen. Die alten Maschinen vor 1984 haben auch viel höhere Laufleistung bis jetzt als die neuen, die leider bis zum Aufbau meiner neuen Anlage im Laufe der nächsten Jahre nur mal hin und wieder aus der Schachtel genommen werden.
In vielen Threads habe ich in letzter Zeit gelesen, wie megaschlecht Stirnradgetriebe sind und wie super schneckengetriebe mit Mittelmotor. Es werden immer wieder die gleichen Argumente wiederholt. Darunter die unerträgliche Lautstärke des Stirnradgetriebes mit "kreissägenartigen" Geräuschen, die geringe Feinfühligkeit in der Steuerung, besonders die schlechten Langsamfahreigenschaften und die geringere Zugkraft, da nur ein Drehgestell angetrieben ist. Es tut mir Leid, alle diese Argumente entsprechen nicht meinem Erfahrungsschatz. Ich sage damit nicht und habe oben nicht gesagt, daß ein Mittelmotor in einem dieser Punkte schlechter abschneiden muß, aber dennoch habe ich obige Argumente im Falle des Stirnradgetriebes nie so erlebt. Insofern sehe ich es nicht im Nachteil. In meinem obigen Artikel hatte ich einfach mal Argumente pro Stirnrad gesammelt, die deshalb nicht falsch werden, weil der Mittelmotor vielleicht in einigen Punkten - auch nach Deiner Meinung - ebenbürtig oder vielleicht auch besser scheint.
Ich habe viele Märklinloks. Ich bin nach wie vor von deren Qualität überzeugt, selbst wenn ich auch viele Dinge kritisch daran sehe und man vieles auch besser machen könnte. Die ca. 20 Fremdprodukte gefallen mir ebenfalls sehr gut, aber die viel gepriesenen Vorteile derer, besonders die neuartigen Konzepte überzeugen mich nicht unbedingt.
Mein BR 420er Triebzug von Roco aus den 80ern z. B. ist nicht sehr viel gefahren, wie auch, hängen sich z. B. in R2 regelmäßig die Kardanwellen aus, obwohl er für R1 zugelassen ist. Unter Abnahme des Drehgestells habe ich den Kardan auch innerhalb von 10 Minuten wieder eingesetzt. Da man auch ein paar Schrauben lockern muß, um mehr Spiel zu haben, hat man Glück, wenn sich nach dem Einsetzen des ersten Kardans, nicht der zweite gelöst hat... Da kann man sich eine Stunde mit beschäftigen, wenn es dumm läuft. Ersatz gibt es nach 30 Jahren übrigens gar nicht mehr. Bei meiner neuen MoBa bemühe ich mich um Radien größer 600, aber es wird nicht an jeder Stelle so großzügig zugehen können. Bin gespannt, ob ein vernünftiger Betrieb dieses Zuges zukünftig möglich ist.
Ich befürchte auch, daß ich viele Mittelmotoren von Märklin oder den anderen Fremdfabrikaten nicht mehr in Zukunft als Ersatz bekomme. Den Werbeclou "wartungsfrei" hoffe ich nicht, als Bumerang zu erfahren. Denn das bedeutet häufig, z. B. Kohlen sind nicht tauschbar. Geschweige denn, daß diese Motoren meist nicht aufschraubbar sind, sondern hier irgendwelche Metallnasen aufgebogen werden müssen, die ich wahrscheinlich nicht wieder so fest zugebogen bekomme, wenn sie nicht gleich abbrechen.
Bisher ist noch alles ok, hat noch kein Motor bei mir versagt. Ich hoffe, es bleibt so. Aber ich traue eher Konstruktionen, die ich einfach und viele, viele Male öffnen und bis ins letzte Teil zerlegen kann. Auch wenn ich hie und da öfter warten muß, da ich dies bei diesen Konzepten meist auch ohne Probleme machen kann, ohne etwas zu zerstören, sehe ich darin keinen Nachteil. Ich bin gegenüber moderner Technik nicht abgeneigt, leider macht man sich aber heute nicht mehr so die Mühe in Richtung Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Da wird eher eine größere Einheit weggeworfen, da es sich nicht mehr lohnt, Teile davon zu tauschen - schon allein wegen der Lagerhaltung.
Und in alle dem scheinen mir beide Konzepte - Stirnradgetriebe wie Schneckengetriebe - mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen in einem ebenbürtigem Licht, so daß ich ein Modell nicht deshalb nicht kaufen werde, weil es das eine oder das andere Antriebskonzept hat.
Das war mein Fazit schon oben und ich habe nur denjenigen widersprochen, die sagen, das veraltete Stirnradgetriebe als absolutes No Go zusehen. Für mich ist es das nicht, ich schätze beide Konzepte, sehe aber ein leichtes Plus für Stirnrad, weil mir wichtige Argumente bei diesem im Vorteil sind und einige Nachteile dessen mich weniger stören als Euch.
Ein weiteres Thema oben waren die Rastnasen. Just dieser BR 420 von Roco ließ sich schon immer schwierig öffnen. Man braucht einfach 5 Minuten, bis alle Rastnasen vorsichtig ausgehängt sind. Mit der Zeit sieht man auch aus der Nähe leichte Spuren, den selbst vorsichtiges Hebeln mit einem Schraubenzieher tut Kunststoff nie gut. Einige Male ging das gut, jetzt nach über 30 Jahren läßt sich das Gehäuse nicht mehr spaltenfrei zusammenfügen, vielleicht wegen der fehlenden Spannung eines langsam spröder werdenden Kunststoffs. Kraft traue ich nicht aufzuwenden. Mit Mittelschraube oder deren zweie wäre ein solches Gehäuse innerhalb von Sekunden abgenommen, da man ganz auf Rastnasen verzichten kann, ließe sich aber ebenso reversibel wieder schließen, ohne daß ein Gehäuseteil wieder aufspringt. Was es nicht gibt, kann nicht abbrechen und man braucht nirgendwo rumzuhebeln. Natürlich müssen Schrauben und dazugehörige Stege gut versteckt werden - besonders bei Fahrzeugen mit freier Durchsicht. Das war in den 70er Jahren leider nicht immer so, war das damals wahrscheinlch eher zweckmäßig gedacht und absolute Originalgetreue nicht so im Fokus.
Auch die E03 von Roco finde ich mit ihren Rastnasen nicht so gut zum Öffnen, geschweige denn die beiden elT 1901/1902 von Liliput. Ich sehe nichts, was für dieses Konzept spricht, und nichts was gegen Schrauben spricht. Und ein Schraubenzieher liegt ja wohl neben jeder Moba - oder etwa nicht?
Also, ich glaube nicht, daß es an meiner mangelden Erfahrung liegt. Ich habe nur meine Präferenzen aufgezeigt, die sind (zum Glück) anders als bei anderen, wäre auch langweilig, wenn alle das gleiche mögen würden oder gut fänden...
In diesem Sinne viele Grüße aus BaWü,
Stefan