Hallo zusammen,
der nachfolgende Beitrag ist für Nietenzähler und Anhänger des ausschließlich vorbildgerechten Fahrens nicht geeignet. Zum verwendeten "Modell" (die Bezeichnung passt hier nicht wirklich) gibt es am Ende noch ein paar Hinweise.
Heute verlassen wir mal die Epoche IV und landen direkt in der Epoche VI mit modernstem Rollmaterial.
Zur Geschichte:
Angefangen hat alles mit dem D 257, der zwischen 1972 und 1975 in den Taunus kam.
Der D-Zug kam aus Paris Est nach Frankfurt und fuhr von dort als Nahverkehrszug N 2530 über die Taunusbahn weiter bis nach Grävenwiesbach mit SNCF-Wagen.
Wahrscheinlich aufgrund der Bauarbeiten für die S-Bahn Frankfurt, denn zu dieser Zeit standen im nördlichen Teil des Frankfurter Hauptbahnhofs nicht alle Gleise zur Verfügung.
Der Zug fuhr manchmal bereits abends zurück nach Frankfurt, blieb über Nacht aber auch mal in Grävenwiesbach abgestellt.
Auf der SLB gab es bislang zwar bereits Kurswagenverkehr und einige Urlauberzüge, aber einen durchgehenden Schnellzug von Frankfurt aus nicht.
Mittlerweile kommt der Railjet regelmäßig nach Frankfurt (Budapest-Wien-München-Stuttgart-Frankfurt). Vom Erfolg überrascht kam nun bei den ÖBB der Wunsch auf, auf der Strecke ein zusätzliches Zugpaar einzusetzen.
Hierfür ist im regen Betrieb rund um den Frankfurter Hauptbahnhof aber (fast wie anno 1972) nicht wirklich Platz und so kam die Idee auf, eines der Zugpaare über Frankfurt hinaus nach Norden zu verlängern.
In der SLB wurde auch gleich ein Partnerunternehmen gefunden, dass reges Interesse an einem Schnellzug für den Kellertaunus zeigte.
Und so wurde schnell vereinbart, eine Zuggarnitur auf den Linienweg Budapest-Wien-München-Stuttgart-Frankfurt-Sistenix-Märklingen zu schicken. Allerdings standen beim Hersteller Siemens auf die Schnelle keine Railjet-Garnituren zur Verfügung. Es wurde daher beschlossen, alte Eurofima-Wagen aufzukaufen (u.a. bei der SBB) und im Werk Sistenix der SLB zum Railjet umzubauen. Die Wahl fiel übrigens auf eine stark verkürzte, kaum bekannte Variante der Eurofima-Wagen, um die engen Kurven im Taunus schneller durchfahren zu können.
Zum Winterfahrplan wird der Railjet seinen Betrieb im Kellertaunus aufnehmen, dann mit drei bis vier Wagen.
Ab Frankfurt läuft der Zug übrigens unter dem Produktnamen "Taunusjet". Es ist der erste Zug auf der SLB mit Steuerwagen "hinten", als talseits (die bisherigen Garnituren werden immer die Steilstrecke bergauf geschoben).
Denn der echte Railjet läuft (wenn man der Google-Bildersuche glauben darf) immer Steuerwagen voraus in Frankfurt ein. Und dar er dort dann Kopf macht, ist der Steuerwagen in Richtung Taunus dann logischerweise hinten.
Der Steuerwagen der neuen Garnitur ist übrigens schon fertig und wird künftig als Zug "Spirit of Kellertaunus" zu sehen sein.
Hier sehen wir den ersten Spenderwagen bei Testfahren im Taunus.
Vor seinem Umbau
Und nach seinem Umbau
Und hier mit einem weiteren Spenderwagen, bereits im Testeinsatz mit Fahrgästen
Und als Kurzpendel mit diversen Zugloks
So kommt die kleine Nebenbahn also zu internationalem Schnellverkehr.
Und nun zum Modell:
Der Railjet passt zwar nicht zum Thema, ist aber derart schön, dass ich ihn wenigstens mal für Fotos auf die SLB schicken wollte. Vor allem die Kopfform des Taurus gefällt mir, ich finde, neben der 103er designtechnisch ein Klassiker.
Für die etwas schräge Geschichte war mit der Roco/Jägerndorfer-Railjet einfach zu teuer. Der verwendete Wagen stammt daher von Piko und ist von der Verarbeitungsqualität wirlich top. Bedruckung und Verarbeitung sind alles andere als Hobby-Niveau.
Zwischen den Fenstern dürfte die Bedruckung allerdings noch dunkler sein, dann käme der Eindruck eines durchgehenden Fensterbands besser rüber. Beim echten RJ sind die Bereiche wischen den Fenstern praktisch schwarz und wirken wie ein langes Band.
Denn der Wagen ist ein waschechter Eurofima und kein Railjet. Er hat also auch kein durchgehendes Fensterband, sondern Einzelfenster und auch die Schürzen passen nicht so ganz. Aber ich habe ein Faible für Freelance-Modelle und außerdem passte der Eurofima perfekt zum Geschichtenerzählen, denn der "echte" Railjet dürfte für die engen Kurven wirklich zu lang sein. Also darf er gerne bei mir fahren.
Nur sollten die Hersteller so offen sein, die Modelle dann auch entsprechend zu kennzeichnen (ich hätte auch nichts gegen einen "Diesel-Taurus" in RJ-Farben ).
Extrem ärgerlich ist dagegen die Piko-übliche "Brech den Analogteil ab und löte den Decoder auf makroskopische Mini-Pins"-Schnittstelle.
Falls Piko hier mal mitlesen sollte: Das ist definitiv keine Schnittstelle und ein neues Produkt, an dem gleich gelötet werden soll, ist heutzutage ein no-go. Werft diesen Mist doch endlich in den Müll und spendiert Euren Steuerwagen endlich eine Steck-Schnittstelle. Deren Einkaufspreis dürfte ja im einstelligen Cent-Bereich liegen.
Irgenwann folgen noch die Zwischenwagen, natürlich wieder "per Umbau aus Eurofimas gewonnen"
Viele Grüße
Patrick