RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1626 von Transalpin , 17.12.2016 13:57

Zitat von Nutri
Servus Karl,
Was mir aber gestern beim Aufarbeiten Deiner letzten Seiten aufgefallen ist, warum machst Du nicht mit dem Anlagenbau weiter?
Das liegt doch nun schon einige Zeit zurück, dass wir mit bautechnischen Anlagenfotos versorgt wurden. Genauer gesagt ca. ein Jahr. Warst Du des Anlagenbaus erst einmal müde? Dürfen nur perfekt epochengerechte Waggons Deine Gleise befahren?
Oder gibt es andere Gründe, die ich noch nicht geblickt habe?

Grüße



Dafür hat der Karl keine Zeit mehr, weil er nun nebenberuflich als Fotomodell für Putzfrauen-Magazine arbeitet!
Steht dir gut, Karl!


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1627 von Nutri , 17.12.2016 14:34

Zitat von Transalpin

Zitat von Nutri
Servus Karl,
Was mir aber gestern beim Aufarbeiten Deiner letzten Seiten aufgefallen ist, warum machst Du nicht mit dem Anlagenbau weiter?
Das liegt doch nun schon einige Zeit zurück, dass wir mit bautechnischen Anlagenfotos versorgt wurden. Genauer gesagt ca. ein Jahr. Warst Du des Anlagenbaus erst einmal müde? Dürfen nur perfekt epochengerechte Waggons Deine Gleise befahren?
Oder gibt es andere Gründe, die ich noch nicht geblickt habe?

Grüße



Dafür hat der Karl keine Zeit mehr, weil er nun nebenberuflich als Fotomodell für Putzfrauen-Magazinen arbeitet!
Steht dir gut, Karl!




Servus,
Auf diese Antwort hätte ich auch selbst kommen können.
Karl, aber bitte pass auf, Models sollen mitunter schlecht bezahlt sein und die Randbedingungen sollen ja auch nicht immer die besten sein.
Von wegen Hungermodels und so.

Gruß


Markus
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1628 von notbremse , 17.12.2016 15:50

@ Ermel: naja, habe ich doch bei dir abgeschaut. Der Schüler hofft, den Lehrer nicht allzu sehr zu enttäuschen...

@ Markus: Ich habe den Anlagenbau Anfang April vorübergehend gestoppt, um mir zwei, drei Monate lang zu Testzwecken einen ersten Güterzug herzurichten. Das hat mir dann so viel Spaß gemacht, dass ich keine Notbremse fand. Jetzt werden die Wagen noch alle lackiert, dann geht es wieder mit der Anlage weiter. Uuuurfaaaaad, denn es wird einfach alles auf der anderen Seite des Schattenbahnhofs noch einmal wiederholt. In den Sommermonaten 2017 soll es dann einen ersten Personenzug geben. Hoffentlich habe ich dann die Notbremse besser im Griff. Und du hast Recht, es kommt mir nichts auf die Anlage, was nicht beim Vorbild im August 1955 nachweislich durch St. Veit an der Glan fuhr. Also z.B. ausschließlich fotografisch nachgewiesene Bierwagen...

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1629 von Trapeztafel , 17.12.2016 18:46

Servus Karl!

Das hätte ich jetzt nicht unbedingt gedacht, daß Du das Spaßerl´mitmachst Steht Dir aber vorzüglich!
Wie das erst mit der geblümten Schürze gewirkt hätte!
So "adjustiert" (voll Epoche 3!!) war das Saubermachen dann sicher ein Kinderspiel- Und und die Mitzi wäre begeistert...

LG Rene


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1630 von notbremse , 17.12.2016 19:50

Sorry - da habe ich doch glatt zwei Beiträge übersehen!

@ Transalpin und Rene:

Zitat
Steht dir gut, Karl! - Steht Dir aber vorzüglich!

Finde ich auch. Ihr solltet mich aber erst einmal sehen, wenn ich geschminkt bin und die Waden epiliert habe...



Anmerkung: DAS mache ich um diese Jahreszeit allerdings nicht, dazu müsste der Fasching schon deutlich weiter fortgeschritten sein...

@ Markus:

Zitat
Models sollen mitunter schlecht bezahlt sein

Das trifft auf mich nicht zu. Ich arbeite normalerweise oben ohne, das wird viel besser bezahlt.



Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1631 von monteur-joerg , 18.12.2016 02:52

Hallo Karl

nachdem ich jetzt erfolgreich alle Seiten durchhabe, ist mein Stapel an Notizen ordentlich angewachsen.

Danke für deine aufwändigen/akribischen Baubeschreibungen. Da der dafür nötige Zeitaufwand auch nicht zu vernachlässigen
ist, ein extra dickes Lob für deine kontinuierlichen Berichte.

Ich werde auf jeden Fall weiter aufmerksam mitlesen.

Gruss

Jörg

der sch im Moment hier rumtreibt: irgendwo über dem Indischen Ozean


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1632 von notbremse , 22.12.2016 05:09

Hallo Jörg,

vielen Dank für dein extradickes Lob. Geh' mit meinen Berichten aber bitte kritisch um und teste, bevor du etwas für dich übernimmst.

Du hast dir ein nicht gerade kleines Projekt vorgenommen - ich wünsche dir viel Freude damit und die nötige Ausdauer!

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1633 von notbremse , 23.12.2016 18:15

.

Der Fluch der Akribik, Teil 159

EIN FEINER PINSEL, DER AUF SICH HÄLT, VERRICHTET NIEMALS MINDERE ARBEITEN


Für lange Winterabende: Ein langes Plädoyer für den Pinsel

Pinsel werden in der Elementarschule regelmäßig als Rührgerät missbraucht, bis die Pinselhaare unkontrolliert nach allen Richtungen wegstehen wie bei einem Klopinsel. Der Lehrer sieht ungerührt beim Rühren zu, er weiß es meistens nicht besser. Nach dieser Untat wird die Farbe dick aufgetragen im Bestreben, deckende Flächen zu erzeugen. Das misslingt meistens, weil die ungeübte Hand die Farbe mit dem Pinsel nicht nur aufträgt, sondern gleichzeitig unkontrolliert verschiebt oder auch wieder abnimmt. Dabei entstehen unerwünschte Strukturen und unerwünschte transparente Stellen, letztlich also häufig Bilder, welche Kinder als „verhaut“ (verdorben) deuten.
Schade um die Zeit, die man besser nutzen könnte, um mit den Kindern Fußball zu spielen. Aber auch das können manche Lehrer nicht wirklich gut…



Ein Pinsel ist definitiv kein Rührgerät, sondern er hat etliche andere feine Eigenschaften, die jedoch allgemein kaum wahrgenommen werden. Das gilt selbst für prominente Nachschlagewerke. Zitat aus der Wikipedia:

Zitat
Ein Pinsel ist ein Werkzeug zum Auftragen von Flüssigkeiten, beispielsweise Tinte oder Farbe.


Das, liebe Wikimedia Foundation, ist eine völlig unzureichende Definition, die nur einen einzigen Aspekt von mehreren abdeckt.

Tatsächlich ist ein guter Pinsel ein Multifunktionswerkzeug, das mindestens vier völlig verschiedene Aufgaben erfüllen kann:

  • Flüssigkeiten und Staub auftragen

  • Flüssigkeiten und Staub entfernen

  • Breiige und staubförmige Stoffe formen

  • Flüssigkeiten sprühen


Ich beschränke mich in der weiteren Darstellung weitgehend auf flüssige, wasserlösliche, Airbrush-taugliche Farben mit extrem feinen Pigmenten.


FARBEN AUFTRAGEN

Trägt man wasserlösliche Lacke stark verdünnt auf Kunststoff oder Blech auf, ohne zu grundieren, so haftet die Farbe bei den ersten zwei, drei Aufträgen grottenschlecht. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie gar nicht haftet. Man muss den Vorgang nur ein paar Male wiederholen. Schließlich entsteht eine ganz dünne Farbschicht - so dünn wie bei einem Luftpinsel, nur eben mit interessanten Strukturen, die der Luftpinsel nicht zu erzeugen vermag.
Hier eine erste Probe auf einem G10 nach DB-Vorbild:




Bei diesem ersten Versuch zieht sich die Farbe auf eine kleine Fläche zusammen, wie wir das alle kennen. Man könnte meinen, das wird nie im Leben ein brauchbarer Farbauftrag. Ich lasse mich davon allerdings nicht beeindrucken.

Vielmehr bestreiche ich das ganze Dach mit reinem Wasser. In die mit Wasser benetzte Fläche trage ich Nass in Nass die 1:1 verdünnte Farbe auf, lasse sie verlaufen und stelle das Modell zum Trocknen weg. Der Farbauftrag ist in ein, zwei Minuten erledigt. Die Trocknungszeit dagegen braucht viiiieeeel Zeit. Der nächste Auftrag sollte immer nur erfolgen, wenn der vorangegangene völlig trocken ist. Ich habe daher immer mehrere Modelle gleichzeitig in Arbeit. Am besten funktioniert die Methode im Hochsommer auf dem Balkon, wenn das Wasser in der strahlenden Sonne in wenigen Minuten getrocknet ist und man rasch fortsetzen kann. Nach dem Trocknen sieht die erste Schicht so aus:




Eine zweite Schicht ist aufgetragen:




Und hier eine dritte:




Man sieht hier schön, wie mit jeder Schicht etwas mehr Farbe haftet.

Während bei mir bei mehreren Modellen die ersten Farbschichten trocknen, zeige ich nochmals an Hand des den Stammlesern dieses Threads schon bekannten G10-Modells mit den offenen Bremserhaustüren ein fertiges Dach, auf dem jede Blechbahn ein wenig anders aussieht und reichlich Farbstrukturen aufweist, die man mit dem Airbrush alleine schwer erzeugen könnte, wobei keinerlei Pinselhiebe zu sehen sind und die Farbe hauchdünn aufgetragen wurde:




Zwei Blechstreifen dürften kürzlich erneuert worden sein, sie sind nicht ganz so verschmutzt wie die anderen.

Anfangs ist die Farbe ein paar Aufträge lang transparent. Die Helligkeit der Farbe steuere ich dennoch nicht allein durch die Anzahl der Aufträge, sondern auch durch die Beigabe heller oder dunkler Farben. So kann z.B. ein zu dunkel geratenes Dach nachträglich fast beliebig aufgehellt werden.
Wie schon der Pwgs44 wurden die Seitenwände des G10 übrigens nicht mit braungrauer Farbpampe „geweathert“, sondern mit dem Pinsel komplett neu lackiert, bis er matt und nicht mehr ganz neu aussah:




Verwendet wurde ein nicht ganz winziger Pinsel der Größe 3.

Und die Farben? Ich trug keinen transparenten Mattlack (z.B. Humbrol Matt Cote) auf, sondern die Revell Aqua-Farben 36137 (Ziegelrot) und 36184 (Lederbraun), die ich ähnlich dem bei den ÖBB üblichen Maronibraun mischte. Mehr Ziegelrot und weniger Lederbraun – und schon hat man auch die DB-Farbe. Wieder etwas mehr Lederbraun – und schon hat man eine alte, etwas verrußte DB-Farbe. Hierbei gibt es kein allgemeingültiges Rezept, das muss bitte jeder für sich ausprobieren. Da die Farbe nach dem Trocknen ganz anders aussieht, als in nassem Zustand, muss man sich Zeit lassen und den Trockenvorgang abwarten, bevor man beurteilt, ob die Mischung gelungen ist oder nicht.

Eine Pipette hilft, Tropfen zu zählen, das Mischungsverhältnis zu dokumentieren und eine gelungene Mischung immer wieder gleichartig anzurühren.

Die Beschriftung wurde vorsichtig ausgespart und zum Schluss mit einer transparenten Schicht ein wenig mattiert und gealtert.

Die Farbe wurde nicht stark verdünnt, sondern gerade eben so, dass der Pinsel keine Strukturen mehr erzeugte – bei frischer Farbe ungefähr 1:1. Bitte nicht unkritisch nachmachen, sondern unbedingt selbst ausprobieren! Der Auftrag der Farbe erfolgte, wie bei richtigem Holz, immer in Längsrichtung der Bretter.

Der G10 erhielt drei Farbaufträge. Beim letzten Auftrag wurde teilweise ein wenig Schwarz und ein wenig Beige beigegeben, also nicht eine „Drecksuppe“ aufgetragen, sondern diese Farben wurden zur Grundfarbe dazu gemischt, wodurch ein wenig dezenter heller Schmutz in den Bretterfugen und der dunkle Dreck auf den Lüftungsklappen entstanden. Während eine dünnflüssige „Dreckssuppe“ unkontrolliert und gleichmäßig in alle Vertiefungen verfließt, lässt sich eine weniger dünne Farbmischung gut steuern.

Beim Fahrgestell ging ich analog vor, auch das ist von Hand gestrichen, und auch hier gibt es dank dem dünnen mehrschichtigen Auftrag keine Tropfen, auch nicht auf den Rangierergriffen und auf den hauchzarten Bremsauffanglaschen.

Die Pinselmethode hat den Vorteil, dass man Flächen kaum abkleben muss und dass man nicht Farbe verschwendet, indem man sie mittels Airbrush am Modell vorbei bläst.

In zwei, drei Abenden war ich mit dem Wagen fertig – viel schneller geht es auch mit der Airbrush nicht, wenn man sorgfältig abklebt und wenn man Trocknungszeiten abwarten muss.


FARBE ENTFERNEN

Ist ein Pinsel trocken bzw. enthält er nur ganz wenig Feuchtigkeit, benimmt er sich wie eine Pipette. Er nimmt Flüssigkeit auf. Wissen wir alle, setzen wir aber kaum einmal gezielt ein.

Wenn ich einen Wagenkasten in der oben geschilderten Form streiche, liegt immer ein trockenes Tuch oder ein Stück Küchenrolle parat. Sammelt sich die Farbe in Ecken und Rillen, wird der Pinsel rasch ausgewischt und das Zuviel an Farbe sofort mit dem Pinsel abgesaugt.
Somit gibt es, vorausgesetzt die Farbe wird verdünnt und in mehreren Schichten aufgetragen, keine Tropfen, keine zugelaufenen Bretterfugen und keine Farbansammlungen entlang von erhabenen Elementen.
Wichtig ist mir dabei, dass man die überschüssige Farbe möglichst in der Richtung abnimmt, in der sie auch aufgetragen wurde.


FARBEN MODELLIEREN

Ein Pinsel kann nicht nur Farben auftragen oder abnehmen, sondern auch Farben formen.

Das passiert auch schon ein bisschen bei ganz stark verdünnten Farbschichten, weshalb ich Bretter immer in Längsrichtung streiche, weil die Pinselhaare quasi ein wenig in der Farbe kratzen und so Strukturen erzeugen können, die einer feinen Holzmaserung ähneln.

Farbe kann man bewusst in Bereiche schieben, die ein wenig mehr Farbe brauchen. Trägt man wenig Farbe auf Bretter auf und belässt geringfügig mehr Farbe in den Fugen, so legt sich die Farbe dort auch an den Rändern an und grobe Fugen wirken nach dem Trocknen der Farbe etwas zarter.
Dickflüssige Farbe kann man auf Wunsch zu Erhebungen zusammenschieben bzw. damit Beulen erzeugen. Trocknet eine dickflüssige Farbe ohne Risse auf (ausprobieren!), so kann man mit dem Pinsel auch feine Spalten schließen. Nicht verspachteln, sondern verpinseln also. Praktisch z.B. bei feinen Klebenähten, an die man mit einer Spachtel schwer herankommt.


FARBEN SPRÜHEN

Und schließlich ist ein Pinsel auch eine Art Low-Cost-Airbrush. Naja, ich gebe zu, ganz so genau wie ein Luftpinsel ist der Haarpinsel natürlich nicht. Aber er eignet sich gut zum Erzeugen von zufälligen Farbspritzern wie z.B. Dreckspritzer, die auch beim Vorbild zufällig entstehen, wie hier am Beispiel eines kleinen preußischen Kohlenwagens, den es gegen Kriegsende in die spätere Alpenrepublik verschlagen hat:




Der Pinsel wird einfach über ein Stück Holz oder Karton abgestreift und schnalzt dann in Richtung Modell, dabei sprüht er – wiederum ausreichend verdünnte - Farbe. Wie bei der Airbrush sollte man das unbedingt zuvor auf einem Stück Papier ausprobieren, dann kann man diese Methode mit recht gut vorhersehbarem Ergebnis einsetzen.


UNSER HEUTIGER HAUPTDARSTELLER: DER PINSEL

Wenn du die üblichen Billig-Pinsel aus dem Papierwarenhandel vor dir auf dem Basteltisch hast, so wirf‘ sie bitte keinesfalls weg, sie sind die super geeignet zum Reinigen der Kettensäge oder der Kanten innen in der Klobrille.

ABER NIMM SIE NIEMALS ZUM MALEN! DAFÜR EIGNEN SIE SICH NÄMLICH GARANTIERT NICHT!

Anders ausgedrückt: Hast du, alter Schwabe (auch außerschwäbische Schwaben dürfen sich angesprochen fühlen), wieder einmal vor lauter Sparen billigen Scheiß gekauft, so kann ich dir nicht helfen, dann musst du eben bezahlen für deinen Geiz.



Einen guten Pinsel hole ich mir ausschließlich im Künstlerbedarf, und er darf, wie jedes andere gute Werkzeug auch, ordentlich was kosten.
Wie schon früher einmal in diesem Thread erwähnt, müssen die Haare eines guten Pinsels auf ein einziges Haar zusammenlaufen. So kann man auch mit einem dicken Pinsel feinste Striche ziehen wie z.B. Albrecht Dürer bei seinem Hasen. Ob der Pinsel das wirklich kann, testet man im Geschäft.

Ein professioneller Verkäufer eines Fachgeschäftes bringt dir auf Wunsch ohne mit der Wimper zu zucken eine Schale Wasser. Darin tauchst du den Pinsel ein, bewegst ihn darin ein wenig, bis die Haare ein wenig auseinandergehen, nimmst ihn heraus, schwingst ihn und stoppst ihn ruckartig. Ein Wassertropfen fliegt heraus, die Haare des Pinsels schließen sich, er ist wieder ganz spitz und läuft auf ein einziges Haar zu.

Tut er das nicht (in einem ordentlichen Pinselgeschäft tut er das immer), lässt du ihn im Geschäft.




Links: Ein Künstlerpinsel der Größe 10, mit welchem man selbstverständlich wesentlich feinere Linien ziehen kann als mit dem verdorbenen Pinsel der Größe 4 rechts davon. Der Schatten verdeutlicht den Unterschied.

Man kann mit einem so großen Pinsel ohne weiteres auch winzigste Figuren bemalen. Grundvoraussetzung für gaaaanz feine Linien ist aber natürlich, dass man den Pinsel nicht als Ganzes in die Farbe eintunkt, als wollte man eine Toilette reinigen, sondern dass man nur mit der Spitze gaaanz wenig Farbe aufnimmt.

Den Pinsel rechts daneben habe ich als Malpinsel schon lange ausgeschieden und er dient mir nur noch zum Auftragen aggressiver Substanzen wie Aceton oder Essigesther. Indes, ich sehe solche die Bezeichnung Pinsel beim besten Willen nicht mehr verdienende behaarte Stiele immer wieder selbst in honorigen Modellbauzeitschriften als Malpinsel im aktiven Einsatz...

Meistens nehme ich dennoch nicht so große Pinsel, sondern Größe 3 oder 4 für Wagen, 000 oder 0000 für Figuren und anderes feines Zubehör. Kleinere Pinsel nehmen naturgemäß die Farbe vergleichsweise sparsam auf und geben wenig Farbe ab, sie sind etwas leichter zu handhaben.


PINSEL GANZ INTIM - DER PINSEL IM BAD

Da ich mit wasserlöslichen Farben arbeite und einen guten Pinsel niemals auch nur kurze Zeit einfach liegen lasse, sondern immer sofort auswasche, halten diese teuren Pinsel auch recht lange.

Ich habe immer zwei Gläser vor mir stehen: Eines mit schmutzigem Wasser, in welchem ich bloß schnell einmal die Farbe zum großen Teil loswerde. Dann wird der Pinsel in einem zweiten Glas mit klarem Wasser, das ich in kurzen Intervallen wechsle, ausgewaschen, bis keine Farbe mehr herauskommt.
Der Pinsel bewegt sich dabei stets nur im Wasser, er berührt möglichst nicht das Glas. Abschließend wird der Pinsel auf einem Blatt Küchenrolle ausgestreift – immer in Haarrichtung und zur Spitze hin. Fertig.


ANRÜHREN DER FARBE

Das geschieht bitte niemals mit dem Pinsel. Der Lack wird mit Zahnstochern, einem Nagel oder mit kleinen Rührstäbchen, wie sie z.B. von Elita angeboten werden, aufgerührt. Der Pinsel bleibt in der Zwischenzeit in seinem Behälter und schaut vornehm gelangweilt zu. Ein feiner Pinsel, der auf sich hält, macht niemals Drecksarbeiten!


WAS MAN EINEM GUTEN PINSEL BESSER NICHT ANTUT

  • Niemals bis zum Holz in die Farbe eintauchen. Farbe gehört in die vorderen zwei Drittel der Pinselhaare, sonst nirgendwo hin. Steigt die Farbe höher, ist es an der Zeit, den Pinsel zu reinigen, denn aus dem Metall, das die Haare hält, kriegt man die Farbe viel schwerer wieder raus.

  • Niemals die Farbe im Pinsel hart werden lassen, ihn immer wieder zwischendurch reinigen.

  • Niemals den Pinsel stundenlang in einer Reinigungsflüssigkeit stehen lassen - davon verbiegen sich die Haare

  • Niemals den Pinsel zum radikalen Anrühren von Farben verwenden

  • Niemals den Pinsel fortgesetzt kräftig schieben statt ziehen, also quasi „gegen den Strich“ pinseln.

  • Auch nicht mit einem teuren Pinsel Farbe in größerem Umfang heftig stumpf auftupfen – dafür besser einen bereits etwas beschädigten Pinsel, einen kleinen Schwamm oder ein Tuch nehmen

  • Möglichst keine lösungsmittelhaltige Farben und Reinigungsmittel verwenden, welche die Pinselhaare und den Kleber des Pinsels angreifen. – Bevorzugt man dennoch aus gutem Grund solche Farben, dann sollte man sich aber natürlich im Klaren sein, dass der Pinsel dabei rasch verschleißt. Es gibt keine Reinigungsmethode, die einen solcherart beschädigten Pinsel wirklich zu 100% wieder herstellen kann. Für Präzisionsarbeiten mit aggressiven Lacken halte ich deshalb immer gleich mehrere Pinsel vorrätig.



HANDSCHUHE?

Ich werde manchmal gefragt, ob ich Handschuhe anziehe, bevor ich meine Modelle anfasse. Nein, mache ich nicht. Ich wasche meine Hände einfach vorab mit Lysoformseife. Das ist zwar ungesund, aber es holt aus der Haut alles Fett heraus und man hinterlässt für eine Weile keine sichtbaren Fingerabdrücke. Nach getaner Arbeit kann man die Hände wieder einfetten. Indem man zum Beispiel ein gutes Hauswürstchen verzehrt.




So, genug der Pinselgeschichten.

Ich ergreife die Gelegenheit, euch und euren Familien ein schönes Weihnachtsfest und ein paar angenehme Tage zu wünschen.




Foto: ÖBB, Sammlung Wiesner


Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1634 von br42 9001 , 23.12.2016 18:29

Hi!
Jetzt muss ich nach längerer Abstinenz im Forum und immer nur mal kurz reinschauen auch mal was hinterlassen.
Es ist schon merkwürdig jede Woche wieder vorgelebt zu bekommen, woran man eigentlich selber gehen würden.
Güterwagen umbauen und wie bei Dir Federpuffer und Originalkupplung nachrüsten. Du hattest mich auch schon fast
soweit vor zwei Monaten war ich mal soweit und habe auch anfangen wollen. Gleich Serienfertigung mit 10 R10 von Roco,
aber auf halber Strecke kam dann was dazwischen und jetzt wo ich wieder Zeit habe, will ich dann doch wieder Bahnhof
weiterbauen.
Aber spätestens wenn ich endlich was fahren lassen kann , wird Dir nachgeeifert. Und so werde ich angeregt Duch Deine
Beiträge weiter von AW Lingen, Kosak und Co träumen. "Aber DU HASCHT MIE!"

Weiter so!

Steffen


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1635 von Transalpin , 23.12.2016 19:10

Hallo Karl,

danke für deine interessante Lehrstunde über Pinsel! Du würdest wahrscheinlich einen kauzigen, aber sehr guten, Lehrer abgeben, so wie du alles genau und humorvoll erklärst.
LG,

Bahram


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1636 von mehrdampf ( gelöscht ) , 23.12.2016 19:35

Hallo Karl,

ein schöner Artikel zum Thema Pinsel, der leider als Werkzeug immer noch mit der mir bis heute unverständlichen Schmähung »Du Pinsel Du« verunglimpft wird. Aber bei jüngeren Menschen nimmt das nun ab, die wischen nur noch auf dem screen.

Dein erster Tintenklecks ist allzuschön, als dass ich nun gegen ihn anschreiben möchte. Dennoch: als Kunst ok, als erster Schritt zur Patinierung nicht unbedingt empfehlenswert — wenn man Zeit sparen will. Um das grottenschlechte Haften der Wasserfarbe auf wasserabweisenden Untergründen zu verbessern, verwendet man seit Jahrhunderten Ochsengalle. Man erhält sie in den von dir gelobten guten Fachgeschäften oder im Internet. Ein wenig von dieser Flüssigkeit mit Tuch oder Pinsel aufgetragen und verteilt, danach die Wasserfarbe auftragen — und es bilden sich keine Farbpfützen auf dem Dach. Der Trocknungsvorgang ist auch deutlich schneller. Ein kleines Fläschen reicht wahrscheinlich für sämtliche Wagendächer im Laufe eines Modellbahnerlebens. Sie riecht übrigens ganz und gar nicht schlimm und hat auch nichts mit Lebertran zu tun.

Schöne Weihnachten und genügend Bastelmaterial für die nächsten Tage — falls das Wetter für Ski und Rodel und entsprechende Aprés-Events nicht so geeignet sein sollte.

Wolf


mehrdampf

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1637 von SpaceRambler , 24.12.2016 00:47

Servus Karl,

eine klasse Beschreibung des sachkundigen Umgsngs mit einem Pinsel. Ich werde das aufmerksam verfolgen, denn das Thema Alterung treibt mich auch bezogen auf Waggons immer wieder um.

Ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr. Dann geht es mit frischer Motivation weiter

Grüße, Randolf



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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1638 von br42 9001 , 24.12.2016 08:34



(die alte mittlerweile abgerissene und bald überarbeitete Version)


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1639 von 2043er , 24.12.2016 17:25

Hallo Karl!

Wenn ich mir den Plädoyer für den Pinsel so durchlese möchte ich ja fast meinen Wunschzettel fürs Christkind überarbeiten und die neue Airbrushpistole gegen ein Pinselset austauschen.

Danke für den informativen Bericht. Da wird wohl bald wieder ein Modell dran glauben müssen bei mir.

Lg Markus




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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1640 von BR73 Andreas , 26.12.2016 09:38

Hallo Karl,

Nach nun schon 159 kurzweiligen akribischen Flüchen muss ich doch auch mal was hinter lassen(nur schriftlich ).
Freitags ist immer Görschitztalbahnzeit.
Ich denke nicht das ich es bis in dein Detaillierungsgrad machen werde.
Hohle mir aber immer wieder gerne Tipps, wie jetzt mit den Pinsel und deine Art der Alterung.

Vielen Dank und mach bitte weiter so.
Sei dir sicher, das ich dich weiterhin regelmäßig Besuche auch wenn ich eher der wenig schreibende Stummi bin.
Ist ja meist von den anderen alles schon geschrieben worden.

Bin auf den Weiterbau der Anlage gespannt.

In dem Sinne noch besinnliche Tage und das es 2017 weiter geht.


Grüße aus dem Ruhrgebiet
Andreas

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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1641 von notbremse , 26.12.2016 10:07

@ Steffen: Da geht es dir ja ganz ähnlich wie mir - ich schaue wöchentlich bei dir vorbei und träume davon, endlich so phantastische Gebäude bauen zu können wie du, wenn ich es denn in dieser Qualität jemals hinkriege.



@ Bahram: Ich wäre tatsächlich beinahe einmal Lehrer geworden. Aber dann bin ich gerade noch rechtzeitig draufgekommen, dass es schon genug Schulmeister gibt auf dieser Welt...



@ Wolf: Vielen Dank für deinen nützlichen Hinweis auf die Ochsengalle. Das Ergebnis ist dann allerdings ein wenig anders, weil dann diese von mir bevorzugten fleckigen Strukturen nicht entstehen, die ein von Wind und Wetter gegerbtes Blechdach häufig aufweist.

@ Randolf: Auch dir und deinen Lieben alles Gute im Neuen Jahr und vielen Dank für deinen netten Besuch!

@ Steffen: Auch dir vielen Dank für deine netten Weihnachtswünsche!

@ Markus: Naja, austauschen würde ich ihn nicht. Ich wollte einfach zeigen, dass der Pinsel viel mehr kann, als man ihm gemeinhin zutraut. Für matte, gemaserte und nicht ganz "neue" Oberflächen sowie für fleckige Strukturen ist er mir unentbehrlich. Aber für großflächige, glatte, neu wirkende Flächen ist er nicht wirklich geeignet, dafür verwende ich den Luftpinsel. Am besten, du schreibst zwei Briefe - einen an das Christkind und einen an den Weihnachtsmann - dann kriegst du vielleicht beides...



@ Andreas: Vielen Dank, dass du dich meldest. Ich zähle ja immer ein bisschen mit, wie viele Zugriffe ich hier habe. Letzte Woche waren es 8.818. Jetzt weiß ich endlich, wer das war...



Spaß beiseite: vielen Dank für deinen netten Kommentar und auch dir alles Gute für 2017!

Liebe Grüße

euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1642 von Trapeztafel , 27.12.2016 07:49

Hallo Karl!

Dein Grundlagenartikel zum Thema Pinsel ist der Hit! Das sollte jeder angehende und (praktizierende!) Modellbauer lesen!

Weil ich mich ja für Farben auch brennend interessiere: Was hast Du denn für das G10-Dach für eine genommen?

PS: Du hast Post!

Liebe Grüße
Rene


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1643 von nortim , 27.12.2016 08:46

Hallo Karl,

ich muß mich auch wiedermal zu Wort melden.
Deine tiefgründige Abhandlung über das Wesen des Pinsels im Allgemeinen und dessen verblüffende Eigenschaften beim Patinieren im Speziellen,
ist ganz großes Kino! ( Deine anderen Artikel hier übrigens auch. ..)
Wobei ich mir erlaube noch zu bemerken, daß der "luftgetriebene" Verwandte durchaus auch seine Daseinsberechtigung hat.
Aber wie Du, nehme ich ihn eher für neue Lackierungen. Es gibt durchaus Leute, die damit wunderbar altern können.
Mir jedoch liegt für sowas der Handbetriebene mehr...

Hatte letztens auch mal wieder was zusammengebrutzelt...
Zuerst Luftpinsel...


Dann wurde der Innenraum nur mit Pinsel "umgestaltet" (Vallejo Farbe und Pigmente)Vorher war das Innere braun, wie außen.


Da geht also schon was....

Viele Grüße
Norman




eine Feldbahn in Spur Null entsteht hier:
https://www.stummiforum.de/viewtopic.php?f=50&t=124174

Wo die Hasen Hosen haßen und die Hosen Husen haßen, ja
do bie iech dorham!


www.bimmlbahner.de


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1644 von notbremse , 28.12.2016 07:35

Hallo Norman,

naja, so großes Kino ist das wieder nicht. Ich habe bloß ein wenig aufgelistet und zusammengefasst, was andere schon seit geraumer Zeit vorzeigen. Das Meiste habe ich mir von Könnern wie dir abgeguckt...

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1645 von notbremse , 30.12.2016 14:57

.

Der Fluch der Akribik, Teil 160

LÖCHER IM NICHTS


Es ist, wie Steffen sinngemäß kürzlich sagte: man nimmt sich etwas vor – und dann kommt alles doch wieder ganz anders. Farben und Pinsel waren bereits vorbereitet – und wurden für kurze Zeit dann doch nochmals beiseitegelegt.


Denn der zweiachsige 22m³- Kesselwagen von Brawa MUSSTE!!! unter allen Umständen zuvor noch Griffstangen an der Aufstiegsleiter erhalten (typischer Fall von Zuviel-Carstens-gelesen...):




Während ich bei vielen anderen vermeintlich schwierigen Disziplinen des Modellbaus meine, das kann ein jeder, der sich nur eine Menge Zeit lässt, rate ich Anfängern ausnahmsweise von diesem Eingriff ab, ohne vorher ein wenig zu üben. Zu sehr haben diese Griffe meine Geduld herausgefordert.

Nimmt man nämlich 0,3mm Messingdraht, so braucht man 0,4mm große Bohrungen, damit auch ein bisschen Kleber im Bohrloch Platz hat. Dieses 0,4mm-Bohrloch muss bei diesem Kesselwagen in ein nur 0,55mm breites Kunststoffprofil gebohrt werden. Freihändig. Bleibt nach Adam Riese rechts und links vom Loch nur rund 0,07mm „Fleisch“. Fehlertoleranz: genau null. Wackeln streng verboten. Der Bohrer darf keinesfalls seitlich abdriften.

Der Bohrer wiederum ist hierin ganz anderer Ansicht, und eine Körnung mit einer Nadel vermag ihn von seinen widerwärtigen Rebellen-Ideen nicht wirksam abzuhalten. Erst eine längs zum Kunststoffprofil genau mittig aufgesetzte und anschließend vorsichtig ein wenig um die eigene Achse hin und her bewegte gaaaanz frische Cutter-Spitze vermochte eine winzige Grube zu schaffen, aus welcher die Bohrerspitze nicht mehr entkommen konnte.

Schien zunächst eigentlich eh ganz einfach. Drei Bohrlöcher lang. Beim vierten rutschte ich mit dem Messer ab und durchtrennte eine Strebe. Keine große Sache, der Kunststoff verträgt sich gut mit Essigesther. Man muss aber abwarten, bis die Klebestelle ausgehärtet ist, und das bedeutet: Zwangspause! Ein Bohrloch riss nach außen aus, aber immerhin, der Draht ließ sich in der korrekten Position einkleben. Ich denke, das kann man reparieren. Ich werde es vor dem Bemalen mit dickflüssigem Loctite kitten. Der optische Zugewinn durch diese vier Handläufe hat die Mühe jedenfalls gerechtfertigt.



Und dann brachte die Post gleich nach den Feiertagen noch ein Paket.

Darin der mit Spannung erwartete soeben ausgelieferte „Villach“ von Roco. Ich habe ihn natürlich sofort dem alten Liliput-Modell gegenübergestellt. Links das noch nicht zugerüstete Roco-Modell, rechts ein vor vielen Jahren mit Griffstangen aus Draht und Originalkupplungen versehenes und gealtertes Liliput-Modell:





Zum Roco-Modell finden sich im Internet bereits etliche Kritiken, die man zumeist etwa so zusammenfassen könnte: Recht brauchbares, in den Hauptabmessungen stimmiges Modell, insbesondere das räumliche Sprengwerk beeindruckt die Rezensenten. Lediglich die Bretterfugen seien recht breit ausgefallen.

Was mir im Zuge meiner Gegenüberstellung erstmals besonders auffiel, ist die vergleichsweise enorme Höhe des äußeren Langträgers des Liliput-Modells. Mit den Jahren bin ich mit wertenden Äußerungen zu vermeintlich „falschen“ Modell-Ausführungen vorsichtig geworden, denn es scheint kaum etwas gegeben zu haben, was es beim Vorbild nicht gab. Diesen auffällig hohen Träger am Liliput-Modell habe ich bisher jedoch auf keinem Plan oder Foto belegt gefunden.

Das Sprengwerk des Roco-Villach kann mit den feinen Ätzblechen des AW Lingen naturgemäß nicht ganz mithalten – der Kunststoff braucht etwas mehr Materialstärke:





Indes, den Entwicklungsfortschritt bei der Gestaltung der Wagenunterseite empfinde ich als gewaltig. Zudem hat sich das AW Lingen aus der Wertung genommen, denn dieses besonders filigrane, geätzte Villach-Sprengwerk wird derzeit leider nicht geliefert.

Die tatsächlich etwas breiten Bretterfugen stören mich nicht sonderlich, denn die penetrante Wirkung breiter Fugen kann man mit Farbe mildern. Tatsächlich sind die Fugen des Liliput-Modells nicht wirklich feiner geraten, dennoch wirken sie durch die Alterung merklich schmäler.

Somit wandert ein weiteres hübsches DB-Modell zu meiner Sammlung.


Und nun: PROSIT 2017!!!

Euch allen alles Gute im Neuen Jahr, Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit, und ein weiteres Jahr viiiieeeel Spaß mit der Modellbahn!

Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1646 von h0purist ( gelöscht ) , 30.12.2016 16:04

Moin Karl,

am geschweißten 220 hl Kesselwagen von BRAWA läßt sich aller Hand anlegen.
Bohrungen in die Streben der Aufstiege zum Kessel zB. habe ich "relativ einfach" mit einer Bohrlehre von Günter Weimann die ich nun schon seit Jahren für diffizile Bohrungen verwende, in den Griff bekommen.
Eine aus Stahlblech geätzte Schablone wir sorgfältig ausgerichtet mit ein wenig Sekundenkleber auf der Strebe befestigt und dann 0,3 mm gebohrt. Nach dem abnehmen der Schablone kann in meinem Fall mit 0,35 mm vorsichtig per Hand nachgebohrt werden. 0,05 mm reichen völlig für guten Sekundenkleber zur Befestigung der Handläufe!
Hier http://merziener-privatbahn-agbb-mobablo...-mit-exakt.html kann man sich ein paar Informationen zu den Schablonen in Wort und Bild holen.

Beim Villach / Linz von Roco dürften die sehr feinen Neusilbersprengwerke von Jochen Leisner (AW Lingen) nicht passen, dass Fahrwerk des Lilliput für jenes Modell diese konzipiert, ist im einiges breiter ausgefallen.

Fein das Du die Bohrer in der Bucht gefunden hast. *Diese doch sehr preiswerten aber absolut erstklassigen Werkzeuge* (Zitat Rolf Weinert / 2013 bei einem Gepräch) benutze ich auch schon seit etwa 5 Jahren. Sie sind zwar in letzter Zeit bei diesem Händler teurer geworden, aber trotzdem immer noch jeden Cent wert!
Habe mir gleich noch einen größeren Posten gesichert als ich bemerkte, dass Du hier Werbung für diese Bohrer betrieben hast.
Nun gab es zwar keinen Weihnachtsbraten mehr bei uns daheim wegen ausgebrannter Finanzen, ... aber die Bohrer habe ich nun für mich gesichert!

Ansonsten lieber Karl weiter so in Deinem Thread, ein guten Rutsch und für Dich und Deiner Angehörigen ein angenehmes Jahr 2017.


h0purist

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1647 von br42 9001 , 30.12.2016 16:32

Hallo Karl,

der Villach überzeugt mich eigentlich auch. So schlimm sind die Bretterfugen auch wieder nicht. Modelle perfekt gibt
es in H0 sowieso nur selten. Selbst bei den Fremo87 Wagen ist im Vergleich zum Vorbild immer noch viel zu machen.
Da sollte man dann doch lieber gleich Spur 0 oder 1 machen.
Wir haben gestern im Verein bei unserer Jahresendefeier den Film der Rangierer 2 (DB-Lehrfilm) gesehen. Dort hat
es Wagennahaufnahmen satt.
Daher werde ich mir den Roco Wagen wohl auch gönnen und meine Liliputvillachs in Flachwagen umbauen. Das hat Liliput
ja auch schon selber gemacht.

Frohes weiterfrokeln. Sieht gut aus. Vielleicht erwischt es mich doch bald. Habe gerade wieder frisch Weinert Güterzugbegleitwagen
gefischt und überlege mir, wie man da die Bremsanlage besser hinbekommt.
Der Carstens Band 8 lag bei mir auch unter dem Weihnachtsbaum.

Viele Grüße
Steffen


Endlich mal die Eifel
Altenahr 1959 im Modell


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1648 von notbremse , 31.12.2016 10:38

@ Ingo: Vielen Dank für deinen Hinweis, 22hl hat dieser Wagen nur, wenn man ihn entlädt, ohne den Domdeckel zum Belüften zu öffnen...



220hl sind natürlich richtig. Ich hatte 22m³ gemeint, das stimmt auch. Ich habe mir erlaubt, das richtigzustellen. - Vielen Dank für den Tipp mit der Schablone. Du verwendest zudem feinere Bohrer. Meine sind nur in 0,1mm-Schritten abgestuft, daher 0,3 und 0,4mm. - Weihnachtsbraten gab es auch bei uns keinen. Aber, um ehrlich zu sein, nicht wegen meiner Modellbahninvestitionen, sondern weil es stattdessen herrrrliche Würstel vom Biobauern gab!



An dieser Stelle nochmals vielen Dank für deine nette Unterstützung und deine vielen nützlichen Hinweise auf deiner hervorragenden Website.

@ Steffen: Meine Liliput-Wagen scheide ich gänzlich aus. Auch als Plattformwagen scheinen sie mir etwas zu grob geraten. - Die Weinert-Dienstwagen stehen auch auf meiner Agenda. Du meinst allerdings wahrscheinlich den PwgPr 14. Mir gelüstet es mehr nach dem Pwgs 41.

Auch dir vielen Dank für deine hilfreichen Kommentare!


Euch allen ein herzliches Prosit Neujahr!

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1649 von Trapeztafel , 31.12.2016 11:00

Hallo Karl!

Danke für Deinen anschaulichen Villach-Vergleich! Da ich ja auch einen Fotonachweis im Vorbildzeitraum habe, stehn die natürlich auch bei mir auf der Liste. Allerdings in ÖBB- Aufmachung, Ep.3 natürlich. Also noch ein wenig warten...
Persönlich finde ich ihn auch sehr gelungen- nur die groben Fugen, damit sie auch die Spielbahner bei 150km/h noch sehen...
Der "Magister" hat ja schon vor Jahrzehnen gezeigt, wie´s ginge.

Sei´s drum. Ich wünsche Dir und Deinen lieben einen guten Rutsch und viel Erfolg und Gesundheit im neuen Jahr!

LG Rene


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1650 von Ganzzug , 31.12.2016 11:34

Zitat von notbremse
.Der Fluch der Akribik, Teil 160



Hallo Karl,

dieser Ausdruck hat mich eben sehr erheitert, erinnert er mich doch sehr an eigene Projekte... auch wenn diese längst nicht solche Perfektion wie bei Deinen Griffstangen erfordern.

Dank auch an "h0purist" für den Hinweis auf "gescheite" Bohrer! Bin ja schliesslich auch SC-"Güterwagen"-Leser.


Viele Grüsse
Michael

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