RE: Alte Lady im neuen Gewand

#1 von Elektroveteran ( gelöscht ) , 14.09.2013 10:14

Hallo.

Viele der N-Bahner kennen noch die alten Guss-Modelle aus der Trix-Frühzeit.

So ist mir vor einigen Monaten eine alte E10 in blau in der Bucht über den Weg gelaufen, die ich für wahrlich kleines Geld schiessen konnte.

Man kennt das, auf den Fotos sieht das alles toll aus und als die Maschine geliefert wurde, wurde ich mal wieder eines besseren belehrt, dass auf Fotos die Welt rosiger aussieht. Verschiedene Lackabplatzungen auf einer Gehäuseseite, dazu fanden sich an mehreren Stellen Blasen, die im Konsenz zu den Abplatzungen führen. Na ja, altes Modell halt, nach einigen Recherchen fand ich heraus, dass die Lok so zwischen 1967 und 1969 produziert worden sein muss, also genau mein Jahrgang. Aber - und das wunderte mich, ich setzte sie auf die Gleise und sie fuhr total geschmeidig. Na, wenigstens nicht verharzt! Also, für den Einsatz auf meiner Fahranlage genau richtig. Die paar Lackschäden, was soll's, ist eben eine ehrwürdige alte Dame! Um das in Grenzen zu halten, überzog ich das Gehäuse mit einem Klarlack aus der Sprühdose. So war zunächst der Sache etwas Einhalt geboten.

Doch es war genau das, was mich ständig anfraß, wenn ich ein paar Runden fuhr. Also keimte logischerweise der Gedanke auf, die Maschine zu restaurieren, zumindest Lack mäßig. Da ich sowas in Spur N noch nie gemacht habe, sollte das mein Einstiegsprojekt werden, zumal bei einem Fehlschlag der finanzielle Einsatz nicht allzu hoch war.

1. Schritt: runter mit dem Altlack.
Gesagt, getan. Ich besorgte mir Nitroverdünnung und legte das komplett demontierte Gehäuse in ein Glas. Nach ein paar Stunden ging vieles runter, aber nicht alles. Schleifen ging nicht, weil sonst die feinen Gravuren kaputtgehen. Was tun? Ich sah in meine Modell-Werkzeugkiste und entdeckte einen Glasfaserpinsel. Damit bekam ich dann alles blitzsauber! Nach kurzer Zeit war das Gehäuse nackig.

2. Schritt: Grundierung.
Da ich Lackierer bin, hatte ich die richtige Grundierung zur Hand. Ich nahm einen Reaktionsprimer mit Phosphorsäure, der eigentlich in der Karosseriebearbeitung bei blankem blech und Roststellen eingesetzt wird. Was für Autos gut ist, kann hier in dem Fall nicht falsch sein. Mit einer kleinen Spritzpistole war das schnell erledigt! Bitte darauf achten, daß die Airbrushpistole lösemittelbeständige Dichtungen hat! Meine hat das nicht, darum habe eine etwas größere genommen, die ich noch im Fundus hatte. Normalerweise mache ich damit in der Firma Kleinreparaturen an Autos, doch für diesen Einsatz war die gut zu gebrauchen! Das Gehäuse ließ ich dann einen Tag zum Trocknen stehen.

3. Schritt: Decklackierung.
Wie gesagt, bin ich Lackierer. So war es auch kein Problem, den richtigen Farbton zu mischen, der auf die Lok kommt. Ich nahm hier wieder Autolack, den ich mit speziellem Wasser und einem Härter auf die richtige Konsistenz brachte (wir benutzen Wasserlacke in der Lackiererei) und somit das komplette Gehäuse lackierte. Danach wieder über Nacht stehen lassen, und am nächsten Tag klebte ich das übrige Gehäuse zu, damit ich das Dach lackieren konnte. Das Lüfterband legte ich mit einem Pinsel aus. Wieder abkleben, dann die schwarze Bauchbinde. Einen Tag später brachte ich den weißen Zierstreifen auf. Das war ziemlich schwierig, weil das Klebeband in den Fugen nicht richtig sitzen wollte. Ich hab zwar den Rand mit Stahlwolle angedrückt, aber hier ließ sich einfach nicht vermeiden, daß das Weiß im Bereich der vorderen Lampen und der seitlichen Griffstangen unterkroch. Da muss wohl noch mal der Pinsel her! Auf jeden Fall hatte ich das Gehäuse lackmäßig fertig. Was fehlte, waren die Anschriften.

4. Schritt: Beschriftung.
Da ich so eine Aktion noch nie gemacht hatte, musste ich zunächst lange recherchieren, um an Beschriftung zu kommen. Zufällig stolperte ich dann über die Seite von modellbahndecals.de, fand im Programm aber nicht annähernd passendes. Ich stellte eine Anfrage, ob es denn für die Baureihe E10 entsprechende Decals gäbe und siehe da, es kam prompt Antwort! Ein paar Tage später hatte ich dann Post. Nun war echte Filigranarbeit gefragt, da der Decalbogen die Größe einer Briefmarke hatte. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, als ich die Mikroschriftzüge auftrug! Aber, nun ist alles fertig und ich bin recht stolz auf mein erstes restauriertes Modell, dass wieder auf der Fahranlage fleißig fährt. Demnächst muss das Gehäuse noch Komplett mit einem lösemittelfreien matten Klarlack abgezogen werden, damit das haltbarer ist. Solange muss die Maschine vorsichtig angefasst werden!

Alles in allem kann ich sagen, daß sich der Aufwand gelohnt hat und mir viel Spaß bereitet hat. So erstrahlt die über vierzig Jahre(!!!!) alte Lady in neuem Lack.

Wenn mir noch mal so eine E10 über den Weg läuft, werde ich wieder zuschlagen. Es gab ja noch die blau/beige Rheingold-Variante...


Gruß
Markus



Der Ausgangszustand



Nach dem Entlacken und Bearbeiten mit dem Glasfaserpinsel



Grundierung mit Reaktionsprimer



Erste Decklackierung in Kobaltblau



Fertig! Frisch restauriert steht die alte Dame wieder im Einsatz.


Elektroveteran

RE: Alte Lady im neuen Gewand

#2 von Hui Wäller , 14.09.2013 10:40

Hallo Markus

Sehr saubere Arbeit finde auch das die alten Gussgehäuse sehr viel potential zum restaurieren haben. Das macht lust auf mehr!

Gruß aus dem Westerwald Peter


 
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RE: Alte Lady im neuen Gewand

#3 von 8erberg , 14.09.2013 11:25

Hallo,

ja die meisten Lackschäden entstanden aufgrund des Schaummaterials was Trix damals für die Verpackungen verwendet hat. Zu erkennen an der gelben Farbe und der relativ großen Porung des Schaums.

Diese gasten noch lange aus und ruinierten den Lack...

Peter


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RE: Alte Lady im neuen Gewand

#4 von nora , 28.09.2013 14:11

Hallo
auch ich hatte die 110 von Minitrix jahrelang im Bestand,- sah die eigentlich immer als Altlast, für die man im Verkauf ja doch kaum Geld bekommt,- also liegen lassen,- doch dann eines Tages hatte ich die Idee
seht selbst






die Bilder stammen aus dem Internet,- wurden auf normalem Papier mit dem Laser ausgedruckt, ausgeschnitten und aufgeklebt (heute würde ich Decals machen) die Kanten fallen nur aus der Nähe etwas auf, ab 30cm sind sie fast nicht mehr zu sehen,- leider bin ich zu den Wagen noch nicht gekommen,- liegen aber schon hier herum

mfg
Nora


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RE: Alte Lady im neuen Gewand

#5 von maNNikla ( gelöscht ) , 28.09.2013 23:29

Hi Nora,
ich könnt auch noch ein paar Mauswagen gebrauchen - mit 3 Wagen ist der Zug doch bisschen sehr kurz !!

Bei Decals würd ich mich gerne anschliessen.

Gruss Klaus


maNNikla

RE: Alte Lady im neuen Gewand

#6 von nora , 29.09.2013 23:38

Hallo Klaus
ruf mich mal an, bzw wir treffen uns beim d Palz Stammtisch in Schifferstadt am 14.10.2013

mfg
Nora


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RE: Alte Lady im neuen Gewand

#7 von maNNikla ( gelöscht ) , 30.09.2013 00:02

Hi Nora,
zum Oktober Süps wird es mir nicht reichen, erst wieder im November.

Unter der Tel Nr, die ich von dir habe, bist du ja leider nicht erreichbar !

Gruss KLaus


maNNikla

   


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