Hallo,
dieses Projekt wurde zwar auch schon in verschiedenen Links im Forum behandelt, so hier oder hier - nun, bei mir fristete diese Lok auch ihr Dasein mit einem nicht wirklich zufriedenstellenden 60760 und ohne Telex (und das als Rangierlok) und Rauch. Andererseits ist Märklin hier aber ein schönes Modell gelungen, das die unsägliche 3000(0) schnell verschmerzen lässt und eine wirkliche funktionelle Superung auch verdient hat - also eine kleine Dampflok, die es verdient hat, es auch "in sich zu haben".
Reinhard "x-train" gebührt die Ehre, gezeigt zu haben, was man wirklich aus dieser Lok machen kann. Seine "Schweineplatine" rüstet m.E. das Maximum der für diese Lok möglichen Funktionen nach, und das mit vertretbaren Umbauaufwand bei erträglichem Schwierigkeitsgrad.
Zu meinen Umbauzielen: Die Telex wollte ich haben, klar. Außerdem sollte die Lok rauchen und die Beleuchtung ordentlich funktionieren. Dagegen lege ich keinen Wert auf Sound zum Abschalten, daher mussten keine Lautsprecher in die Lok und es musste auch kein Loksound sein. Auch wenn die neue Platine die Anschlüsse für den Lautspecher hat, kann ich die Zweifel am Soundvolumen dieser Minilautsprecher nur unterstützen - der Platz ist wirklich sehr beengt und bei einer Einbaulage im oberen Teil des Kessel drücken die Lautsprecher mit der Membrane direkt auf die Platine - da kann nicht viel was herauskommen.
In der "normalen" BR80 bekommt man ein Problem mit der Beleuchtung, wenn man versucht, einen Rauchsatz einzubauen, da der Lichtleichter für das obere Spitzenlicht im Platz für die Rauchpatrone sitzt. Da hatte ich es leichter - meine Lok ist eine Ep. II Maschine aus der Sonderpackung "Junkers-Zug" 2666, die nur ein zweifach Spitzenlicht hat. Den Schornstein habe ich von oben vorsichtig aufgebohrt, wobei ich seine konische Aushöhlung als Führung für den Bohrer genutzt habe. Dann durchgebohrt und langsam in 0,2 mm Schritten aufgebohrt. Man muss aufpassen - es bleiben kein ganzer Millimeter Wandstärke mehr stehen!
Nun ist die Platine für einen Rauchsatz nicht unbedingt vorbereitet - es gibt zwar eine Verstärkung der Funktionsausgänge Aux3 und Aux4, aber die "Nase", an der die vordere LED befestigt ist, befindet sich im Platz für den Rauchsatz - die musste weg. Unter der Platine befindet sich eine Plastikwanne, die ich vorne etwas aufgefeilt habe und in die ich mittels einer kleinen Lochrasterplatine die LED so tief wie möglich wieder eingelötet habe. Die Beinchen der LED wurden mit Schrumpfschlauch isoliert. Der Widerstand für die LED, der sich auf der Platine befindet, musste ebenfalls entfernt werden. Der neue 2,2 kOhm Widerstand liegt nun in der schwarzen Wanne unter dem Dekoder.
Das folgende Bild zeigt die Lage der FrontLED nach fertigem Umbau. Alle Bilder sind nach Abschluss des Umbaus entstanden.
Auf dem folgenden Bild sieht man noch einen weiteren Arbeitsschritt: Ich hatte länger überlegt, wie ich die Kabel der Kupplung vorne in den Innenraum führen könnte. Die favorisierte Lösung sah dann so aus, die Haltestifte der vorderen Lampen und Abdeckung deutlich zu kürzen und die Kabel durch die Löche der Haltestifte nach oben zu führen. Da ich so aber mit dem Lichtleiter der Frontbeleuchtung in Konflikt gekommen wäre, habe ich mit der Fräsmaschine links und rechts vom Lichtleiter etwas Platz geschaffen und auch die Durchführungen so angefräst, dass ich die Kabel hindurchfädeln konnte und die Abdeckung trotzdem noch einwandfrei passt. Die gefrästen Stellen sind die metallisch blanken Bereiche.
Das Kabeldurchziehen ist glücklicherweise bei der hinteren Kupplung nicht so ein Heckmeck; die Lok hat hier Plastikansetzteile, zwischen denen und dem Metallfahrwerk die Kabel prima hindurchpassen.
Hier nochmals die Lok von vorne. Die Platine (das schwarze Teil) liegt mit der Bestückungsseite nach unten in der Lok. Der kleine schwarze Anschluss oben ist für den Rauchsatz - habe ich trennbar eingebaut. Die Rückseite der Platine wurde geschwärzt, weil zwischen Wasserkästen und Kessel in der BR80 vorbildgerecht (!) ein Spalt ist, der allerdings von oben den direkten Blick auf die Platine freigibt. Die Platine liegt so nur lose auf, passt aber genau in die Aussparungen. Sie wird vom Lokgehäuse gehalten.
Wenig appetitlich dagen der Blick ins kabelreiche Innenleben. Der Dekoder (LoPi 3) sitzt kopfüber auf der MTC-Schnittstelle. Das Gelbe sind Schrumpfschläuche, um irgendwelche Kurzschlüsse zu verhindern. Die dünnen Kabel, die hier normal wirken, aber wirklich sehr fein sind, sind Litze und stammen von Mayerhofer. Bei den ersten Tests nach fertiger Verkabelung wollte übrigens die vordere Kupplung nicht funktionieren - ich wusste gar nicht, dass die Roco-Kupplungen eine Polarität haben und passend angeschlossen werden müssen. Korrigiert, funktioniert.
Die folgenden Bilder zeigen, wie der Rauchsatz in der Rauchkammer sitzt (abgenommene Rauchkammertür):
Abschließend ein paar Bilder von den Probefahrten mit lustig qualmender Lok. Wer meine Postings kennt, weiß, dass ich nicht unbedingt der größte Freund des HLA bin, sondern bei preiswert eher dem typischen Roco-Antrieb zuneige und im High-End Fauli- bzw. SB-Fan bin. Am HLA habe ich immer den mangelnden Auslauf bemängelt. Mir ist zwar bewusst, dass er kein selbsthemmendes Getriebe hat, aber dessen normalerweise positive Wirkung wird durch die Powermagneten völlig aufgehoben. Im Ausrollverhalten benimmt sich der durchschnittliche HLA ähnlich wie ein Blockmotor mit Schneckengetriebe ohne Schwungmasse - Strom weg, steht sofort. Auch fand ich, dass man beim HLA leicht ungleichmäßige Stromversorgung des Motors in unrundem Lauf sieht - es hat dann den Eindruck, die ganze Lok hinge am Anker, was die Illusion einer schweren in der Landschaft fahrenden Maschine völlig zerstört.
Jedenfalls wartete hier mit dem LoPi 3 eine erstaunliche Überraschung auf mich - ich habe noch nie einen HLA so ausgeglichen und ruhig laufen sehen! Welch ein Unterschied zum 60760er Mist! Jedenfalls läuft die Lok prima. Die Motoreinstellungen sind die Standardvorgaben des LoPi 3 für 5* HLA (40/20/38). Was mir auffällt, ist, dass vielleicht bei Langsamfahrt noch etwas weniger Speed drin wäre - hat da jemand noch andere Vorschläge?
Ach so, ich fahre die Lok mit DCC und 28 Fahrstufen - mfx nein danke . Ein Problem habe ich aber dennoch: Wenn die Lok auf eine Märklin Haltestrecke (Minus Pol vom Gleichstrom am Mittelleiter) kommt, steht sie sofort und benutzt nicht die Verzögerungsrampe. Gibt es da eine Möglichkeit, das anders einzustellen - ich habe nichts gefunden? Anfahren ist ok.
Auch wenn es auf den Bildern schön qualmt, so bin ich doch nicht ganz zufrieden mit der Leistung des Rauchsatzes. Würde es eher Sinn machen, einen analogen Rauchsatz einzubauen? @Reinhard: Wievel Spannung liefert die Platine auf Aux3/4 im Schnitt?
Alles zusammen bin ich sehr zufrieden mit diesem Umbau. Endlich zeigt diese Lok, was in ihr steckt. Diese Platine ist toll. Und ich habe einige interessante Techniken ausprobiert. Mit den Roco-Telexen komme ich im Betrieb gut zurecht - es ist aber auch nicht meine erste Lok mit dieser Technik.
Ulrich