Digitalisierung Rivarossi BR 77...geht nicht gibt's nicht

#1 von Stahlblauberlin , 18.08.2023 23:21

Beim Händler meines Vertauens grinste mich die etwas exotisch wirkende Rivarossi BR 77 an, spätes Vor-Hornby-Modell, immerhin schon mit NEM-Schächten. Als Fan von minmalinvasiven Digitalisierungen war Ziel den ach so schlimmen originalen Topfmotor zu erhalten. Schritt eins des Umbaues war Ausbau des Motors und Grundreinigung. Ein Hauch Öl an die Achsen und ein Klacks Fett ins Getriebe. Ganzmetall übrigens..
Dann den Motor zerlegt, harte Nuss im Wortsinne, die Laschen die den Motor zusammenhalten sind wirklich hart im nehmen, wortwörtlich. Hätte ich mir auch sparen können, die beim nächsten Rivarossi-Motor angewandte Technik des Kollektorschleifens funktioniert genauso gut und kommt ohne Zerlegen aus. Hier aber den Kollektor klassisch geschliffen, alles gründlich gereinigt und wieder zusammengebaut. Die Laschen ließen sich kaum zurückbiegen, schließlich und endlich habe ich das Lagerschild mit zwei tropfen elastischem Sekundenkleber gesichert. Hält.
Dabei darauf achten das die Welle nicht verkantet, ohne Bürsten muß der Motor wirklich leicht gängig sein, beim schwungvollen Durchdrehen von Hand muss nennenswert Auslauf sein!
Bürsten (in Bremsenreiniger entölt!) rein, Testlauf mit 9V-Block: 210 mA, für den Motortyp sehr ok. Heftiges Bürstenfeuer allerdings....
Der sperrige und mit 220nF sehr (zu) üppige Entstörkondensator war ja schon ab, also einen Decoderfreundlichen 22nF/63V-Kondensator angelötet, ebenso die originalen Drosselspulen. Allerdings sind die in eine vorhandene Ausparung vor dem Motor gewander, den Platz hinter dem Motor brauche ich ja für den Decoder. Frisch entstört ist das Bürstenfeuer übriges sehr viel schwächer.
Originale Lämpchen samt Dioden etc. raus, 3mm Led Warmweis (2800k) samt 2k2 Vorwiderstände rein und alles verdrahten bis es so aussieht:

Bild entfernt (keine Rechte)
Bild entfernt (keine Rechte)

Dann ein wenig der Einstellung der Lastregelung wegen geflucht, grundsätzlich sind die Appel-Decoder ja ok, aber die Dokumentation ist besch...en und auch teilweise falsch! In der immerhin inzwischen beiliegenden Anleitung wird eine falsche, genauer: nicht beschreibbare CV genannt, CV 56. Einen Schreibversuch auf diese CV mit einem Wert ungleich 1 (der steht auch drin..) quittiert der Decoder mit Streik, er macht einfach nichts mehr bis wieder 1 in CV56 steht. Des weiteren wird CV65 in der Anleitung erwähnt, wird mit 0 gelesen und ist nicht beschreibbar.

Nach einigem Probieren habe ich mit folgenden Werten ordentliche Laufeigenschaften hinbekommen:

CV 51 = 120
CV 52= 100
CV 53 = 50
CV 54 = 36
CV 55 = 8

Mit den Werten kann die Lok schleichen wie in diesem Video was mit solchen Motoren nach Meinung einiger Experten ja gar nicht geht...
Zwar ist der Sound beim Kriechen etwas knurrig, aber es geht, und wenn es sein muß auch ausdauernd..


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RE: Digitalisierung Rivarossi BR 77...geht nicht gibt's nicht

#2 von Petz1 , 18.08.2023 23:46

Super das Du Dich mit den Appel Einstellwerten so beschäftigt hast und ich würde vermuten das die bei anderen mehr störrischen Motorentypen auch ganz gut funktionieren werden denn mit diesen rauft der Appel am meisten.

Kurzer Hinweis noch - check bitte sicherheitshalber das Messingschneckenrad denn mein 77er Antrieb verstarb daran, daß die Stahlschnecke nach vielen Betriebsstunden trotz üppiger Schmierung mit sogar graphithaltigem Hypoidverzahnungsspezialfett dessen Zähne letztlich zerfräst hatte.


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RE: Digitalisierung Rivarossi BR 77...geht nicht gibt's nicht

#3 von Stahlblauberlin , 19.08.2023 00:17

@Petz1 Interessanterweise ist bei meiner das Schneckenrad aus Stahl, nur das Zahnrad auf der Antriebsachse ist aus Messing...


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RE: Digitalisierung Rivarossi BR 77...geht nicht gibt's nicht

#4 von Petz1 , 19.08.2023 01:14

Merci für die Info und höchst interessant denn das lässt drauf schließen, daß Rivarossi das Problem erkannte und die Materialpaarung bei etwas neueren Modellen offensichtlich geändert hatte...


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RE: Digitalisierung Rivarossi BR 77...geht nicht gibt's nicht

#5 von alexus , 19.08.2023 07:33

Hallo zusammen

Ah, noch ein paar die die alte BR 77 (Pt3/6) von Rivarossi umgebaut haben.

Und ja, mit ein bisschen Pflege ist der Topfmotor gar nicht sooo schlecht. Meinen hab ich aber nicht aufbekommen, das Material der Laschen ist fast 1mm dick und prügelhart.

Bei meiner (ca. Anfang 90ger Jahre) ist die Schnecke Stahl, das Zahnrad Messing. Schmierung mit B52 Fett.

Umgebaut hab ich sie auch auf LEDs, 3mm Warmweiß, NEM 652 Schnittstelle und uraltem Märklin c90 Decoder + 1000microF Pufferkondensator.
Witzigerweise kommt der Decoder sehr gut mit dem Motor zurecht und lässt die Lok leise und weich fahren.

Damit läuft die Lok recht gut. Mein Hauptproblem ist leider der zu geringe Platz (< 1mm) zum einfedern des Drehgestells. Dadurch hebt es die Antriebsachse gerne von den Schienen und nichts geht mehr. Wobei das eigentlich nicht der Lok anzukreiden ist, das liegt einfach nur an meiner Achterbahn aus M-Gleisen.
Ich mag sie trotzdem gerne, so als hypothetische Museumslok in bayerischen Farben als Pt3/6.


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RE: Digitalisierung Rivarossi BR 77...geht nicht gibt's nicht

#6 von Petz1 , 19.08.2023 08:44

Zitat von alexus im Beitrag #5
Und ja, mit ein bisschen Pflege ist der Topfmotor gar nicht sooo schlecht. Meinen hab ich aber nicht aufbekommen, das Material der Laschen ist fast 1mm dick und prügelhart.
Ist möglich aber nur wenn man die Laschen schwächt. Ich beschneide die seitlich mit einer Trennscheibe bis nur noch 1/3 der Laschenbreite stehenbleibt die man dann aufbiegen kann. Das System nutze ich bei praktisch allen "unzerlegbaren" Motoren wenn mal ein Eingriff nötig ist.


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RE: Digitalisierung Rivarossi BR 77...geht nicht gibt's nicht

#7 von alexus , 19.08.2023 09:38

Hallo Markus @Petz1

Das hab ich mich nicht getraut. Ist eine gute Idee.


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