Hallo,
wie einige von euch bereits wissen, bin ich nicht nur aktiver Modellbahner und Dioramenbauer, ich stelle auch noch Gebäudebausätze aus Resin her: muellers-bruchbuden.de. In meinem Beitrag Räder im Fluss-Diorama mit Mühle hat mich 3Sbahner um ein paar Tipps gebeten wie man die Modelle baut. Dem Wunsch komme ich gerne nach.
Beginnen möchte ich mit einem einfachen Modell aus meinem Programm, die Bilder werden einige von euch vielleicht schon von meiner Homepage kennen, wem es stört kann den Beitrag ja einfach überblättern.
Als Beispiel dient der H0-Bausatz Art. 1-001 “Hinterhof-Waschhaus mit Anbau”.
Die Folgenden Arbeitsschritte können selbstverständlich auch bei anderen Bausätzen angewendet werden!
Und so präsentieren sich die Bauteile nach dem Auspacken:
Der erste Schritt ist das Entfernen der Gußgrate. Hier gibt es drei Möglichkeiten: Das Entgraten mit einer Feile, mittels Schaben mit einem Skalpell oder das Abziehen auf Schleifpapier. Solltet ihr euch für Schleifen entscheiden, beachtet bitte dass Schleifstaub beim Einatmen gesundheitsschädlich ist (das gilt übrigens generell für alle Arten von Schleifstaub). Ich persönlich bevorzuge deshalb das Abschaben mit dem Skalpell weil die abgetragenen Späne größer sind als bei den anderen Methoden und sie sich deshalb leichter entfernen lassen. Fenster werden ebenfalls am sinnvollsten mit dem Skalpell entgratet.
Meiner Meinung nach ist es übrigens nicht notwendig dass die Rückseite der Teile plangeschliffen wird, die leichten herstellungsbedingten Buckel sind nach dem Zusammenbau auf der Innenseite des Modells und nicht mehr zu sehen.
Anschließend werden die Bauteile miteinander verklebt. Hierbei ist die in der Bauanleitung angegebene Reihenfolge unbedingt einzuhalten.
Als Kleber hat sich Sekundenkleber bestens bewährt. Die Teile werden mit dickflüssigen Sekundenkleber (Gel) zusammen geklebt. Stellt man sie dabei auf kariertes Papier, kann anhand der Gitterlinien die Rechtwinkligkeit leicht überprüft werden. Sollten die Teile nicht so recht halten wollen (was besonders bei größeren Teilen vorkommen kann), hilft es wenn von hinten zusätzlich flüssiger Sekundenkleber aufgetragen wird. Gummibänder helfen die Teile zusammenzuhalten bis der Kleber abgebunden hat. Bei sehr großen Modellen (besonders in Baugröße 0) können die Klebestellen innen mit einer Niedertemperatur-Klebepistole verstärkt werden. Zusätzlichen Halt geben Zahnstocher oder Schaschlikspieße die in den noch nicht erkalteten Kleber gedrückt werden. Bild 3 zeigt die Innenseite eines entsprechend behandelten Spur 0 Modells.
Das Modell ist nun im Rohbau fertig. Bei genauer Betrachtung wird man eventuell feststellen, dass sich (besonders an den Mauerkanten) noch kleine Spalten befinden. Eventuell sind auch ein paar kleine Löcher zu entdecken, die durch Luftblasen beim Gießen der Bauteile entstanden sind. Hier kommt Spachtelmasse zum Einsatz. Ich persönlich bevorzuge die “Holzpaste” der Firma Clou. Sie ist wasserverdünnbar, stinkt nicht und in fast jedem Baumarkt erhältlich. Es geht natürlich auch mit jeder anderen Art von Fertigspachtelmasse.
Wie man auf dem Foto sehen kann, hält sich diese Arbeit in Grenzen, die entsprechenden Stellen sind durch Pfeile gekennzeichnet.
Kommen wir nun zum Bemalen. Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich hier nur um die von mir bevorzugte Methode handelt. Hier hat wohl jeder von euch seine eigene spezielle Vorgehensweise.
Für den Grundanstrich verwende ich Revell Email-Farbe. Als Verdünner bevorzuge ich einfaches Feuerzeugbenzin, das ist billiger und stinkt weniger als der originale Verdünner von Revell.
Die Ziegelwände erhalten einen Anstrich im Farbton “85 Braun“, das Dach in “9 Anthrazit“. Die Treppenstufen und der Schornstein werden in “89 Beige”, die Türen in “57 Grau” grundiert.
Nachdem der Grundanstrich einen Tag Zeit zum Trocknen hatte, werden die Mauern satt mit dunkelgrauer Abtönfarbe eingestrichen. Ich habe hier zur Demonstration Schwarz verwendet, Grau wäre aber besser weil das Modell sonst zu dunkel wird.
Die Abtönfarbe muss sofort mit einem Lappen wieder entfernt werden, und zwar bevor sie angetrocknet ist! Deshalb empfiehlt es sich nicht das ganze Modell auf einmal, sondern erst einmal nur eine Seite anzumalen. Auch die Treppe wird auf diese Weiße behandelt. Den fertigen Anstrich (die Farbe ist jetzt nur noch in den Fugen) vor dem nächsten Arbeitsschritt mindestens eine Stunde trocknen lassen.
Das Modell ist jetzt noch etwas zu dunkel, deshalb werden die Mauersteine noch etwas aufgehellt. Hier kommt wieder die Grundfarbe Revell 85 zum Einsatz. Ein Klecks davon kommt auf ein Stück Karton oder Sperrholz, der Pinsel wird kurz eingetaucht und anschließend sofort wieder abgewischt. Dann werden die zu behandelnden Mauerteile vorsichtig überstrichen. Die Farbe darf dabei keinesfalls in die Fugen geraten! Anschließend hellt man die braune Farbe mit etwas Revell “5 Weiß” auf und wiederholt den Vorgang.
Das Dach wird auf die gleiche Weiße behandelt, als Farbe empfiehlt sich Revell “75 Steingrau”.
Im nächsten Schritt werden die Türen und der Schornstein behandelt. Sie erhalten eine Lasur aus mit Brennspiritus verdünnter Revell Aqua Color “8 Schwarz”, eventuell mit etwas Beige oder Weiß versetzt. Spiritus hat gegenüber Wasser den Vorteil, dass er wesentlich schneller verdunstet. Nach dem Trocknen werden die Kanten wie oben beschrieben aufgehellt (graniert).
Für die Fallrohre wird der im Bausatz beiliegende Draht entsprechend gebogen. Nach ein paarmal zurecht biegen hat er die richtige Form und wird an die Fassade geklebt. Wer es ganz genau nimmt, kann in die Dachrinne (die in unserem Fall bereits am Dach angespritzt ist, bei den meisten Bausätzen muss sie separat angeklebt werden) am unteren Ende ein Loch bohren, damit der Draht mehr Halt hat.
Bei den Fenstern habe ich mir das Bemalen gespart, der Farbton des Resins ist in diesem Fall genau richtig. Sie werden von hinten mit Sekundenkleber in die Fensteröffnungen geklebt. Für die zurecht geschnittenen Folienstücke ist Sekundenkleber dagegen tabu, hier ist Alleskleber besser geeignet. Mit einem Zahnstocher fällt das Auftragen auf die Fenster leicht, anschließend muss nur noch die Folie aufgelegt werden. Es genügt übrigens vollkommen, wenn nur der äußere Fensterrahmen mit Klebstoff dünn bestrichen wird, die Sprossen kann man sich sparen. Somit wird vermieden, dass der Kleber vorquillt und auf der Scheibe Flecken erzeugt.
Brauchbare Vorhänge entstehen aus einem Stück mehrlagigen Klopapier, indem eine Lage abgezogen und entsprechend zurecht geschnitten wird. Ein Tropfen Alleskleber am oberen Fensterrand genügt zum Fixieren.
Im letzten Arbeitsschritt wird die Treppe angeklebt und die restlichen Details bemalt. Nicht vergessen sollte man die Kanten der Dächer und die Fenstersimse. Die Innenseiten von Dachrinnen und Schornsteinen werden grundsätzlich Matt-Schwarz ausgemalt um den Eindruck zu erwecken sie wären hohl. Die Fensterscheibe des Dachfensters hingegen imitiert man mit glänzend schwarzer Farbe (zur Not tut es auch ein schwarzer Filzstift). Auch hier wird nicht vorhandene Tiefe vorgetäuscht.
Das Modell ist jetzt fertig. Wie erwähnt ist das natürlich nur eine von milliarden Methoden.
Bei Intersse wird der Beitrag fortgesetzt.
Schöne Grüße
Martin