Hallo Günther,
ich versuche mich mal in die Planung einzuklinken. Ich habe den Thread jetzt zwei mal durchgearbeitet, trotzdem kann ich nicht ausschließen, dass ich Dinge erwähne, die andere vor mir schon angesprochen haben.
Du versuchst Dich recht nah an Manfreds Plan (Beirag # zu halten. Der Plan ist auf dem vorhandenen Platz sehr gut gelungen, der Bahnhof folgt nicht der starren Märklin-Gleisgeometrie, sondern wirkt harmonisch. Trotzdem sind Rolands (konstruktive) Kritikpunkte in Beitrag #52 aus meiner Sicht berechtigt. Der Güterverkehr kommt leider viel zu kurz, es gibt nur einen kleinen (privaten) Anschließer, aber keinerlei öffentliche Güterverkehrsanlagen. Stückguthalle, Ladestraße und Kopf-Seiten-Rampe waren zumindest bis Epoche IV Standard an fast allen Bahnhöfen. Oft genug nahmen die Güterverkehrsanlagen deutlich mehr Raum ein als die Personenverkehrsanlagen. Nicht selten waren Ladestraßen länger als die Bahnsteige für den Personenverkehr.
Entscheidend ist jedoch was man will. Geht es eher um das Fahren und Präsentieren von Zügen, oder geht es um möglichst vorbildnahe Betriebsabläufe? Ist Rangieren und der Güterverkehr wichtig? Oder dominiert der Personenverkehr (Stichwort Vorortbahnhof)?
Epoche III/IV bietet jedoch die Chance auf sehr abwechslungsreichen Betrieb sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Ich würde daher versuchen, auch entsprechende Anlagen für den Güterverkehr vorzusehen, um den Rangierspaß zu erhöhen.
Vielleicht solltest Du Dir noch mal überlegen, welche Betriebsabläufe in Deinem Bahnhof stattfinden sollen, um dann die Nutzung der einzelnen Gleise zu definieren:
Ein Bahnhof Deiner Größenordnung kommt mit drei Bahnsteigleisen sehr gut aus. Es können z.B. Kreuzungen von zwei Schnellzügen durchgeführt werden, während ein weiterer Personenzug die beiden anderen Züge abwartet oder im Bahnhof wendet. Der durchgehende Güterverkehr benötigt keine eigenen Durchfahrgleise, sondern fährt in der Regel über das durchgehende Hauptgleis, auch wenn dies ein Bahnsteigleis ist. Trotzdem ist es gut, wenn es noch mindestens ein, besser zwei Hauptgleise gibt, die dem Güterverkehr vorbehalten sind. Ein langsamer Güterzug kann dann auf die Seite genommen werden, um schnellere Personenzüge passieren zu lassen. Auch werden diese Gleise für Nahgüterzüge benötigt, die der Zu- und Abfuhr des lokalen Güterverkehrsaufkommens dienen.
Das lokale Güterverkehrsaufkommen war bis einschließlich Epoche IV sehr vielfältig. Am Güterschuppen wurden Stückgüter umgeschlagen. Kopf- und Seitenrampen dienten dem ebenerdigen Beladen von Güterwagen, z.B. konnten Güterwagen von der Stirnseite mit Fahrzeugen befahren werden. An der Ladestraße konnten fast alle Arten von Güterwagen be- oder entladen werden. Damit ist die Ladestraße DIE Quelle für einen abwechslungsreichen Güterverkehr (ich werde es nie verstehen, dass sehr viele Modellbahnanlagen auf diese Möglichkeit vollständig verzichten). Neben diesem öffentlichen Bereich kann ein Bahnhof noch verschiedene (Privat-)Anschließer aufweisen: Lagerhaus einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, Brennstoffhandel (Kohle, Öl), Sägewerk, Industriebetriebe etc. Natürlich werden die Privatanschlüsse nur von Güterwagen bedient, die zu den Rohstoffen und Produkten der Anschließer passen, ein Tanklager wird z.B. nur Kesselwagen empfangen. Deshalb ist mir die Ladestraße so wichtig, hier geht praktisch alles, sogar ein 32-achsiger Trafotransportwagen kann glaubhaft dargestellt werden.
Sollte der Platz auf der Anlage nicht reichen, kann man sich verschiedene Anschließer auch außerhalb der Anlage denken. Die Güterwagen werden dann im Bahnhof rangiert und mit Übergabezügen zu den Anschließern oder auch zu Nachbarbahnhöfen transportiert. Auf der Anlage müssen diese Übergaben natürlich im Schattenbahnhof verschwinden.
Aus meiner Sicht sollte der Bahnhof folgende Gleise aufweisen (ausgehend vom Empfangsgebäude):
Gleis 1: Hauptgleis mit Hausbahnsteig
Gleis 2: Hauptgleis mit Zwischenbahnsteig (zwischen Gleis 2 und 3)
Gleis 3: Hauptgleis mit Zwischenbahnsteig
Gleis 4: Hauptgleis für Güterverkehr
Gleis 5: Hauptgleis für Güterverkehr
Gleis 6: Lokverkehrs-und Rangiergleis
Lokschuppen bzw. kleines BW sollten von Gleis 6 abgehen. Ebenso die Ladegleise. Hinzu können noch verschiedene Abstellgleise kommen. Aber ich beschreibe eigentlich nur Rolands Gleisplan.
Vielleicht noch ein Wort zu Deinem gewünschten BW:
Hierzu braucht es eine glaubhafte "Legende", um das BW mit Drehscheibe zu rechtfertigen:
Eine Möglichkeit ist, dass eine Nebenstrecke von der Hauptstrecke abzweigt. Da der Platz für diese Nebenstrecke nicht reichen dürfte, könnte man sich den Abzweig auch außerhalb des Bahnhofs auf offener Strecke vorstellen. Die Nahverkehrszüge der Nebenstrecke beginnen und enden im Bahnhof, z.B. auf Gleis 1, während sich auf Gleis 2 und 3 die Personenzüge der Hauptstrecke begegnen.
Ein weiteres Szenario wäre, dass es von Deinem Bahnhof größere Pendlerströme in die nahe Großstadt gibt und deshalb viele Personenzüge in Deinem Bahnhof wenden bzw. dort beginnen und enden.
Eine dritte Möglichkeit wurde hier bereits angesprochen, nämlich das Nachschieben von Güterzügen aufgrund einer topographisch schwierigen Strecke.
So, jetzt habe ich recht viel geschrieben. Aber vielleicht hilft das bei der Suche nach einem Anlagenkonzept, das langfristig Spaß bereitet.
Viele Grüße
Andreas