Kennt Ihr die ersten Bilder der "Feuerzangenbowle".
So sehe ich uns am trauten Kamin über vergangene Zeiten plaudern ...
Leute, ich denke, wir sind schon ganz schön alt geworden, wenn wir so über vergangene Zeiten reden. Jaja, die gute alte Zeit. Haben unsere Vorväter nicht genau so gesprochen ?
Ich meine, im Kern ja. Es sind die Älteren, die bewahren wollen und vor Fehlentwicklungen warnen. Aber dazu gehört auch, dass wir erkennen, was sich zu bewahren lohnt. Und hier beginnt für uns die Krux. Da sind die alten Sachen, die uns das Herz wärmen. Andererseits sind wir Teil des Systems. Die Dinge, die wir heute beklagen, haben wir mit zu verantworten. Sind nicht wir es, die immer wieder etwas Neues forderten ? Sind wir nicht Junkies, die von jeder Lok möglichst alle Varianten haben wollten ?
Warum eigentlich ?
Wo steckt der Wert der Moba für mich ?
Ich habe mich lange mit solchen oder ähnlichen Fragen herum geschlagen. Dabei ist Moba nur ein Synonym für viele Dinge des täglichen Lebens. Mit dem Bau von "Rosental" kam ich für mich der Sache auf die Spur. Ich habe einen Modellbau begonnen, der vorzugsweise meine persönlichen Fähigkeiten gefordert hat. Es kam mir nicht darauf an, eine Materialschlacht in Plastik zu schlagen, sondern Moba als etwas eigenes zu betrachten, das in erster Linie mich betrifft. Es war etwas besonderes für mich, ein Werk mit eigenem Ausdruck und eigenen Händen zu schaffen. Das war für mich viel mehr wert, als Industrieprodukte zusammen zu kleben. Damit will ich nichts gegen Industrieprodukte sagen. Im Gegenteil, ich verwende sie ja auch, aber sie sind Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck. Es gibt so etwas wie einen Zyklus: Idee-Konzeption-Umsetzung-meistern aller Probleme-Fertigstellung-Zeigen. Es ist erstaunlich, wie wenig man dafür braucht.
Kinder kennen und machen genau das. Ob mit Bauklötzen oder beim "Hüttchen bauen" im Wald. Wenn man sie lässt...
Die Realität sieht anders aus. Wir kaufen, was wir haben wollen und erheben das zu einem (zweifelhaften) Wert. Wen wundert es, dass die Kids genau so sind ? Wir haben genau so geprotzt mit der Anzahl von Zügen oder Trafos. Aber im Ernst, was hatten wir davon ? Die Dinge bekamen einen Wert, wenn wir uns anstrengen mussten. Was man leicht erreicht, ist nur von geringem Wert. Was wir versäumen, ist genau das zu vermitteln.
Meine These: In den alten Katalogen steckt genau das drin. Wir mussten uns anstrengen, um etwas zu erreichen. Die neuen Kataloge symbolisieren uns das Gegenteil. "Du kannst es ganz leicht haben", ist die Botschaft. Auch ich habe zu hause einen ganzen Sack voll Loks. Aber der Wert ist nicht der finanzielle, auch nicht das Besitzen alleine, sondern den Wert, den ich ihnen gebe. Matthias hat so treffend formuliert: "Das wird dann gekauft und wegsortiert." Worin liegt der Wert im "wegsortiert" ? Müssen wir im Moba-Laden denn wirklich immer wieder "Beute" machen ? Was sind denn die wirklichen Beweggründe, die hinter diesen Bedürfnissen stehen ? Ich könnte mir vorstellen, dass diese nostalgischen Gefühle, die wir mit den alten Katalogen verbinden, auch hier ein Antrieb sind. Wir waren begeistert, wenn wir ein neues Modell bekamen oder uns erspart haben und versuchen, dieses Gefühl immer wieder zu erreichen, in dem wir ein neues Modell kaufen. Dass das nicht mehr funktioniert, spüren wir am eigenen Leib. Es ergibt sich eine Art "Leere" und wir sehnen uns zurück zu scheinbar glücklicheren Zeiten. Dabei zeigt uns dieses Sehnen, dass es an uns liegt, der Sache einen Wert zu geben.
Ich versuche das, in dem ich versuche, auf Ausstellungen eine Idee weiter zu geben. Die Idee von Rosental war, einen Beitrag zur Diskussion zum Abriss oder Nichtabriss eines Bauwerks zu leisten. "Maulbronn" ist der Versuch, ein Bild der Zeit in den 1920er Jahren zu vermitteln. Wenn ich dann diese Idee verfolge, werde ich (fast ) immun gegen die Verlockungen, die mich sonst reizen würden, aber nicht lange anhalten.
Ich denke, die alten Erinnerungen und Emotionen, können und sollen wir ruhig pflegen. Das gehört zu uns. Aber es sind unsere, und nur unsere, Gefühle, die wir daran hängen. Und genau diese Gefühle sind ein Anzeiger, dass uns heute etwas fehlt. Aus meiner Sicht gilt es, dem nachzugehen und Lösungen zu finden, die uns den Weg aus der Vergangenheit in die Gegenwart zurück finden zu lassen. Die "ollen Kamellen" will niemand hören, aber wir haben etwas zu sagen. Das geht nicht, wenn man vereinsamt seinen trübsinnigen Gedanken hinterher hängt. Es geht darum, eine eigene Haltung aus und zu der Gegenwart zu erreichen. Ich denke, wir können uns noch gut daran erinnern, als die "Alten" früher von der guten alten Zeit erzählt haben und das es in der damaligen Gegenwart viel schlechter sei. Aber es gab Alte, die wir interessant fanden. Das waren in meinem Fall die, die frisch im Geist geblieben sind und genau wussten, was für sie von Wert war.
Boah, waren das jetzt viele Worte. Ich halte jetzt wieder den Mund flaster: flaster: flaster:
Grüße
Jürgen