RE: Signalisierung Industrieanschluss ?

#1 von Helmut.Adams , 29.08.2016 14:19

Hallo

Ich habe einen 2-gleisigen Industrieanschluss. Nach einer Weiche, wo die Gleise zusammenlaufen, geht es dann eingleisig zur Anschlussweiche der DB-Strecke. Wie wird die Ausfahrt aus beiden Industriegleisen auf die DB-Strecke üblicherweise mit Signalen ausgestattet ?

MfG


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RE: Signalisierung Industrieanschluss ?

#2 von Zimmerle ( gelöscht ) , 29.08.2016 16:27

Hallo Helmut,

in aller Regel finden sich bei Gleisanschlüssen auf freier Strecke keine Signale. Die Bedienung erfolgt durch Sperrfahrten.
Man unterscheidet dabei zwei Lösungen ANST (Anschlussstelle) und AWANST (Ausweichanschlussstelle). Bei der ANST wird
die Strecke vom für den Anschluss zuständigen Fdl solange gesperrt bis die Bedienung des Anschlusses erfolgt ist, also die
Rangiereinheit wieder zurück ist. Bei der AWANST schließt sich die Rangiereinheit im Anschlussgleis ein, d.h. solange die
Rangiereinheit sich im Anschluss befindet können auf der Strecke wieder reguläre Zugfahrten erfolgen.

Sicherungstechnisch wird das Prozedere durch sog. Schlüsselweichen realisiert. Im Grundzustand ist die Anschlussweiche
verschlossen. In der Regel steckt der Schlüssel der zugehörigen Weiche in einem Schloss (Schlüsselwerk) im Stellwerk des
abgehenden Bahnhofs. Wird der Schlüssel gezogen und dem Rangierleiter mitgegeben, können keine Zugfahten mehr auf die
Strecke abgelassen werden. Mit diesem Schlüssel wird nun die Anschlussweiche aufgeschlossen. Durch das Umstellen der
Weiche kann der Schlüssel nicht mehr entnommen werden. Zudem wird nun ein im Weichenschloss befindlicher, zweiter
Schlüssel freigegeben. Mit dem kann man die nachfolgende Schutzweiche bzw. die Gleissperre in die richtige Lage bringen
und die Bedienung kann erfolgen.

Bei einer AWANST geht das Prozedere jedoch weiter. Ist die Rangiereinheit komplett im Anschlussgleis, erfolgt die
Rückstellung der Weichen bzw. Gleissperre in umgekehrter Reihenfolge. Mit dem dann wieder freiwerdenden Schlüssel
für die Anschlussweiche wird ein elektronisches Schloss bedient und signalisert so dem zuständigen Fdl, dass sich die
Rangiereinheit erfolgreiche "eingeschlosssen" hat. Es können nun wieder Zugfahrten auf der Strecke erfolgen. Ist die
Bedienung abgeschlossen geht das Ganze für den Rückweg wieder von vorne los.

Wichtig für Dich als Modellbahner ist also lediglich, dass Du eine Gleissperre, besser noch eine Schutzweiche für den
Industrieanschluss vorsiehst. Das war's auch schon.

Gruß,

Zimmerle


Zimmerle

RE: Signalisierung Industrieanschluss ?

#3 von Helmut.Adams , 29.08.2016 17:18

Hallo Zimmerle

Vielen Dank für die ausführliche und kompetente Antwort!

MfG


Meine Anlage


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RE: Signalisierung Industrieanschluss ?

#4 von Klaus3 , 29.08.2016 18:25

Hallo zusammen,

ein wenig klugscheissen mag ich dann aber noch:

Eine Bedienung einer ANST oder AWANST ist eine Sperrfahrt und damit auch eine Zugfahrt. Somit ist der Begriff "Rangiereinheit" falsch. Alles, was einen Bahnhof verläßt, ist erst mal eine Zugfahrt.

Des weiteren muß man beachten, mit welcher Sicherungstechnik die beteiligten Stellwerke ausgestattet sind. Was "Zimmerle" schrieb, trifft auf Stellwerke vor dem ESTW zu. Ab dem ESTW können auch Zugfahrten bis in die AWANST durchgeführt werden, wenn entsprechende Fahrstrassen projektiert sind, was nach meinem Kenntnisstand der Regelfall ist. Die Bedienung der Schlüsselfreigabe usw. erfolgt dann entsprechend anders und deckende Blocksignale wirken anders bei der Sicherung der Zugfahrtstrassen in die AWANST.

Für das "Aussehen" auf der Modellbahn sollte es bei einer AWANST auf jeden Fall mal eine kleine "Bude" geben, wo entsprechend der Weichenschlüssel solange "steckt", wie er nicht durch das zugehörige Stellwerk freigegeben wurde.

Bei ESTW kann man zusätzlich noch Achszähler darstellen. Einer einzeln im Zulauf vor der Weiche zur AWANST ( Anrückkontakt ) und einen Doppelzähler ( richtungsabhängig ) in die AWANST hinter der ersten abzweigenden Weiche.

Vor ESTW gibt es hier ggf. einen Anrückmelder, aber nicht zwingend. Den Zähler in die AWANST gibt es vor ESTW nicht!

Betrieblich wird das "verschwinden" der Sperrfahrt in die AWANST vor ESTW "nur" durch Streckenfernsprecher bzw. Funk geregelt. Dazu gibt es einen vorgeschriebenen Wortlaut zur Verständigung. Zudem ist ja der Schlüssel der Weiche im Schloß und elektrisch wiederum verschlossen, was allein aber nicht heißt, daß alle Fahrzeuge vom Streckengleis runter sind. Daher die "Absprache". Beim ESTW sind die Fahrzeugachsen ja "rausgezählt".

Gruß
Klaus


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RE: Signalisierung Industrieanschluss ?

#5 von Zimmerle ( gelöscht ) , 29.08.2016 23:47

Hallo zusammen,

Klaus hat natürlich vollkommen recht, meine Ausführungen bezogen sich auf Stellwerktypen VOR ESTW. Meine erste Frage
hätte also lauten müssen: Welche Epoche willst Du abbilden, bzw. welcher Stellwerkstyp liegt denn zugrunde? Heute ist es
üblich, dass die Bedienung von AWANST stellwerkstechnisch projektiert ist und man so sicherungstechnisch als Zugfahrt
bis zur Anschlussweiche fahren kann. Der Begriff Rangiereinheit ist für diesen Fall tatsächlich nicht korrekt, denn rangiert
wird ausschließlich in den Grenzen des Bahnhofs. Der richtige Begriff wäre "Bedienfahrt". In welche Epoche fällt denn
Deine Anlage?

Gruß,

Zimmerle


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