RE: St. Eligius in Schlausenbach am 17.06.1966

#1 von gaulois , 06.06.2016 23:13

Hallo zusammen,
um es gleich vorweg zu nehmen: Das ist nicht meine Anlage, das hier ist nur ein kleines Diorama, das ich in den letzten Tagen gebaut habe, denn meine Eltern feiern in wenigen Tagen ihren 50. Hochzeitsrag und ich brauchte eine Idee...

Die kleine Kapelle, die dem Heiligen Eligius geweiht ist, steht in Schlausenbach und vor 50 Jahren fand dort eine Doppelhochzeit statt, meine Mutter und eine ihrer Schwestern heirateten dort kirchlich. Anschließend ging es in die gegenüberliegende Kneipe, um im Saal zu feiern. Als die Brautpaare die Kapelle verließen, spielte man auf der gegenüberliegenden Seite aus der Jukebox "Ganz in Weiß" von Roy Black. Das war die Geschichte, an die ich mich erinnerte, wie ich sie gehört habe und da ich im Malen nicht so gut bin, habe ich mir gedacht, ich bau ein 3D-Bild, das dann auch das Lied spielen kann.

Hier mal die letzten 8 Tage im Zeitraffer:

Als erstes mal das Kirchengrundstück mit den zwei angrenzenden Straßen bauen:



Die Kapelle steht nämlich auf einem mit Stützmauern abgefangenen Grundstück, an dem die Hauptstraße vorbei führt und die Nebenstraße nach Auw, die heute nur noch ein Wirtschaftsweg ist. Die Stützmauern bestehen im Inneren aus mehreren Schichten von Raketenstäben. Unter der Kapelle ist quasi ein Keller, damit man von unten später hineingreifen kann, denn da sollen ja ein Lautsprecher und ein mp3-player rein. Die Elektrotechnik macht dann einer meiner Söhne in den nächsten Tagen.

Hier ist schon der Korpus der Kapelle zu sehen aus Buchensperrholz:



Die Apsis war etwas knifflig zu bauen, weil das Holz mit 4 mm schon ziemlich dick ist, irgendwo drauf müssen die Schieferplatten aber ja auch:



Wenn man sich so die Turmkonstruktion ansieht, mag man nicht glauben, dass daraus mal was wird...



Mit der richtigen Verkleidung wird es aber:



Vor dem nächsten Bild musste ich erst mal Gummibärchen kochen, denn das Dach klebt man mit Gummibärchenkleber ...



Die Unterkonstruktion für die Straße kommt als nächstes:



Mit Vogelsand, Farbe und Leim wird die Straße geteert, die kleine Treppe, die damals noch kein Geländer hatte (wäre heute nicht mehr zulässig), entsteht aus 4mm Buchensperrholz. Das zu Sägen war schon etwas nervenaufreibend. Der Weg zur Kapelle ist direkt auf das Sperrholz gemalt. Da kommt später ein Teil der Hochzeitsgesellschaft drauf, das sollte stabil und flach sein.



Der Zwischenstand vor zwei Tagen:



Die Stützmauer, die nicht aus Schiefer, sondern aus einem anderen, aber sehr unregelmäßigen Bruchstein besteht, entsteht aus 3mm Trittschalldämmugn auf Styrodurbasis durch Gravieren mit dem Kugelschreiber:



Grau grundiert (für die Fugen) und dann mit dem Schwamm rotbraun übergewischt, sieht das schnell recht echt aus:



Die Treppe bestand 1966 noch aus hässlichem Sichtbeton und die Deckplatten der Stützmauer ebenfalls. Gerade kommt die Gesellschaft aus der Kapelle (das zweite Hochzeitspaar muss noch gebaut werden), sämtliche Figuren mussten komplett übermalt werden, damit sie dort reinpassen und natürlich hat jede Figur ein Pendant in der Familie:



Etwas fummelig, aber im Endeffekt akzeptabel, der Selbstbau-Hahn auf dem Selbstbau-Kreuz, alles gelötet einschließlich der auf dem Modellbau-Amboss gehämmerten Turmkegel aus Dosenblech:



Mit kurzem (!) Sommergras von Noch begrast, denn für diese Doppelhochzeit, die in dem 100 Seelen-Dorf sicherlich einmalig war, musste alles schön sein. Die Dachrinnen und das Fallrohr habe ich aus Alufolie geformt, das so klein hinzubekommen, wie es sein müssete ist nicht so einfach...:



Eigentlich gehören hier jetzt noch Koniferen an die obere Kante der Mauer, mal sehen... Wichtiger ist jetzt in den nächsten Tagen der Einbau der Musik, die mit 3 Watt die Atmosphäre schaffen soll, die den Erinnerungsfaktor an einen Tag vor 50 Jahren noch mal steigern sollte.

Auf die Gesichter beim Überreichen des Dioramas bin ich mal gespannt


In der Krise: Zu Hause bleiben und weiter den Nachwuchs fördern!
Gruß aus dem Rheinland
Gerd 50 014

Von Sassenach nach Bullay:


die KBS481 und 246


 
gaulois
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.080
Registriert am: 26.07.2008
Gleise K-Gleis
Spurweite H0, H0e
Steuerung CS2 4.2.9 - GFP 3.8.1
Stromart AC, Digital


RE: St. Eligius in Schlausenbach am 17.06.1966

#2 von Ruhrpotttom ( gelöscht ) , 06.06.2016 23:56

Hallo Gaulois,

das Diorama ist eine tolle Idee zum 50.ten Hochzeitstag.
Fehlt noch ein passendes Automodell mit Dosen angebunden oder eine Kutsche die auf das Paar warten.
Viel Spaß beim überreichen.
Gruß Thomas


Ruhrpotttom

RE: St. Eligius in Schlausenbach am 17.06.1966

#3 von NBahnerLeo , 07.06.2016 00:34

Hallo Gaulois,

tolle Idee und sehr gut umgesetzt!



Gruß

Leo


Meine Basteleien in Spur N:
viewtopic.php?p=1748958#p1748958


 
NBahnerLeo
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.357
Registriert am: 25.09.2015
Ort: Engelskirchen
Spurweite N
Steuerung Multimaus
Stromart Digital, Analog


RE: St. Eligius in Schlausenbach am 17.06.1966

#4 von gaulois , 08.06.2016 23:28

Hallo Leo,
Danke, das freut mich

Hallo Thomas,
das wäre zwar auch eine gute Idee, hat aber keinen historischen Bezug, denn man feierte da noch einige Zeit mit der Verwandtschaft und dann ging es erst mal nach (Vaters) Hause, dann zur Bundeswehr zurück, also nix Hochzeitsreise

Einstweilen habe ich gestern das zweite Brautpaar fertig gestellt, dem meine Oma in Richtung Kapellen-Ausgang weichen musste:



Mein Sohn Adrian hat dann heute die Technik fertiggestellt: Ein mp3-player, ein 3W-Verstärker, ein Spannungsregler, ein Lautsprecher und alles von einer 9V-Batterie betrieben. Mit Filzgleitern unter dem Diorama, die den Schall dann auch nach unten raus lassen, ist das ganze laut genug, dass man es präsentieren kann.

So sieht es von innen aus:



Mittels eines Schalters, der hinter der rechten Straße angebracht ist, kann man dann das Lied starten.

Für demnächst aufgehoben habe ich mir das dahinter liegende Grundstück, da käme - eine Ebene höher, weil am Hang - die Schule hin, die meine Mutter besucht hat und nach vorne hin müsste irgendwann noch die Kneipe gebaut werden, in der anschließend gefeiert wurde. Aber das kommt zu einer anderen Gelegenheit, dazu brauche ich auch mehr Zeit als für die relativ leicht zu bauende Kapelle.

Adrian hat mal Aufnahmen gemacht, um eine 3D-Ansicht zu generieren, mal sehen, was daraus wird, vielleiht kann ich die später auch noch präsentieren, wenn das geklappt hat.


In der Krise: Zu Hause bleiben und weiter den Nachwuchs fördern!
Gruß aus dem Rheinland
Gerd 50 014

Von Sassenach nach Bullay:


die KBS481 und 246


 
gaulois
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.080
Registriert am: 26.07.2008
Gleise K-Gleis
Spurweite H0, H0e
Steuerung CS2 4.2.9 - GFP 3.8.1
Stromart AC, Digital


RE: St. Eligius in Schlausenbach am 17.06.1966

#5 von Johannes O'Donnell , 09.06.2016 23:08

Hallo Gaulois,
eine sehr schöne Idee und toll umgesetzt...und vor allem aus organischem Material, wie es mir am besten gefällt.
Dafür wirst Du viele Ohhs und Ahhs ernten.
Viele Grüße
Johannes


Typischer Märklin-Chaot - Epochenfrei und Grenzenlos!


 
Johannes O'Donnell
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.295
Registriert am: 21.12.2005
Ort: Hibbdebach
Spurweite H0
Stromart Digital


RE: St. Eligius in Schlausenbach am 17.06.1966

#6 von gaulois , 11.06.2016 10:01

Hallo Johannes,
das hoffe ich. Der Familienrat hat allerdings beschlossen, das nicht schon beim Familientreffen auf der Wildenburg an diesem Wochenende zu machen, sondern erst, wenn es so weit ist, also am 17.06. im kleinen Kreis.

Gestern wollte ich dann das angrenzende Schulgrundstück, das auf dem Berg höher liegt und hinter der Kapelle auf der Turmseite angrenzt, bauen und dazu habe ich noch mal nach der Schule recherchiert. Dabei bin ich auf die Facebook-Seite von Schlausenbach gestoßen, auf der noch Bilder von der Rückseite der Kapelle und von der Schule aus gesehen, zu finden waren.

Da hat mich fast der Schlag getroffen. Ich war hunderte Male in dieser Kapelle und habe dort in den Ferien immer mittags die Glocken geläutet. In den 70er Jahren war es in den Herbstferien auch noch üblich, dass man abends den Rosenkranz betete (abends, da war es schon recht dunkel). Ich hätte Stein und Bein geschworen, dass an der Wand, an der die Glockenseile hängen, kein Fenster ist und auch nicht an der Wand gegenüber der Eingangtür. Tatsächlich gibt es diese Fenster aber, das an der Turm-Wand liegt allerdings so hoch, dass man es nicht so richtig wahrnimmt, wenn man 10 Jahre alt ist...

Also musste ich mir noch was einfallen lassen, denn Aussägen von Fenstern ging nun nicht mehr und schon bald soll das Diorama ja überreicht werden.

Da habe ich mir mit Kartonpapier geholfen:



Das muss dann leider so reichen, ist aber ja ohnehin die Rückseite und das kleine Fenster am Turm ist dem Berg zugewandt, auf dem die Schule steht, da kommt noch eine hohe Stützmauer hin, wenn das nächste Puzzlestück gebaut wird (möchte ich jedenfalls machen), sodass man das wohl verkraften kann. Krumm und schief (noch krummer, noch schiefer) ausgesägte Fenster hätte ich jedenfalls nicht so gut gefunden. So hat auch schon die kleine Ausgabe der Kapelle ihre eigene Geschichte.

Hier noch ein paar Hintergrundinformationen zum Ort, an dem die Kapelle steht:

Kulturhistorisch kann man einiges in und um Schlausenbach entdecken. Der Ort wird erstmals um das Jahr 1000 urkundlich erwähnt, also schon deutlich früher als mein Heimatbahnhof. Schlausenbach gehörte zum Territorium der ehemaligen Benediktiner-Abtei Prüm, die von Bertrada der Älteren, der Urgroßmutter Karls des Großen im Jahr 721 gestiftet wurde.

Die Abtei war eng verbunden mit der Familie der Karolinger und beherbergt die Sandalen Christi (als Kind habe ich die mal gesehen, aber als Sandalen hätte ich die Lederfragmente nicht wirklich erkannt). Ab 1576 unterlag die Abtei und damit die Region der Administration der Bischhöfe von Trier, wo im Dom das Gewand Christi aufbewahrt wird, der sogenannte heilige Rock.

Aufgrund seiner besonderen geografischen Lage in einem versteckten und einsamen Tal der Schneifel wurde Schlausenbach immer wieder für den Rückzug oder als Unterschlupf genutzt. Diese Lage verschont das Dorf auch im zweiten Weltkrieg vor der Zerstörung. Während der erbitterten Kampfhandlungen im Herbst und Winter 1944 ("Ardennenoffensive/Battle of the Bulge") fallen viele Dörfer in Eifel und Ardennen und werden förmlich bis auf ihre Grundmauern zerstört. Die Generation meiner Mutter (Jahrgang 1939) wurde seinerzeit - wie alle Kinder und auch ein Teil der Erwachsenen - nach St. Vith in Belgien evakuiert.

Das eroberte Schlausenbach diente den alliierten Truppen als Basislager. Im Gebäude der Alten Schule wurde eine Funkstation mit Lazarett eingerichtet. Schon früh aber wurde die Schule wieder ihrer eigentlichen Bestimmung übergeben und so ist meine Mutter dort auch zur Schule gegangen.

Die zerstörten Bunkeranlagen und die von der Natur zurückeroberten Schützengräben und Verteidigungsbauwerke entlang der Westwall-Linie (Grenze zu Belgien) sind auch nach über 70 Jahren noch gut erkennbar. Als Kind habe ich mit meinen Cousins dort auch gespielt. In einem Waldgrundstück meiner Eltern am Schwarzen Mann, Munition gefunden, in einem anderen Waldgrundstück auf dem Heldenberg in Schlausenbach einen verrosteten Helm, im Garten unseres Hauses die Hülse von einem Bordgeschütz.

Als Kind bin ich auch zu Fuß von Schlausenbach nach Belgien gegangen, um unsere Verwandten dort zu besuchen. Die Generation meiner Eltern und Großeltern hingegen auch, um Kaffee, Tabak, Wein oder andere Dinge zu bekommen, die es in Deutschland zu diesem Zeitpunkt nicht oder nur zu erheblich höheren Preisen gab. Zahlreiche Familien haben sich so wirtschaftlich über Wasser halten können.

Wer mehr über das Vorbild und Schlausenbach heute wissen möchte: https://www.facebook.com/schlausenbach/


In der Krise: Zu Hause bleiben und weiter den Nachwuchs fördern!
Gruß aus dem Rheinland
Gerd 50 014

Von Sassenach nach Bullay:


die KBS481 und 246


 
gaulois
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.080
Registriert am: 26.07.2008
Gleise K-Gleis
Spurweite H0, H0e
Steuerung CS2 4.2.9 - GFP 3.8.1
Stromart AC, Digital


RE: St. Eligius in Schlausenbach am 17.06.1966

#7 von gaulois , 12.06.2016 10:43

Was mir an dem Turm noch nicht gefiel, war, dass ich die Schall-Linsen noch nicht gemacht hatte, weil ich mir nicht sicher war, ob aus Holz oder aus Pappe. Das habe ich noch nachgeholt, jetzt sieht es besser aus:



Mit der Frage, ob der Turm nicht doch noch verschiefert werden sollte, hadere ich noch. Die Form ist recht kompliziert und zu viel Material darauf könnte leicht den Gesamteindruck zerstören statt zu verbessern.


In der Krise: Zu Hause bleiben und weiter den Nachwuchs fördern!
Gruß aus dem Rheinland
Gerd 50 014

Von Sassenach nach Bullay:


die KBS481 und 246


 
gaulois
EuroCity (EC)
Beiträge: 1.080
Registriert am: 26.07.2008
Gleise K-Gleis
Spurweite H0, H0e
Steuerung CS2 4.2.9 - GFP 3.8.1
Stromart AC, Digital


   


  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz