Hallo liebe Stummianer (oder Stummies? oder Stummifizierte?)

Heute stand ich so am Bahnhof Oensingen (Schweiz), während ich auf jemanden wartete.
Während durch den Bahnhof zwischen den Personen- einige Güterzüge durchrauschten, war für mich in Sachen Betrieb noch alles klar. Dazu muss ich sagen, ich befasse mich erst seit kurzen mit Bahn in Gross und im Modell, daher mögen vielleicht einige doofe Fragen auftauchen aus Sicht der Kenner.

Auf jeden Fall kam vom Einzelgleis aus Richtung Balsthal ein Triebwagen (sowas ähnliches wie der berühmte Schienenbus, nur moderner) mit 4 modernen mehrachsigen Güterwagen. Der Triebwagen war nur mit einem Lokführer besetzt.
Dieser Mini-Güterzug fuhr dann auf das zweite Gleis neben den Hauptgleisen. Eine kleine kurze Rangierlok mit Cargo Schriftzug fuhr alsbald heran, nahm die 4 Güterwaggons ein Stück zurück, schob sie dann an bereits 3 abgestellte Wagen auf dem ersten Gleis neben dem Hauptgleis. Dort war denn ein 7-Wagen Güterzug zusammenstellt.

Währenddessen kam ein doppelter Triebwagen vom gleichen Typ ebenfalls angefahren (aus Richtung Balsthal), aber hier mit Fahrgästen besetzt. Diese stiegen aus, der "Güterzug"-Triebwagen koppelte an die anderen beiden Triebwagen und mit Passagieren gings wieder Richtung Balsthal zurück.

Die kleine Cargo-Rangierlok kreuzte dann die Hauptgleise und holte noch mehrere Güterwaggons von Gleisen auf der anderen Seite.

Also es war eine kleine Szene voller Bahn-"Action", für mich noch neu und recht spannend, was denn von wem wie wann wo gemacht wird.

Nun die eigentliche Frage: Wie kann man das Thema denn ein bisserl genauer lernen? Gibts dafür klassische Literatur, die zu empfehlen wäre? Mir gehts da um Fragen wie:
Woher wissen die SBB bzw Bahn-Mitarbeiter, welcher Waggon in welcher Reihenfolge vorbereitet werden muss?
Wann und wie darf die Rangierlok die Hauptgleise kreuzen? Es ist dort niemand ausgestiegen - wer hat die Weichen gestellt? Woher weiss jemand in einem zentralen Stellwerk, dass die kleine Rangierlok jetz mal eben auf die andere Seite muss?
Wer entscheidet, ob da jetz ne spezielle Lok, oder einfach einer der Triebwagen als Güterzuglok verwendet wird?
Haben die Güterzüge Geschwindigkeitsbeschränkungen im Bahnhofsbereich?

Und so weiter. Mir ist klar, dass es da vermutlich nicht das eine Erklär-mir-alles-Buch geben wird, aber wo steigt man ein, wenn man sich den (Modell-)Bahnbetrieb etwas realisitischer gestalten möchte, aber noch null Ahnung hat?

Bin gespannt auf Eure Antworten
Grüssle,
Jan

Hallo Jan,

ich hab in meinem Regal noch ein Fachbuch der Deutschen Bahn liegen, "Grundlagen des Bahnbetriebs" von Anita Hausmann und Dirk Enders. Da ist eine ganze Menge erklärt!

Viele Grüße
Markus

Das Buch "Grundlagen des Bahnbetriebs" von DB Training hat folgende ISBN-Nummer: 978-3-9808002-4-2.

Zu deinen Fragen, möchte ich nur grob antworten:
Es gibt im Bahnbetrieb, viele verschiedene Mitarbeiter mit genau definierten Aufgaben, es gibt das Zugpersonal (Triebfahrzeugführer, Triebfahrzeugbegleiter, Zugführer, Zugbegleiter), im Rangierdienst dann noch Rangierbegleiter und Rangierer, Stellwerkspersonal, wie z.B. Fahrdienstleiter oder Weichenwärter und auf größeren Bahnhöfen dann noch örtliche Aufsichten (Die Leute mit der roten Mütze für die Zugabfertigung).

Für die Bildung eines Güterzuges bedarf es viel Disposition im Hintergrund. Das Verkehrsunternehmen hat meistens digitale Dispositions- und Organisationsprogramme, wo jeder Wagen mit Start, Ziel, etwaigen Schäden, Ladung, Gewicht usw. hinterlegt ist, das Zugpersonal vor Ort hat vom Fahrzeugdisponenten oder durch dieses Programm die Information wo welcher Wagen steht, in welchen Zug er eingestellt werden soll oder was mit ihm passieren soll. Das Rangierpersonal klärt dann mit dem Stellwerkspersonal, welche Rangierbewegungen dafür notwendig sind und das Stellwerkspersonal stellt dann die Fahrstraßen für die Rangierfahrten.

Das genannte Buch erklärt das alles aber noch viel ausführlicher, wie die vielen Rädchen im Bahnbetrieb ineinandergreifen.

Ich danke euch für den Tipp! rost:

Bezüglich was du in Oensingen erlebst hast :

Du warst bei einer 'Schnittstelle' zwischen 2 getrennte Bahnen: OeBB (nix mit Österreich!) und SBB.

Der OeBB Zug hat Wagen an die SBB übergeben, die dann zusammen mit anderen 'rein SBB-Verkehr' Wagen für den Abtransport durch ein 'Sammplerzug' vorbereitet wurden. Das macht das ganzes etwas komplizierter, da eben 2 Bahnen involviert waren.

Die OeBB hat keine Loks, nur Triebwagen, die dann für beide, Passagier und Güterzuege, angewenden werden koennen.

Weichen auf Hauptgelesen werden von der Leitstelle ferngesteuer, und Befehle via feste Signale (aber auch Funk; insbesondere die Anforderung eine Fahrstrasse frei zu schalten) gegeben.

Hallo!
Also wenn Du vorbildgerechten Betrieb lernen möchtest, dann lerne zunächst mal zu streiken.

Hallo,

mal etwas (fast) ins OT gehende: in der Schweiz war die Regierung mal so mutig und hat die Bevölkerung gefragt was sie möchte: mehr Eisenbahnverkehr oder mehr Straßenverkehr.
Die Bevölkerung war klug und wählte "Eisenbahn", daher gibt es dort solche Sachen wie Ortsgüterbahnhöfe, Einzelwagenverkehr und gepflegte Bahnanlagen (und nicht so einen Siff wie die DB-Bahnanlagen wo man sich schämen muss).

Das sind auch die Hauptgründe warum mit Abstand die beliebteste Epoche bei den Modellbahnern die Epoche III ist, wo die Eisenbahn noch wichtig war - nicht so ein von der Politik gestutzter und für andere Interessen missbrauchter und ausgenommener Laden ist.

Peter

Ein Teilaspekt ist "Modellbetrieb nach Fahrplan". Eine ausführliche Abhandlung erschien im Eisenbahn-Kurier Heft 12/81 bis 3/82 sowie im eisenbahn-magazin 8/83. Ferner gab es eine Serie "Spielen mit Sinn" (Untertitel "Rangieren wie beim Vorbild") im eisenbahn-magazin Hefte 2 bis 6/83. Okay, ist schon lange her aber immer noch aktuell.

Hallo Jan,

oder die ganz trockene Variante: Eisenbahnbetriebsordnung EBO von 1967, allerdings von der DB.

Gruß, Heinz

Hallo Jan ...

Ich habe auf meiner Seite auch etwas zum Thema geschrieben, es ist eine Art Linkssammlung zu verschiedenen Aspekten - unter besonderer Berücksichtigung von Nebenbahnen und deren Umsetzung im Modell allerdings - und eher die Vergangenheit behandelnd, als die modernen heutigen Zeiten. Schau einfach mal rein, vielleicht findet sich für dich ja das ein oder andere was dich interessiert ...

Spielen mit Sinn - Betrieb beim Vorbild und im Modell

Zitat von ET 65

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Hallo Jan,

oder die ganz trockene Variante: Eisenbahnbetriebsordnung EBO von 1967, allerdings von der DB.

Gruß, Heinz

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oder die nicht trockene Variante : FREMO-N RE

lädt ein

Michael