Hallo Stummis!
Vor zwei Wochen ist ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen: Ich habe endlich ein funktionierendes Stellpult mit 2-Taster-Bedienung!
Bevor ich euch mit der Geschichte meines Stellpults langweile, kurz noch zur Post - und ein herzlicher Dank an die stillen Mitleser*innen, die am Beitragszähler und an den "Bedankt"-Einträgen ablesbar sind.
@Stefan: Du hast völlig recht, ich habe den Typ total unterschätzt.
@Willi: Danke für deine freundlichen, geradezu begeisterten Worte!
@Silvio: Ja, die Auhagen-Sachen sind echt gut. Und die individuelle farbliche Nachbehandlung wertet sie noch weiter auf. Darauf möchte ich auch nicht mehr verzichten!
Wer sich nicht so für meine Stellpult-Geschichte interessiert (TLDR, Ihr wisst schon), kann auch gleich zu bewegten Bildern im nächsten Post weiterspringen .
Die Geschichte meines Stellpultes begann mit den Märklin-Mäuseklavieren, diesen blauen Kästchen mit grünen und roten Tastern. Doch mit der wachsenden Zahl an Weichen und Signalen auf meinen diversen Märklin-Anlagen wurde mir das zu unübersichtlich. Als regelmäßiger Gast im Dienstraum des Bahnhofs Xanten, wo sich ein kleiner DrS2-Stelltisch befand, wollte ich schon bald ein Gleisbildstellwerk haben.
Von diesen Stelltischen oder -wänden geht für mich bis heute eine große Faszination aus. Nicht umsonst hatte ich eine Phase, in der ich Fahrdienstleiter werden wollte - und Stellwerke besucht habe. In Moers hatte ich die Gelegenheit, 1988 noch das neue Stellwerk (mit großer Stellwand und Technik von Siemens) zu besuchen.
Ich war in Gelsenkirchen-Bismarck "auf dem Turm", in Oberhausen Hbf, in Münster (Westf.) Hbf, in Hohenbudberg Ost Fahrdienstleiter (kein Drucktastenstellwerk, sondern elektromechanisch mit einem 20 Meter langen Stelltisch - Wahnsinn!) - und etliche weitere.
Die ersten kleinen Stellpulte dieser Art habe ich mit Kippschaltern realisiert, die ich in das dünne Material von Rückwänden rahmenloser Bilderhalter (ohne Rahmen können es keine Bilderrahmen sein, oder?) montiert habe. Von diesen frühen Versionen existieren leider keine Fotos, wie es überhaupt von den diversen Anlagen meiner Modellbahnjugend keine Fotos gibt.
Aber spätestens seit der (abgebrochenen) Ausbildung bei der DB, zu der eben auch die Ausbildung im Stellwerk gehörte, war ein Stelltisch mit 2-Taster-Bedienung für mich das Maß der Dinge. Aber es hat dann doch Jahre gedauert, bis ich auf eine funktionierende und (was die Kostenseite angeht) zu meinem kleinen Bahnhof passende Technik gestoßen bin. Denn einfach 2 Drucktaster so verbinden, das der eine den Strom an den nächsten weiterleitet, funktioniert nur sehr eingeschränkt. Das war mein Ausgangspunkt.
2011 erschien "Elektropraxis und Elektronik" von Manfred Peter in der MIBA-Reihe "Modellbahn Praxis". Und darin gab es einen ausführlichen Artikel über ein Stellpult auf Grundlage der Spurplan-Technik und mit 2-Taster-Bedienung über Transistoren. Das wurde mein erstes richtiges Elektronik-Bauprojekt. Ich habe stundenlang gelötet.
Die ersten Versuche mit dieser Platine waren vielversprechend. Aber als ich dann Weichen und Signale über eine Diodenmatrix angeschlossen habe, zeigte sich, dass ich irgendwo einen Fehler eingebaut hatte - und z.B. ein Weichenantrieb gleichzeitig in Grundstellung und in abzweigende Lage schalten sollte. Ich habe den Fehler vergeblich gesucht ...
Bis dahin bin ich zwar digital gefahren, habe aber noch analog (mit Kippschaltern in einem Brett) geschaltet. Dann entwickelte Franz-Peter (Microbahner) den DIY-Decoder auf Arduino-Basis und baute ein Stellpult für Wolfgangs Bahnhof Greißelbach. Nachdem ich einen Decoder-Prototyp zusammengelötet hatte - und er funtkionierte! - wollte ich nicht mehr darauf verzichten. Natürlich gab es Ausschuss, weil ich Kabel vertauscht oder mit dem Elektrostaten begrast habe, ohne vorher den Arduino abzuziehen
Das Kippschalter-Stelwerk von Franz-Peter für Greißelbach schien mir ein brauchbarer Kompromiss. Zwar keine 2-Taster-Bedienung, aber digitales Schalten. Doch wie das so geht, von den ersten Vorbereitungen bis zu einer fertigen Platine vergeht bei mir oft viel Zeit. Dann möchte ich doch lieber Gebäude bauen oder habe schlicht keine Zeit.
Das Stellpult nach Greißelbach-Art war noch nicht über einen fliegenden Test-Aufbau mit einem Schalter hinausgekommen, als mir letztes Jahr im Herbst Heft 4/2020 "Digitale Modellbahn" in die Hand fiel. Und darin ein Artikel über ein Stellpult mit 2-Taster-Bedienung über einen Microcontroller und das (W)LAN-Protokoll der z21 von Frank Skowron (hier im Forum als User Lio bekannt). Sein Pult basiert auf einem ESP32 Microprozessor, sozusagen ein Aruino mit WLAN und Bluetooth. Der Aufbau der Platine war höchst simpel und das beste: Es funktionierte fast auf Anhieb. Ich hatte anfangs nur das Pech, Taster an die weniger als eine handvoll Pins des Boards angeschlossen zu haben, die keine Eingabe akzeptierten. Nachdem ich das rausgefunden hatte, lief es wie am Schnürchen.
Das ist die Platine, die unterhalb der Bedienplatte eingeschoben wird:
Und so sieht das Pult (noch ohne Aufhängung an der Anlage) in Action aus:
Vom "Design" her soll es an ein DrS2 erinnern, aber diese Version ist noch alles andere als perfekt. Der erste Fehler war die Verwendung einer Plexiglasplatte aus dem Baumarkt, die ich grau angestrichen habe. Die Platte erwies sich als zu spröde und ist an zwei Stellen gerissen, als ich die Löcher für die Taster gebohrt habe.
Das Gleisbild habe ich aus Elementen des DrS2-Stelltisches, die man im Internet finden kann, in einem Grafikprogramm zusammengesetzt und auf eine Selbstklebefolie ausgedruckt. Das hält besser als gedacht. Wie Ihr an den verschiedenfarbigen Feldern sehen könnt, sind später noch Felder hinzugekommen, die aus den Klebebögen für Uhlenbrocks TrackControl stammen.
Die Ausleuchtung ist noch nicht eingeklebt; das RGB-LED-Band liegt vor dem Pult auf dem Boden. Die ersten beiden LEDs (rechts und links von den beiden Krokodilsklemmen) sind Kontrollleuchten, die Frank vorgesehen hat, um dem Bediener anzuzeigen, das ein Stellvorgang im Gange ist. Dann folgen die LEDs für die Signale und Weichen. In Franks Vorschlag gibt es eine RGB-LED pro Signal, die von Rot nach Grün oder Gelb wechselt. Im Gleisbild sind aber für jedes Signal 2 Leuchten vorgesehen. Da im Programm für jede LED zwei Zustände definiert werden müssen, habe ich den Zustand "DARK" erfunden und experimentiere jetzt noch, ob das zuverlässig funktioniert. Dann wandern die RGB-LEDs (die ich auch als SMD-Basteine habe) unter das Gleisbild.
Unter der Anlage habe ich den Kabelverhau zumindest etwas aufgeräumt und den Weichendecoder (hatte ich noch) um eine Relais-Platine ergänzt, weil meine Roco-Unterflurantriebe mit Wechselstrom zuverlässiger schalten. Der Gleichstromimpuls des Weichendecoders schaltet also jetzt ein Relais, das dann den Wechselstrom auf die Spule des Weichenantriebs schaltet.
Und das nächste Bild zeigt dann eine Platine für den DIY-Decoder:
Dazu gibt es noch eine schöne Geschichte am Rande: Vor einigen Wochen stand auf unserem Esstisch (den ich gelegentlich zum Basteln nutze, wie Ihr seht) ein Paket, das sich als recht schwer entpuppte. "Für dich", sprach meine beste Ehefrau der Welt und heraus kam das:
Falls Ihr euch jetzt fragt, warum der Kerl euch das zeigt, ist die Antwort ganz einfach: Meine Frau hat mit einem geschätzten, dampfenden Stummikollegen ein Komplott geschmiedet und sich von ihm bzw. einem Kollegen von ihm eine Station empfehlen lassen.
Nach diesem Ausflug in die Familie zurück zur Moba. Das hier ist ja alles ganz nett (und falls Ihr bis hierher mitgelesen habt: wow, Danke ), aber Modellbahnbilder fehlen ja noch. Die serviere ich euch heute in Form bewegter Bilder im nächsten Post, dann kann ich leichter darauf verlinken.