liebe Gemeinde,
in den letzten Wochen habe ich mich intensiv mit der Lackierung meines Weinert Modells BR86 beschäftigt. Dabei habe ich einiges erfolgreich und auch vergeblich ausprobiert. Ich möchte euch mal zusammenstellen, was ich herausgefunden habe. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen bei eigenen Experimenten...
Hier ist der Ausgangspunkt für die Lackierung. Mit dem Bauergebnis war ich eigentlich recht zufrieden. Die meisten Teile sind dort, wo ich sie haben wollte.
die Grundierung mit Weinert Grundierung klappte besser als erwartet. Allerdings, und das sieht man hier noch nicht sehr deutlich, war die Oberfläche etwas rauh. Ich dachte mir zu diesem Zeitpunkt noch nichts dabei. Ich hatte, wie überall beschrieben, mehrere Schichten dünn mit der Airbrush aufgebracht-
Ich verstehe übrigens nicht, dass manche Leute sagen, das fänden das Messingmodell schöner als das lackierte Ergebnis. Ich finde sie grau VIEL schöner...
Kleiner Abstecher, ich verwende eine Iwata HP-C Airbrush mit 0,3 mm Düse, die ich gebraucht bei Ibei ersteigert habe. Ein hervorragendes Gerät. Mit einer 0,2mm Düse "verhungert" man beim flächigen lackieren.
Nach der Grundierung war ich schon ziemlich benebelt. Meine bessere Hälfte klagte, dass das ganze Haus nach Verdünnung stinken würde. Das war schon so, aber mir war es egal
Nach drei Schichten Grundierung und drei Schichten Lackierung mit Weinert Farbe sah das Ergebnis SO aus:
GANZ GROSSER FRUST (trotz Verdünnungsbeneblung!)
Es sieht so aus, als ob sich der Lack einfach nicht richtig verteilt. Eher gepulvert als lackiert.
Nach einigem Überlegen ein schneller Entschluss: runter mit der Farbe und nochmal probieren.
Ein wenig herumprobieren zeigte, dass die Weinert Farbe mit Spiritus hervorragend abgeht. Also die ganze Lok in dieses genau passende Gefäß,
mit Alkohol auffüllen und ab in das Ultraschallbad damit.
Nach sagenhaften 10 Minuten war der Lack restlos ab.
Da mir der Mief sowieso gewaltig auf die Nerven ging, habe ich Alternativen experimentiert.
Ich habe mich sowieso schon gewundert, weil die Weinert Farbe sich recht leicht an den Kanten abgegriffen hat. An den Kanten der Pufferbohlen war die Farbe immer wieder schell ab.
Ich habe mir also zusätzlich zu den Weinert Farben und den Vallejo Farben, die ich schon hatte, noch Oesling Farben beschafft, von denen ich schon viel gutes gehört hatte. Die Verarbeitung wurde meistens problematisch dargestellt, aber ich wollte es mal testen. Der Vorteil von Oesling Farben ist, dass es wie auch RAL 3002 gibt. Da die Weinert Radsätze schon rot sind, wollte ich möglichst wenig Farbunterschied haben.
Viele Testlackierungen später.....
kam ich allmählich auf den Unterschied.
Ich habe oft gelesen, dass man die Lackierung ganz dünn und in mehreren Schichten machen soll. Ich habe das leider nicht richtig verstanden. Die Farbe muss NASS auf dem Modell landen. Das Lösungsmittel in der Weinert Farbe scheint so leichtflüchtig zu sein (hicks), dass es am Modell schon teilweise verdunstet ist. Dadurch verläuft die Farbe nicht richtig. Vermutlich muss man die Farbe wesentlich stärker verdünnen, so dass der Auftrag hauptsächlich aus Verdünnung mit wenig Farbe besteht. Ich habe es aber nicht mehr ausprobiert, da ich mit Vallejo und mit Oesling hervorragende Ergebnisse erzielen konnte. Vallejo Model Air schwarz kann mit 10% Vallejo Flow Improver verspritzt werden. Die Oesling Farben habe ich so verdünnt: 50% Farbe / 40% Vallejo Thinner 71361 / 10% Vallejo Flow Improver 71562. Damit waren hervorragende Ergebnisse erzielbar.
Also noch mal von vorne:
-- zwei mal grundiert mit unverdünnter Vallejo Versünnung 74615 (1bar/0,3mm Düse). Die Farbe muss nass und glatt auf dem Modell liegen. Aber sie darf natürlich auf keinen Fall Nasen bilden.
-- zwei dünne, aber auch hier nasse Schichten Vallejo schwarz 71057 mit ca 10% Vallejo Flow improver 71562 verdünnt.
Leider habe ich beim letzten Auftrag eine Laufnase produziert, also noch mal ins Bad und von vorne
Das ganze ohne Nase wiederholt und so sieht das Ergebnis aus:
Jetzt war die Lackierung so gut, dass man auch Mängel am Bau sieht, z.B. am Vorwärmedeckel etc.
Ich war auf Wolke Sieben!!
Jetzt kamen noch die Schiebebilder drauf, was sehr gut klappte, das die Farbe schön glatt war. Weichmacher waren fast nicht nötig.
Die Lokschilder habe ich extra machen lassen und mit schwarzem Vallejo Lack aufgeklebt. Man liest zwar immer, das man das mit Klarlack machen soll, aber da ich ja die darunterliegende Farbe selbst lackiert habe, macht schwarz mehr Sinn. Übrigens lief 86 578 in Geislingen/Steige. Sie ist auf alten Bildern mit dem Scheibenrad-Nachläufer zu sehen.
Auf meinen Testblechen kann man schon sehen, dass ich viel mit Klarlack experimentiert habe. Hier sieht die Sache jetzt ganz anders als mit dem farbigen Lack aus. Wenn man eine matte Oberfläche haben möchte, darf man tatsächlich nur sehr dünn Mattlack 70520 unverdünnt aufnebeln. Auf dem letzten Bild kann man auch sehen, dass der matte Klarlack den Farbeindruck deutlich verändert (siehe Unterschied Rahmen / Räder). Die Räder sind nicht klarlackiert.
Zusammenfassung:
-- Weinert ist gar nicht so toll wie immer gedacht und stinkt mörderisch. Der Farbauftrag ist nicht sehr abgrifffest.
-- Oesling war recht leicht zu verarbeiten. Da die Farbe keine flüchtigen Lösungsmittel enthält, stinkt nichts. Nicht sehr abgrifffest.
-- Vallejo Model Air ist äusserst gutmütig zu verarbeiten und stinkt nicht. Die Abgrifffestigkeit ist so gut oder schlecht wie bei den anderen Farben. Der einzige Nachteil ist, dass es RAL3002 nicht als Model Air gibt, sondern nur als Model Color. Diese Farbe ist nicht für Airbrush eingestellt und muss anders verdünnt werden.
Ich hoffe, es hilft dem einen oder anderen...
Fragen?
schönen Abend,
Michael