Hallo,
nachdem ich bei meiner BR 94 bereits den Decoder ausgetauscht habe (nun werkelt ein ESU Loksound 4 in ihrem Inneren), ließ mir das Thema Telexkupplungen an dieser schönen Lok keine Ruhe. Außerdem schlummerten schon etwas länger zwei Kupplungen (Ersatzteile der V 90) auf meinem Schreibtisch...
Also ran an´s Werk, schnell die zwei Schrauben gelöst, und nachgeschaut wie man die Kabel verlegen könnte: Schnell kommt die Erkenntnis, die Lok ist offenbar schon vorbereitet!
Allerdings sollte man den Umbau nicht unterschätzen, das Verlegen der Kabel für die vordere Kupplung erfordert ein weitgehendes Zerlegen der Lok und erfordert eine gehörige Portion Geduld und Fingerspitzengefühl. Ich war zwischendurch so angespannt, dass ich keine Nerven mehr hatte zwischendurch noch Fotos zu schießen. Daher jetzt eine Beschreibung:
Zunächst habe ich den Decoder entfernt, danach auch die Platine gelöst und angehoben. Unterhalb der Platine findet man - vor der Lautsprechermulde - zwei kleine Löcher, durch die die Kabel der hinteren Telexkupplung geführt werden können. (Eines dieser Löcher wird durch ein Kontaktblech - wohl für die Masse der Platine - teilweise abgedeckt.)
Nachdem ich die Telexkupplung in den hinteren NEM-Schacht gesteckt hatte, verlegte ich die Kabel rechts und links der Kupplungsdeichsel ebenfalls zwischen den Luftbehältern und dem Lokboden. Dann löste ich den Fahrgestellboden (erst Schleifer entfernen, dann 3 kleine Kreutzschrauben und hob ihn hinten leicht an. Danach kann man die kleinen Kabeldurchführungen erkennen (mehr erahnen). Mit einer Pinzette - und viel Geduld - bekommt man die Kabel durch die entsprechenden Löcher gezogen. Beim Befestigen der Bodenplatte ist Vorsicht angesagt, damit die Radschleifkontakte hinter den Rädern bleiben.
Somit kommen die Kabel der hinteren Telex unterhalb der Platine im Lokinneren an, also alles perfekt!
Also frohen Mutes an die vordere Kupplung:
Wenn man die Unterseite der Lok betrachtet, so sieht man zwischen dem Y der vorderen Kupplungsdeichsel/kinematik ebenfalls zwei kleine Löcher. Schiebt man dort die Kupplungskabel hindurch, so kommen sie auf der Oberseite knapp hinter der vorderen Beleuchtungsplatine, direkt im dortigen Kabelkanal heraus. Wieder Perfekt! Aber genau jetzt wird es richtig mies...
Nachdem ich ca. 10 Minuten lang versucht hatte, ein Kabel durch den Kanal zu schieben, musste ich erkennen, dass dies offensichtlich unmöglich ist.
Also bleibt nur eine Alternative: Der gesamte Boden der Lok muss entfernt werden.
Dazu müssen Platine, Lautsprecher und Motor ausgebaut werden. Die Platine ist kein Problem (zwei Schrauben), und der Motor kann entnommen werden, nachdem man die Abdeckung des Schneckengetriebes und den Halter zwischen Motor und Schwungmasse mit einem Schraubendreher vorsichtig heruntergehebelt hat (beide sind geclipst).
An diesem Punkt empfehle ich, die Kabel der vorderen Beleuchtung / bzw. Rauchsatz von der Platine abzulöten, und Motor, Platine und Lautsprecher einfach beiseite zu legen. Ich habe das leider nicht getan...
Das zu entfernende Bauteil ist nur die gesamte von oben zu sehende "Platte" inclusive Pufferbohlen und Puffern. Wenn man mit einem schmalen Schraubendreher direkt in dem Spalt hinter der Pufferbohle nur minimal hebelt, so rastet das Bauteil leicht heraus. Das klappt vorne und hinten wunderbar, aber in der Mitte hält das Teil. Vorsichtiges Nachschauen brachte aber keine versteckten Rastnasen zum Vorschein, vielmehr befindt sich zwischen der Platte und dem Lokrahmen ein Stück doppelseitiges Klebeband, das sehr zäh ist...
Ich habe dann mit einem kleinen Schraubendreher von oben durch mehrere kleine Ausschnitte die Platte vom Klebeband nach und nach gelöst, und schließlich ließ sich die Platte abheben.
Jetzt ließen sich die Kupplungskabel durch den ersten Abschnitt des Kabelkanals schieben, bis sie am vorderen Motorhalter vorbei in einen offenen Ausschnitt kommen. Danach müssen sie aber noch unter dem Motor hindurch, wo die Kabel dann durch eine wirklich kleine Öffnung nach oben gelangen. Hier ließen sich die Kabel beim besten Willen nicht durchschieben.
Also habe ich zu einem Trick gegriffen: Ich nahm ein minimal dickeres Kabel, und schob dieses von der anderen Seite - also vom Getriebe aus in Richtung Front - durch den Kanal. Dann habe ich die Telexkabel daran angelötet, und konnte sie so doch hindurchziehen... (Hier ist wieder viel Geduld gefragt!)
Wenn man jetzt die Platte mit den Pufferbohlen wieder montiert, dann sollte man unbedingt auf den Verbleib der beiden vorderen Lichtleiter achten, da diese schnell herausfallen! Am besten beides auf den Kopf drehen. Die Platte rastet ohne Probleme wieder ein, man sollte aber vorher die Kabel durch die entspechenden Öffnungen führen...
Jetzt kann man Motor und Platine wieder montieren.
Das Durchmessen der Lokplatine brachte zutage, dass Aux 2 ein Lötpad hat, das in Fahrtrichtung gesehen rechts, direkt vor der Stiftleiste liegt, und der Decoderrückleiter einer der 4 Lötpads vorne links auf der Platine ist.
Die Kupplungen habe ich in Reihe geschaltet, und dann schwarz auf den Decoderrückleiter gelegt, sowie das helle Kabel auf Aux 2.
Auf die Decodereinstellungen gehe ich jetzt nicht explizit ein, jedenfalls muss - nach meinem Kenntnisstand - die Zeitdauer der Funktion begrenzt sein, um die Kupplungen nicht zu zerstören (ich habe 8 Sekunden eingestellt), und ich habe zusätzlich noch die Leistung des Ausgangs reduziert.
Fazit: Die Umrüstung ist machbar (da durch den Hersteller wohl bereits vorgesehen), aber erfordert viel Vorsicht und Geduld, und ist nicht wirklich Jedermanns Sache.
Ich hoffe hiermit den Umbauwilligen ein paar hilfreiche Hinweise mitgegeben zu haben,
Grüße,
Matthias