N-Bahnanlage aus Balsaholz
Da es an diesem Thema immer noch Interesse gibt, habe ich mich entschlossen, den Beitrag aus dem alten Stummi-Forum hierher zu kopieren. Demnächst gibt es auch Neues von der N-Modellbahn in Balsaholzbauweise.
Als ich im März 2010 eine Modellbahnausstellung besucht hatte, ahnte ich noch nicht, welche Folgen das haben würde. Ich hatte noch WinRail Version 3 auf der Festplatte und bastelte nach dem Besuch der Ausstellung an Gleisplänen herum. Als ich im Internet erfuhr, dass es eine aktuelle Version 10 gibt, habe ich mir diese für rund 50 Euro bestellt. Die nächsten drei Wochen hat mich WinRail 10 so fasziniert, dass ich fast den ganzen Tag damit verbrachte, Gleispläne zu entwerfen und zu modifizieren. Am Ende dieser drei Wochen war der Gleisplan meiner Traumanlage fertig im Computer, einschließlich der Geländeform.
Um es gleich vorweg zu schicken. Ich gehöre zur Gruppe der N-Spaßbahner. Am liebsten sehe ich meine Züge auf offener Strecke durch die Landschaft rauschen, statt in Bahnhöfen stehen. Außerdem will ich in überschaubarer Zeit ein (mich) ansprechendes Ergebnis sehen, statt es nach jahrelanger Bauzeit lediglich zu einer Bauruine zu bringen, die nie fertig gestellt wird.
Entsprechend simpel ist mein Gleisplan. Es handelt sich um einen großen, in sich verschlungenen Kreis mit drei Abstellgleisen im zweispurigen Bahnhof Neuffen (Vollmer) und einem Haltepunkt (Laubenstein) (siehe Bild 1 Gleisplan, das dritte Abstellgleis ist noch nicht einkonstruiert. Auch der Bebauungsplan ist nicht aktuell). Dieser Kreis ist in acht Blockabschnitte aufgeteilt. Die Abmessungen der Anlage sind 4,5 mal 0,8 Meter. Die Fahrstrecke beträgt etwa 30 Meter. Es ist vorgesehen, eher 3 als 4 Züge auf der neuen Anlage digital fahren zu lassen mit dem System Selectrix. Meine Selectrix Komponenten stammen alle noch aus dem Jahr 1989, meine Loks haben noch Lokdecoder ohne Beschleunigungs-/Bremsrampe, diese Rampen muss die Software generieren. Ich habe lediglich ein Selectrix-RS232 Interface, so dass ich zum in Bewegung setzen einer Lok bereits ein kleines Computer-Programm benötige.
Bild 1: Gleisplan meiner N-Anlage (nicht ganz aktuell, es fehlt das dritte Abstellgleis links unten)
Meine Altanlage, ein Fertiggelände „Schluchsee“ der Fa. Noch mit selbsterstelltem Erweiterungsanbau war und viel zu großen Steigungen war schnell abgerissen. Da ich die Minitrix-Gleise lediglich auf dem Schotterbett befestigt hatte und auf ein Einschottern verzichtet hatte, war das Gleismaterial praktisch noch neuwertig und uneingeschränkt wiederverwendungsfähig.
Bei der Planung der neuen Anlage war ich bemüht, die schlimmsten Anfängerfehler zu vermeiden. So verwendete ich keinen Radius R1, die Minitrix Bogenweichen mit Kunststoff-Herzstück sollten ebenfalls keine Verwendung mehr finden, da Loks dort immer wieder, vor allem bei Langsamfahrten, steckenblieben. Entsprechend dem Minitrix Ratgeber, ist die maximale Steigung/Gefälle auf 4% begrenzt was viel ist. Es zeigte sich aber dass, alle meine Loks und Zugzusammenstellungen diese Steigung mühelos bewältigen.
Im Vordergrund der Anlage verwendete ich größere Radien als an der Hinterseite. Zu Bemängeln sind vielleicht die vielen parallel zur Anlagenkante verlaufenden Gleistrassen.
Die Entscheidung zum Bau der Anlage fiel, als ich feststellte, dass WinRail 10 Schnittbogen für die Geländespanten erzeugen und im Maßstab 1:1 als Schnittbogen ausdrucken kann. Hier vorweg ein dickes Lob an Gunnar Blumert. Es stellte sich später heraus, dass alles – Gleisplan und Geländespantenschnittbogen – fast immer auf den Millimeter genau passte und nur sehr wenig Nacharbeit erforderlich war. Ich habe mich voll auf die Schnittbogen von WinRail 10 verlassen und wurde nicht enttäuscht. Das Raster für die Geländespanten ist 10 cm quadratisch. Bild 1a zeigt ein Bildschirmfoto der mit WinRail 10 konstruierten Geländetopologie des rechten Anlagenteils (Hörnle).
Bild 1a: Geländeplanung mit WinRail 10.
Um bei Verkabelungs- und Lötarbeiten mich nicht verrenken zu müssen, war geplant, die komplette Anlage um 90° hochklappen zu können und so bequem an die Unterseite herankommen zu können. Dazu ist die Anlage auf zwei Böcke aus dem Baumarkt aufgestützt und an der Hinterkante der Böcke mit Scharnieren befestigt. Die Anlage sollte möglichst leichtgewichtig werden, so dass ich sie ohne fremde Hilfe in die Vertikale und wieder zurück bewegen kann.
Ich habe deswegen – und das ist eine Besonderheit, die nach meiner Kenntnis noch niemand ausprobiert hat - den tragenden Unterbau und das Spantengerüst entgegen dem Rat von Modellbau Fachhändlern aus 5 mm Balsaholz aufgebaut.
Für den tragenden Unterbau wurden Balsa hart Vierkantrohre mit den Außenabmessungen 6x5 cm und einer Wandstärke von 5mm hergestellt (alles mit Weißleim verklebt). (Bild 2)
Bild2: Die hergestellten Balsa Vierkantrohre für den tragenden Unterbau
Diese Balsavierkant-Hohlkörper wurden für die benötigte Baulänge stumpf aneinander geklebt, jedoch an den vertikalen Innenseiten mit 3 mm Sperrholzlaschen zur Kraftaufnahme verstärkt. Den fertigen tragenden Balsaholz Unterbau sieht man auf den Bildern 3 und 4. Verwendet wurde hier Balsaholz 1. Wahl., für die Geländespanten wurde Holz 2. Wahl verwendet. Der Quadratmeter Balsaholz 2. Wahl mit 5mm Dicke kostet beim Großhändler 12 Euro, ich vermute mal, dass der Unterbau und das Spantengerüst aus Sperrholz mít Zuschnitt auch nicht billiger gekommen wäre. Das Balsaholz kann dagegen mit einem Cuttermesser leicht selbst geschnitten werden.
Den fertigen tragenden Unterbau zeigen die Bilder 3 und 4. An den Stoßstellen der Diagonalverstrebungen sind 3mm Sperrholzarmierungen oben und unten zu erkennen.
Bild 3: Tragender Unterbau aus Balsavierkant-Hohlkörpern linker Anlagenteil
Bild 4: ditto, rechter Anlagenteil
In Bild 5 und 6 wurde bereits mit dem Aufbringen der vertikalen Geländespanten begonnen. Im Vordergrund erkennt man die von der Blumert-Software ausgedruckten Geländespanten-Schnittbogen. Mehr als 500 Blatt Schreibmaschinenpapier war für den Ausdruck der Spanten-Schnittbogen erforderlich. In Bild 6 ist erkennbar, dass auf den Schnittbogen Pfeile ausgedruckt werden, auf denen später die Bahntrasse verläuft.
Bild 5: Vertikale Geländespanten, montiert am linken Anlagenteil
Bild 6: ditto, Blick von der anderen Richtung. Die mit Prittstift aufgeklebten Schnittbogen werden vor dem Einsetzen der horizontalen Geländespanten abgerissen.
Bild 7 zeigt das linke Anlagendrittel mit allen vertikalen und horizontalen Geländespanten. Untertunnelungen kommen in diesem Anlagenabschnitt nicht vor.
Bild 7: alle Geländespanten am linken Anlagenteil montiert.
Nach rechts wird das Gelände bergiger. Bild 8 zeigt das Hörnle, den höchesten Berg der Anlage am rechten Anlagenrand. Bei genauerem Hinsehen sind auf dem Bild die Ausschnitte für die Trassen in Tunneln erkennbar.
Bild 8: alle Geländespanten am rechten Anlagenteil montiert
Bild 9 zeigt den mittleren und rechten Anlagenteil. In der Mitte der Anlage befindet sich ein hügelartiger Berg, der ebenfalls untertunnelt ist, die Bergkuppen des mittleren Hügels und des rechten Hörnle sind abnehmbar, was auf Bild 9 an den wie Höhenlinien horizontal verlaufenden Rahmen in den Bergen erkennbar ist. Im mittleren Hügel sind die Sicherungen für die 48 Besetztgleisabschnitte untergebracht, im Hörnle rechts die Selectrix Zentraleinheit 2 sowie die Stromversorgung mit dem Trafo Trix Duo 1800. (siehe Bild 12 und 13 weiter unten)
Bild 9: mittlerer und rechter Anlagenteil, alle Geländespanten montiert.
Bild 10 und 11 zeigen bereits das Gelände mit aufgesetzter Bahntrasse, Schotterbett und Minitrix Gleisen. Es wurden nur vorkonfektionierte Gleise verwendet (keine Flexgleise), auch bei dieser Anlage habe ich die Gleise nicht eingeschottert sondern lediglich auf dem Schotterbett verlegt. (Vielleicht ist das ja noch nicht meine letzte Anlage.) Die Brücken sind bereits eingepasst und die Tunnelportale gesetzt. Die abnehmbare Bergkuppe des mittleren Hügels ist klar erkennbar.
Bild 10: Blick vom mittleren Berg auf den linken Anlagenteil. Im Hintergrund ist die Kibriburg schemenhaft erkennbar.
Bild 10a: eine weitere Ansicht vom linken Anlagenteil
Bild 11: Blick über die Mitte auf den rechten Anlagenteil mit dem Hörnle
Bild 12 und 13: Die fürs Fahren notwendige Selectrix-Verkabelung ist fertig, so dass Probefahrten durchgeführt werden können. Die Probefahrten verliefen übrigens auf Anhieb überaus erfolgreich. Es gab keine Entgleisungen und ungewollte Wagenentkupplungen. Eine Nacharbeit an der Gleistrasse war nicht erforderlich.
Bild 12: Sicherungen der 1 Ampere-Besetztmelder-Gleisabschnitte unter der abgenommenen Bergkuppe des mittleren Hügels
Bild 13: Im Hörnle befinden sich die Selectrix Zentraleinheit 2 und die Trix Duo 1800 Stromversorgung für Fahrstrom und Beleuchtung.
Bild 14: Die hochgeklappte Anlage mit den auf der Unterseite im tragenden Rahmen montierten Selectrix-Komponenten. Links oben auf dem Bild das Computer Interface mit aufgestecktem 25-poligem V24 Stecker.
Für die Modellbahn-Steuerung habe ich mir eigens ein kleines Netbook gekauft (Bild 15). Auf dem Bildschirm kann man die selbstgeschriebene Software erkennen, die als DOS-Software im Textmodus läuft. Für die Programmierung verwendet wurde der Echtzeit Multitasker RTKernel 4.5, was die Programmierung erheblich erleichtert und auch in der Eingabeaufforderung von Windows XP reibungslos funktuioniert. Die Software wurde in Turbo Pascal 5.0 erstellt und hat folgende wesentliche Eigenschaften: Sanftes Beschleunigen und Abbremsen auch von Loks ohne im Decoder eingebaute Beschleunigungsrampen, z.B. Fahrzeugdecoder 66826 und 66825 von Trix. Punktgenaues Halten vor roten Signalen. Plausibilitätskontrollen in der manuellen Betriebsart, z.B. Notbremse vor dem Befahren einer aufgeschnittenen Weiche mit polarisierbarem Herzstück oder beim Auffahren auf einen Prellbock. Automatik-Betrieb nach Fahrplan mittels einer selbstentwickelten Skriptsprache RCL (Railway Control Language).
Bild 15: Gesteuert wird die Bahn mit einem Netbook und selbstgemachter Software.
Bild 16 zeigt den linken Anlagenteil – die Kibri Burg – die Geländespanten wurden bereits mit Heki Geländekrepp überzogen. Unter der Stahlbogenbrücke führt eine Flurbereinigungsstraße durch, von der links der Weg zum Aufstieg zur Burg abzweigt und rechts ein Wanderweg, der sich längs durch die Anlage über den mittleren Berg bis zu Haltepunkt Laubenstein am Hörnle am rechten Anlagenrand hinzieht.
Bild 16: Die Kibriburg ist über eine Flurbereinigungsstraße und einen Fußweg erreichbar.
Bild 17 ist von der Anlagenrückseite aufgenommen. Der Verlauf des Wanderwegs, am Bergasthof Alpenblick vorbei zum mittleren Berg ist klar zu erkennen. An den Steilstücken verläuft der Wanderweg in Serpentinen. Am unteren Bildrand ist der Burgfelsen zu erkennen. Am linken Bildrand sieht man einen zweigleisigen Bahnübergang, der später einmal mit einer Schranke abgesichert wird. Rechts vom Berggasthof Alpenblick ist ein Kork-Übungs-Kletterfelsen zu sehen, wie sie für die fränkische Schweiz typisch sind. Ich will mich beim Ausgestalten der Landschaft von Motiven der fränkischen und schwäbischen Alb leiten lassen, z.B. von der Landschaft um Pottenstein in der fränkischen Schweiz. Ich habe mich entschieden meine Felspartien mit ausgesuchten Korkrindestücken zu gestalten. Ich habe mir viele Lehrhefte für den Landschaftsbau bei Modelleisenbahnen gekauft, die Gestaltung von Felsen mit Kork wird in keinem dieser Hefte überhaupt erwähnt, diese Bauweise scheint nicht mehr zeitgemäß zu sein zu sein.
Bild 17: Wanderweg längs entlang der Anlage am Bergasthof Alpenblick vorbei.
Bild 18: dersselbe Blick auf die Anlage wie Bild 17, nur vom vorderen Anlagenrand aus aufgenommen.
Außerdem erlaubt Bild 18 einen Blick bis zum Hörnle am rechten Anlagenrand. Durch das Tal zwischen mittlerem Berg und Hörnle zieht sich eine lange Stahlbrücke, am Hörnle verschwindet die Trasse unmittelbar am Ende der Brücke in einem Tunnel. Die Serpentinen des Wanderwegs vom Berggasthof Alpenblick zum mittleren Berg sind auf diesem Bild klar zu erkennen.
Bild 19: nochmal das Gebiet um den Berggasthof, das bereits beschrieben wurde.
Bild 20 zeigt schließlich mit Blick vom Hörnle aus den steilen Abstieg des von der Burg über den mittleren Berg kommenden Wanderwegs. Vielleicht baue ich auf dem mittleren Berg eine kleine Aussichtsplattform, so dass sich der Aufstieg für die Preiserlein lohnt.
Vor der talüberspannenden Stahlbrücke ist ein Festplatz eingeplant, auf dem das Vollmer Festzelt zu stehen kommt. Als ein Höhepunkt des Fests soll der Biernachschub mit einem Pferde-Brauereiwagen angeliefert werden. Was gefeiert wird ist noch nicht ganz klar.
Vor dem Platz für das Festzelt entlangt schlängelt sich ein Bach, der an der Rückseite des Hörnle entspringt und im unteren Lauf weitgehend parallel zur Bahntrasse verläuft und diese schließlich unterquert, was 2 kleinere Brücken notwendig macht. Links am Bildrand sieht man die Vorflutbrücke von Vollmer, die gebogene Brücke über dem Bachlauf ist zwecks Bauarbeiten auf dem Foto gerade herausgenommen worden.
Bild 20: Blick vom Hörnle über die talüberspannende Stahlbrücke.
Übrigens: die Anlage ist in dieser Bauphase immer noch so leicht, dass ich sie mit einer Hand hochklappen kann.
Im Moment habe ich einen Baustopp, da ich auf die Lieferung von Korkrinde für die Felsen warte.
Freundliche Grüße
Richard