Hallo zusammen,
Ich bin beeindruckt von den zahlreichen Vorschlägen, wie man eine V200 in eine Westernlok umbaut. "The Leader" ist schon ein extrem gutes Beispiel für eine unglaublich innovative Technologieentwicklung im Lokomotivbau. Nicht alles wird realisiert, klar.
Von meiner Frau habe ich übrigens erfahren, dass auch die V200, eine der markantesten Lokomotiven der deutschen Bundesbahn aus den 1950er Jahren, die Kopie eines Prototyps ist, der schon im Wilden Westen zu äußerster Perfektion gebracht wurde. Aber dann, wie so oft, von den großen Konzernen aus dem Markt gedrängt wurde.
Ja tatsächlich, man stelle es sich vor: die Lok, die Generationen von jungen Modelleisenbahnern als den ungeschlagenen Favoriten des modernen deutschen Eisenbahnwesens kennen und auf ihren Anlagen haben fahren lassen, die Diesellok schlechthin, elegant, leistungsstark, ein meisterhaftes Beispiel der Ingenieurskunst, den jeder Modelleisenbahnfabrikant als Flagschiff der Flotte unübersehbar in seinem Sortiment hatte, ja, der ist tatsächlich das Modell eines Plagiats! Eines Plagiats aus dem Land des großen Manitu! Siedler des mittleren Westens der USA haben es vor mehr als 100 Jahren gefunden. Als Fossil wurde es ausgegraben von Goldsuchern wie zum Beispiel von unseren Freunden aus Nugget Town.
Die Menschen konnten damals den Wert der Entdeckung nicht erkennen. Sie waren auf Gold aus. Was ein Dieselmotor ist, oder eine Druckluftbremse, oder eine Indusi, das wusste man damals nicht. Doch wir hier, heute, denen die V200 als kleines H0-Modell ihre glorreiche Geschichte erzählt, wir können es ans Licht bringen.
Ich weiß, Ihr glaubt das nicht. Ich sehe es daran, dass der Bildschirm meines Rechners anläuft. Ich selbst würde es nicht glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Ohren gehört hätte. Es besteht kein Zweifel. Fotos habe ich leider nicht.
Die Lok, die wir heute als V200 bezeichnen, ist eigentlich aus einer dieselelektrisch geheizten Dampfturbinenlok mit elektrischer Kraftübertragung entstanden. Ein Dieselmotor hat einen Generator angetrieben, dessen Strom zum Heizen eines Dampfkessels verwendet wurde. Mit dem Dampf wurde eine Turbine betrieben, die Strom für die Fahrmotoren erzeugt hat.
Es ist unglaublich. Ihr müsst zugeben, es ist sogar revolutionär. Und das alles in einer doch verhältnismäßig kompakten Lok, wenn man sie den moderen Großdiesel aus den USA gegenüberstellt.
Über die Lok wissen wir wenig. Sie war wohl zu ihrer Zeit so erfolgreich, flexibel und leistungsstark, dass man es für unnötig gehalten hat, sie weiter zu entwickeln. Aufzeichnungen, die man von der Lok gemacht hat, sind wohl nach dem zweiten Weltkrieg im Rahmen des Wirtschaftshilfe nach Deutschland gelangt. Die amerikanische Regierung dachte, man könne die Eisenbahn-Infrastruktur in Europa damit auf die schnellste und effizienteste Weise wieder zu neuem Leben entwickeln. Das Konzept ging auf, wie wir wissen. Natürlich hat man unter den schwierigen Randbedingungen der Nachkriegswirtschaft das Konzept vereinfachen müssen. Das ist ja verständlich. Herausgekommen ist die Baureihe V200 in der Form, die wir alle kennen. Noch immer großartig, wer wollte das bestreiten ?
Meine Frau und ich finden, man sollte der Lok zumindest im Modellformat auch in ihrer Heimat, in den Vereinigten Staaten des späten 19. Jahrhunderts, ein angemessenes Denkmal setzen. Jetzt, wo nach 150 Jahren Eisenbahnbau sogar ein echter Big Boy wieder unter Dampf steht, wäre das doch ein Zeichen, das im Stummi-Forum niemand übersehen könnte.
Grüße
Hans Martin & Manu