Zitat
Wie hätte die S 3/6 ausgesehen, hätte die DB später Witte-Windleitbleche an den Loks angebracht.
Das gab es! 1946 - also in Noch-Reichsbahnzeit, die "Deutsche Bundesbahn" wurde bekanntermaßen erst zwei Jahre später gegründet - experimentierte man beim BW Hof mit Windleitblechen. An diesen Versuchen nahmen u.a. teil die 18 412, die 18 419, die 38 1696 und die 01 199. Die 18 412 besaß die bekannten, von der Reichsbahn der S3/6 zugedachten Bleche, nur, dass diese oberhalb des Handlaufes nach dem Vorbild der Windleitbleche der Bauart "Grunewald" ("Wagner-Bleche" sind eine Erfindung der Modellbahnindustrie) nach innen gebogen waren. Mit Blechen gleichen Typs war die P8 ausgestattet worden, was ihr ein sehr gewöhnungsbedürftiges Äußeres gab.
Die 18 419 und die 01 199 hingegen hatten hochliegende "Witte-Windleitbleche" (dazu später mehr) erhalten, deren Oberkante in der Seitansicht quasi mit dem Kesselscheitel abschloss. Die Ergebnisse dieser Versuche führten bei der Baureihe 44 der späteren DR Ost zur allseits bekannten Windleitblechkonfiguration. Bei der Baureihe 01 der Bundesbahn rutschten die Windleitbleche auf die Höhe, die sie auch bei den Reihen 42 und 52 hatten, da die Pumpen verlegt wurden. Warum die S3/6 nicht nach dem Vorbild der 18.3 ebenfalls die kleinen Bleche bekam, erschließt sich mir nicht - möglicherweise lief dies dem ästhetischen Empfinden der bayerischen Personale wohl doch zu sehr zuwider. Allerdings wundere ich mich auch, dass es bis heute noch keine Märklin-Sonderserie dieser Ausführung der 18.4 gibt.
Übrigens: Auch der Terminus "Witte-Bleche" ist falsch. Sie hießen Bleche der "Bauart Degenkolb". Allerdings war der Name "Degenkolb" nach 1945 irgendwie out, woraus sich diese Umbenennung einfach erkären lässt. Die Bildbelege für die genannten Maschinen findet man übrigens im Baureihenbuch des EK-Verlages über die 01 (Wenzel, Solingen 1972, S. 106) sowie im S3/6-Klassiker von Hoecherl/ Kronawitter/ Tausche (Stuttgart 197 auf Seite 127.
Grüße!
Christian