CAVEMBOURG: Die Geschichte des Weins im Königreich Cavembourg Teil 2: Von Fasswagen, Liquid Chlorine und dem Wiener Weinskandal

#651 von greg , 13.12.2019 09:43

Die Geschichte des Weins im Königreich Cavembourg Teil 2: Von Fasswagen, Liquid Chlorine und dem Wiener Weinskandal von 1982

Königreich Cavembourg ist nicht nur Herkunftsland eines großartigen, einmaligen Weines, sondern, wie wir bereits wissen, ein von Schienen durchzogenes Eisenbahndorado. In keiner anderen europäischen Region spielt dieses Transportmittel für die Bevölkerung, aber auch für den Güterverkehr eine so wichtige, zentrale Rolle. Für den Transport von Wein war der Schienenverkehr über viele Dekaden Tradition und nationales Selbstverständnis.
So waren 1920 alle cavembourgischen Weingüter an das Eisenbahnnetz des Landes angeschlossen. Die einzelnen Betriebe hatten eigene Lager- und Güterabfertigungsgebäude errichtet und nutzten entsprechende Fasswagen für den Eisenbahntransport. Diese Wagen trugen meist hölzerne Fässer verschiedener Volumina und es prangten stolz die Namen der Weingüter oder schlicht das Herkunftsland darauf. Sie fuhren von Lissabon bis (entsprechend umgespurt) nach Moskau, wobei sie an manchen Übergabebahnhöfen streng bewacht werden mussten, da schon mal ganze Weinzüge abhanden kamen.
Auch in Übersee war der cavembourger Wein begehrt und beliebt.

Mit einem Amerikaaufenthalt von Napoleon III. gelangten bereits in den 1860ern nachweislich erste Weinfässer aus dem Königreich auf den amerikanischen Kontinent und auf die Getränkekarte von New Yorks ältester Restauration "Delmonico´s Restaurant"*, in dem der französische Staatsmann zu speisen pflegte. Auch wenn das "Delmonico´s" während der Alkohol-Prohibition (1920-1933) seine Pforten schloß, auf den Genuss des Clos Cavembourg mussten die amerikanischen Weinkenner in dieser Zeit nicht unbedingt verzichten. Ein englischer Distributor für Chemikalien, Waffen und Drogeriebedarf aus Birmingham, die Shelby-Company Ldt.** importierte, neben Gin und Rum, auch Wein aus Cavembourg in die USA. Dafür verschiffte das Unternehmen von New York aus leere amerikanischen Eisenbahnkesselwagen nach Europa und ließ sie im Hafen von Rotterdam mit dem roten Gold befüllen. Als "Liquid Chlorine" deklariert, gelangten die Kesselwagen über den Atlantik nach Chicago, von wo aus ein örtliches Partnerunternehmen*** den Inhalt auf dem Schwarzmarkt vertrieb. Um die Täuschung möglichst echt wirken zu lassen, beschriftete die Shelby-Company ihre Wagen entsprechend.
Im Laufe der Prohibitions-Zeit ging der Ausdruck "Liquid Chlorine" in den allgemeinen amerikanischen Sprachgebrauch über. Er wurde ein Synonym für "Guter Wein" oder auch schlicht "Europäischer Wein". Und wenn man heute in einem US-amerikanischen Restaurant eine Flasche "Liquid Chlorine" bestellt, bekommt man automatisch den teuersten Wein der Karte (das muss nicht unbedingt ein Cavembourger sein!).



Foto: Nicht weit vom Hafen Rotterdam hatte die Shelby Company Ltd. ein Areal gepachtet. Hinter Hecken, hohen Betonmauern und Zäunen waren die stationären Tanks gefüllt mit bestem Clos Cavembourg. Hier wurden die US-Kesselwagen betankt. Bis auf das Wappen Cavembourgs an dem großen Tank weist nichts auf diese Vorgänge hin. Das Foto ist von 1930. Die Abfüllstation existiert nicht mehr.****



Foto: Das Modell eines "Liquid Chlorine"-Kesselwagens stand bis in die 1970er als Denkmal vor der Alten Kelterei in Cavembourg/Stadt. In dem Gebäude befindet sich heute das Önologische Institut, der Wagen ist verschollen.



Weinetikett: 75 Jahre nach dem Ende der US-Prohibition erinnert diese Sonderedition eines Clos Cavembourg an die dunkle Zeit der Abstinenzbewegung. Diese Edition ist für den Export in die USA gedacht. Die "Red Right Hand" war das Logo der Shelby Company Ltd.. Mit dem gleichnamigen Song setzte der Musiker Nick Cave der Shelby Company ein Denkmal. Wobei auch die gewaltsame Seite der Unternehmenskultur hervorgehoben wird.

Bis in die 1980er exportierte man den Montcave weltweit in traditionellen Fasswagen, den Clos Cavembourg überwiegend in verschiedenen, teils modernen Kesselwagen. Diese Transportart war ein Markenzeichen geworden und eine Tradition, die 1982 schlagartig beendet werden musste, als es zum Wiener Weinskandal kam. Ein österreichischer Großhändler hatte scheinbar über Jahre bei der Flaschenabfüllung den teuren Montcave mit minderwertigem österreichischem Landwein gestreckt und damit den osteuropäischen Markt beliefert.
Auf die Schliche kam man dem Betrüger erst bei einem Staatsbesuch der cavembourgischen Königin Delane I.***** in Wien im Jahr 1982. Als man die österreichische Appellation des Montcave der Königin bei einem Staatsdiner mit dem österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky und seinem Verkehrsminister Benjamin Grottler****** kredenzte, spuckte sie den ersten Schluck geradewohl zurück ins österreichische Kristallglas und rief in einem seltenen Anflug unroyaler Derbheit aus, daß „diese schmierige Plörre nie und nimmer ein echter Montcave“ sei.
Für die Königin eine Bestätigung ihrer vorzüglichen Weinkenntnisse, für Österreich eine diplomatische Peinlichkeit und für den cavembourgischen Weinbau ein gewaltiges Imageproblem.



Foto: Cavembourger Wein im Odenwald auf der Strecke der Gersprenztalbahn. Auch in den entlegensten Gegenden legte man Wert auf einen guten Tropfen. Das Bild stammt aus den 1910ern. Foto von nilkram

Die bisherige Vermarktung und Transportlogistik musste sofort umgekrempelt werden und man versuchte dem Schaden mit kontrollierter Flaschenabfüllung auf den originären Weingütern zu begegnen. Die deutsche Firma Pahlgruber und Söhne baute kurzfristig mehrere Abzapf- und Verkorkungsanlagen auf den cavembourger Weingütern und konnte sich über viele Jahre das alleinige Vermarktungs- und Vertriebsrecht cavembourgischer Weine in Deutschland sichern ("Abgezapft und original verkork(s)t von Pahlgruber & Söhne!")*******.
Die Kesselwagen und traditionellen Fasswagen kamen von heute auf morgen außer Dienst und wurden abgestellt. Später sollten die hölzernen Fässer zwar eine wichtige Rolle beim Wiedererstarken so mancher schottischer Whiskydestille spielen, doch in den Weinexport kamen nun ausschließlich versiegelte Flaschenabfüllungen, die in normalen Güterwagen transportiert werden konnten.
Ein paar österreichische und pfälzische Winzer lernten aus dieser Geschichte wenig und panschten bis 1985 munter weiter sogar Frostschutzmittel in ihren Wein.********



Foto: Eine französische Lok Serie 040 D zieht einen Weinzug mit verschiedenen Fasswagen aus Cavembourg. Selbst ins Weinland Frankreich exportierte man hektoliterweise Cavembourger. Foto von 1920. Foto von nilkram



Foto: Manche Weingüter hatten sogar eigene Kleinlokomotiven. Hier eine Dampfspeicherlok eines Weingutes, die traditionelle Fasswagen aus Montcave bewegt. Das Foto stammt aus den 1970ern.



Foto oben: Bis 1982 konnte man Weinzüge wie diesen aus Cavembourg beobachten. Eine belgische Diesellok der Serie 55 mit modernen Weinkesselwagen am Haken



Foto: Ein Fasswagen aus Holz für den Montcave (links) und ein moderner Kesselwagen für den Clos Cavembourg.

Heute hat man sich von diesem Schock erholt. Die Clos Cavembourg sind ein streng kontrolliertes Qualitätsprodukt und der Royal Premier Grand Cru aus Montcave zu einem absoluten Luxusgut avanciert. Während das Bordelais gegenwärtig durch Pestizide in seinen Weinen Schlagzeilen macht, kann der Cavembourger auf seine strengen Grenzwerte verweisen. Er war bereits "Biowein", bevor es diesen Ausdruck überhaupt gab.
Die Preise für einen Montcave erreichen derweil astronomischen Höhen. Eine Flasche Royal Premier Cru 2017 kostet im Handel ab 500 €, der Spitzenjahrgang 2015 sogar mehr als das fünffache und sie werden fast unbezahlbar, je älter sie werden. Auch die Zweitweine erreichen oft dreistellige Summen und liegen damit in einer Preisklasse noch oberhalb von Rothschilds Lafite, der nach seinem plötzlichen Tod schließlich eine beträchtliche Sammlung feinster Montcaveweine in seinen Kellern vererbt hatte...



Foto: Als nahezu unbezahlbar gilt heute die erste originale Flaschenabfüllung eines Montcave von 1983. Es gibt nur noch wenige Flaschen davon.



Foto: Die schottische Whisky-Brennerei Ardbeg kaufte 1989 im Vorfeld ihrer Wiedereröffnung viele der ausrangierten cavembourgischen Fasswagen auf, um die Holzfässer zur Lagerung und Reifung ihres Whiskys zu verwenden. Foto: wikipedia



Foto: Chateau Lafit. Ob in den Kellern heute noch Montcave lagert? Foto: wikipedia



*Das Delmonico´s Restaurant war eines der ersten Restaurants in den USA. 1827 als Café eröffnet, musste es 1923 wegen der Prohibition schließen. Heute existiert zwar ein gleichnamiges Restaurant, das sich aus Marketinggründen auf dessen Geschichte bezieht, aber mit dem ursprünglichen Delmonicos nichts gemein hat.
**Die Shelby Company Ltd. ist ein fiktives Unternehmen aus der Netflix-Serie "Peaky Blinders". Die Serie handelt von einer Gipsy-Familie in Birmingham in den 1920ern, die mit Wettgeschäften, Waffenhandel und schließlich Alkoholschmuggel in die USA wohlhabend wird. Auch wenn ich nur die ersten drei Staffeln für (mässig) gelungen halte, besticht die Serie durch ihren Soundtrack mit Songs von Nick Cave, dem Hauptdarsteller Cillian Murphy und der exzessiven Gewaltdarstellung. Außerdem passt es so schön in diese Geschichte.
***ACHTUNG SPOILER: In der Serie "Peaky Blinders" arbeitet die Shelby Company Ltd. auch mit der Mafiaorganisation von Al Capone in Chicago zusammen.
****An dieser Stelle kommt das diesjährige Wichtelgeschenk für den Nutzer Ralf1968 aus dem Stummiforum ins Spiel. Ralf hat eine US-Anlage in Spurgröße N (ich nutze Spur H0). Weil ich das wieder in die Geschichte einbauen wollte, ist die ganze Amerikaidee entstanden. Zusammen mit dem Abfüll-Diorama gibt es einen passenden US-Tankwagen.
*****Königin Delane von Trix ist die Tochter von Königin Siegfriede I. und ihrem Geliebten xxx .... das wird erst etwas später enthüllt!
******Mehrere Kapitel der Geschichte aus Cavembourg befassen sich mit Benjamin Grottler. Er ist in Cavembourg geboren, der Liebe nach Österreich gefolgt (dort wurde sein gebürtiger Name "von Cavembourg" nach dem Anschluss Österreichs ins Dt. Reich zu "Grottler" eingedeutscht) und Bahnbeamter geworden. Im 2. Weltkrieg schloss er sich dem Widerstand der österreichischen Eisenbahner an. Ihm und seiner Gruppe gelangen einige spektakulären Sabotageaktionen, wie die Sprengung der Achbrücke in Reuthin (Vorarlberg) oder der Diebstahl einer schweren Güterzuglokomotive der Wehrmacht. Nach dem Krieg ging er in die Politik, wo er schließlich Verkehrsminister unter Kreisky war.
*******Zur Weihnachtszeit empfiehlt sich immer Loriots "Weihnachten bei Hoppenstedts"!
********Kleine Hommage an den ersten Lebensmittelskandal, den ich bewußt erlebte. Ich fand es als heranwachsender Nochnichtweintrinker bestürzend und abartig, wie Leute Flüssigkeiten, die eigentlich für Autos gedacht waren, in Lebensmittel schütten konnten. Das hat mein Misstrauen gegenüber der Lebensmittelindustrie nachhaltig geprägt und wird bis heute mehr oder weniger erfolgreich verdrängt.


Und ab nächster Woche geht es dann weiter in die Jahre der deutschen Besatzung: 1940 - 1944

Bis bald!

gregor


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zuletzt bearbeitet 21.10.2021 | Top

RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#652 von Jürgen , 13.12.2019 10:08

Hi Greg, eine sehr schöne, weinselige Abhandlung ... Der "Red Right Hand" hat mich aber irritiert. Ist das nicht der "Red Left Hand" ?

Viele Grüße
Jürgen


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Meine aktuellen Projekte: Maulbronn, ein schwäbischer Endbahnhof, 21.Juni 1922 und Zeitreise nach und in Maulbronn-West


 
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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#653 von Vorarlberg-Express , 13.12.2019 14:47

Hallo Gregor,
Einfach klasse , wie viel man hier ganz entspannt über die Geschichte des Weinbaus ausgehend von Cavembourg lernen kann! Wie immer toll recherchiert und erzählt - und auf eine prima Art noch dein Wichtelgeschenk eingebaut .
Freue mich schon auf die Fortsetzung!

Gerhard

PS: Ich trinke, wenn auch nicht so oft, und nicht so viel , *hicks* gerne mal ein Gläschen Wein, und bin da durchaus wählerisch. Wenn ich irgendwie zu einem weißen, trockenen Clos Cavembourg kommen könnte, würde ich den gerne mal probieren - du weißt nicht zufällig einen Weinhändler im Raum Oberschwaben ?




Mit Toni aus Müselbach unterwegs in meiner kleinen H0/H0e - Welt

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#654 von Claus B , 13.12.2019 16:22

Hallo Gregor,

Jürgen war schneller.

Zitat

Hi Greg, eine sehr schöne, weinselige Abhandlung ... Der "Red Right Hand" hat mich aber irritiert. Ist das nicht der "Red Left Hand" ?

Viele Grüße
Jürgen



.....aber wofür hat man Stummis die helfen Guckst Du hier:

rechte Hand von oben....




und rechte Hand von unten....



Ja nee - is' klar!!! Darfste benutzen. Mein Tag ist gelaufen und Spass inne Backen hatte ich auch.....

Kurzer Hinweis auf meine Weihnachtsgrüße - dieses Jahr keine Marzipanstory ( Ich kann ja nicht in jedem Jahr so eine Purlitzerpreis verdächtige Geschichte schreiben. ) viewtopic.php?f=172&t=153450&start=275#p2044277

Weiterhin viel Spass am gemeinsamen Hobby
Glück auf und bis demnächst aus dem fiktiven Essener Stadtteil Altenbeck


Hier geht es nach Essen Altenbeck



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Im Club bekennender Marzibahner

viele Grüße - Claus


 
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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#655 von Miraculus , 14.12.2019 07:50

Hi Gregor,

Danke für die Cavembourger Weingeschichten. Wieder viel gelernt, und/oder auch in Erinnerung gerufen .

Im Hinblick auf die Weinfass- und späteren Whiskeyfasswagen erklärt sich auch James Steams Vorliebe für "geschüttelt, nicht gerührt" .

Die angesprochene Serie der Peaky Blinders fand ich jetzt nicht so schlecht, die Musik allerdings erstklassig. Im Übrigen hatten die Protagonisten reale Vorbilder. Im folgenden Wikipediaartikel

Zitat
Pate für den Namen der Produktion stand eine Bande raufender Kleinkrimineller, die Peaky Blinders, die um 1890 in Birmingham tatsächlich ihr Unwesen trieb. Es ist zu vermuten, dass deren Name sich von den Schiebermützen („peaked caps“ ableitete, die die Bandenmitglieder trugen. Als Vorbild für die Gangsterbande der Serie dienten jedoch die ebenfalls historisch belegten Brummagem Boys um den ehemaligen Taschendieb William „Billy“ Kimber, die die lukrativen Pferdewetten ab 1920 kontrollierten.


Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Peaky_Bl...s_of_Birmingham
wurden aber völlig die Bezüge zu Cavembourg unterschlagen
Sorry für t: , aber es ist einfach zu gut
[youtu-be]https://youtu.be/MpEYKv6mGNI[/youtu-be]

...früher war mehr Lametta, und wann bekomm ich mein Geschenk?


Grüße


Peter

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#656 von Mornsgrans , 14.12.2019 11:16

Hallo Gregor,
Du wartest mal wieder mit sehr interessanten Fakten auf.

In meinen Archiven entdeckte ich kürzlich, dass auch die Japaner sehr vom Cavembourger Wein angetan waren.
Die Anfänge dürften in die zeit des 3. Reiches zurückreichen, als Japan mit Deutschland und Italien im Jahr 1940 den "Dreimächte-Pakt" angeschlossen hatte.
Damals war auch eine Abordnung der japanischen kaiserlichen Armee in Deutschland und besichtigte u.a. die Schlachtfelder des Westfeldzuges, vor Allem Fort Eben-Emael in Belgien und Teile der Maginot-Linie an Luxemburgs Südgrenze und die ehemaligen Schlachtfelder von Verdun.

Dabei berührte man auch Cavembourg und die Japaner waren auf einen Schlag Fans der Cavembourger Tropfen, als sie bei einer Einkehr in einem Cavembourgischen Weingut (in einer sog. "Kleinlage")mit dem vorzüglichen Tropfen verköstigt wurden.
Als lange nach dem 2. Weltkrieg der Cavenbourger Wein bekannt wurde, schloss man Lieferverträge zwischen japanischen Händlern sowie Liebhabern und den Cavembourger Lieferanten. Dies begünstigte die Entstehung Cavembourger Weinhäuser in Japan, die sich auch heute noch regen Zuspruchs erfreuen.

Angedenk des Montcave heißt das bekannteste japanische Weinhaus "Wine Bar Mont Cave". Ähnliche sind auch in anderen Städten zu finden und wirken allesamt europäisch rustikal und sind den Probierstuben Cavembourger Weingüter nachempfunden.

Ich glaube, es könnte interessant sein, zusätzlich die Geschichte Cavembourgs bezüglich ihrer Verbindungen nach Asien zu beleuchten, auch wenn die stärksten wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Aktivitäten mehr in Richtung westlicher Welt ausgerichtet waren.

Grüße aus Idar-Oberstein

Erich


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#657 von pollotrain , 14.12.2019 15:10

Moin Gregor,

bin zwar kein "Weintrinker" aber Deine Ausführungen waren
mal wieder sehr lehrreich, sehr gut
Vielleicht kann ich bei Dir ja noch ein wenig "Glühwein" ordern :
Ich glaube, ich bekomme Ärger mit meinen Beständen,
die werden wohl bei dem großen Ansturm dieses Jahr nicht reichen.
Einen schönen dritten Advent.


Gruß Thomas

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#658 von greg , 15.12.2019 15:47

Hallo und Prost liebe Freunde Cavembourgs! rost:

Danke für eure Kommentare und Hinweise. Es ist immer wieder super, wie ihr euch hier einbringt

@Jürgen: Danke für die Blumen!
Um es mit Ernst Jandl zu sagen:
Lechts und Rinks,
kann man nicht velwechsern.
werch ein illtum!


@Gerhard: Ja, das mit dem Wichtelgeschenk bitte noch nicht so laut! Leider hat das der Bewichtelte noch nicht offiziell vorgestellt und ich habe da etwas vorgegriffen. Hoffe es merkt keiner.....
Mit einem Weinhändler kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Frag mal bei Familie Haselmayr, vielleicht haben die Verbindungen

@Claus: Äh ja, ok. Danke! Schade um die Marzipanstory - aber da scheint dieses Jahr etwas die Luft raus zu sein. Trotzdem schön, dass einige die Marzibahnfahne hochhalten!

@Peter: Wo sonst als hier gibts die Peaky Blinders und die Hoppenstedts in einem Thread? Den Bogen muss man erstmal spannen....

@Erich: Von dir gibt es wieder ein sehr wichtige Ergänzung, die mir so völlig entgangen ist. Es gab ja bereits 1873 eine japanische Abordnung die auch das Königreich besuchte. Wobei damals der Wein noch keine Rolle spielte (zumindest finde ich keine Belege dafür). Seit dem besteht aber eine enge Freundschaft zwischen diesen beiden Staaten, die auch der 2. Weltkrieg nur kurzfristig einzutrüben vermochte. Heute gibt es einen regen Kultur- und Technologieaustausch, wobei die Japaner sich zu echten Fans der cavembourgischen Lebensart entwickelt haben. Das zeigt sich, wie von dir dargelegt, in ihrer Vorliebe für den Wein, aber auch in ihrem Verständnis für die Eisenbahn. Japan und Cavembourg haben das dichteste Schienennetz der Welt, Hochleistungszüge und eine funktionierende Infrastruktur (im Vergleich zu Deutschland, wo man sich heute eisenbahntechnisch immer mehr auf dem Balkan wähnt). Das Verhältnis und die Synergien dieser beiden Länder kann man nicht hoch genug einschätzen. Danke für deinen fundierten Beitrag!

@Thomas: Für Glühwein eignet sich ein günstiger Clos Cavembourg ganz hervorragend! Ich empfehle einen Schuß Amaretto dazu - das gibt eine Marzipannote und dann knallts erst richtig. rost: Dein Weihnachtsmarkt ist auch hier bekannt und lockt jährlich einige hundert Touristen aus Cavembourg an. Zumindest fährt um diese Zeit immer ein Touristensonderzug nach Göhrenthin. Ich muss bei Gelegenheit mal ein Foto davon machen.

Nun wünsch ich euch einen schönen, besinnlichen rost: 3. Adventsabend und eine gute Woche, bevor es am kommenden Freitag wieder etwas ernster wird und wir in den unschönen, aber trotzdem interessanten Teil der Geschichte des kleinen Landes Cavembourg einsteigen.....

Bis dahin!

rost:

gregor


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#659 von Mornsgrans , 15.12.2019 17:10

Zitat

@Erich: Von dir gibt es wieder ein sehr wichtige Ergänzung, die mir so völlig entgangen ist. Es gab ja bereits 1873 eine japanische Abordnung die auch das Königreich besuchte. Wobei damals der Wein noch keine Rolle spielte (zumindest finde ich keine Belege dafür). Seit dem besteht aber eine enge Freundschaft zwischen diesen beiden Staaten, die auch der 2. Weltkrieg nur kurzfristig einzutrüben vermochte.


Nun Gregor,
der Besuch war sehr wahrscheinlich wegen des Weines:
Dr. Ritter Wilhelm von Hamm veröffentlichte im Jahre 1874 bereits in zweiter Auflage (die erste erschien 1865) ein Weinbuch, in welchem er auf Seite 143f auch auf die Luxemburgischen Weine einging:

Zitat
... Das Moselgebiet des Großherzogtums Luxemburg baut ebenfalls auf ca. 820 Hektar leichte Weine zum Consum in dem Lande: die Production beträgt ca. 5-6000 Hektoliter. Das bekannteste Gewächs des Landes ist der Wormeldinger, welcher in guten Jahrgängen sich den besseren Moselweinen an die Seite stellt. Es mag hier gleich angefügt werden, dass auch an der Obermosel in den früheren französischen Departements Moselle und Meurthe nicht unbedeutender Weinbau betrieben wird, namentlich in der Gegend von Metz und Château Salins an der Seille.
...


Das lässt zumindest darauf schließen, dass in dieser Zeit auch in Cavembourg der Weinbau wieder aufgenommen worden war.

Damit haben wir zumindest einen Beleg dafür, dass Ende des 19. Jahrhunderts der Weinbau in Luxemburg (und damit wohl auch in Cavenbourg) wieder in Gang gekommen war. Die erste Auflage des Buches dürfte bei den Japanern erstes Interesse geweckt haben (was von der zeitlichen Abfolge so kurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, der weltweit für Ausfsehen gesorgt hatte, gut passt) .

Grüße aus Idar-Oberstein

Erich


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#660 von UKR , 15.12.2019 20:20

Moin Gregor,

vielen Dank an dich und alle ergänzenden Stummis für die Lehrreiche Beschreibung des Weinanbau`s und Transports im Königreich Cavembourg und grade die klassischen S/W Bilder mit den Fasswagen sind ein Träumchen. Ich bin schon auf den nächsten Weihnachtsmarkt bei Thomas gespannt, mit Hinweis auf den Clos Cavembourg mit einen Schuß Amaretto rost:

Und lass uns, auch wenn sie leider dazu gehört, nicht so lange in der dunklen Geschichte Cavenbourg, wir wollen ein fröhliches Königreich

Harzliche Grüsse und noch einen schönen dritten Adventsabend

Ulrich


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#661 von Schwelleheinz , 15.12.2019 20:36

Hallo Gregor,

man munkelt bereits das da ein Cavenburger Wein-Marzipan-Nostalgiesonderzug quer durch die Republik unterwegs sei flaster:


Grüße vom Hochrhein,

Hans-Dieter

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#662 von 7-Kuppler , 15.12.2019 21:18

Jo, da wäre ich dabei!
Vielleicht wirds ja ne schöne Tradition!?


Gruß in die Runde aus der "halben Rotunde" !
....... natürlich in TT !

Dirk

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#663 von 7-Kuppler , 15.12.2019 21:19

Jo, da wäre ich dabei!
Vielleicht wirds ja ne schöne Tradition!?


Gruß in die Runde aus der "halben Rotunde" !
....... natürlich in TT !

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#664 von greg , 16.12.2019 09:34

Einen wunderschönen Montagmorgen!

@Erich: Deine Quellen sind hervorragend! Das untermauert meine Darstellung. Nachdem der Herr von Hamm sein Weinbuch herausgebracht hatte, schob er lt. Wikipedia acht Jahre später ein Gedichtband hinterher. Da gibt es sicher auch einen direkten Zusammenhang


@Ulrich: Die S/W-Fotos sind von Forumsnutzer nilkram, der sie mir einfach so zur Verfügung gestellt hat und ohne die ich das Thema wahrscheinlich nicht abgehandelt hätte (oder nicht in dieser Ausführlichkeit) Man beachte bitte, dass er seine Fasswagen sogar entsprechend beschriftet hat!

Zitat


Und lass uns, auch wenn sie leider dazu gehört, nicht so lange in der dunklen Geschichte Cavenbourg, wir wollen ein fröhliches Königreich



Ich kann deine Sorge sehr gut verstehen! Diese Monstrosität die da auf das kleine Land zukommt, hat mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet (was aber durchaus Spaß gemacht hat). Zumal es ein sehr sensibles Thema ist, bei dem man sehr schnell mißverstanden werden kann. Was ist davon auf einer Modellbahn darstellbar, ohne den unterhaltsamen, erholsamen Charakter dieses Hobbys kaputt zu machen? Jeder legt da andere Maßstäbe an. Andererseits kann diese dunkle Zeit ein unterhaltsames Thema sein: Das belegen zahlreiche Kinofilme (von Charlie Chaplin über "Iron Sky" bis zu "Er ist wieder da" ). Mein Fokus lege ich auf die Eisenbahn und das persönliche Schicksal von Königin Siegfriede und ich hoffe der sehr freie erzählerische Umgang mit dem Thema (zum Teil mit stark geschichtsverfälschendem Charakter) sorgt nicht für allzu große Irritationen. Außerdem geht schließlich auch diese Zeit vorüber (auch wenn es mit bisher 12 Kapiteln etwas länger dauern wird). Bin selbst sehr gespannt, wie es aufgefasst wird.

@Hans-Dieter und @Dirk: Auch wenn mein erster Impuls ein anderer war: ich weiß leider nichts von dem Gerücht und kann dem einfach aus Zeitmangel dieses Jahr nicht mehr nachgehen. Aber vielleicht braucht die nächste Marzipankampagne 2020 etwas Verstärkung aus Cavembourg.....

Ich wünsch euch eine gute Woche

bis bald

gregor


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#665 von Miraculus , 16.12.2019 10:21

Hi Gregor,
12 Kapitel . Genial, wir warten drauf . Im Übrigen bin ich zuversichtlich, dass Du auch diese Klippe souverän umschiffst


Grüße


Peter

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#666 von 7-Kuppler , 16.12.2019 18:04

Zitat gregor:

@Dirk: Auch wenn mein erster Impuls ein anderer war: ich weiß leider nichts von dem Gerücht

Nanunana Gregor!
Du wirst doch wohl nicht an beginnender Alterdemenz leiden, LOL?

Nene alles gut, hätte aber bestimmt Spaß gemacht!


Gruß in die Runde aus der "halben Rotunde" !
....... natürlich in TT !

Dirk

Meine BW und RAW - Zangeleien:

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#667 von greg , 18.12.2019 11:34

Zitat

Hi Gregor,
12 Kapitel . Genial, wir warten drauf . Im Übrigen bin ich zuversichtlich, dass Du auch diese Klippe souverän umschiffst


Grüße



Hallo Peter

es sind sogar 14 Kapitel (weil einige doch etwas lang gerieten und geteilt werden mussten - sonst liest das keiner )

Bis Freitag!

gregor


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CAVEMBOURG: Der 2. Weltkrieg Teil 1: Das Ende des Königreichs und ein Panzerzug aus Cavembourg

#668 von greg , 20.12.2019 09:22

Der 2. Weltkrieg Teil 1: Das Ende des Königreichs und ein Panzerzug aus Cavembourg


Foto: Eines der wenigen Fotos vom Einmarsch der Deutschen in Cavembourg am 11. Mai 1940

Das Ende des Königreichs

Die Augenzeugenberichte des OVNIK-Starts und die spektakuläre Flucht der Königin hinterließen bei den Deutschen großen Eindruck und der Heeresleitung war klar, daß die OVNIC-Technologie für ihren Expansionskrieg sehr nützlich sein könnte. In den Tagen nach dem Einmarsch durchsuchten die deutschen Besatzungssoldaten daher systematisch sämtliche Einrichtungen, die auch nur im entferntesten danach aussahen, unbekannte technische Geräte herzustellen, oder damit in Verbindung zu stehen. Die Deutschen beschlagnahmten dabei alles, was ihnen verdächtig vorkam oder nützlich erschien. Sie konfiszierten Maschinen, Werkzeuge, komplette Labore und Forschungseinrichtungen, aber auch einfache Werkstätten und machten auch vor der berühmten Königlichen Lokomotivbaumanufaktur nicht halt. Der industrielle Sektor des Königreiches wurde geplündert und um Jahrzehnte zurückgeworfen.

Der deutsche Außenminister Ribbentrop versicherte den Cavembourgern (und auch den Luxemburgern) derweil, dass die territoriale und politische Unabhängigkeit des Königreichs nicht angetastet werde. Dieser Versicherung zum Trotz richteten die Besatzer im Juli 1940 eine Zivilverwaltung in Luxemburg ein, deren Chef Gustav Simon (Chef der Zivilverwaltung CdZ) in einer seiner ersten Amtshandlungen Cavembourg zu einem luxemburger Landkreis herabstufte, alle staatlichen Strukturen in die luxemburger Verwaltung eingliederte und damit das Königreich handstreichartig und faktisch auflöste. Amtssprache wurde deutsch, Namen und Bezeichnungen eingedeutscht, die französische Sprache verboten.

Diese Maßnahmen begleitete eine massive Propaganda, Schikanierung und Einschüchterung Andersdenkender oder Oppositioneller. Personen im öffentlichen Leben, insbesondere Aristokraten und Unternehmer waren starkem Druck ausgesetzt, während eine zentrale Kartei die persönliche Einstellung jedes Bürgers zum Naziregime dokumentierte. Wer Widerstand leistete, enthoben sie seines Amtes und es drohte die Ausweisung in die östlichen Teile des Reiches, schwere Fälle sogar die Verbringung in Konzentrationslager.

Der Chef des cavembourgischen Geheimdienstes (MOSSAC) General Hermann Merker tauchte unter und gründete im gleichen Monat die Widerstandsgruppe "Liga für Freiheit, Cavembourg und Monarchie" (LFCM).

Ein Panzerzug aus Cavembourg

Die Königlich-Cavembourgische Lokomotivbaumanufaktur wurde im August 1940 auf Kriegsproduktion umgestellt. Trotz der prekären Situation, hatte die Manufaktur den Befehl schienengebundene Panzerwagen auf Basis der in Polen eroberten Tatra T18 zu entwickeln. Im Sommer 1942 waren die Pläne eines leichten Panzerzuges so weit ausgereift, daß der Fertigung nichts mehr im Wege stand.



Foto: Ein Tatra T18 als deutsches Beutefahrzeug 1941. Hintergrund: Bereits Ende der 1920er entstand die Idee eines leichten Panzerzuges, der auch provisorisch verlegte Gleise und Behelfsbrücken befahren konnte. Motorgetriebene Einzelfahrzeuge, die man bei Bedarf zu Zugverbänden koppeln konnte, versprachen eine höhere Einsatzflexibilität gegenüber konventionellen Zügen mit Lokomotive und Wagons. Die in den tschechischen Tatra-Werken entwickelte T18 war eine Panzerdraisine, die auf diesen Überlegungen basierte und 1925 für die polnische Armee gebaut wurde. Während der Annexion der Tschechoslowakei und des Überfalls auf Polen eroberten die Deutschen mehrere T18.



Foto: 1943 - Die cavembourgische Weiterentwicklung des T18 auf der Drehscheibe der Dampflokmanufaktur. Ursprünglich waren zehn Panzerzüge mit jeweils sechs Einheiten bestellt worden. Nach der langen Fertigungszeit beschloss das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition die Produktion der restlichen Wagen in die Steyr-Daimler-Puch Werke nach Österreich zu verlagern. In wenigen Wochen wurden dort weitere fünf dieser Panzerzüge hergestellt.

Die cavembourgischen Fahrzeuge hatten einen luftgekühlter 3,5 Liter V8 - Motor mit einer Leistung von 70 PS, was eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h ermöglichte. Der Tankinhalt von 160 Litern reichte ungefähr 400 Kilometer. Im Innern waren in beiden Fahrrichtungen jeweils ein Fahrersitz und ein Sitz für einen MG-Schützen eingebaut. Ein fünftes Besatzungsmitglied saß mittig neben dem seitlich versetzten Motor und bediente je nach Bedarf die Funkanlage oder das MG im Mittelturm.

1943 waren die sechs Einheiten des Zuges einsatzbereit. Damit benötigte die Manufaktur mehr als drei Jahre um diese gepanzerten Motordraisinen herzustellen.
Auch wenn diese Entwicklungs- und Bauzeit aus heutiger Sicht vielleicht schnell erscheinen mag, für damalige Verhältnisse war es eine halbe Ewigkeit. Viele Historiker sehen in der ungewöhnlich langen Entwicklungs- und Bauzeit dieser eher einfachen Schienenfahrzeuge, trotz Lieferengpässen und Ressourcenknappheit, sogar einen Akt passiven Widerstandes.

Hinweis zum Film: Ausschnitt aus der Deutsche Wochenschau vom 20.10.1943. Es existieren zwei Fassungen dieses Beitrages. Die erste Originalaufnahme zeigt den cavembourgischen Panzerzug "im Einsatz". Die Bilder suggerieren, dass der Zug während des Filmens an der Ostfront eingesetzt war. Das stimmt nicht. Fast alle Sequenzen des Wochenschauberichts über den Panzerzug stammen nachweislich aus Cavembourg. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, daß sich am Anfang des Films und von den Wochenschaumachern zunächst unbemerkt, eine cavembourgische Staatsfahne ins Bild geschlichen hat. Reichspropagandaminister Goebbels begutachtete fast jede einzelne Wochenschau vor Veröffentlichung und nahm dabei zahlreiche Änderungen vor. Die Endfassungen zeigte man schließlich auch Hitler, der oft ebenfalls Änderungen veranlasste. Beiden Herren ist die Staatsfahne im Film über den Panzerzug nicht aufgefallen.
Dieser subtile Akt der Wehrkraftzersetzung sorgte beim cavembourgischen Kinopublikum für Belustigung*, beim deutschen Publikum für Entsetzen. Goebbels tobte. Der Vorfall fand auch Eingang in sein Tagebuch. Er schrieb auf ungewöhnlich deftige Weise am 25.10.1943: "Diese rotznasigen Kleinstaatler aus Kaffenburg! Sollen sie doch mit ihren Untertassen dem Churchill in den Arsch fliegen!"
Das Original und alle 2000 Kopien mussten neu geschnitten und der Beitrag vernichtet werden. Es blieb nur diese Kopie im Königlichen Staatsarchiv in Cavembourg erhalten. Ein neuer Film über einen Panzerzug musste in aller Eile gedreht und in die Wochenschau ergänzt werden. Dieser zweite Beitrag ist nicht mehr in Cavembourg gefilmt worden und ist vermutlich ebenso wenig authentisch, wie sein Vorgänger. Man kann ihn heute auch auf z.B. youtube (ab min. 2:06) ansehen. Hier die erste Fassung, das Original:




*Es kursierte damals ein Spruch: Wenn Cavembourg an der Ostfront liegt, dann ist Hitler schon einmal um die ganze Welt.

Fortsetzung folgt: Die Königin im Exil - Eine verhängnisvolle Affaire


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zuletzt bearbeitet 21.10.2021 | Top

RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#669 von Dampfliebe , 20.12.2019 11:56

Hallo Gregor,

Welch ein trauriges Kapitel der Geschichte auch für Cavembourg und die harten Zeiten haben gerade erst angefangen.
Die lange Fertigungsdauer der Tatra Panzerdraisinen läßt sich nur mit dem Widerstand der Beschäftigten der Cavembourger Dampflokmanufaktur gegen das ihnen aufgedrückte System erklären.
Wünschen wir den Cavembourgern das sie diese dunkle Zeit ihrer Geschichte ohne allzu viele Opfer überstehen.

Vive la Résistance du Cavembourg.

Gruß
Volker


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https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=15&t=170824


 
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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#670 von zugpferdchen , 20.12.2019 14:27

Deine Fotos und auch der Film, sehr realistisch und sehr gut gemacht! Wow!
Ist zwar meine Epoche (II), aber militärisch wird es bei mir nicht werden.

Aber, der Film beweist, dass die Reichsbahn (und Wehrmacht) auch auf Schienen mit Mittelkontakt fuhren...


Doch jetzt wechseln wir mal wieder das Fahrzeug:


Viele Grüße
Daniel


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#671 von Schwelleheinz , 20.12.2019 20:55

Hallo Gregor,

hier in Säckingen ist gerade eine Delegation aus Cavembourg eingetroffen

viewtopic.php?f=64&t=109645&start=725#p2050327


Grüße vom Hochrhein,

Hans-Dieter

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#672 von Mornsgrans , 20.12.2019 21:38

Hallo Gregor,
interessante Fakten und Bilder, mit denen Du da aufwartest. Es war in der Tat so, dass die Beiträge in den Wochenschauen aus allem möglichen Material zusammengeschnitten wurden, um den Zuschauern eine möglichst optimale Selbstdarstellung zu präsentieren. - Klar, dass da manchmal etwas schief lief.

Dass die Produktion der Panzerzugwagen so lange dauerte, war definitiv eine Widerstandsaktion. Der Grat, den die Cavembourger dabei beschritten, war sehr schmal und gefährlich, da es in anderen besetzten Gebieten sehr oft zu sogenannten "Strafaktionen" gegen Saboteure kam. Das bekam vor Allem der Widerstand in Frankreich, auf dem Balkan und in den besetzten Gebieten im Osten Europas zu spüren.

Grüße aus Idar-Oberstein

Erich


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#673 von Claus B , 20.12.2019 22:36

Hallo Gregor,

ein toller Einstieg in den nächsten Zeitzyklus Cavembourgs. Ich bin mal wieder allen Unterverweisen gefolgt und habe mal wieder einiges gelesen und auch neues gelernt. Ich bin wirklich gespannt wie es weitergeht. Du hast auch ein super Video gemacht welches sich (wenn man das Schienenmaterial geflissendlich übersieht ) mit dem modellbahnerischen Teil super in den Originalfilm einfügt.

Weiter so! Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen.

Meine Weihnachtsgrüße: viewtopic.php?f=172&t=153450&start=275#p2044277

Weiterhin viel Spass am gemeinsamen Hobby
Glück auf und bis demnächst aus dem fiktiven Essener Stadtteil Altenbeck


Hier geht es nach Essen Altenbeck



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Essen Altenbeck auf YouTube
Im Club bekennender Marzibahner

viele Grüße - Claus


 
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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#674 von Miraculus , 21.12.2019 22:40

Hallo Gregor,

vielen Dank für die Fortführung Cavembourgs Geschichte. Insbesondere das erste Bild ist, hhmmmm, wie soll ich sagen, schaurig-schön, weil es die damalige Situation eindeutig aufzeigt.

Die Subversivität und Wehrkraftzersetzung durch subtile Zeitverzögerung der Cavembourger bei der Entwicklung und Bau der Panzerzüge erinnerte mich sofort an

[youtu-be]https://youtu.be/1kNFuf_kWQ4[/youtu-be]

Dieser Film sei, bei aller z.T. auch berechtigter Kritik, allen Ewiggestrigen anempfohlen ihn mit offenen Augen und Ohren anzuschauen. Oskar Schindler hat ja unbrauchbare Granathülsen produziert. In Erinnerung blieb auch, dass er Kinderhände brauche, um die Hülsen von Innen zu polieren. Ob wahr, oder Mythos sei mal dahin gestellt.

Und "deine" Wochenschau ist top zusammengestellt und wirklich sehenswert.

Bin gespannt wie's weitergeht.


Adventsgruß


Peter

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#675 von greg , 22.12.2019 16:53

Hallo liebe Stummis

in unserer Geschichte ist das letzte Kapitel das bisher meist geklickte (lt. Zugriffszahlen). Dafür erstmal ein Dankeschön!

Und nun zur Post:

@Volker: Ein dunkles Kapitel, aber die Cavembourger wären keine Cavembourger, wenn sie dem nicht auf ihre Weise etwas entgegen stellen würden. Zwar sind es meist kleine Nadelstiche, aber sie zeigen den Okkupanten, dass sie mit ihrer Großmannssucht nicht willkommen sind. Und wie wir ja wissen, geht auch diese Zeit vorüber.

@Daniel: Danke für das Lob! Die Reichsbahn fuhr zumindest in Cavembourg auf Mittelkontaktgleisen....aber auch die SNCF, die DB, die CFL die SNCB und allen voran die SRCF (die cavembourgische Staatsbahn) - bis heute. Die Zeit der Reichsbahn geht vorüber....

@Hans-Dieter: Dein Beitrag ist grandios! Köstlich! Schön, dass die beiden E-Loks bei dir ein neues BW gefunden haben.

@Erich: Wir werden noch erfahren, daß die weltweit berühmte Lokomotivbauschmiede in Cavembourg, mit ihren einmaligen Resourcen an Wissen und Knowhow, den Deutschen nicht viel genutzt hat. Einmal wird ihr Chefingenieur sogar offen gegen ein Lieblingsprojekt des Führers intervenieren. Aber davon später (Kleiner Spoiler: Er wird es unversehrt überleben!)

@Claus: Schön, dass du meinen Links folgst und die Arbeit, die damit verbunden ist, honorierst. Ich versuch immer mehr nicht nur auf Wikipedia zu verweisen, sondern auf weiterführende, hintergründige Inhalte zu verlinken, die man vielleicht nicht so kennt. Das wird später noch ganz interessant.... flaster:

@Peter: Ich kennen natürlich den Film, auch wenn ich ihn auf Grund seiner zum Teil sehr gefühlsbetonten/künstlerischen Metaebenen und metaphorischen Aufmachung ala Spielberg persönlich nicht sehr mag. Er ist aber extrem wichtig und findet bei vielen, vor allem auch Jugendlichen, Zugang. Die Cavembourger sind durch und durch Monarchisten und stehen 100% hinter ihrem gekrönten Oberhaupt, der Königin. Das wird auch ein durchgeknallter Postkartenzeichner aus Braunau bald erfahren.

Am kommenden Freitag geht es weiter. Da begleiten wir Königin Siegfriede ins Exil.
Und nun bleibt mir nur, euch schöne, ruhige Feiertage zu wünschen, mit Zeit für eure Familien und natürlich der Modelleisenbahn!


Bis dahin

gregor


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