Hallo liebe Modellbahnfreunde,
in den letzten Tagen habe ich aus diversen Gründen nicht so viel an meinem P8-Umbauprojekt arbeiten können. Dennoch nähert sich der BW-Aufenthalt dem Ende. Es fehlt noch das elektronische Lokpersonal und dann kann getestet werden. Ich habe vorerst nur das Vorlaufdrehgestell mit neuen Stromabnehmern ausgestattet und aus Zeitgründen den weiteren Umbau des Tenders erst einmal gelassen. Das umgebaute Getriebe habe in ein anderes, unbearbeitetes Tender-Chassis verpflanzt. Die Stromabnahme aus dem Tender teste ich bei einer weiteren BR 38, die noch in der Schublade liegt. Die Testfahrten auf der Anlage werden dann zeigen, ob auch dieser Tender noch zur Stromabnahme herangezogen wird.
Vor der neuen Bilderflut die Post:
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... Das ist total interessant und sehr schön anzusehen. Natürlich interessiert mich auch brennend, wie man so ein Gestänge wieder verkantungsfrei zusammensetzt. Wenn es Dir nichts ausmacht, würde ich das gerne sehen ...
@Daniel
Den Dank habe ich an meine Frau weitergeleitet. Sie meinte, sie hätte sich kaum getraut, die kleinen Teile in die Hand zu nehmen. Naja, wenn man das nicht so oft macht ... sooo empfindlich sind die meisten Teile ja nicht. Die alten Konstruktionen haben den Vorteil, relativ robust und betriebstauglich zu sein. Meine Ergänzungen habe ich eigentlich auch so stabil wie möglich ausgelegt. Wir werden sehen, wie sich meinen Anbauten in der Praxis bewähren.
Die Bilder und Beschreibung zum Zusammenbau des Gestänges findest Du unten ...
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... Genau so wichtig ist übrigens die rechtwinklige Lage der Bohrungen im Rahmen, sonst steht das Fahrzeug schräg auf dem Gleis ...
@Peter
Damit hast Du völlig recht. Beim Einspannen habe ich mir einige Mühe gegeben. Bis jetzt wackelt nichts ...
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... Die 38er von Fleischmann gehört zu meinen Lieblingsdampfloks, weil sie sehr "genügsam" ist und bisher immer problemlos auch schwierige Gleisabschnitte, Radius 1-Kurven mit Bogenweiche problemlos meisterte. Fahrverhalten leise und die Übersetzung Motor/Zahnräder ist nach meinem Empfingen sehr gut. Außerdem hat sie eine vergleichsweise sehr gute Zugkraft. Simpel ausgedrückt: Ich bin begeistert von dieser Lok. Auch bekommt man sie relativ günstig und sie lassen sich recht gut öffnen, reinigen. Das Gestänge in seine Einzelteile zerlegen, habe ich mich allerdings noch nicht getraut. Erfahrungsgemäß, von anderen Dampfloks, kriege ich das Gestänge nie mehr so eingebaut, dass die Lok "schaukelfrei" hinterher wieder fährt ...
@Frank
Das sehe ich ähnlich und ich mag die 38er ebenfalls sehr als Universallok. Sicher gibt es einige Kritikpunkte an der alten Konstruktion aus den 70ern. Die Stromabnahme nur von den drei Kuppelachsen bei der Kombination mit dem kleinen Kastentender 2´2´T21,5 ist etwas wenig. Die Zugkraft reicht m.E. für vorbildgerechte Garnituren. Man könnte aber sogar die beiden mittleren Tenderachsen auch noch mit Haftis ausrüsten. Dann würde es aber vlt. für den Motor gefährlich werden.
Bei der Getriebeübersetzung bin ich allerdings anderer Ansicht. Die Maschinen fahren viel zu schnell. Wir sind wohl zu sehr an das Bild rasender Modelle gewöhnt. Schau Dir z.B. mal an, wie langsam sich das Gestänge bei den Vorbildern bewegt. Die wirbelnden Stangen unserer Modelle wirst Du nicht finden.
Mit der Minitrix-Version gibt es zwar eine aktuelle Alternative, die aber auch - wie man so hört - ihre Macken hat. Mir persönlich ist das Modell zu teuer. Da schraube ich lieber an einem alten Modell herum und rette ein paar Schätzchen vor der Tonne.
Wenn die Lok nach dem Zusammenbau - wie von Dir beschrieben - eiert, hast Du wahrscheinlich die Lokräder auf einer Achse gegeneinander verdreht. Das lässt sich richten ...
@All
Heute will ich tatsächlich ausführlicher auf den Zusammenbau des Gestänges eingehen. Für die erfahrenen Lokschrauber wird's also vlt. etwas langweilig. Am besten wäre das mit einem Video zu zeigen. Ich hoffe, meine Bilder zeigen aber auch die Zusammenhänge.
Es gibt ein paar wichtige Dinge, auf die zu achten ist. Auf jeden Fall ist zu kontrollieren, ob die Räder alle auf der Achse den gleichen Versatz aufweisen. Die Löcher für die Steckbolzen sind bei den meisten Modellen um 90° gegeneinander versetzt. Sollten sich die Räder z.B. bei der Demontage auf der Achse gedreht haben, muss erst korrigiert werden. Dabei kann man auch gleich das Radsatzinnenmaß kontrollieren. stimmt der Abstand de Räder nicht, so sind Entgleisungen vorprogrammiert.
Oft lässt sich das Gestänge trotz verdrehter Räder montieren. Das Ergebnis ist ein Schaukelpferd oder gar ein klemmendes Gestänge. Nach der Montage sollte alles weich und reibungsarm laufen. Andernfalls heißt das Motto Fehlersuche bzw. Korrektur... So, auf geht's:
Das ist die Kontaktplatte mit Zylinderblock und ein paar angenieteten, beweglichen Teilen. Wie die scharfäugigen Beobachter vlt. feststellen werden, habe ich die Vertiefungen der Gestänge inzwischen rot ausgelegt. Ich habe aber nicht auf die von Peter (GMWE) vorgeschlagenen Streifendecals zurückgegriffen, sondern klassisch mit Pinsel und Farbe (Revell Nr. 330 "Feuerrot") gearbeitet. Mit einem feinen Pinsel 10/0 klappt das ganz ordentlich. Auch ich habe mal Farbe daneben gekleckert und über gemalt. Das ist aber nicht weiter tragisch. da sich diese Kleckse oder unscharfe Ränder mit einem Zahnstocher prima weg radieren lassen. Ich finde, das Rot steht den Stängelchen gut.
Bevor ich zur Montage des Gestänges komme, möchte ich Euch zuerst das umgebaute Drehgestell zeigen. Die beiden Achsen habe ich mit zusätzlichen Kontaktfedern ausgestattet. Leider habe ich erst nach dem Zusammenbau bemerkt, dass ich im Eifer des Bastelns keine Fotos gemacht habe ... sorry ops: . Da ich das fertige Fahrwerk nicht wieder komplett zerlegen wollte, zeige ich Euch ein paar Bilder im eingebauten Zustand:
Ich hoffe, es ist auch so zu erkennen, wie die Kontaktfedern aus Federbronze auf den Spurkränzen aufliegen. Von oben sind die Kontakte rot lackiert, so dass sie im Betrieb kaum auffallen. Die Drähte sind durch zwei Bohrungen noch oben geführt:
Die dünnen, hochflexiblen Drähte behindern die Bewegung des Drehgestells kaum. Der hohe Teflonanteil bei der Isolierung sogt außerdem für eine exzellente Lötbarkeit der Litzen. Noch zwei Dinge sind zu sehen ... da ist zunächst einmal der Kratzer vor der Bohrung. Dieses Loch hat einige Nerven gekostet. Nee ... ich war fast durch, da bricht mir der 0,5 mm Bohrer ab. Die Spitze war zwar gerade noch zu greifen, aber sie hatte sich in dem weichen Metall festgefressen. Ich musste alle Kunst aufbieten, um das verflixte Ding wieder heraus zu kriegen. Naja, der Bohrer war sowieso tot, da konnte ich ein paar Würgetechniken anwenden. Nur, ohne Kratzer ging es nicht ab.
Wer die Fleischmann Drehgestelle kennt, dem wird zweitens das unten eingeklebte Metall zur Beschwerung auffallen. Wenn die Räder ihren neuen Zweitjob als Stromabnehmer ordentlich machen wollen, brauchen sie Druck. Sonst nehmen sie zwar Strom ab, aber verweigern die zusätzliche Drehung. Zusammen mit der Andruckfeder, die sich oben am Lokchassis abstützt, verhilft das Zusatzgewicht den Rädern zu ganz neuen Multitasking-Fähigkeiten.
Auch wenn es aus der Fotoperspektive vlt. anders aussieht, die Achsen sind trotz des Gewichtes frei beweglich und stoßen nicht an.
Die Leitungen tauchen nach dem Durchstecken tatsächlich oben auf ... alles andere wäre auch sehr merkwürdig.
Mit Hin- und Wegkleber sorge ich für einen Verlauf, der mir einigermaßen gefiel ... die Leitungen waren zunächst ganz anderer Ansicht. Sie hatten letztlich keine Chance und sie sitzen nun brav und angelötet an die Federbleche der Hauptstromabnahme auf ihrem Platz.
Und wo wir gerade bei den Federblechen sind ... ich habe die Kontaktflächen gereinigt und vorsichtig mit einem Glasfaserstift poliert. Einige Federn berührten nach dem Aufsetzen der Kontaktplatte die Spurkränze nicht. Mit der Pinzette bog ich sie wieder auf den Weg der Tugend. Sie sollen aufliegen, aber die Räder nicht blockieren.
Nun aber endlich zum Gestänge. Den Zusammenbau beginne ich i.d.R. mit einer Kuppelstange. Die Steckbolzen hüpfen gern davon. Mit der Pinzette kann man sie zwar gut am Kragen packen, aber man sollte nicht zu fest zudrücken. Bei zu viel Krafteinsatz springen die Teile meterweit durch die Bude ... weg sind sie. Sowieso ... nicht verkrampfen, locker bleiben und mit Bedacht und Überlegung arbeiten. Dann ist das alles ziemlich einfach zu machen.
Sind die Bolzen gesetzt, drücke ich sie mit einer Pinzette fest an ihren angestammten Platz:
In das viereckige Loch kommt die Gegenkurbel, die ja seit dem ersten Bild schon erwartungsvoll an der Kontaktplatte baumelt. Aber haaaalt ... es fehlt noch der Kreuzkopf mit der Treibstange. der Kreuzkopf läuft später auf der Gleitbahn hin und her und er trägt die Kolbenstange. Den Antriebsmost holt unsere Lok nun nicht aus dem Zylinder, dennoch will die Kolbenstange in das Loch am Zylinderblock eingefädelt werden. Und der Kreuzkopf will auf die Gleitbahn und dann will noch dieses kleine Hebelchen mitspielen ... der Voreilhebel ... der bei einer richtigen Dampfmaschine die Ventile oberhalb des Zylinders betätigt. Er ist ebenfalls auf dem ersten Bild vor dem Zylinderblock zu sehen. Das ganze Gedöns muss nun zusammenkommen ... keine Angst, die Fleischmänner haben sich hier ein paar Tricks einfallen lassen. Schauen wir uns den Kreuzkopf vor der Montage mal genauer an ... hier ist das Teil von hinten:
Oben ist die die Aussparung für die Gleitbahn sofort zu erkennen. Darunter ist die Treibstange beweglich angenietet. Hier fällt die Lasche auf, die sich vor die Gleitbahn legen lässt. Das nächste Bild zeigt die Sache mit der halb zugeklapptem Aussparung am Kreuzkopf .. das VGSH deutet darauf:
Ich sehe gerade. ich habe doch noch übergepinselt ... und Dreck mit eingepinselt. Ach, das kommt vom Metallguss oder so ... Ich hab's später noch korrigiert.
Jedenfalls zeigt das nächste Bild das Schließen des Kanals von vorn, bevor es beim Schätzchen zur Sache geht:
Wir erkennen auf der Kolbenstange eine Lasche. Die Fleischmänner haben sich irgendwann entschlossen, hier den eingesteckten Voreilhebel mitzunehmen. Andere Hersteller haben andere Lösungen gefunden und z.B. die ganze Baugruppe komplett vernietet. Ich finde die Montage so aber sehr elegant und einfach. Also, man klappt die Gleitbahn auf, fädelt die Kolbenstange in das Loch am Zylinderblock, steckt von oben den Voreilhebel in die Tasche, setzt den Kreuzkopf auf die Gleitbahn, klappt die Treibstange nach hinten und ... es sitzt. Das geht mit etwas Üben wesentlich schneller, als Ihr es hier nachlesen könnt. Auf dem letzten Bild ist zu sehen, wie die Teile später alle sitzen müssen.
Vorher müssen wir uns noch um die immer noch unmotivierte Gehenkurbel kümmern. Dazu führen wir die Treibstange unter dem senkrechten Fangeisen mit der Öse über die entsprechende viereckige Stecköffnung am Treibrad. Warum ich betone, dass die Treibstange unter das Fangeisen gehört ... ob ihr es glaubt oder nicht ... ein Modellbahnkollege hatte es tatsächlich geschafft, die Stange darüber zu legen und so das Gestänge zusammen gesteckt. Klar, die Stange war dabei komplett verbogen und es drehte sich nix. So kam er kam völlig entnervt zu mir und hoffte auf Unterstützung. Es ist mir einigermaßen schleierhaft, wie man auf eine solche Idee kommen kann. Die Reparatur dauerte nur wenige Minuten und ich konnte ein paar leicht verdiente Pluspunkte sammeln.
Wie herum muss nun die Gegenkurbel rein. Das kann man sich mit einer Eselsbrücke ganz schnell ableiten. Wenn die Kuppelstange ganz unten ist, muss die Gegenkurbel nach oben zeigen ... es ist ja eine Gegen-Kurbel. Manchmal ist es etwas fummelig, die viereckige Stecknase in das Loch im Rad zu bekommen. Es gelingt nicht mit Gewalt, sondern mit Gefühl. Wenn man die Kurbel mit der Pinzette am Hals gepackt hat, findet sie fast von allein den richtigen Weg, wenn man sie leicht hin und herdreht. Da der Bolzen durch die Ösen an der Treib- und Kuppelstange gesteckt wird, können sie manchmal das Herunterdrücken der Gegenkurbel verhindern. Oben geht der viereckige Stift in eine runde Achse über. Die Ösen müssen also u.U. aus dem Weg geschoben werden, bis sie auf dem runden Teil laufen und der Vierkant komplett im Loch verschwunden ist. Sonst kann sich die Gegenkurbel bei voller Fahrt lösen und schwere Modellunfälle hervorrufen ... wer also Spaß am Feuerwehr- und Rettungswageneinsatz hat, kann es auch anders machen.
Was bleibt ... wer sein Modell liebt, der schiebt ...:
Nee ... nicht drauf drücken ... von hinten und von vorn ... waagerecht schieben. Wenn sich so ohne Haube und ohne Zusatzgewicht alles leicht und sauber dreht ... dann ist Zeit für ein zufriedenes Lächeln.
Noch ein paar Hinweise:
Wenn ich die zweite Seite montiere, lege ich zuerst die Kuppelstange auf die Räder. Sie sind ja bereits durch die fertige Seite mehr oder weniger fixiert. Die Montagelöcher in den Rädern sollten auf der Gegenseite alle in etwa unter den Ösen der Kuppelstange liegen. Ist das nicht der Fall und eine Öse schaut komplett in eine andere Richtung, stimmt der oben angedeutete 90°-Versatz nicht. Dann bleibt vor dem Lächeln nur eine Korrektur.
Achtet darauf, dass der alte Fettschmodder entfernt wurde. Ein neu und mit gutem Öl bzw. Fett geschmiertes Modell verursacht einfach ein breiteres Lächeln. Tut Euch selbst einen Gefallen und nehmt verharzugssichere Schmiermittel. Es genügt ein Hauch ... der Preis für ein hochwertiges Präzisionsfett spielt also kaum eine Rolle.
So, nun ist es aber gut mit meiner Schlaumeierei.
Aber etwas habe ich noch für Euch. Da ich ... Pardon, der zuständige Modell-Planungsdezernent der Bahndirektion Klustal natürlich ... auf meiner Anlage nur große Radien zugelassen habe bzw. hat, kann ich mir die Montage von Kolbenstangenschutzrohren erlauben. Ich musste mir aber erst welche bauen:
Sie entstanden aus Messingröhrchen und abgesägten Ringen. Zusammengelötet und brüniert konnte ich sie in die Zylinderlöcher einkleben. Vorsicht, sie dürfen nicht sehr weit in die vordere Bohrung ragen, da sonst die Kolbenstange am Totpunkt anstößt. Das habe ich natürlich zuvor getestet. So steht die Lok gerade aufrecht in einer Klemmvorrichtung auf dem Basteltisch. Sie wagt es nicht, sich zu rühren, bevor der Kleber ausgehärtet ist.
Ich finde, die unscheinbaren Röhrchen machen was her. Das Loch vorne wird noch verschlossen.
Das waren die Neuigkeiten vom Basteltisch. Ich denke, morgen wird das Maschinchen fertig und die Testfahrten können beginnen. Puh ... durchatmen für alle, die bis hierher durchgehalten haben. Dann kommt wieder was Neues ...
LG
Hubert
PS: Sorry, ich hatte noch ein Bild vergessen. ops: