Hallo zusammen,
was mich hier immer wieder aufregt, ist diese vollkommen unangemessene Aufregung, die einem entgegenschlägt, wenn man es wagt, etwas an einer Märklinlok zu kritisieren. Dieser beinahe schon religiöse Eifer ist schon sehr befremdlich. Da wird einem unterstellt, man hätte nichts anderes vor, als die Marke zu zerstören und ähnliche Sachen, nur, weil man z.B. ein Vorlaufrad, das objektiv wirklich sehr viel kleiner ausfällt, als es maßstabsgerecht wäre, als unschön anspricht.
Auf derart sachlich vorgetragene Kritik mit solchen Anfeindungen zu reagieren, ist einfach unterirdisch. Und dann immer diese Mantras der immer wieder kehrenden Argumente, warum Märklin vermeintlich etwas so macht, wie sie es eben machen; Stichwort Kurzkupplung als Grund für hohe Pufferbohle, obwohl die Pufferbohle auch bei Loks zu hoch gesetzt wird, die gar keine Frontkupplung haben (01-er). Oder die gute alte Betriebssicherheit, die allein dadurch gewährleistet werden kann, dass man diese hohen Spurkränze auch bei den kleinen Vorlaufrädern beibehält, auch wenn die Optik darunter doch arg leidet.
Wenn man allein das mit der Betriebssicherheit hier so ließt, müsste ja das Forum voll sein von Berichten über Modelle von Drittanbietern, deren Fahrzeuge ständig irgendwo entgleisen. Mir sind solche Berichte nicht massenhaft bekannt. Und meine eigene Erfahrung sagt etwas ganz anderes. Ich habe zahlreiche E-Kuppler, die mit einem größeren Vorlaufrad und etwas niedrigerem Spurkranz nicht betriebsunsicherer als meine Märklinloks unterwegs sind und die ich zum Teil sogar schon zu sehligen M-Gleiszeiten schon betriebssicher eingesetzt habe (sogar auf Weichen und Gleisen mit durchgehenden Mittelleiter aus den 50-ern). Also, was sollen diese Mythen, die zur Verteidigung eines heiligen Grals (so hat man oft das Gefühl) hier herangezogen werden? Kann man sich nicht einfach sachlich mit möglichem Verbesserungspotential auseinander setzten?
Es sollte doch allen daran gelegen sein, dass Märklin seine Produkte kontinuierlich weiter entwickelt und verbessert, damit sie weiter für breite Käuferschichten interessant bleiben. Und dazu gehört, dass man (noch) bestehende Ungereimtheiten ansprechen kann und darf. Auch, wenn es manchem aus den Ohren herauskommt und sie es nicht hören wollen, aber diese Sache mit der Pufferhöhe und den kleinen Vorlaufachsen könnte Märklin noch verbessern, weil es andere auch können.
Aber, anstatt einfach zu sagen:"ja, stimmt, das ist noch nicht wirklich Topniveau, was Märklin hier bringt", werden die wildesten Pseudoargumente (Kurzkupplung, Abwärtskompatibilität, Betriebssicherheit) ausgegraben, um diesen Umstand mit Eifer zu verteidigen. Wozu? Und woraus liest man aus solch einer Kleinigkeit ab, dass man mit der Kritik an diesem objektiv gegebenen Sachverhalt gleich eine Marke zerstören will?
Wenn man dauernd darauf besteht, dass die Erde eine Scheibe ist, wird sich auch der Widerspruch immer heftiger formieren und dann kommt es zu diesen unnötigen Anfeindungen, wie hier.
Es ist doch eben so, dass Märklin schon früher oft an alten Zöpfen festgehalten hat und sich nur sehr langsam bewegt hat. Und plötzlich ging eben doch, was andere schon seit Jahren, oft seit Jahrzehnten machten. Wie lange hat man sich mit der Kesselrückwand auf Höhe des Dachendes des Führerhauses arrangieren müssen, weil ja in eine richtige Lok ein Trommel- oder Scheibenkollektormotor reingehört? Fein detaillierte Dampfloks mit angesteckten Leitungen der Konkurrenten fielen beim Betriebseinsatz schon nach wenigen Metern komplett in ihre Einzelteile auseinander, weshalb nur angespritzte Leitungen an Metallkesseln ein ausreichend robustes Modell ausmachen konnten. Inneneinrichtung bei Personenwagen oder gar Kulissengeführte Kurzkupplung, alles Teufelszeug. Brünierte Räder waren nicht kontaktsicher genug, leise Schleifer ohne Loch für die Schraube gefährdeten die Betriebssicherheit und was weiß ich, was alles schon diskutiert werden musste, bis es Märklin dann doch abgestellt hat und endlich wieder ansehnliche, konkurrenzfähige Modelle heraus gebracht hat. In den ausgehenden 90-ern und frühen 2000-ern drohte Märklin, in meiner Wahrnehmung, vollkommen den Anschluss zu verlieren. Das hat man inzwischen weitgehend aufgeholt, in bestimmten Teilbereichen vielleicht sogar wieder Maßstäbe gesetzt. Und das ist gut so.
Wäre es nicht ein weiterer großer Schritt, wenn Märklin die Sache mit der Pufferbohlenhöhe vorne (hinten am Tender können sie es ja offenbar) und dem arg verkleinerten Vorlaufrad versuchen würde anzugehen?
Es muss dabei nicht die Quadratur des Kreises gelingen, sprich eine vollkommen maßstäbliche Umsetzung erfolgen, die angesichts der systemüblichen Kompromisse einer Modellbahn ohnehin weitgehend unerreichbar sein dürfte (weshalb diese Diskussion über die "wahre" Pufferbohlenhöhe auch in meinen Augen überflüssig ist, es genügt, wenn man sich darauf verständigt, dass sie eben etwas - bezogen auf die NEM im einstelligen Prozentbereich - zu hoch ausfällt). Aber man könnte sich seitens Märklin bemühen, sich soweit anzunähern, wie es andere Hersteller auch können. Die NEM ist in meinen Augen dafür eine gute Referenz. Bewusst auf die notwendigen Kompromisse für die Modellumsetzung ausgelegt, mit genügend Spielraum für eine betriebssichere Umsetzung, aber einer, unter den gegebenen Zwängen, größtmöglichen Annäherung an das Vorbild.
Was wäre schlimm an einem Tauschradsatz für den Vorläufer, der nicht ausdrücklich für alle Betriebskonstellationen (nicht zur Verwendung auf M-Gleis) vorgesehen ist, der am Ende aber doch in den überwiegenden Fällen tadellos funktioniert? Mit dem Lok-Tender-Abstand macht es Märklin doch auch so. Obwohl ausdrücklich der geringste Abstand nicht für den 360 mm Radius vorgesehen ist, berichten immer wieder Leute davon, dass sie genau diese Betriebssituation mit dem engen Abstand problemlos meistern.
Ein wenig mehr Gelassenheit beim Umgang mit Kritikpunkten, die Märklinmodelle betreffen, würde allen gut tun. Dann fehlen nämlich vielen, der hier geführten Wortgefechte einfach die Grundlage und kommen erst garnicht auf.
Pufferbohle zu hoch, Vorläufer zu klein? Hm, ja stimmt, ist immer noch nicht das Optimale. Aber insgesamt schaut die Lok doch wirklich toll aus. Die genannten Dinge kann man ggf. besser machen und manch einer wird sie sogar selbst noch verbessern (Vorläufer vom Konkurrenten einsetzen), aber vom Gesamteindruck ist es eine tolle Maschine. Laut MiBa ja sogar das beste zur Zeit verfügbare Großserienmodell. Na, wenn das nichts ist, was die Lok kaufwürdig macht? Und das will doch wirklich niemand ( so hoffe ich doch) hier in Abrede stellen, nur weil man findet, dass Märklin an der Front noch das ein oder andere Detail verbessern kann.
Ich habe in einem anderen Beitrag hier über Piko-Modelle geschrieben, dass man sie mit Warnaufklebern (nicht für die Anlagenbetrieb geeignet) versehen sollte, weil die darin verbauten Decoder (bei mir) zur vollkommenen Unkontrollierbarkeit neigen. So etwas sollte man sich mal in Bezug auf Märklin hier erlauben. Morddrohungen wären wahrscheinlich noch das Angenehmste, was man zu erwarten hätte. Aber über alle anderen Hersteller darf man (zum Glück) auch mal etwas derbe drüber ziehen (wenn es einigermaßen berechtigt ist), ohne dass man gleich verbal gelyncht wird.
Lasst doch Märklin einfach sein, was es ist. Ein Modellbahnhersteller! Einer, der zahlreiche tolle Sachen für unser schönes Hobby hervorbringt. Der in manchen Punkten schönere (als subjektive Wahrnehmung nicht diskutabel) oder meinetwegen auch bessere Produkte als andere Hersteller hervorbringt, der aber nicht unfehlbarer als andere Hersteller, auch Sachen nicht so toll hinbekommt, wie die Konkurrenten. Hauptsache es ist für jeden Geschmack genug dabei, dass sich die Produktion für dieses Hobby sich insgesamt noch weiter lohnt. Klar ist das erstmal doof, wenn man sich für ein Modell entschieden hat und dann Kritik daran aufkommt, die man so vielleicht noch nicht wahrgenommen hat. Aber da kann und sollte man drüber stehen können. Schließlich hat einem das Modell ja grundsätzlich irgendwann mal gefallen, als man es gekauft hat.
Mir gefallen meine Roco-Jumbos nach wie vor, auch, wenn ich inzwischen viel über mögliche Ungereimtheiten (Umlauf, etc.) zu diesen Loks habe finden können. Mir fallen die angeführten Punkte nun jetzt nicht so sehr auf, oder ich kann sie ausreichend ignorieren. Das geht auch, mit etwas höheren Pufferbohlen und zu kleinen Vorlaufrädern, denn man bemerkt es im Anlageneinsatz kaum, wenn überhaupt. Als ich hier das Video von meiner Wendelfahrt eingestellt hatte, musste ich auch erst einmal genau nachschauen, welche 50-er ich dort im Einsatz hatte. Eigentlich hätte ich sie ja an ihrem kleinen Vorläufer sofort erkennen müssen. Aber es ist mir zweifelsfrei erst nach Identifikation der Loknummer gelungen flaster:
Ich freue mich jedenfalls auf die Lok, wenn sie irgendwann in der für mich passenden Epoche verfügbar ist und wenn Märklin sich bis dahin noch der kleinen Vorlaufräder annehmen würde, würde ich mich noch ein kleines bisschen mehr freuen.
In diesem Sinne noch schöne Ostern wünscht
Thomas (WiTo)