Hallo werte Stummis,
jetzt möchte ich doch auch noch was zum Thema beitragen. Vorab möchte ich mich gar ganz lich bei Carsten (CarstenLB) für die einmaligen Bilddokumente bedanken. Klasse Aufnahmen dabei. Das .
Als alter Mühlackerer steh ich ja sozusagen und geradezu am Scheidepunkt der Residenzbahn und Westbahn .
Kurze Zusammenfassung eisenbahngeschichtlicher Hintergründe, welche der unten abgebildeten Infotafel, bzw. einer diesbezüglichen Führung im letzten Jahr mit Herrn Matthias Lieb, Landesvorsitzender des VCD Baden-Württemberg (http://archiv.vcd-bw.de/vcd/vorstand/index.html), dem persönlichen Wissensschatz zugeführt wurde.
Nach langwierigen und -jährigen Verhandlungen wurde die Streckenführung der Westbahn schlussendlich von Stuttgart über Ludwigsburg, durch Mühlacker nach Bretten und Bruchsal festgelegt. Streckeneröffnung fand dann am 01. Oktober 1853 statt. Es war die erste Strecke, welche die Landesgrenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden überwand. Das Königreich Württemberg wollte damit einen Zugang zum Mannheimer Rheinhafen, bzw. die Versorgung mit Kohle sicherstellen.
Das Großherzogtum Baden wollte aber zudem eine Anbindung Karlsruhes an die Westbahn, weshalb im damaligen Eckenweiherhof in Mühlacker, einem Weiler welcher damals zum heutigen Ortsteil
Dürrmenz gehörte, ein Grenzbahnhof entstand. 10 Jahre später, 1863 wurde der badische Bahnhof in Mühlacker eingweiht. Die Strecke, die heutige Residenzbahn, führte von Mühlacker, über Enzberg, Niefern, Eutingen (Baden), Pforzheim, Wilferdingen nach Durlach.
Somit hatte Mühlacker zwei Bahnhöfe und auch zwei Drehscheiben. Ich habe extra für Euch bei meinem heutigen Sparziergang ein paar Bilder geschossen, wie es damals aussah und heute aussieht. Wer daran Interesse hat, kann gerne weiterlesen.
Zunächst das Bild der Infotafel, welche am Mühlacker Bahnhof vom VCD aufgestellt wurde.
In dieser Übersichtskarte sieht man die angedachten Trassenführungen. Es war auch eine Strecke über Bietigheim-Bissingen und Heilbronn und Sinsheim angedacht. Diese ist rot eingezeichnet.
Nun zur Zeichenerklärung. Schmankerl nebenbei. Es gab ja auch unterschiedliche Uhrzeiten. Was so manchen bei der Abfahrt in Mühlacker in Verwirrung stürzte, da am badischen Bahnhof die badische "Staatszeit" galt und im württembergischen die württembergische Zeit. Wie man sieht gingen im Badischen die Uhren anders und langsamer . Das ist auch heute noch so .
Hier sieht man im Detail und blau eingezeichnet die Westbahn von Stuttgart über Mühlacker nach Bruchsal. Ab Mühlacker teilt sich dann die Strecke in die Westbahn (nach Bruchsal) und Residenzbahn (nach Pforzheim-Karlsruhe).
Die Gleisanlage, wie man sieht noch seeeehr übersichtlich, um 1853 mit Drehscheibe, welche schon lange abgebaut ist. An deren Standort wurden einst die Ziegelwerke Mühlacker gebaut, welche auch schon wieder Geschichte ist. So wie ich das sehe ist die Strecke noch eingleisig.
1864 hat sich das Areal doch schon stark verändert. Der badische Bahnhof kam hinzu (gelb markiert), die Strecke wurde soweit ersichtlich zweigleisig und es bestand eine zweite Drehscheibe. Überbleibsel des badischen Bahnhofes ist das Gleis 50 am Bahnhof, bei welchem die Stadtbahnlinie S5 der AVG teilweise endet.
Noch weitere Infos für Interessierte.
Und so sah das Bahnhofsgebäude damals aus.
Bahnhof Mühlacker um 1920. Das auf dem Bild ersichtliche E-Werk mit Schornstein beheimatet heute den Modelleisenbahnclub Mühlacker
(http://www.modellbahnclub-muehlacker.de/)
Nun wagen wir den Sprung in die Jetztzeit. Ein Blick von der noch relativ neuen, sogenannten V-7-Brücke (für 7. Planungsvariante) auf den Bahnhof Mühlacker. Bei dem Gleis ganz rechts außen handelt es sich um das besagte Gleis 50, an welchem teilweise die S 5 endet, mit der man aber auch bis nach Bietigheim-Bissingen fahren könnte, wenn man denn wollte.
Das große Gebäude rechts im "Vordergrund" ist der ehemalige badische Bahnhof. Das kleinere, sich links anschließende Haus ist das ehemalige E-Werk, bzw. Vereinsheim des MEC Mühlacker. Noch etwas weiter links, das nun wieder größere Gebäude ist das ehemalige württembergische Bahnhofsgebäude.
Nun stehen wir auf dem gerade ganz neu errichteten Bahnsteig des Gleis 50 und blicken auf die V-7-Brücke, dahinter die alte Eisenbahnbrücke in Stahlfachwerkonstruktion.
Hier kann man die Trennung der Westbahn und Residenzbahn bestaunen. Rechts weg geht die Westbahn weiter in Richtung Bretten, Bruchsal. Links die Strecke nach Pforzheim und Karlsruhe, welche derzeit wegen Gleisarbeiten ab Pforzheim gesperrt ist.
Die S 5 auf dem Weg nach Pforzheim auf der Residenzbahn.
Die V-7-Brücke.
Blick auf die Westbahn von der alten Eisenbahnbrücke
Die Residenzbahn nach Pforzheim-Karlsruhe
Noch ein paar Impressionen der alten Eisenbahnbrücke, welche heute für Fahrzeugverkehr gesperrt ist, in Stahlfachwerkkonstruktion.
Sodele, ich hoffe ich konnte Euch ein wenig unterhalten.
Grüße