Hallo zusammen,
Letztens war in unserer Zeitung wieder ein Artikel, von dem ich dachte, dass der euch vielleicht interessieren könnte. Die „Gams“ in Egg, ein paar Dörfer weiter, ein ziemlicher Nobelschuppen, feiert 50 Jahre Jubiläum. Da war ich noch nie, das ist nicht unsere Liga. Aber unser Lehrer, mit dem wo wir unseren Wandertag gemacht haben, der geht immer zum Jahresessen mit dem Oberschulamt in die „Gams“ nach Egg. Und sein Lieblingsessen dort ist immer versoffener Fisch. Das tät mich schon gar nicht interessieren. Wenn Fisch, dann mag ich ihn am liebsten gebacken oder als Steckerlfisch. Egal. Aber der Wirt hat ein bisschen was erzählt zu seinem Rezept und wieso es das bei ihm gibt. Vielleicht mögt ihr es lesen? Na dann los…
Besser lesen kann mans natürlich, wenns noch etwas größer ist… Die Ländle - Werbung lass ich aber weg.
Als im Frühjahr 1944 die Ost- und die Westfront immer weiter zusammenrückten, entfalteten sich hektische Aktivitäten in den Gebieten, in denen die Tage der deutschen Besatzung absehbar gezählt waren. Im westfranzösischen Departement Charente machten sich Mitte April 1944 hohe deutsche Besatzungsbeamte daran, für das Führerhauptquartier am
Obersalzberg über Berchtesgaden, eine voraussichtlich letzte Großlieferung des unübertrefflichen Weinbrandes aus der Weinbauregion Cognac für den Versand vorzubereiten. Da der Landweg mittlerweile zu unsicher erschien, wurde für die streng geheime Mission eine zweimotorige
Ju88 statt mit Waffen mit Fässern, Kisten und Flaschen voll erlesenstem Cognac beladen und im Schutze der Nacht eine besonders erfahrende Crew losgeschickt. Dadurch, dass sie alle großen Städte weiträumig umging, kam sie ohne Zwischenfälle voran. In einem abgelegenen Militärflughafen im Elsass wurde die Maschine aufgetankt und in der nächsten Nacht zur zweiten Etappe losgeschickt.
Diese Nacht war besseres Wetter als in der Nacht zuvor, es war mondhell, weshalb auch die britische Royal Air Force entschieden hatte, im süddeutschen Raum mehrere Luftangriffe zu fliegen, u.a. auf
Friedrichshafen am Bodensee. Das wurde der Maschine und ihrer Besatzung zum Verhängnis. Da die deutschen Flakleitstellen nichts von dem Sonderflug wussten, wurde sie über dem Bodensee von der deutschen, der eigenen Flak erfasst und abgeschossen. Die
Maschine versank im westlichen Teil des Bodensees, die ganze Besatzung kam um.
Das gab natürlich hinter den Kulissen ein großes Nachspiel -– die Telefone zwischen den Büros der Kreisleiter funktionierten noch. Der Friedrichshafener Kreisleiter versprach, mittels Tauchkommandos die Ladung nach Möglichkeit zu retten. Das Flugzeug wurde nicht weit weg vom südlichen Ufer des „Überlinger Sees“, im Bereich der
“Marienschlucht“ lokalisiert. Die Stelle war eigentlich nicht schwierig zu finden, es war in der Nähe des
“Teufelstischs“, einer Steinplatte, die nicht tief unter der Wasseroberfläche liegt. Die Kreisleitung sperrte den See weiträumig ab, und Elite - Taucher der deutschen Kriegsmarine schafften es, einen Großteil der Ladung zu bergen und auf die als Einsatzbasis verwendete
Bodensee - Motorfähre „Schussen“ zu verbringen. Da der Knotenpunkt Friedrichshafen zunehmend unter Fliegerbeschuss lag und Bahntransporte hierüber Richtung Osten nur noch notdürftig funktionierten, brachte die „Schussen“ ihre kostbare Fracht in den Seehafen nach Bregenz, wo der Cognac umgeladen und per Bahn nach Berchtesgaden weiter spediert werden sollte, der hohen Priorität wegen mit einem Truppentransportzug. Wegen Luftangriffen auf Lindau wurde der Zug kurzerhand über Feldkirch – Bludenz – Reuthin ins Allgäu umgeleitet. Und dort ereilte ihn sein Schicksal. Saboteure sprengten die bereits
1941 zerstörte (und danach nur als Behelfsbrücke wieder hergestellte) Achbrücke bei Reuthin und der Zug stürzte in den Bach. Man kann von Glück sagen, dass die hochprozentige Ladung nicht Feuer fing und den Zug in Brand setzte, sondern „nur“ auslief!
Der zuständige Ordonnanzoffizier auf dem Obersalzberg soll getobt haben, als er davon hörte! Bregenzerwälder Fischer flussabwärts freuten sich in diesem Frühjahr über besonders große und wohlschmeckende Lachse und Forellen aus der Ach, die schmeckten, als wären sie in bestem Cognac mariniert worden…
Innerhalb der NS – Strukturen war es ja vielfach Usus, dass wer die Möglichkeit dazu hatte, sich im System auch stets selbst bediente. Da machte auch der Friedrichshafener Kreisleiter keine Ausnahme. Er hatte sich aus der Bodensee - Rettungsaktion zwei größere Fässer Cognac zurückbehalten und diese im Keller seines Studienfreundes, seines Zeichens ebenfalls Kreisleiter in Bregenz gelagert, wohl wissend, dass diese Naturalien in Zeiten des Zusammenbruchs ein Vermögen wert waren. Als nun die NS – Verwaltung Bregenz räumte, ließ er die beiden Fässer auf einen schmalspurigen Flachwagen montieren und nach Egg in den Bregenzerwald bringen, wohin er sich mit seiner Familie abgesetzt hatte. Als er dann am Abend im Schutz die Fässer anstach, um den Inhalt in Flaschen abzufüllen, wunderte er sich über die wasserhelle Flüssigkeit, die aus dem Fass rann. Der gute „Stoff“ hatte die Fässer längst verlassen, und sein „Freund“ hatte die Fässer wieder mit Wasser befüllt… Kurz und gut, wie gewonnen, so zerronnen. Als französische Soldaten ihn in Egg aufspürten und identifizierten, beging er zusammen mit seiner Frau Selbstmord. Wer dann letzten Endes den guten Cognac ausgetrunken hat, lässt sich nicht mehr ermitteln. Ziemlich sicher Franzosen…
Der
Fasslwagen blieb in Egg stehen. Der findige Hotelier des ersten Hauses am Platz – Gabriel Grottlers Großvater, erwarb diesen Wagen von den französischen Militärbehörden und lässt sich seither damit
– immer noch per Schiff über den Seehafen Bregenz - seinen Hauswein anliefern, angebaut in einer schattenverwöhnten

Steilhanglage des familiären Weingutes am Bodensee.
Das Hotel ist zu jeder Jahreszeit ein guter Stützpunkt im vorderen Bregenzerwald. Die Küche bietet zu gepflegten Weinen auserlesene regionale und internationale Spezialitäten, so etwa nach altem Hausrezept auch „Forelle à la Cavembourg“– das Restaurant ist zu jeder Jahreszeit zu empfehlen.
Ich hoff, es hat euch gefallen.
Euer Toni