[quote="Andreas Poths" post_id=1833331 time=1526460924 user_id=898]
Ich schreibe das, weil es hier bei einigen Beiträgen scheint, daß viele ihre Anlage nach Vorgabe bauen - und zwar soll die Länge (und Anzahl) der Waggons die Vorgabe sein. Ist das wirklich so?
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Definitiv ja – bringt einem ja nix, wenn man ein Gleis hat, wo nichts drauf passt. Wenn du in einem Spur-N-Forum einen Plan vorschlägst, wo keine 1,25 m-Züge (Lok + 7 Wagen, bzw. 200 m in groß hin passen, wird dir auch ziemlich sicher nicht nur einer raten, dies zu ermöglichen (ggf. mit Ideen, wie man Platz gewinnt). Meist verbunden mit der Empfehlung "weniger Tiefe, mehr Breite". Ich bin überrascht, dass dies bei H0-Bahnern, die ja oft schon um den vierten oder fünften Wagen kämpfen müssen, so gar kein Thema ist…
Zitat
In dem Zusammenhang frage ich mich doch, woher der Wunsch nach maßstäblichen Wagen in letzter Zeit eigentlich kommt. Irgendwann muss sich der Wechsel von einer "Spielbahn" zu einer exakten "Modellbahn" im Bewusstsein vollzogen haben.
Das ist in Deutschland ein steter Prozess, seit der Anfangszeit der Bahnen. Mit den besseren Möglichkeiten wurden die Modelle zu immer genaueren Abbildern ihrer Vorbilder. Bereits seit den 1950ern sind neu entwickelte Loks in aller Regel maßstäbliche Nachbildungen einer konkreten Baureihe. Hierdurch hat sich dann eben auch eine Szene der Modellbahner entwickelt, die auch in anderen Bereichen eine bestmögliche Abbildung haben wollte. Hier muss man allerdings klar sagen, dass die großen Hersteller zwar keine Hemmungen hatten, große Loks umzusetzen und später kaum für R1 geeignete Fahrzeuge wie Big Boy und Tragschnabelwagen, bei Reisezugwagen aber sehr lange noch generische Modelle blieben. Als Märklin 1966 die um wenige Millimeter zu kurze E 03 brachte, waren die Wagen dazu praktisch genauso lang… Die 1:100-Modelle waren ja um 1970 einem der großen Hersteller schon zu viel!
Dies hat dann eben neue Hersteller auf den Plan gerufen – Liliput und Ade waren hier die Pioniere. Erst in den 1980ern kam das ganze dann mit Roco in die Großserie (wie übrigens auch ein Gleissystem, das noch heute mit riesigem Abstand das vorbildnächste "Fertiggleis" ist).
Die spannende Frage ist jetzt, warum die 1:100-Wagen zunehmend aus den Katalogen verschwinden. Und da denke ich eben, dass sich das sowieso vorhandene Problem "Konkurrenz Gebrauchtware" in diesem Bereich durch die zu längeren (und feiner detaillierten!) Wagen verschobene Nachfrage so drastisch verschärft, dass sich die Herstellung der kurzen nicht mehr rentiert. Dies würde dann auch erklären, warum aktuelle Lackierungen davon nicht betroffen sind – weiße DB-Wagen und ÖBB Upgrade-Design gibt es eben nicht als Kiloware bei ebay; rot/beige aber schon… Und da die 1:100-Zielgruppe keinen Anspruch an Genauigkeit hat, lohnt es nichtmal, selektive Neuauflagen zu machen – also nur die Wagen, die gebraucht teuer geworden sind.