Hallo zusammen
Ich bin seit längerer Zeit passiver Nutzer dieses Forums und konnte hier schon zahlreiche Inspirationen holen. Nun möchte ich gerne meine bescheidene Anlage vorstellen.
Dazu müssen wir uns in die Ende 50er / Anfangs 60er Jahre begeben. Zu diesem Zeitpunkt waren in der Schweiz praktisch alle Bahnlinien elektrifiziert. Irgendwo in den Schweizer Voralpen existierte damals aber noch eine schmalspurige Linie, welche noch mit fahrplanmässigen Dampfzügen betrieben wurde.
Die Strecke wurde am Ende des 19. Jahrhundert für den Abtransport der grossen Holzvorkommen in diesem Seitental gebaut. Damals ging man davon aus, dass die Bahn ausschliesslich im Stil einer Feldbahn betrieben wird. Darum baute man - in der Schweiz eher unüblich - Spurweite 750 mm. Die Topografie erforderte zahlreiche Kunstbauten und für den Adhäsionsbetrieb grosse Steigungen, was die Anhängelast stark einschränkte. Anfangs des 20. Jahrhunderts erkannte man, dass die Bahn auch für den Tourismus interessant war und dies machte die Bahngesellschaft rentabel. Aus diesem Grund verlängerte man die Bahnlinie bis nach Lenzkirch. Dieses kleinere Städtchen liegt an einem grösseren See, auf welchem auch Fracht transportiert wurde. Dieser Weiterbau und den Anschluss an den Hafen von Lenzkirch brachte auch einen weiteren Aufschwung im Güterverkehr. Man plante sogar, die Bahnlinie auf Meterspur oder sogar Normalspur auszubauen. Der ausgebrochene Erste Weltkrieg verhinderte aber dieses Vorhaben, da dadurch der Güter- und Personenverkehr praktisch zum Erliegen kam. Davon erholte sich die Bahngesellschaft kaum mehr. Auch der teure Unterhalt machte ihr schwer zu schaffen. Die Einstellung der Strecke stand mehrmals zur Diskussion. Da aber eine wintersicherere Strassenverbindung in dieses abgelegene Seitental fehlte, behielt die Bahnlinie ihre Berechtigung. Wegen des anbahnenden Endes verwarf man auch eine Elektrifizierung. Der in der Schweiz selten gewordene Dampfbetrieb brachte in den 50er Jahren auch wieder bescheidenen Tourismusverkehr. Die beschränkten Mittel der Bahngesellschaft veranlasste diese dazu, das Rollmaterial von Deutschland und Österreich aus zweiter Hand zu übernehmen. Man verzichtete auch darauf, die Züge neu zu beschriften. Im Jahr 1967 wurde in einem Nebental ein Wasserkraftwerk fertig gestellt. Für den Bau und Unterhalt wurde eine Strasse, mit einer Querverbindung nach Hintermoos, gebaut, welche das Todesurteil für die Bahngesellschaft bedeutete.
Zum dargestellten Zeitpunkt dampfte es noch in Hintermoos. Die dreigleisige Station lag am Rand des kleinen Dorfes. In unmittelbarer Umgebung befand sich der romantische Gasthof „Zum Bahnhof“. Ein grosser Teil der Güter wurde noch per Bahn angeliefert resp. abtransportiert. Hierzu gab es einen Güterschuppen und ein Freiladegleis. Von Hintermoos führte auch noch eine kurze Stichbahn zu einer Wohnsiedlung mit einem Heilbad. Somit gab es auch ab und zu Übergaben von der Hauptlinie auf die Stichbahn. Die für die Nebenlinie eingesetzte Dampflokomotive konnte im 1-ständigen Lokschuppen behandelt werden oder darin übernachten. In Hintermoos konnte man noch auf eine Postautolinie umsteigen, welche einen noch weiter in die Berge hinaufführte.
Begeben wir uns nun nach Hintermoos und schauen dem Feierabendverkehr zu, welchen den Bahnhof fast an die Kapazitätsgrenze bringt:
Der von Lenzkirch kommende Güterzug verlässt den Tunnel unterhalb der Burgruine und wird in Kürze in den Bahnhof Hintermoos einfahren.
Nach dem Umfahren des Gasthofes fährt der Zug rumpelnd auf das Gleis 1 vom Bahnhof Hintermoos ein…
… und kommt dort zum Stillstand …
… um den Gegenzug abzuwarten.
Der entgegenkommende Personenzug hört man bereits die Schlucht hinausdampfen.
Die Hänge im Tal sind brüchig. Darum mussten diese immer wieder gesichert werden. Teilweise wurden Abbrüche auch mit provisorisch anmutenden Brücken überquert.
Nachdem der Zug die enge Durchfahrt zwischen dem steilen Hang und der landwirtschaftlichen Werkstatt passiert hat…
… fährt dieser auf das Gleis 2 ein, wo dann die beiden Güterwagen abgekuppelt werden.
In der Gartenwirtschaft lässt man sich durch den Zugverkehr nicht weiter stören.
Der Güterzug macht sich weiter auf den Weg talwärts.
Kurze Zeit später überquert der Kurzzug der Stichbahn den Bach…
… und fährt auf das Gleis 3 ein.
Nur wenige Passagiere wechselten den Zug und der Personenzug …
… und rollt wegen der engen Kurvenradien in langsamer Fahrt aus dem Bahnhof und verlässt Hintermoos in Richtung Lenzkirch.
Jetzt wo sich der Bahnhof geleert hat, setzt die ehemalige Heeresfeldbahnlok zurück, …
… übernimmt die beiden abgestellten Güterwagen …
… und rangiert diese an den Zug der Stichbahn.
In etwas aufwändiger Hin und Her-Fahrt fährt die Lok zum Güterschuppen, wo sie neue Betriebsmittel fassten kann.
Nachdem die Lok wieder bereitgestellt worden ist, verlässt auch die Stichbahn den Bahnhof und es kehrt wieder Ruhe ein. An diesem Abend wird gegen zwanzig Uhr nur noch ein Personenzug Hintermoos anfahren.
Dieser Anlageteil ist zu 80 Prozent fertig gestellt. So fehlen im linken Teil noch zahlreiche Bäume und Begrünung. Auch hat der Bach noch kein Wasser erhalten. Mit der Detaillierung (Personen, Gegenstände, etc) habe ich erst punktuell begonnen. Den Hintergrund hat mir mein Bruder vor wenigen Wochen gemalt. Hier sind die Übergänge noch nicht an die Anlage angepasst worden. Zur Zeit beschäftige ich mich aber eher mit dem zweiten Anlageteil „Hafen Lenzkirch“, welchen ich zuerst vorantreiben will. Hier entsteht eher ein städtisch / industriell geprägter Abschnitt.
Ich freue mich auf Anregungen und natürlich Kritik. Gerne beantworte ich auch allfällige Fragen.
Freundliche Grüsse aus der Schweiz!
Rolf