Wurzlmairs Reise nach Kroatien!
Es war wieder einer dieser Tage nach einem ausgiebigen Schafkopf in der Bahnhofswirtschaft. Die Augenlider schwer, der Kopf brummte etwas und insgesamt fiel einem das Arbeiten nicht leicht. Heute hatte der Wurzlmair eine Aushilfe zum Heizen auf dem Bock. Das war der Sohn vom Regionaldirektor der Bahngesellschaft, der sich fürs Studium laut seinem alten Herrn ein paar Groschen selber dazu verdienen sollte. Das machte aber dem jungen Herrn nicht allzu viel Spaß. So waren die zwei auf der Lok und keiner war zu 100% bereit für die Arbeit. Der eine konnte nicht wegen dem Kartenspielabend, der andere wollte nicht. Aber es half nicht, die Fahraufträge mussten erledigt werden und so dampften die zwei an den Güterschuppen und holten 2 Wagen ab, die zur Großmarkthalle in der nächsten Stadt gebracht werden sollten.
Auf dem Frachtzettel der Wagen stand als Empfänger der Wagen Zoran Pekuvic, Kroati….mehr nicht. Dann war der Zettel eingerissen und ein Stück fehlte. Also fuhren sie los, der kleine B Kuppler dampfte und stampfte über die Bahnhofsgleise. Raus auf die Strecke, bis zur Abzweigung der Strecke nach Großbach. Durch das Schaukeln der Lok war mittlerweile unser Wurzlmair eingeschlafen. Da sich der Aushilfsheizer auch schon mit dem Steuern von Dampfloks etwas auskannte übernahm er die Steuerung der Lokomotive.
An der Abzweigung angekommen hielt der kurze Zug am Stellwerk an. Die Besatzung vom Stellwerk fragte wohin es denn gehen soll, da anscheinend kein Fahrauftrag für den kurzen Zug vorlag. Der Aushilfsheizer schaute auf die Wagenpapiere und sagte dann, anscheinend nach Kroatien. Ungläubig fragten die Stellwerker nochmal nach, aber als der junge Heizer das nochmal bestätigte glühten die Telefonleitungen. Nach 10 Minuten stellten sie die Weiche und das Tor zur Welt stand offen. Der Aushilfsheizer öffnete den Hebel und der Zug setzte sich in Bewegung. Mittlerweile schlief unser Wurzlmair immer noch tief und fest. Die kleine Lok fuhr etwas ängstlich weiter, kannte sie doch diesen Streckenteil überhaupt nicht. Nach kurzer Fahrt bekam die Landschaft ein anderes Gesicht, das Grün der Wiesen und Bäume verschwand und wich einem eher holzfarbenen Ton. Wo sind wir hier nur hingefahren? Als dann auch noch die Gleise aufhörten musste die Lok abrupt bremsen, dadurch schreckte der Wurzlmair hoch. „Hilfe!“ dachte er sich, wo bin ich denn?
Noch nicht zu Ende gedacht fiel die Lok auch schon in ein blaues, sehr großes Behältniss. Wahrscheinlich ist das eine Blaublubbervorratsdose. Wer weiß? Durch den großen Schreck fiel unser Wurzlmair in eine tiefe Ohnmacht. Als er daraus wieder erwachte sah er sich um, da stand seine Lok, aber was war das? So viel Wasser auf einem Fleck hatte er ja noch nie gesehen. Dahinter eine ungewohnte Landschaft und salzige Luft. Es stellte sich nach einem kurzen Hand-Fuß Gespräch mit Einheimischen heraus, dass sie sich mitten in Kroatien befanden. Was solls, sagten sich die beiden, gehen wir erstmal was essen. In einer Wirtschaft angekommen waren sie sehr verunsichert. Kein Weißbier, keine Weißwürste und auch kein Leberkäs? Wie kann man da leben? Schließlich fanden sie doch noch was , gegrilltes Fleisch und gegrillten Fisch, dazu 5 Liter Wein. Oh je, der Wurzlmair lernt auch nie dazu.
Nach einem kurzen Anruf zuhause wurde die Rückholung der Lok und der Mannschaft geplant und in die Wege geleitet. Der Wurzlmair und sein Aushilfsheizer mussten sich aber eine Woche gedulden bis es wieder auf die Heimreise ging. Dabei genossen Sie das schöne Wetter und gute Essen.
Nach einer Woche klappte endlich die Heimreise, die Blaublubberdose machte wieder auf und schwupps, befand sich die Lok samt Mannschaft auf gewohnten Gleisen. Nachdem Sie die Lok zur Bekohlung gefahren hatten fragte der Wurzlmair seinen jungen Kollegen wie er überhaupt darauf gekommen ist, dass die Wagen nach Kroatien müssen. Er zeigte ihm die Wagenzettel und da fing der Wurzlmair lauthals zu lachen an. Der Zettel war nur umgeknickt und beim Wagenempfänger stand: Zoran Pekuvic, Kroatischer Obst-und Gemüsehandel, Großmarkt!