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Der Fluch der Akribik, Teil 293
MIT DEM DAMPFZUG ZU DEN SCHRÖCKLICHEN TEUFELN
Foto: ÖBB - mit freundlicher Genehmigung des Filmteams
Hallo, ihr Lieben, da bin ich wieder. Und nein, es hat mich nicht der Krampus geholt, wie das Foto zu versprechen scheint. Ich war in dieser Hinsicht nicht einmal sonderlich gefährdet, denn ich war mit dem Zug in diesem Video hier als Schaffner des Heiligen Nikolaus unterwegs. Seitdem kann kein Teufel mir mehr etwas anhaben. Sogar meine Schaffnerzange halten sie jetzt für heilig...
Vielen Dank an alle, die mir nach all‘ den Jahren unermüdlichen Berichtens ein paar Wochen Auszeit gegönnt haben.
Die Ungeduldigen unter euch seien getröstet: ihr habt nichts versäumt. Ich habe lediglich darauf verzichtet, euch Schwelle um Schwelle, Schienenprofil um Schienenprofil, Litze um Litze, Klemme um Klemme, Weichenantrieb um Weichenantrieb die Herstellung des betriebsfähigen Zustandes des Schattenbahnhofs zu beschreiben:
Das wäre garantiert uuuuuurfaaaaad für euch geworden, ausgenommen für die wenigen unter euch, die meinen Thread noch nicht gelesen haben und nicht gemerkt hätten, dass ich mich wiederhole.
Naja, ganz so fad war’s dann doch nicht. Eine Weiche konnte nicht dort platziert werden, wo sie dem Plan nach hinsollte, denn dem stand ein echter Planungsfehler entgegen. Irgendein Trottel von Planer 😊 hatte die Breite des Weinert-Antriebes falsch eingeschätzt, daher konnte ich zwei Weichen nicht nebeneinander verlegen, sondern musste sie erheblich zueinander versetzt einbauen. Etliche Abstellgleise verloren durch diese Maßnahme mehrere wertvolle Zentimeter an Länge. Wie’s halt ist, wenn nach Abschluss der Planungsphase neue Produkte auf dem Markt erscheinen, deren Abmessungen man nicht erahnen konnte.
An zahlreichen Schienenprofilen waren Litzen anzulöten und an nicht minder zahlreichen Endschwellen waren die Kleineisen abzuschneiden, damit die Schienenverbinder Platz fanden. Damit fand sich mein linker Zeigefinger in einer äußerst bedrohten Rolle wieder. Ein ungemein simples Werkzeug schaffte Abhilfe:
Zwei gleich breite, unterschiedlich lange Holzklötzchen, L-förmig aufeinander geleimt, erwiesen sich als idealer Fingerschoner. Geschnitten wird, wie gezeigt, immer in Richtung des oberen Klötzchens. Zu diesem Zweck wird das Gleis immer entsprechend gedreht. Das kostet aber kaum Zeit und Mühe, und die Finger der haltenden Hand bleiben stets aus der Gefahrenzone. Und warum da „TOOL“ draufsteht? Weil das praktische Klötzchen sonst Gefahr läuft, bei den Holzvorräten für meinen Kaminofen zu landen.
Und dann war da noch die Sache mit dem Train-Safe.
Einige unter euch wissen, dass ich mit dem Transport von Modellen bislang immer recht salopp umging. Eine simple Schachtel musste genügen und wenn etwas abbrach, dann wurde es halt wieder angeklebt. Wozu, wenn nicht zum Reparieren, hatte man den Kleber erfunden…
Bei Reparaturen an den Plattformen der Spantenwagen aber verlor ich eine Menge Zeit, weil der Kunststoff nur höchst widerstrebend Klebeverbindungen einging. Bei einem Mikro-Metakit-Modell löste sich das Gestänge, welches nur mit viiieeel Geduld wieder angelötet werden konnte. Auch das hätte sich wahrscheinlich vermeiden lassen.
Dabei war das Problem gar nicht so sehr das gelegentliche Präsentieren von Modellen unter Modellbahnfreunden. Gefährlicher war der Transport im Haus zwischen Keller und Obergeschoß – ein Absturz auf der Stiege konnte einen Totalschaden bedeuten. Da musste eine professionelle Lösung her. Ich entschied mich für einen befahrbaren TrainSafe Travel:
Für diesen vorzügliche Transportbehälter gibt es einen Gleisadapter, der das Einfahren bis in den mit Schienen ausgerüsteten Train-Safe erlaubt. Der Adapter war um einen Millimeter niedriger als mein Gleis samt schalldämmender Bettung. Sowohl der Adapter als auch die angrenzende Abstellfläche für den Train-Safe mussten mit Polystyrol entsprechender Stärke unterfüttert werden.
Für das Zufahrtsgleis zum Train-Safe war - abweichend vom ursprünglichen Gleisplan - im Vordergrund des Schattenbahnhofs eine neue Weiche einzufügen. Dafür musste ein bereits verlegtes Drehscheibengleis weichen. Beim Entfernen des Drehscheibengleises zeigte es sich, dass die Methode, das Gleis nur ganz außen an den Schwellen mit Tesa-Punkten anzuheften, in diesem Fall äußerst vorteilhaft war.
Ich fuhr mit einem Cutter unter den Schwellen durch und konnte die Schwellen schnell und Problemlos lösen, ohne den Dämmgummi nennenswert zu beschädigen. Die Schwellen ließen sich leicht reinigen. Der Kleber konnte mit einer Pinzette überraschend schnell von den Schwellen entfernt werden, sodass sich der Gleisrost binnen weniger Minuten in einem wiederverwertbaren Zustand präsentierte.
Das mit Uhu Kontakt bzw. Pattex Classic befestigte Dämmmaterial tat ebenfalls genau das, was es sollte: es hielt bombenfest. Hier war heftiges Kratzen und Schaben angesagt, sowie ein paar Internet-Recherchen, die dazu führten, dass ich jetzt endlich weiß, wie man einen Stechbeitel richtig schleift. Videos wie dieses hier beendeten jäh das Zeitalter der rostigen, schartigen Schneide- und Schabwerkzeuge in meiner Werkzeugkiste.
Der Schattenbahnhof will natürlich professionell überwacht werden. Nächste Woche stelle ich hier mein Gleisbelegungsmeldesystem um Euro 17,00 vor – eine Art simple „Extension“ zum ohnehin vorhandenen Notebook.
Liebe Grüße
Euer Karl